26. Das Schüchtelchen. Die kleine Sophie hatte ihre Mutter schon oft um ein Kanarienvögelchen gebeten. Da sagte die Mutter: „Du sollst eins bekommen, wenn du immer recht artig, fleißig und folgsam sein willst!“ Einmal nun kam Sophie aus der Schule nach Hause. Die Mutter sagte zu ihr: „Ich will ein wenig aus— gehen. Hier auf dem Tische steht ein Schächtelchen. Mache es ja nicht auf, rühre es auch nicht an! Wenn ich zurück— gekommen bin, werde ich dir eine große Freude machen.“ Kaum aber war die Mutter zur Thüre hinaus, so hatte Sophie das Schächtelchen schon in der Hand. „Es ist so leicht, und im Deckel sind kleine Löcher,“ sagte sie; „was mag nur darin sein? Ich will es einmal ein wenig öffnen; die Mutter merkt es ja nicht!“ Da hob sie den Deckel ab von der Schachtel. Husch! schlüpfte ein niedliches Kanarienvögelchen heraus und flog nun lustig in der Stube umher. Sophie wurde feuerroth vor Angst und wollte den Vogel geschwind fangen und wieder in das Schaͤchtelchen thun; aber es gelang ihr nicht. In diesem Augenblicke kam die Mutter zurück. „Du vorwitziges Mädchen,“ sagte sie, „das schöne Vögelchen solltest du zum Geschenk erhalten; aber ich wollte dich erst prüfen, ob du es auch verdientest. Du hast die Prüfung nicht bestanden, und darum werde ich es dem Manne zurückgeben, von dem ich es gekauft habe.“ B. Spieß. 27. Gott sieht es. Jakob und Anna waren einmal allein zu Hause. Da sagte Jakob zu Anna: „Komm, wir wollen im Hause Lesebuch in 8 Theilen. n.