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H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Monograph

Persistent identifier:
AU00381578
Title:
Caii Crispi Sallustii Opera : Novissime Recognita Emendata Et Illustrata ; Praemittuntur Vita Io. Clerico Scripta Et Notia Litteraria - Editio II accuratior et auctior
Shelfmark:
Schiller-Bibl. I/Sall
G:Schiller-Bibliothek I / II
Author:
Sallustius Crispus, Gaius
Originator / Former owner:
Schiller, Ernst von
Unbekannt
Place of publication:
Biponti [Zweibrücken]
Publisher:
Hallanzy
Document type:
Monograph
Collection:
Books and Periodicals
Year of publication:
1780
Material description:
Druckschrift
Einzelne Einheit / nicht Teil eines Gesamtwerks
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Language:
Latein

Full text

Co 
AMERIKA IN EUROPA 
möchte Lewis die 
ausrunden und hat 
einzig passende Folie, so 
fremde Umwelt plastischer 
ihm 
Ein 
daß 
ben 
und 
lieh 
einen idealen Amerikaner zu fabrizieren. 
Erziehungswerk, das damit gekrönt wird, 
der in Europa sichtlich gereifte Sam drü- 
in Zenith eine Siedlung zu bauen beschließt 
sich eine neue Frau wählt, die nun wirk- 
seiner wert ist 
„Er war kein Babbitt", behauptet Sinclair 
Lewis von dem Helden seines Romans: „Sam 
Dodsworth“ (Ernst Rowohlt Verlag, Berlin. 
621 Seiten. Geb.10). Aber ich glaube, hier 
in irrt Sinclair Lewis, der es doch eigentlich 
wissen müßte. Das kommt daher, daß er in 
diesen Sam Dodsworth vernarrt ist und im Be 
dürfnis, Sympathien für ihn zu werben, seine 
Babbitt-Natur am liebsten verleugnen möchte. 
Ueberdies scheint Lewis längst nicht mehr jenen 
Zwang zur Gesellschaftskritik zu spüren, aus 
dem heraus er einst die Babbittgestalt schuf. 
Er hat offenbar auf den rechten Weg gefunden 
und sein Zelt mitten in der besseren Gesellschaft 
aufgeschlagen. Aus dem Erfinder des Babbitt 
ist, seinem neuen Buch nach zu schließen, ein 
Sittenschilderer geworden, so eine Art Humo 
rist von angelsächsischer Breite. 
Als eine Darstellung des amerikanischen Pri 
vatlebens in gehobener bürgerlicher Sphäre ist 
der Roman immerhin interessant. Sinclair 
Lewis beehrt sich in ihm vorzustellen: den fünf 
zigjährigen Autofabrikanten Sam Dodsworth, der 
sich in einigen Jahrzehnten ununterbrochener 
Arbeit Vermögen und städtisches Ansehen er 
worben hat, und seine Frau Fran, die während 
dieser Zeit das Muster eines Eheweibs gewesen 
ist. Zwei Kinder sind dem geregelten Haushalt 
entsprossen, und so wäre alles in Ordnung. Daß 
es mit der Ehe durchaus nicht in Ordnung war, 
will Sinclair Lewis beweisen. Seine Absicht ist, 
die Leere jener typischen Lebensgemeinschaft 
aufzudecken, die durch den Alltag ums Leben 
kommt. Es bedarf eines Tricks, um den Plan 
zu verwirklichen. Denn blieben die 1 eiden bra 
ven Leute bis zum Lebensende in Kirer Heimat 
stadt Zenith, so machte Fran weiter in Wohl 
tätigkeit und Sam hörte nie auf, Golf zu spielen 
und mit den Freunden wichtige Männerge 
spräche zu führen. Was tut also Lewis? Er 
schickt die altbewährten Ehepartner auf Reisen. 
Die Hauptpersonen durchschweifen ein inter 
nationales Ensemble von Nebenfiguren, und die 
dünne Fabel wird durch Unterhaltungen über 
europäische und amerikanische Zustände be 
trächtlich verdickt. Was Europa betrifft, so ist 
es in der Hauptsache vom Standpunkt der ameri 
kanischen „Expatriierten“ aus gesehen, jener 
zahllosen Leute, die nach dem alten Kontinent 
kommen, um dort das Leben zu erlernen. Das 
heißt, es ist so gut wie gar nicht gesehen, oder 
doch nur von den Hotels und den Vergnügungs 
lokalen ^us und auf Grund zufälliger gesell 
schaftlicher Erfahrungen. London, Paris, Vene 
dig, Berlin ist in dieser Sphäre so ziemlich ein 
und dasselbe. Aber zugegeben selbst, daß das 
ganz zum kleinen Hintergrund eingeschrumpfte 
Europa ein beachtlicher Gegenstand ist, es kann 
noch viel genauer nicht gesehen werden als hier 
bei Sinclair Lewis. Seine europäischen Studien 
ertragen nicht den Vergleich mit denen Heming 
ways, der in seinem (ebenfalls bei Rowohlt er 
schienenen) Roman: „Fiesta“ mit wundervollem 
Zynismus Europa zur eindimensionalen nichts 
sagenden Blech-Schablone verflacht. Gibt er mit 
ihr dem Nachkriegsbummler aus U. S. A. die 
De 
Von S. Kracauer. 
widerwillig das Geschenk einer Freiheit an- 
nimmt, die ihm nichts bedeutet, gibt sich Fran 
gern allen Reizen hin, mit denen die Arrivierten 
und die reichen Müßiggänger in Europa das Da 
sein auszustatten pflegen. Sie ist stolz darauf, 
von den mehr oder weniger zweifelhaften Ver 
tretern der großen Kulturnationen als ihres 
gleichen anerkannt und als Weib bewundert 
zu werden, und weist sie auch noch in London 
den ersten Liebhaber entrüstet ab, so macht sie 
doch später in Paris vorn zweiten Gebrauch. 
Allmählich zerfällt die Ehe, die keine war. Unser 
pädagogischer Autor hält es aber nicht mit 
Fran, die er zum Opfer ihrer Eitelkeit werden 
läßt, sondern sucht um jeden Preis seinen Bab 
bitt heil durch die Freiheit zu führen und aus 
In Europa hebt das Jammern an. Man er 
kennt, daß man an der Grenze des Alters steht, 
ohne die Jugend genossen zu haben, und es ge 
schieht, was geschehen muß. Während Sam, aus 
dem gewohnten Trott herausgerissen, den Bo 
den unter den Füßen schwanken fühlt und nuri 
doch nicht die Mittel dazu. Die Bilder etwa, die 
er vom Berliner Leben entwirft, sind unscharf 
eingestellt und halten gerade ihres Anspruchs 
auf Inhaltlichkeit wegen nicht stand. Lehrreicher 
ist schon, wie er vom vermeintlich eroberten 
Europa aus die eigene Heimat erblickt. Der 
eben nach New York zurückgekehrte Sam findet, 
daß die Menschen hier „mit dem absurden Eifer 
von Insekten durcheinander wimmeln“, und ein 
amerikanischer Auslandskorrespondent in seiner 
Gesellschaft erklärt, nach seinen Reisen durch 
Europa und Asien dahingekommen zu sein, „daß 
wir das ganze Gehetze, das ganze Gedränge in 
der Untergrundbahn, das Gerufe vor den Fahr 
stühlen nur haben, damit wir mit etwas be- 
scnäftigt sind und davor bewahrt bleiben, etwas 
zu tun!“ Besonders ernst sind allerdings diese 
Erkenntnisse nicht zu nehmen, da sie vor dem 
Anprall des amerikanischen Tumults rasch wie 
der verblassen. Sie gleichen zahmen Arabesken, 
mit denen die wortreiche Geschichte des Eheun 
glücks verziert ist. 
* 
Auch als Romancier verfährt Lewis diesmal 
ein wenig obenhin. Er' gestattet seinen Men 
schen, mehr zu schwatzen, als zu ihrer Charak 
teristik oder im Dienst der Sache erforderlich 
wäre, wiederholt zu häufig und .immer mit der 
selben Ausführlichkeit ähnliche Situationen, läßt 
Episodenfiguren in einer Breite auftreten, die 
weder durch ihre kompositionelle Bedeutung 
noch durch die Exaktheit ihres Umrisses ge 
rechtfertigt ist, und dringt selten bis zu der 
Schicht vor, in der echter Humor erst anzu 
greifen hätte. Soweit man nach der Uebersetzung 
urteilen darf, die einen mittelmäßigen Eindruck 
macht, glücken ihm nicht oft Formulierungen 
wie diese: „Die Comtesse de Val Montique, die 
in Chikago geboren war, neun Millionen Dollar, 
zwei Chteaux und Teile eines schon auflackier 
ten Gatten besaß...“ Dennoch ist das Buch 
immer noch von Sinclair Lewis und als eine 
unterhaltende Lektüre zu empfehlen, die den 
Leser auf amüsante Weise mit amerikanischen 
Verhältnissen und europäischen Bummlerexisten 
zen bekannt macht. Wir wünschten nur, daß 
nach dieser leichteren Gabe das große Erzähler 
talent von Sinclair Lewis sich wieder die Ziele 
steckte, die ihm von Rechts wegen zukommen. 
. S. Kracauer.
	        

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