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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Monograph

Persistent identifier:
AU00156326
Title:
Theater-Kalender : auf das Jahr .... - 17 (1791)
Shelfmark:
Schiller-Bibl. I/Thea
G:Schiller-Bibliothek I / II
Originator / Former owner:
Schiller, Friedrich von
Gundolf, Elisabeth
Document type:
Monograph
Collection:
Books and Periodicals
Year of publication:
1791
Material description:
Druckschrift
Einzelne Einheit / Stücktitel, Band
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Language:
Deutsch

Full text

Gebärden der Anerkennung die Blumendekoration des Rathauses: 
zwei aus Veilchen geformte Schiffsanker. Jeder tat, was ihm zu- 
kam; jeder führte seine Rolle vollendet durch. Das hohe Paar zog 
die Behörden huldreich ins Gespräch, die Behörden nahmen ihren 
Platz ein und die Senegalesen machten brave Soldatenaugen. Wie 
ein Schauspiel, das man sich selber gab, wickelte sich der Empfang 
ab, und obwohl sämtliche Beteiligten auf offener Szene den 
nötigen Ernst wahrten, wußten sie doch, daß sie Schauspieler 
waren. Es fehlte nicht viel, und sie hätten hinterher Beifall ge 
jubelt. In der Dämmerung entfernte sich der Kreuzer langsam, 
und das Meer war wieder friedlich wie immer. Um diese Zeit 
ist es ein stiller glatter Spiegel, in dem die feinen Farben des 
Himmels wiederscheinen. Weit draußen fahren die Schiffe nach 
Bordeaux zu oder gleiten hinaus. Man sieht sie kaum; ihre Rauch 
fahnen sind ein Hauch. Wenn die Dunkelheit wächst, entzünden sich 
die Leuchttürme und spielen Do-Do miteinander. Strand und 
Wasser werden dann eins. Das Kasino steckt alle seine zahllosen 
Lichter an, deren größtes der rote Vollmond ist.. 
Gerade wird eine dramatische Szene in drei Ver 
sionen gedreht. Der Held, ein so kühner wie dämonischer Flieger, 
erklärt dem Kommandanten von „F P. 1", daß er die Station 
zerstört habe (oder zerstören wolle). Natürlich hat ihn eine Frau 
zu dieser Verzweiflungstat getrieben. Bitter weist der Flieger 
auf die Dame, die man leider während der Aufnahme nicht sieht, 
und schickt sich dann an, schlafen zu gehen. „Weck" mich, wenn es 
soweit ist," sagt er zum Kommandanten, „man geht nicht alle 
Tage unter auf einer sinkenden „F. P. 1"." Immer wieder wird 
die kleine Szene wiederholt, und stets von neuem ertönen die mit 
tragischer Ironie übersättigten Worte. In der französischen Ver 
sion wirken sie absichtlich affektiert, in der englischen sind sie das 
Zeichen männlicher Souveränität. 
Wenn in den Berliner Kinos Uraufführungen stattfinden, sind 
die Eingänge gewöhnlich von einem Haufen begeisterter Leute 
umlagert, die den Stars zujubeln wollen. Zwei Reihen Schutz 
leute müssen Lrlian Harvey auf dem Weg zu ihrem Wagen be 
hüten, sonst wird sie ein Opfer des Ruhms. Das Uebermaß von 
Seligkeit, das diese jungen Film-Enthusiasten hier auf der Oie 
empfänden, ist wirklich nicht auszuschöpfen. Denn wer wandelt in 
stattlicher Naturgröße und prächtigem Megerdreß über die 
Plattform und spricht die Worte: „Man geht nicht alle Tage unter 
auf einer sinkenden F. P. 1"? Hans Albers persönlich. Um 
das Glück voll zu machen, ist auch Konrad Veidt zugegen; im 
selben Megerdreß, mit Einglas und Schal. Er ist der englische 
Sprecher. Einmal sitzen sogar die beiden rein privat in der Kan 
tine Zusammen. Es gibt noch Lichtblicke in dieser düsteren Zeit. 
-r- 
Abend für Abend fährt der Dampfer mit den Darstellern und 
dem technischen Stab nach Göhren zurück. Die falschen Matrosen 
auf dem Verdeck sehen jetzt vollends wie richtige aus, und Echtheit 
und Unechtheit fließen merkwürdig ineinander. Das Blau der Ost 
see täuscht das Mittelmeer vor, der Mann am Steuerrad muß ein 
Komparse sein. Göhren selber ist eine einzige Filmdekoration zu 
einem historischen Film aus der Zeit Kaiser Friedrichs III., 
dessen Bild im Restaurationssaal eines Hotels hängt. Und obwohl 
die Häuser mit den Holzloggien, dis Strandpromenade und die 
Andenkengeschäfte das Flutdeck und die Gerüste noch lang über 
dauern werden, wirken sie doch ungleich verschollener als drüben 
auf der Oie der Schein von „F. P. 1". Bald gehen die Aufnahmen 
Zu Ende. Dann wird Hans Albers verschwinden, der Glanz er 
löschen und die Insel mit ihren 17 Menschen verlorener sein als 
je Zuvor. 
„Ii. H. 1" aus der Insel Hie. 
Berlin, 29. Sept. 
„F. P. 1" liegt nur Zum Schein auf der Insel Oie. Bald 
wird die Insel wieder verödet sein, ohne daß darum die „F. P. 1" 
im Weltmeer auftauchte, in dem sie von Rechts wegen schwimmen 
sollte. Dennoch wird man spätestens gegen Jahresende „F. P. 1" 
überall sehen können; aber die Insel Oie zeigt sich dann nicht 
mehr mit. 
Versteht man diese geheimnisvollen Zusammenhänge? Ich 
sänge noch einmal von vorne an. 
Was die Insel O i e betrifft, so existiert sie wirklich. Sie heißt, 
genau genommen, die Greifswalder Oie unix ist vom Ostseebad 
Göhren auf Rügen aus in einer anderthalbstündigen Dampfer 
fahrt zu erreichen. Eine winzige Insel mit einem Leuchtturm und 
-einem Restaurant. Wer will, kann an einem Vormittag unzählige 
Mal ihre grüne Fläche umkreisen, die steil ins Meer abfällt. In 
normalen Zeiten wird das Miniatur-Eiland von 17 Menschen 
bewohnt. 
Jetzt allerdings hat es vorübergehend starken Zuzug erhalten. 
Matrosen, deren bebänderte Mützen die Inschrift „F. P. 1" 
tragen, streifen auf der Insel herum, und neben dem roten Leucht 
turm erheben sich hohe Gerüste. Hinter ihnen beginnt eine andere 
Welt. Der Rasen hört auf, und an Stelle des natürlichen Geländes 
entfaltet sich eine leere, sanft ansteigende Ebene, die aus Eisen 
platten besteht. Sie hat einen künstlichen Glanz, schwebt über dem 
Meeresspiegel und Zeichnet sich scharf vom Horizont ab. Begrenzt 
wird sie von Fragmenten moderner Fassaden, die aber in Wahrheit 
nur die Vorderseiten der Gerüste sind. Auch der Riesenkran, der 
einsam in den Himmel ragt, ist nicht das, was er zu sein vorgibt. 
Echt ist vermutlich nur ein Zelt am Rand der eisernen Plattform, 
in dem jedenfalls richtiges Bier ausgeschenkt wird. 
Zweifellos hat man schon erraten, daß diese ganze'Schein- 
Architektur Zu Filmzwecken errichtet worden ist. In der Tat, die 
Ufa dreht hier große Stücke ihres Films: „F. P. lantwortet 
Nicht", 
K 
Die rätselhaften Buchstaben, die nicht antworten, sind die Ab 
kürzung für „Flugzeug-Plattform 1". Unter dieser Be 
zeichnung ist eine künstliche schwimmende Insel zu verstehen, die 
als Stützpunkt für den transozeanischen Luftverkehr dient. Einst 
weilen gibt es eine derartige Insel nur in einem Roman von Kurt 
Siodmak, dem der Ufa-Film den Titel und die offenbar sehr auf 
regende Spielhandlung entlehnt hat. Aber der Roman ist nicht 
etwa ein reines Phantasieprodukt, sondern nimmt ein Projekt 
vorweg, dessen Verwirklichung auf beiden Seiten des Ozeans ernst 
haft erwogen wird. A. B. Henninger, ein deutscher Ingenieur, 
hat ein solches Projekt bis ins kleinste ausgearbeitet. Er sieht ein 
Flugdeck von 500 Meter Länge und 150 Meter Breite vor, das sich 
25 Meter über dem Meeresspiegel befindet und auf einer Reihe 
von Stempeln ruht, die in die unbewegten Meeresschichten hinab 
reichen. Die ganze Konstruktion ist an einem Tiefsee-Anker befestigt, 
um den sie sich je nach der Windrichtung drehen kann. 
Da der Insel des Films die Pläne Henningers zugrunde 
liegen, kommt ihr eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu. Und taucht 
sie gar "E einmal auf der Leinwand auf, so wird jedermann 
glauben, daß sie schon wirklich sei. Man wird Flugzeuge auf ihr 
landen sehen, im Kommandoturm zu stehen meinen, mit den 
Passagieren im Hotel einkehren, tief unter der Plattform zwischen 
den Stempeln hindurchfahren und Schreckensszenen miterleben, die 
sich freilich nur bei Siodmak ereignen. Aber alle Romane bleiben 
hinter dem Leben zurück. Wunderbarer noch als diese künftigen 
Illusionen sind unter allen Umständen die Vorkehrungen, mit deren 
Hilfe sie erzielt werden. Die Hotelanlage besteht nur im Modell; 
von den Stempeln hat man einige aus Blech improvisiert und bei 
Cuxhaven in die Elbe gesenkt; der rauschende Ozean ist die fried 
liche Greifswalder Bucht; ein Ausschnitt des Flugdecks, das 
eigentlich von den Stempeln getragen werden sollte, schmiegt sich 
dem Rasen der Oie an. 
liebten weint, enthüllt sich eine nicht erwartete volle Natur. Aber 
veranschaulichen diese wenigen Auftritte auch, was die Bergner 
unter Umständen leisten könnte, so drängen sie doch nicht die viel 
zu dick aufgetragene Infantilität zurück, die keineswegs gleichbe 
deutend mit der dunklen Verwirrung ist, in der die Heldin aller 
dings befangen sein müßte. 
Czinner hat unzweifelhaft Delikatesse; ja die Gestaltung eines 
qualvollen Traumes geht sogar noch über den bloßen guten Ge 
schmack hinaus. Seine Regie erblickt im übrigen ihre Hauptauf 
gabe darin, den passenden Rahmen für die Bergner zu schaffen, 
und ist die gepflegte Arbeit eines sicheren Kunstgewerblers, der 
keine besonderen Einfälle hat. Mitunter hat er sich die Sache etwas 
zu leicht gemacht. So hätte er in einem Film, der die Einheit des 
Ortes wahrt, weder ein Pariser Restaurant mit einer Berliner 
Destille zusammensteller^ noch einen Schupomann am Ufer der 
Seine zeigen dürfen. Auch ist die Wohnung des Ehepaares für 
ein Orchestermitglied entschieden Zu luxuriös. Anton Sdthofer 
verleiht dieser Gestalt die Liebenswürdigkeit des schon halbwegs 
verbeamteten Künstlers und setzt sie vorzüglich vom Geiger Rudolf 
Försters ab. Der ist mit seiner Rattenfängerstimme ein Frauen- 
gott ohne Makel« 8. Lravausr.
	        

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