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H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Monograph

Persistent identifier:
AU00388713
Title:
Sofokles. - 2. : [Übersetzung ins Deutsche]
Shelfmark:
Schiller-Bibl. I/Soph
G:Schiller-Bibliothek I / II
Originator / Former owner:
Wolfskehl, Karl
Schocken, Salman
Schockenbibliothek
Königlich-Württembergisches Hof-Theater <Stuttgart> / Bibliothek
Schiller, Friedrich von
Schiller, ... von
Unbekannt
Document type:
Monograph
Collection:
Books and Periodicals
Year of publication:
1787
Material description:
Druckschrift
Einzelne Einheit / Stücktitel, Band
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Language:
Deutsch

Full text

wässs. 
! ih'/r Wienerin 
> ßesch Ssfilmen w 
umt u 
u nnu d r w Biassdesrem i neeier M st ä u d b 
finden sich in vielen Romanen und Theaterstücken Motive und 
Stoffzellen, denen ein echter Film entwachsen könnte; aber die' 
Produzenten machen sich nicht die Mühe, ihre Originale in 
Der stofflichen Unzulänglichkeit entspricht, wis es nicht 
anders sein kann, die ästhetische. Gleichzeitig mit den verschie 
denen Handlungstypen hat sich eine Konfektionstech 
nik verfestigt, deren sich dis Autoren der Drehbücher, die mehr 
oder weniger routinierten Regisseure und ihre Assistenten fkru- 
pellos bedienen. Man merkt es den Stücken schon von weitein 
«n, daß sie nicht auf Maß gearbeitet sind. Mögen di- Erforder 
nisse des Betriebs zu einer gewissen Schematisierung drängen, 
sie rechtfertigen nicht den niedrigen Stand der VerfahrungS- 
_ , M v" 
Visionen der Schöpfung und oes AnM,, er Menschheit 
verdichtet. Der Ufa genügt die Erläuterung. >es Geschlechts 
lebens nicht, sie muß auch noch träumen und künden wie eine 
Sybille. 
Einstweilen darf festgestellt werden: sämtliche Fabeln 
der Durchschnittsproduktion 'sind bewußte oder unbewußte 
Umgehungsmanöver. Teils entfernen sie sich einfach von 
unserer Wirklichkeit in gleichgültige Weiten, teils richte» 
sie im Interesse, der stabilisierten Gesellschaft Ideologie» 
auf, dir einem Hauptstamm der Kinobesucher, den kleinere« 
ch 
eben betrifft — „So küßt nur eme 
Gut geki ißt wird übrigens auch m gängigen 
„Opfer'' und „Leichte Kavallerie , ve - 
ge» von „Hotel Stadt LemLerg -inMnen 
ihnen neu aufzubauen, sie übersetzen vielmehr die Originale 
Szene für Szene und verändern höchstens dem Publikum zu 
Gefallen die Handlung. Das heißt: der so entstehende Film 
ist die fortlaufende Illustration eines fremden Textes, 
während er selbst dsr zu lesende Text sein sollte. Seine Auf 
tritts folgen sich nach der Anweisung einer Kabel, die un 
abhängig von ihnen verläuft, nicht aber entwickelt sich die 
Fabel nach einem in der Bildfolge beschlossenen Gesetz. Bloß« 
Illustrationen sind auch die üblichen historischen Stücke, Sie 
veranschaulichen Episoden, die noch dazu meist schlecht erzählt 
sind — eine GeschichtskuNde in Bildern, statt daß sich aus den 
Bildern die Geschichte ergäbe. Ueberhaupt teilen nahezu sämt 
liche Filme, die nach einem schon von Anfang an für die 
Leinwand ersonnenen Manuskript gedreht sind, das Los derer, 
die sich auf «ine vorgeformt« Handlung stützen. Ihre Kompo 
sition ist silmwidrig, die Handlung steckt nicht in ihnen, sondern 
steht hinter ihnen und scheint von der Leinwand ablösbar zu 
sein. Sie sind Romanübersetzungen, auch wenn die Romane 
nicht existieren. 
Ein solches Verfahren beraubt zwangsläufig viele De 
tails ihrer Bedeutung, die das tragende Gerüst eines Films 
zu sein hätten.; denn ist sein Fortgang an eine außer ihm 
gelegene Handlung geknüpft, so sind die sie vergegenwärtigen 
den Bildteile nur ein Zubehör. Damit die optische Einzelheit 
die ihr gebührende Funktion erhielte, müßte sie ein wesentliches 
Bestandstück der visuell völlig zu erschöpfenden Handlung sein; 
wie sie es etwa stellenweise in dem Film „Therese Raquin" ist, 
in dem die Kleinbürgerwohnung aus eigener Kraft mitspiclt. 
Dir stabilisiert« Technik macht zwar auch ausgiebig von Autos 
Gebrauch, zeigt bei jeder Reise des Helden das Gestänge der 
V-Zugslokomotioe, läßt Bein« laufen und Wagenräder rollen 
und scheut selbst vor teuren Katastrophen nicht zurück — 
aber alle diese Fragmente haben nur einen ornamentalen 
Sinn, und man könnte sie getrost entbehren, ohne daß der 
Film an Verständlichkeit verlöre. Sehr zum Unterschied vom 
richtigen Film, der sofort unverständlich wird oder doch spür 
bar seine Vollkommenheit einüüßt, wenn ein E^datom aus 
man sie nicht zeigen will, und dis Satire hat einer Ver- 
ulkung Platz gemacht, die streichelt, statt daß sie schlüge. 
Die dokumentarischen Filme haben nicht wie die 
meisten Spielfilme künstliche Szenerien sich gegenüber, sondern 
die Wirklichkeit, die sie erfassen sollen. Man könnte meinen, 
daß sis den Ehrgeiz besäßen, uns die Welt vorzufühten, wis 
sie ist. Genau das Umgekehrte trifft zu. Sie sperren von dem 
Leben ab, das uns einzig angeht, sie überschütten das Publi 
kum mit einer solchen Fülle gleichgültiger Beobachtungen, daß 
es gegen die wichtigen abstumpft. Eines Tages wird es völlig 
erblinden. Die Schiffstaufen, Schadenfeuer, Sportaufnahmen, 
Festzüge, Kinder- und Tieridylle der von den bekannten 
Firmen gemixten Wochenberichte sind zwar vielleicht 
Aktualitäten, aber gewiß keine Ereignisse, bei denen sich 
hundertmal zu verweilen lohnte; um ganz davon zu schweigen, 
daß sich die verschiedenen Motorradrennen zum Verzweifeln 
ähnlich sehen. Die Monotonie dieser Ragouts ist die gerecht« 
' Rache an ihrer Belanglosigkeit, die durch die gedankenleere 
Art, in der sich die einzelnen Bildeinheiten zum Mosaik fügen, 
nur noch gesteigert wird. Drastisch entlarvt worden ist sie von 
dem „Volksverband für Filmkunst", der seinerzeit aus dem 
Material der Bildarchive eine eigene Wochenschau zusammen- 
stellte, die pointierte Inhalte vermittelt«: Auch die üblichen 
Kulturfilme hüten sich ängstlich davor, unserer Kultur 
auf den Leib zu rücken. Lieber schweifen sie zu der fremden: 
zu afrikanischen Völkerstämmen, zu den Sitten und Gebräuchen 
'der Eskimos, zu Schlangen, Käfern und Palmen. Daß einig« 
von ihnen gut gemacht sind, verschlägt weniger als die Tat 
sache, daß sie wie auf Verabredung nahezu alle den dring 
lichsten menschlichen Angelegenheiten aus dem Weg gehen, daß 
sie das Exotische in den Alltag hereinziehen, statt die Exotik 
im Alltäglichen zu suchen. Außerdem sind sie meistens schlecht 
gemacht, ziemlich unsinnig« .Gebilde, die, ohne darum gebeten 
zu sein, einen oberflächlichen JnstruktionLunterricht erteilen, 
den jedes Konversationslexikon besser versieht. Von der Pferde 
zucht bis zur Teppichknüpferei ist kein ausgefallener Gegen 
stand vor ihrer Volksbildung sicher. Am schrecklichsten sind sie, 
wenn sie sich durch poetische Titel einschmeicheln, die mit 
Adjektive nicht knausern. Die Afterpoeste feiert ihren end- 
^ültiaen Triumvb im Uka-Kulturfilm: „Natur und Siebe", 
eingsstreute Schützengräben die Reize privater Liebschaften 
erhöhen sollen. 
Wenn nun doch die Gegenwart dargesiellt wird, so 
entschwindet sie erst recht aus dem Gesichtsfeld. „Selig sind 
die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich" — nach diesem 
Wort der Bergpredigt verfährt ein großer Teil der unserer 
Zeit gewidmeten Filme. Sie halten mehr von der Prädesti 
nation als von den Gewerkschaften; jedenfalls wählen sie unter 
den Arbeitern und Angestellten, die sis sich durchweg als 
unorganisiert denken, stets nur den einen oder anderen ver 
einzelten Armen aus, den sie dann selig werden lassen. Das 
ist das Schema der Zille-Filme, die das Angenehme mit 
dem Nützlichen verbinden, indem sie ein Proletariermilieu 
gruselig schildern und zugleich eins Person aus der Hölle er 
retten. Die Wege der Filmherven sind unerforschlich. Auch 
Telephonistinnen, Ladenmädchen und Privatsekretärinnen kön 
nen hoffen, ohne ihren Berufsverband in Anspruch nehmen 
zu müssen, denn nicht nur „Lotte hat ihr Glück gemacht", Lotte, 
die eine einfache Maniküre war, sondern noch manche andere 
Kollegin, der es niemand an der Wiege gesungen hatte. Frei 
lich, hübsch muß man sein. Das Himmelreich, in das diese 
dreimal gesiebten Personen befördert werden, ist die Gesel l- 
schaft. Sie erstrahlt in den herrschenden Filmen so hell wie 
das Paradies auf mittelalterlichen Bildern. Ihre Mitglieder 
Haussieren selbst, leben in Berlin, Paris und an der Riviera, 
treten fast nur im Sportkoftüm oder in großer Abendtoilette 
auf und geraten höchstens einmal in Not, wenn sie sofort 
hinterher eine reiche Heirat brachen. Es geht ihnen von Tag 
zu Tag besser und besser, und nachts tanzen sie in der Bar, 
sitzen am Spieltisch oder brechen beinahe dis Ehe; das heißt, 
sie entkleiden sich allenfalls der Frivolität wegen, und dann 
kommt etwas dazwischen, dieses Mal der Moral wegen, die 
aufrecht erhalten werden muß, weil sonst der Glaube an die 
Gesellschaft zu wanken begänne. Für seine Unerschütterlichkeit 
sorgen die Filme mitunter einfach durch den Nachweis, daß der 
Revueschlager die Musik dieser SphärsRst. Ja, Lotte, die in 
sie einheiratet, hat wirklich ihr Glück gemacht. 
Nicht alle Filme treiben solche Theologie. Es gibt auch 
aufgeklärtere, die dem Geschmack eines mehr intellektuellen 
Publikums entsprechen möchten. Sir setzen halbwegs radikal 
ein, aber ihre Radikalität kehrt sich immer nur gegen die ge- 
stürzt-n Größe» von gsstsr»:. Werde» Zwing Herren bekämpft, 
so. Find es <die Frühkapitalistsn der-,Weber". Eine beliebte 
Zielscheibe des Spotts sind die Untertanen dM Kaisers (z. B. 
M ^Biberpelz"), deren Stelle heute die Lakaien der Geldmacht 
einnehmen, die unbehelligt bleiben. Oder man lächelt (etwa in 
dem Film: „Sechs Mädchen suchen ein Nachtquartier") über 
dir Rückständigkeit der Provinz mit einem reichshauptstädti- 
schen Hochmut, der selbst Provinzlerisch ist. Bezeichnend für die 
ganze Gattung ist die Verzagtheit des Domela-Films. Die 
Saxo-Borussk» sind in ihm unter den Tisch gefallen, unter dem 
Angestellten also, die Aussicht versperren. Diese Ideologien auf 
der Leinwand sind viel verstaubter als manche dreidimensiona 
len, dis im übrigen Deutschland eben Umläufen. Weder eine 
gescheite Verkäuferin noch ein fortschrittlicher Unternehmer 
kann ihnen Glauben schenken. Es wäre zum mindesten an der 
Zeit, daß die Ufa etwas von der Existenz der Asu erführe. 
Aber gerade die Unwissenheit ist bezeichnend für das allgemeine 
Versagen der Filmhersteller angesichts der Realität — ein 
Versagen, das die politische Rückständigkeit ein- 
begveist, ohn« sich in ihr zu erschöpfen. Von ihm zeugen außer 
der bereits genannten Ware die zahlreichen Kompromißsilme, 
die auf Kosten der Wahrscheinlichkeit Feinde und Freunde der 
Republik, Pazifisten und Kriegshetzer anlocken möchten; ferner 
die Konjunktur-Serien, die ein beliebtes Thema — den Zirkus, 
die Pubertätskrisis, das Sexualproblem — nicht um irgend 
einer wahren Aussage willen abhandeln, sondern aus Gründen 
des Geschäfts. Sie alle gestalten nicht das Leben, sis möchten 
«S ausschlachten. Konfusion ist die Folge. Die Art und Weise, 
in der sie mit Gefühlsschablonen hantieren, sucht an Verwor 
renheit ihresgleichen — man rufe sich Filme wie „Charlott 
etwas verrückt" oder „Heut tanzt Mariett'" ins Gedächtnis zu 
rück. Daß sie auch geschmacklos sind, läßt sich vielfach nach 
weisen. So werden, des vermeintlichen Witzes wegen, junge 
mondäne Damen stets mit Stoffpuppen in Großaufnahme 
assoziiert, die als Pendant ihrer Herrin gedacht sind. Oder «s 
werden immer wieder die schlechten Eßmanieren gewöhnlicher 
Leute dar gestellt, über die freilich die gewöhnlichen Leute 
im Zuschauervaum immer wieder lachen, weil sie nicht so essen 
wie jene.
	        

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