72 Sieh, da kam bald darauf ein Blümlein, angethan mit der Farbe des Himmels, bläulich schimmernd und gelb, und fragte: „Herr, wie hast du mich genannt? Ich hab' meinen Namen vergessen.“ Und der Herr sprach: „Vergissmeinnicht!“ — Da schämte sich das Blümchen und zog sich zurück an den stillen Bach in das dunkle Gebüsch und trauerte. Wenn es aber jemand sucht und pflückt, dann ruft es ihm zu: „Vergissmeinnicht!“ Cosmar. 98. Die Blumen. Wer hat die Blumen nur erdacht, wer hat sie so schön gemacht; gelb und roth und weiß und blau, dass ich meine Lust dran schauẽ Wer hat im Garten und im Feld sie auf einmal hin⸗ gestellt? Erst war's doch so hart und kahl, blüht nun alles auf einmal. Wer ist's, der ihnen allen schafft in den Wurzeln frischen Saft, gießt den Morgenthau hinein, schickt den hellen Sonnen— schein? Wer ist's, der sie alle ließ duften noch so schön und süß, dass die Menschen groß und klein fich in ihren Herzen freu'n? Wer das ist und wer das kann und nicht müde wird daran? — das ist Gott in seiner Kraft, der die lieben Blumen schafft. Hey. 9. Der fröhliche Sommer. Sommer, 0 Sommer, du fröhliche Zeit! Alles ist wieder mit Blumen bestreéut. Hüpfende Schäfchen, sie spielen im held, freuen sich alle der herrlichen Welt.