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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Drandkurt a. N. 
Dr. 8. L r a e a u e r. 
--- Weil und Dreieck.^ Es handelt sich nicht um mathe 
matische Figuren, sondern um zwei neue Zeitschriften, die ihre 
Titel der Geometrie entlehnen. Vorab „Der Keil". Beileibe 
kein gewichtiger Donnerkeil, aber immerhin ein Keil, den eine 
kunstsinnige Gesellschaft gleichen Namens in das Bonner 
Leben hineintreiben will. Der Herausgeber Paul Bourdin 
IBsMl ist zugleich der künstlerische Leiter dieses keilförmigen 
Kreises; und da er für die Gesellschaftsabende ein Programm 
durchzuführen gedenkt, das Zumal die junge Kunst einbezi^hr, 
steht zu hoffen, daß ihm die Quadratur des Zirkels in BMn 
gelinge. Die Hefte, für die auch Roland Marwitz verant 
wortlich zeichnet, erscheinen in zwangloser Folge zu den Ver 
anstaltungen und umspannen, wie das uns vorliegende beweist, 
die Welt von Georg Büchner bis zu Valeska Gert, von Mary 
Wigman bis zu Frank Wedekind. — Ein reiner Ausdruck unserer 
polygonalen Zeit ist „Das Dreieck" (Dithmarschen - Verlag, 
Büsum), das als Monatszeitschrift sur Philosophie, Dichtung 
und Kritik sein kantiges Dasein zu fristen trachtet. Der Trivia 
lität, auf diese erhabene Trias nur symbolisch hinzuweisen, setzt sich 
der Herausgeber Dr. Walter GutkelK (Berlin) nicht gerne aus, 
er nimmt vielmehr den Titel wörtlich und verleiht seinen Heften 
wirklich die dreieckige Form. Warum? „Jawohl, auch aus Re 
klamegründen", wie das Geleitwort bekennt. Die angestrengt 
geistigen Beiträge, die auf sehr hohe Themen zielen, mühen sich 
ohne Erfolg, der Originalität des Formats nachzukommen. Es 
bedurfte wohl des Berliner Ingeniums, um dieses eckige Produkt 
gerade von Büsum aus in die Welt hineinzustoßen. Lr. 
-- I Demokratisches Weltgefühl.jl Aus Einladung^ des 
Republikanischen SLudentenbundes hielt der 
bekannte Berliner Essayist und Kritiker Julius Bab' 
in Frankfurt gestern emen Vertrag, der die Wirksamkeit des 
demokratischen We'ltgefühls im Laufe der Ge 
schichte klar herausarbeitete. Diesem Weltgefühl, das er mit 
Shaw als das Gefühl unbedingter Achtung vor jedem Mit 
menschen definierte, stellte er das aristokratische WelLgefühl 
gegenüber, dessen Tiefe er nicht verkannt wissen will. Die 
Geschichte nun läßt sich nach Bäb als ein ewiger Kampf der 
beiden unwiderleglichen Prinzipien begreifen. Er wurde im 
Altertum Zwischen dem antidemokratischen Orient und Griechen 
und Römern ausgesuchten und endigte mit der Aufsaugung 
embik-republikanischen Geistes durch orientalische Cäsarenver- 
gottung. Erst der Eintritt der Germanen in die Geschichte 
brächte eine Erneuerung der demokratischen Idee; zum vorläu 
figen Siege verhals ihr das erstarkende Christentum, dessen 
Lohfr» von der Gotteskindschaft einer jeden Menschenseele Bab 
als reinsten Ausdruck demokratischer Gesinnung würdigte. Seine! 
weiteren Darlegungen Umrissen auf Grund der Ausgangs 
antithese die Entwicklung des Abendlandes' in den folgenden; 
Jahrhunderten: das allmähliche Abweichen der Kirche von ihrer 
urdemokratischen Form, den Protest der Reformation, die aber 
-durch Luthers Schuld dem Bauernkrieg sich versagte und den 
Triumph des Absolutismus im 18. Jahrhundert. Diese Linie 
freilich wird entscheidend unterbrochen durch die Gottesrepublik 
Oliver Cromwells), deren demokratischen Grundgedanken Quäker 
und Puritaner in Amerika eine bleibende Stätte bereiten. Von 
den angelsächsischen Ländern aus dringt dann die demokratische 
Idee nach Frankreich vor, das durch die Proklamation der Men 
schenrechte Europa endgültig aus dem Schlummer weckt. Im 
19. Jahrhundert greift demokratisches Weltgefühl auch aus die 
Wirtschaft über; aus dem Zwang zur Idee heraus, wandelt sich 
politische Demokratie zu s o Z i a l e r D emok r a Li e, die, wie 
das Beispiel der Fabier in England beweist, mit Marxismus 
und Klassenkampf keineswegs gleichzusetzen ist. — Die Schlutz- 
betrachtungen galten der Gegenwart; leicht zu verstehen, daß 
hier Erkenntnis in Bekenntnis überaina. Trotz aller reaktio 
^Frankfurter RlrWLeNür^Ausstellung^ Die kleine 
Auslese der im Kunstverein gezeigten Architektur-Ent 
würfe bestätigt wieder einmal, daß auch die Architektur heute 
der überindividuellen Bindungen entbehrt. Die Stilbildung ist dem 
Einzelnen überlassen, sie hängt durchaus von der Artung seines 
persönlichen Wesens ab. Soviele Künstler, soviele Richtungen;^ 
selbst die sachlichen Forderungen, die der Vestiwmungszweck des 
Bauwerks auferleat, schränken die freie Setzung der Formgebung 
nicht ein. Manche, wie Bernoully mit seinen Siedlungs 
häusern und Lhyriot mit seinem preisgekrönten Entwurf für 
das Festhallengelände, nutzen noch vorgegebene Stilelemente, ver 
weben sie aber unbefangen zu selbständigen, sicher in sich ruhenden 
Gebilden Heb er er s vereinfachter Entwurf der neuen Frank--, 
furter Brücke, der in dieser Gestalt nicht zur Ausführung gelangt, 
ist eine reine Eisenbeton-Schöpfung, die das amorphe Material 
forrnklar bezwingt und mit schöner Prägnanz das Notwendige gibt. 
Ganz aus der Tradition gebrochen ist Paravicinu der, wie 
sein Wettbewerbsentwurf für den Königsberger Lorsenhof von neuem 
beweist, den Satt im Kubus sucht und findet. Drängt er zur Am- 
türmuna massiger Würfel, so liebt VoggenLerger mehr oaS 
Mondäne, das di« Schwierigkeiten auslockert und umspielt; auch 
seine Villen haben etwas Prickelndes und verraten weltmännischen 
Schliff. Fucker schließlich, ein starkes Talent, das, an den alten 
Aufbauprinzipien kein Genüge mehr findet, dmchdrmgt ferne Ar 
chitekturen mit expressionistischem Geist. Die von rhm Vorgefühle 
Ladeneinrichtung vermag eine gute Wirkung zu erzre^en, Werk yrer 
das Kunstgewerbe an seinem Platz ist. 
nären Umtriebe glaubt Bab die Frage, ob das demokratische 
Prinzip in der Zukunft sich durchsetzen werde, doch unbedingt 
bejahen zu dürfen. Aber in merkwürdiger Befangenheit kenn 
zeichnete er das heutige Rußland als das antidemokratischste 
Land der Welt, da es die absolute Herrschaft einer Klasse über 
das gesamte Volk durchgeführt habe, und stellte ihm das von 
demokratischem Geists beseelte^ Amerika gegenüber, dessen 
Dichter Walt Whitmann er als oen Künder wahrhaft demokra 
tischen Weltgesühls pries. So sehr man auch mitgehen mochte, 
diese-allzu westliche Einstellung stimmte kritisch, denn sie wird 
der Wirklichkeit in tieferen Schichten nicht gerecht. Der Vox- 
Lrag, der. durch manage feine psychologische und historische - 
Bemerkungen fesselte, fand den dankbaren Beifall der Zuhörer.! 
lO. 
<s«,.) -r o , 
/ .^o 
Versuvds. Von K 0 m a n 0 
(luaräini. Bä. 1. NotkenkE am Nam, Ver- 
. IaZ veMLeves Huiekdorniiaus. 92 Zeihen. 
Dies« Zediikt uaräiniA, äie seine krüners, „Vom (leist 
äer lätuiAie", weiter küdrt, variier das Ibema äer litur- 
Lisedeii LiläuiiA in einigen „Veisueiien", äenen anäere noek 
tollen soll-en. V/as in äer Oe^en^ait. 2n äem UtnrZiseiion 
Dienst hinleitet, äas ist naod ivm äas L-nmal in ä-er jungen 
Oeneration siod anmeläenäe VerianAsn, dem nnMäenimten 
Individualismus su entrWnen und in die VfirkIiekLeit ru 
treten, die den Nenseden in LerüevunS Lu den ^ieiov idm 
und mit idm ^irLIiehen DinZen setrt. Dieser ^anLe Nensen 
t'Mt kür Ouardini mit dem iratiioiliseüen Nenseüen Lusammen, 
der unter dem Lreu^e lebt und sied üinsxanut rur Nöttiieüsn 
Dnade. DiturAiseüe Dedun», die sied an Keele und l^id su- 
ssieied riedtet, beanspruedt inn in seiner Oanrdeit, sie stellt 
die Uenseden nieder in die reale Demeinsedakt ein, die sied 
niedt auk nur sudzedtives „Drlednis" gründet, und nötigt sie 
2ur ^.nerdennunss des odjedtiven Dedalts der vin§e, dem ein 
ül'ertriedener Ludzedtivismu« lanFe A-enuss den Oedorsam ver- 
veifert dat. ^.tles in allem dandelt es sied Also um eine dleu- 
l-ereitun^ mensedlienen Leins, um eins ^i-edereroderukNA der 
IVirdlieddeit kür den Uenseden. IVie sied Duardini diese sedon 
beim Linde einse tuende Lultivterun^ des DesamtEsens 
denüt, L-eiKt er dured manede (seiner LedriktenkolAe „Von 
deili§en Leieden" entnommene) Beispiele in 'Wünsedens^erter 
Londretdeit. 
Din^änds^ die sied aukdränAen, ^veist Duardini ssller Lu- ) 
rüed. Dr kennt et^va die romantisede Med^endunA Lum 
mittelalt-erlieden ordo sedr bestimmt ad und betont ausdrüed- 
lied den durchaus positiv einrusedütrenden 2uvmeds an per 
sonalen Werten, der eme Druedt der letzten lladrdunderte sei. 
6-leied entsedieden sendet er sied ^e§en einen starren OdjeL- 
tivismus, der die Ordnung Aan^ Kxiere und damit völlig aus 
dem Lud^edt derausdeho. Medt i^uletrt maedt er auk die 
Oekadr aukmerdsam, die der Ditur§ie drode, Tvenn sie rn 
„religiöser Dulturspielerei" vmrde. 
Drots dieser ^dvedr triktiMr Ded-enken dleiden, ^ie nrir 
sedeinen vüll, Linsprüede sseZen die Haltung Ouardinis niedt 
odne Deent. Ob man den von idm einAesedlaMnsn 'VVeF 
desedreiten Lann und darr, krängt iedenkalls duredaus davon 
ad, vne man unsere deutiM Situation beurteilt und v^elede 
Dolxerun^en man aus idrer Beurteilung kür das eigene Ver- 
daiten isiedt. Drkädrt der um V^irdlieddeit Bemüdte vor allem 
das dokknunxslose Lerdroedensein sümtlieder Dormen und Bin 
dungen in der Oegen^art'und die Zerstreuung der Nensenen 
in He Deere der Leriedungslosigdeit, so vürd er niedt leiedt 
g.lauden mögen, daü das Din^vaedsen in Uturgisedes wun ie^e 
Verdnüpkungen nieder Erstelle, die Ouardini meint. Viel 
eder vnrd er annedmen, dak das ausgesonderte Individuum 
erst riedTg Lum „LiElnen", das deiLt Lu einem ganLbn, 
dingespanrrten Kenseden werden müsse, -venn gemeinsames 
Deden in der Dorm üderdaupt rtziken soll. L^var bedingen sied 
die Oamdeit de« Nenseden und der Oedorsam gegen das 
verpkliedtende OesetL v^eedselseitig; aber es ist doed ein 
anderes, od man in einer 2eit der OesetTlosigkeit müt 
seinen ersten Ledritten bei dem Oesetr beginnt, oder in ^.n- 
»erdennuvg der Situation runäedst su dem Ouellpundt vorLu- 
drinZen traedtet, dem das Oesets entspringt, dens dung- 
Datdoliden, die in dem dadrbued „Direne und 'Mrdlieddeit" 
maLgedend 2u IVorte gelangen, daden den rrveiten V^eg er- 
-rvMlt; sie verweigern sied niedt der Dorm, doed sie geben 
aued niedt von idr aus, sondern ringen um sie als DinLelne 
die idr Dimelsein niedt oder noed niedt ru tilgen wissen. Line 
Lösung bietet der eine ^Veg so wenig wie der Andere Idre 
Vereinigung indessen ist niedt 8aede des VMens, der auk sied 
nedmen muL, was die Situation idm bietet und niedt unbe- 
grenLt über sie dinauswollen dann.
	        

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