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H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
HS01316160
Title:
Rilke, Rainer Maria: Notizbuch T24 [Verschiedenes]
Document type:
Manuscript
Collection:
Manuscripts
Year of publication:
1918
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Language:
Deutsch
Other titles:
Taschenbuch 24

Full text

--- sELu PLlastiua-Buch.1 Bei der politischen Bedeutung, 
die Palästina mehr und mehr gewinnt, wird gewiß ein Buch will 
kommen sein, das ein anschauliches Bild von dem Land und dem 
Leben seiner Bwoohner verschafft. Das soeben im Verlag Ferdinand 
Ost erLag (Berlin) erschienene Palästina-Buch ist dank der in ihm 
enthaltenen Abbildungen vortrefflich dazu geeignet, den heutigen 
Zustand des heiligen Landes uns nahe zu bringen. Die Folge 
dwler gut auZgewählten 57 Abbildungen gibt eine unmittelbare Vor 
sehung von der Vielgestaltigkeii des Landes, das auf engem Raum 
c'Ie Gegensätze in sich birgt. Man begleitet, die schönen Photo 
graphischen . Aufnahmen durchblätternd, den Lauf des Jordans, 
d r bald durch Gebüsch, bald durch baumleers Steppen sich schlän- 
gelt, dann wieder ruht der Blick auf der breit gelagerten, märchen 
haften Silhouette Jaffas und den verlassenen Ufern des Liberias- 
„Zwecke Heimat." 
Zur Au s w an d eru n g Z-A u s st e Nun g im 
Frankfurter Haus WerkLund. 
Zu den mancherlei Unterlassungssünden, die das alte Deutsch 
land begangen hat, gehört wohl euch die mangelnde Pflege der 
B^iehungsn zwischen den Ausländsdeutschen und dem Mutter 
lands. Die Scharen der Auswanderer, die alljährlich Deutschland 
verließen, um sich in Amerika, Afrika oder den Ländern des Ostens 
eine neue Existenz zu gründen, gingen der Heimat bald verloren, 
man verabsäumte es, eine fortdauernde kulturelle Verbindung mit 
ihnen zu unterhalten. Kein Wunder, daß solche Passivität der 
Heimat die Auswanderer nur allzu häufig dem Lande ihrer Geburt 
entfremdete und in ihnen eine Gleichgültigkeit gegen die deutschen 
Interessen hervsrrief, über die man sich dann bei uns nicht immer 
ganz mit Recht beklagt hat. Mas fehlte, war das Bewußtsein 
innerer Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes und des Aus» 
landsdeutschen, mochten diese nun in den eigenen Kolonien oder in 
fremden Staaten leben, war eine zielkrksiige Politik, die ihre vor 
nehmste Verpflichtung in der Rukm'chfunZ unzerreißbarer Fäden 
'zzwflwen dsr Heimat und dm sHgespMerten VolMeilm erblickte. 
Die Anzrichen wehren sich, daß wir aus unseren Feülern zu 
lernen beginnen. Das deutsche Ausland-Institut in 
^Stuttgart, eins von dem deutschen Reichswanderungsamt 
'unabhängig Organisation, bie während des Krieges, hauptsäch 
lich dank der Mmühungen d'K Konsuls Wann er. ins Leben 
gerufen Wochen ist, bot sich di" Ausgabe gesetzt, dm Aus man j 
cherern mit Rat und Tat Zur Sei^e zu stehen und vor allem 
den Zusammenhalt der Deutschen in der alten und der neuen 
Heimat systematisch zu stärken. D-er Erreichung dieses Zieles 
soll unter anderem auch eine von dem Institut gefchafftns A u s- 
w a n d e r u n g s - A u § st e l l u n g dienen, die nun, als die 
erste ihrer Art, ihren Zug dwch die deutschen Großstädte antrrtt. 
Sie wsndrt sich nicht nur an die vielen Tausende, die ihre alte 
Heimat Zu verlassen gedenken, sondern auch an die Zurückblei 
Senden, denen ste Zeigen will, was deutsche Siedler in allen Ge- 
gend-en der Erde »wirtschaftlich und geistig geleistet haben. Zuc 
Zeit ist sie in der: schönen, wehldurchwArmten Räumen des 
Hauses WerkLund unterbracht, ergänzt durch Leihgaben des 
Senckenberg-JnsLiLuts, des VölkermuseumS, des Palmengartens 
und der SLcrdrgärtuerei. Um ihre Organisation und treffliche 
- Unordnung h^ Dr. Lüöbecke vom Frankfurter Meßamt sich 
verdient gemacht. 
.-Bei der nun einmal c.?.4csiLwmtcn dsuflehen Gründlichkeit vsr- 
peAt es sich nahezu von selber, daß die Ausstellung auch die Ge. 
laichte des deutschen ArOwanderumMVcftns in stch einbegreift 
ZM-yeiche PhstsMLphien und Modells veranschaulichen die Lei 
stungen deutscher Kolonisatoren aus der Vergangenheit, und wohl 
die msistM Besucher werden mit em'.M Beschämung entdecken, wie 
WNÜA ps von diesrm Teile der vairMMschm Geschichte wissen. 
Volks-LichLspieLe. Das Weihnachtsprogramm der Volks 
Lichtspiele in der Rotlintstraße enthält u. a. ein Filmwerk „C h r i- 
stü s", in dem die Passionsgeschichte von der Geburt bis zur Auf 
erstehung Christi sich entrollt. Die Schwierigkeiten, die eine Vor- 
Mhrung der heiligen Geschichte im Film begreiflicherweise mit sich 
/bringt, sind hier nicht restlos überwunden; insbesondere der Dar- 
fieLcr der Hauptrolle wirkt infolge seiner Mimik und seines ein 
wenig hastigen Geberdespiels viel zu irdisch, um die Wunder wirk 
lich faßbar zu machen Einige Szenen lassen immerhin das Thea 
ter vergessen und entrücken in eine anders Sphäre; ss die echt 
märchenhafte Anbetung der Hirten und die von Schauern um 
wehte Kreuzigung__ 
soes. Von der Einsamkeit des galiläischen Berglands wird man, 
m das Gewimmel einer orientalischen Basarstraße entführt, das 
Grab Nahels und andere geweihte Stätten tauchen in schnellem 
WeDel auf und zwischen Stadtbilder, in denen schon europäischer 
Einfluß sich geltend macht, drängen die uralten Moscheen, Tore 
und Gassen Jerusalems sich ein. Zugleich gewähren die Aufnahmen 
einen Einblick in das Treiben der Araber und Juden. Jüdische 
Bauern werden bei der Landarbeit gezeigt, und von ihren Nieder- 
lassunigen wendet man sich arabischen Dörfern zu, deren Bewohner 
in ihren malerischen Gewändern vorübergleiten. Den Abbildungen 
ist ein knappes Vorwort von M. Calvary vorangeschickt, das die 
Landschaft Palästinas schildert und der Hoffnung auf ein neues 
jüdisches Gemeinschaftsleben Ausdruck verleiht. IO. 
siöeben den wundervollen Architekturen in den baltischen Ländern, 
die eine Frucht kolonisatorischer Tätigkeit der Ordensritter sind, 
erblickt man die aÜM Niederlassungen in Palästina und den Kar 
paterMgenden und versetzt sich im Geiste, angEgt durch die Be 
trachtung mancher Abbildungen und Dokumente, in die Anfänge 
dsr deutschen Auswanderung nach Nordamerika zurück. Nicht ohne 
omm Anfluz von Rührung liest man einen an diese Zeiten er 
innernden .Brief des öhrenwerten Bürgers Pastoriuß. der im 18 
Jahrhundert Germamown mitbegründen half und in seinem 
Schreiben die Nachfahren ein wenig pathetisch dazu ermähnt, der 
alten Heimat die Meue Zu hatten. Mus nüchterne, dafür aber 
umso lehrreichere Spracht reden die vielen Tabellen, die einen 
systematischen Usberblick über die Entwicklung der Auswanderung 
in den verschiedenen Ländern geben. Daß die auf diesen Gegen 
stand bezügliche historische Literatur vollzählig aufliegt, bedarf 
wohl nur dsr Erwähnung. 
Von der Beschäftigung Mit der Vergangenheit wendet man 
stch, den Rundgang fortsetzend, den dringlichen Fragen der Ge 
genwart zu. Wer immer sich mit AuZwanderungsgedanken 
trägt, wird sicherlich zunächst in Erfahrung bringen wollen, welche 
Beförderungsmöglichkeiten ihm zur Verfügung 
stehen und bei welchen Organisationen er zuverlässige Auskunft 
über das Land seiner Wahl erhält. Ein Besuch der Ausstellung 
verschafft ihm bald die gewünschte Aufklärung. An großen 
Modellen kann man dort den Bau eines modernen Schiffes in 
allen Einzelheiten studieren, und vergleicht man etwa die „Kron 
prinzessin Cäcilie" mit dm: alten Raddampfer „Washington", 
so überzeugt man sich mit Genugtuung davon, wie herrlich weit 
wir es zum mindesten in Dingen der Technik gebracht haben. 
Von besonderem Interesse sind die in Naturgröße Vorgesühr- . 
ten neuen Kabmeneinrichtungen III. Klasse des Norddeutschen 
Lloyd, die fortan zur Aufnahme der früher im Zwischendeck un- 
tergebrachtcn Passagiere dienen sollen; die auf ihre Ausstattung 
verwandte Sorgfalt, die sich bis auf die Anlage der Toiletten 
erstreckt, bekundet das erwachende soziale Gewissen unserer Zeit. 
Eine Fülle von tabellarischen Uebersichten bietet stch dem Rei 
fenden an, um ihn auf den rechten Weg Zu weisen, und Modelle 
der Auswandererheime in den Hafenstädten zeigen ihm schon 
iw voraus, wo er bis Zur Abfahrt Quartier findet. 
Indessen begnügt stch die Ausstellung nicht damit, den zu 
künftigen Kolonisten nur so lange Zu betreuen, bis das Schiff die 
Anker lichtet; sie begleitet ihn auch in die neue Heimat, unterrichtet 
ihn über deren Eigenart und teilt ihm alles Wissenswerte mit, 
dessen er Zur ersten Orientierung auf fremdem Boden bedarf. Eine 
geschmackvoll arrangierte Auswahl tropischer Flora und Fauna 
führt ihm die Umwelt vor Augen, die ihn in südlicheren Himmels 
strichen als den unsrigen empfängt. Eingehend befaßt sich die 
Ausstellung zumal mit Südamerika, das heute wohl das 
wichtigste Auswanderungsgebiet ist. Das Bild, das ste von den 
dortigen Verhältnissen übermittelt, ist nicht gerade verlockend; 
abschreckend wirken vor allem di-e grauenhaften Vl-echbaracken für 
Arbeiter in der Vorstadt von Buenos-AiLes. Auch über Rußland 
und Palästina ist in Weiser Voraussicht reiches Material zusam 
mengebracht worden, und welche Zustände der Auswanderer in 
den holländischen Kolonien arrLn'fft, wird durch eine Sonderschau 
der Niederländischen Handelskammer sinnfällig 
vergegenwärtigt. 
Zuletzt sei noch der mannigfachen p r ak L i sch e mWinke ge 
dacht, die dcn Kolonisten in der Ausstellung mit auf den Weg 
gegeben werden. Merkblätter machen ihn auf die physischen und 
psychischen Vorbedingungen aufmerksam, die er erfüllen muß, 
um sich m anderem Klima und in ungewohnten Lagen zu brwmw- 
ten. Er erfährt, wie er stch am zweckdienlichsten auszurüsten 
hat, lernt im Bilde die scheußlichen Zerstörungen des Mensch 
lichen Körpers kennen, die unter tropischer Sonne etwa von 
Fliegenmaden, Sandslöhen und Hakenwürmern hervorgerufen 
Werden, gewinnt zugleich Einsicht in die Mittel zu ihrer Ver 
hütung und vergewissert sich alles in allem dank des ihm erteil 
ten Anschauungsunterrichtes spielend über die. Vorkehrungen, die 
von ihm in jeder nur erdenklichen Situation zu treffen sind. 
Ein aus Zweigen und Laub angefertigter Pontock, der das Ent 
zücken jugendlicher Karl May-Leser bilden mag, verdeutlicht ihm 
etwa die Schwierigkeit des Reifens durch unkultivierte Gegenden, 
und auch sonst erhält er manche sehr -eindringliche JnsttuU-oncu, 
die ihn stumm davor warnen, die Zivilisierten Länder leichtsinnig 
zu verlassen. Zu dem überreichen Anschauungsmaterial gesellt 
sich stets die einschlägige Fächliteratur. Eine vollständige Samm 
lung der im Ausland erscheinenden deutschen Zeitungen weist 
darauf hin, datz die Kolonisten ein starkes Bedürfnis in sich ver 
spüren, durch Pflege der Muttersprache die geistige Fühlung mit 
der Heimat aufrecht zu erhalten. — So sorgt sich denn die Aus 
stellung wie eine Mutter um das Schicksal des Auswanderers. 
Durch Bild und Schrift bereitet sie ihn auf sein neues Leben 
vor, offenbart ihm alle Gefahren, denen er entgegen geht, und 
§ ermöglicht es ihm derart, allein auf sich selber gestützt in der 
zweiten Heimat sich ZurechiZufinden. Niemand, der ste besucht 
ruird ohne Nutzen in ihr verweilen. Sie belehrt die Kolonisten, 
fesselt die Zuhause Bleibenden und stellt Zwischen den Deutschen 
im In- und Ausland unmerblich jene innere Verbindung her, 
deren wir heute mehr denn je bedürfen. Lr.
	        

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