150 — zu besichtigen. So kam er auch zu einer hoͤlzernen Treppe, die ihn auf den Dachboden führte. Dort gab es eine Boden— kammer und an dem einen Giebel unter dem First des Daches einen Taubenschlag. Mun kannte Karl so ziemlich das ganze Haus von innen, und es gefiel ihm alles ganz außerordentlich. Als er vom Bodenraume wieder in das Erdgeschoss herabgekommen war, lief er durch eine Hinterthür ins Freie, um die Runde um das Haus zu machen. Munter sprang er durch den Küchengarten, dann durch den Obstgarten und gelangte aus diesem in den Hof, der das Haus von der Scheuer trennte. Als er hier an der frischgetünchten Wand des Hauses hinaufblickte, bemerkte er unter dem Dache ein Schwalbennest. Das gefiel ihm nicht an dem sauberen Hause. „Ihr kecken Schwalben sollt uns das schöne Haus nicht beschmutzen!“ rief er ärgerlich und hob sogleich einen Stein von der Erde, um nach dem Neste zu werfen. Aber der Wurf gieng fehl und traf statt des Nestes ein Fenster. Auf das Geklirr der zerbrochenen Scheibe kam der Vater herzu. Karl ent⸗ schuldigte sich erschrocken, er habe es nicht mit bösem Willen gethan, er habe nur das hägssliche Schwalbennest herab⸗ werfen wollen. „Und das nennst du nicht bösen Willen, wenn du armen, unschuldigen Geschöpfen das Wohnhaus zerstören willst?“ rief der Vater erzürnt. „Unbarmherziges Kind, die traurige Zeit ist kaum vorüber, da wir selbst ohne Obdach waren, und nun willst du den armen Vögeln gleiche Noth bereiten?“ Karl wurde roth vor Scham und sagte weinend zum Vater: „Ich hatte nicht bedacht, wie wehe den Vögeln durch die Zerstörung des Nestes geschieht. Verzeih mir, Vater, meine Unbesonnenheit! Ich werde nie mehr in