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H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043383
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1927
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

U a e L. 
„Generals". Eine gegnerische Patrouille nämlich bemächtigt sich- 
mitten im Feindgebiet der Lokomotive und des Mädchens und jagt 
davon, um die Strecke zu zerstören. Der in Gedankenlosigkeit ver 
sunkene Buster, der gerade abgesticgen war, läuft der Maschine 
nach. Kann er zu Fuß den General einholen? Es ist sinnlos, lächer 
lich, unmöglich. Vorausgesetzt, daß man nicht geistesabwesend sei 
wie Buster. Ihm gelingt, was der äußersten Konzentration fehl 
! schlüge: die Dinge kommen von selber zu ihm. Buster gerät auf 
seiner Irrfahrt ohne Absicht ins feindliche Hauptquartier, belauscht, 
unter einem Tisch verkrochen und von Soldatenstiefeln zerquetscht, 
ohne Absicht den Kriegsrat der feindlichen Generale und rettet — 
das einzige Mal mit Absicht — sein gefangenes Manchen. Ohne sich 
durch lästige Nebenumstände von dem geraden Weg aöbringen zu 
lassen, entführt er den Feinden auch den „General", besiegt auf 
der Heimfahrt aus Zerstreutheit die zahlreichen Hindernisse, die 
ein Krieg dem absichtslosen Handeln entgegensetzt, landet dampfend 
bei den Seinen und meldet den feindlichen Plan. Winzige Armeen 
entrollen sich, der Feind wird geschlagen. Unter MiLhilfe Busters, 
der zwar nicht hilft, aber aus Versehen feindliche Soldaten auf- 
spießt und den Hauptgeneral abliefert, der auf dem „General" 
seinerzeit eingeschlummert war und von dem ganzen Krieg nichts 
gemerkt hatte. Es war auch ohne ihn nicht gegangen. Buster wird 
Leutnant, das Mädchen liegt ihm in den mechanisch geöffneten 
Armen. 
Das sind die Kriegsabenteuer Busters und seines „Generals". 
Die beiden wären viel lieber ungestört hin und her gefahren, aber 
das Mädchen hatte es nicht anders gewollt. Ob mit dem Gewinn 
des Mädchens die Geistesabwesenheit behoben ist, dürfte Zweifel 
haft sein. Jedenfalls eher als durch einen wichtigen Krieg. Aber 
am Ende ist es doch am richtigsten, auf dem Promenadendeck des 
„Generals" durch die Welt zu fahren, die das Gesuchte nicht 
enthält. 
Bei Gelegenheit der Frankfurter 
Aufführung des Films „Der General". 
Krühzahrstagung. 
Jung — Scheler — Much — Fro Lenins — 
Prinzhorn — Wilhelm — Keyserling — 
Nocheinmal Keyserling. 
Darwstadt, Anfang Mai. 
Nach anderthalbjähriger Unterbrechung fand in der 
letzten Woche wieder eine Tagung der von Graf Hermann 
Keyserling geleiteten „Gesellschaft für freie Philo 
sophie" statt. Im Vergleich mit früher wurde bei den j 
öffentlichen Zusammenkünften auf den gesellschaftlichen 
Rahmen ersichtlich weniger Wert gelegt. „Erde un d 
Mensch", so hieß das Gesamtthema des Kongresses. 
Zu seiner Erörterung hatte Keyserling eine kleine Zahl 
namhafter Forscher nach DarmstM gebeten. Ihre Vor- 
träge waren schon darum lehrreich, well sie einen Einblick 
Ln das gegenwärtige Schaffen der Redner gewährten. Es 
ist zweifellos ein Verdienst Keyserlings, ihnen eine 
Tribüne und ein Publikum geboten zu haben; unter den 
Zuhörern fehlten zum Glück die jungen Leute nicht. — 
Wir bringen im Folgenden die Vortragsreferate. D. Red. 
C. G. Jung. 
Der LekamrLe Züricher Psychoanalytiker C. G. Jung 
sprach über die „E r d b e d i n g t h e i L d e r S e e l e". Man 
weiß, daß er die Lehren Freuds an verschiedenen Punkten 
auZgebaut hat; wenn auch nicht immer zu ihrem Vorteil. 
Jung fesselte vor allem durch die Darlegung seiner geistreichen 
Schichten! heorie des Unbewußten, die zwischen 
einem mehr an der Oberfläche gelegenen persönlichen Un 
bewußten und einem Kollektiv-Unbewußten unterscheidet, 
dessen Ort die Tiefenschichten der Seele sind. Jenes persön 
liche Unbewußte, das der Sitz der meisten Verdrängungen 
sei, läßt sich nach ihm rational völlig erhellen; während das 
Kollektiv-Unbewußte sich in mehr oder weniger unauflöslichen 
Bildern ausdrückt. Äe werden von den elementaren, in allen 
Menschen wirksamen Instinkten und Triebkonstellationen 
emporgetragen und haben sich in den Mythologien der Völker 
dokumentarisch dargestellt. Urbilder oder Archetypen nennt sie 
Jung. Sie, die in den Frühzeiren der Geschichte und von den 
Primitiven als affektbetonte Phantasien naib herausgesetzt 
werden, sind nach ihm im Lauf der Entwicklung in die seeli 
schen Tiefenschichten verwiesen worden, die sie unter gewissen' 
L^dingungen immer wieder produzieren mögen. Den typischen 
Triebsituationen in den menschlichen Grundverhältniffen 
(Vater, Mutter und Kind, Mann und Weib usw.) müssen 
typische Bilder entsprechen. In einer eingehenden, beim Kind 
anhebenden Analyse entwickelte Jung eine Reihe sokher Arche 
typen. Ihr an die Wirksamkeit der Grundtriebe geknüpfter 
Bestand ist das Zeichen der Erdbedingtheit der Seele. — Ist 
die rationale Kontrolle des Trieblebens das Ziel der Psycho 
analyse im Sinne der Freudschen Theorie, so räumt Jung, 
auch in seinem Vortrag, der Bildkrast des Trieblebens eine 
von der Ratio nicht durchaus anzutastende Position ein. Freud 
strebt in der PsychoanaW Therapeutik die völlige Auf 
hellung des Unbewußten an, Jung setzt ihr eine Grenze. Er ist 
im Vergleich mit Freud der statische, naturgläubige Denker. 
Eine abwägende Diskussion beider Lehren ist hier nicht durch- 
Zuführen. 
Max Scheler. 
In einem nahezu dreistündigen Vortrag entwickelte Max 
Scheler seine Lehre vom Menschen, die wohl bald als Buch 
erscheinen wird. Um die Sonderstellung des Men 
schen herauszuarbeiten, untersü er die Struktur der ge 
samten psychischen Welt. Ihre Grundform ist nach ihm der 
noch empfindungslose-Gefühlsdrang, der schon der Pflanze zu- 
koimne und nichts anderes als das Fortpflanzungsstreben sei. 
Durch den Instinkt unterscheidet sich das Tier von der Pflanze. 
Das Jnstinktverhalten, das sich nur auf arttypischs Situationen 
bezieht, zerfällt bei der Höherentwicklung in das assoziative Ge 
dächtnis und die praktische Intelligenz, die beide bereits dem 
tierischen und menschlichen Individuum dienen. Diese auf 
Grund der neuesten wissenschaftliche Forschung von Scheler 
gebotene Phänomenologie der beseelten Natur bringt (hie und 
da in deutlicher Fühlung mit Bergson) Begriffsbestimmungen 
und Abgrenzungen, die als kritische Zusammenfassung der 
heutigen Naturerkenntnis von Bedeutung sind. Durch den 
Geist (oder die Vernunft) ist nach Scheler der Mensch vom Tier 
geschieden. Der Geist befähigt den Menschen, Gegenstände zu 
haben (während das Tier nur Widerstände hat) und „Wesen" 
und „Dasein" von einander abzuheben, Oder: das Tier lebt in 
seiner Umwelt eingeschlossen, der Mensch dagegen ist das welt- 
offene Wesen. These Schelers: alle Kraft liegt bei dem 
Unteren: der G e ist istmachLlos. Es gibt nur die „daseins- 
unabhängigen" Manifestationen des Dranges und den Geist, 
der, um überhaupt wirken zu können, der Unterstützung der 
Triebe und Interessen bedarf. Die theistische Lehre vom all 
mächtigen Gott ist also für Scheler ein Gerede. Gott' 
ist so wenig allmächtig, daß seine Verwirklichung in 
die Hand des Menschen gelegt ist. Hier mündet Scheler 
in eine Hauptbahn des freilich nicht so eindeutigen! 
mystischen Denkens ein. Aber abgesehen davon: sein 
ganzer Ansatz des Geistes ist fragwürdig durchaus. Die 
Tatsache, daß die Erscheinung des Geistes an das Interesse 
gebunden ist, besagt noch lange nicht, daß der Geist ohn 
mächtig sei. Wäre er es: wie könnte er Triebe und Interessen, 
wie könnte er die ganze Dämonie der Natur je sich dienstbar 
machen? Da nach Scheler die Natur auch ohne den Geist be 
stehen kann, muß er doch wohl eine Anziehungskraft von un 
vergleichlicher Macht auf sie ausüben, wenn er sie zur Her 
gabe von Energie zu bewegen versteht. Vielleicht sind die. allzu 
blanken - Formulierungen Schelers auf den Zwang zu Verkür 
zungen zurückzuführen, zu denen ein Vortrag nötigt. Ans 
Ende scheint Scheler eine Art von Ausgleich zwischen Drang 
und Geist zu setzen. Eine begründete Stellungnahme zu diesen 
und anderen Gedanken wird erst an Hand des Werks mög 
lich sein. Dr. S. Kracauer. 
s Menschen als Sinnbilder. 
Mr schließen an die Referate noch die kritische Aus 
einandersetzung mit einem der letzten Werke Keyserlings 
M, die d§n DcHungshericht ergänzen mag. D. Red. 
In seinem Buch: „Menschen als Sinnbilder" 
(Otto Reich!, Darmstadt) will Graf Keyserling zeigen, 
„inwiefern alles Abstrakte letzlich konkret bedingt ist, d. h. in 
wiefern auch im Fall scheinbar abstraktesten Erkmnens die 
Seele die letzte Instanz ist, und nicht der abstrakte Mensch". 
Zur Verwirklichung dieses Vorhabens werden fünf ausge? 
wählte Sinnbilder hergmommen. An die Spitze des Zugs 
stellt Keyserling sich selber; hatte ihm doch 1915 schon Baron 
Roman Ungern-SLernberg prophezeit, daß er ihn in Zukunft 
Attacken reiten und Reiche, gründen sehe. Das autobio 
graphische Kapitel trägt den Titel: „Von der Produk 
tivität des Unzulänglichen". Keyserling berichtet 
in ihm seinen Werdegang vom animalischen Korpsstudenten 
und Anhänger Houston Stewart Ehamberlains zum Welt 
reisenden und zum verarmten Nachkriegs-Welmann, dem Ehe 
und Inflation die Pflicht auferlegten, „dafür zu sorgen, auf 
neue Art das Niveau, welches die Fortsetzung der Kultur 
tradition verlangte, zu erhalten". Mit dieser Entwicklung geht 
die vom kritischen Denker zum Simes-Philosophen Hand in 
Hand, und nichts anderes soll die Darstellung beweisen, als 
daß das jeweils sachlich Geleistete in einer funktionalen Be 
ziehung zu der jeweiligen empirischen Unzulänglichkeit stehe. 
Durch eine solche Reduktion möchte Keyserling nicht die Un 
zulänglichkeit seiner Leistung erhärten, sondern die Leistung 
seiner Unzulänglichkeit verherrlichen. Läge ihm an inhaltlich be 
stimmten Erkenntnissen, er könnte der Aufhellung ihres Zu 
sammenhangs mit seinen Lebensumständen entraten. Aber ihm- 
kommt es weniger auf das Was der Erkenntnisse an als auf das 
Ergreifen jener letzten, nicht mehr eindeutig Zu formulierenden 
Erkenntnis, die er mit dem Namen „Sinn" bedenkt^S^ n n es-
	        

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