Vierter Rußland - Abend. Drr vierte Rußkand-Mend der Studentenschaft galt der Erörterung mffischer Wirtschaftsprobleme. Pros. Adolf Weber, der über die „Grundlagen der rus- >si scheu Wirtschaft" sprach, schilderte zunächst m großen Äugen die Entstehung und die wirtschaftliche Lage des rumschen Jndusttieproletariais bis zur Stolypinschen Agrarrefonn 1965- tzie Beveutung dieser Reform benihte einmal dann, datz sie den Anlaß zur Bildung eines industriellen Vollproletanats gab, da Ich durch Schaffung bäuerlichen Kleineigentums der Zustrom von Arbeitskräften zur Stadt vermehrte und den dort schon vorqaru-e- nen Arbeitern der Rückhalt an den alten Feldgemeinschaften ge nommen wurde. Zum andern aber bewirkte sie eme intensivere Bearbeitung des Bodens, und die hieraus entspringende vermehre ' Kaufkrast der Bauern ermöglichte ihrerseiis wiederum em An- schwellm der russischen Industrie, das berechtigte Hoffnungen auf Line große wirtschaftliche Blüte erweckte. Wie andere Industrie länder auch, mußten freilich die Russen eine schwere AnpassungS- krisis durchwachen, zunehmende Teuerung und Wohnungsnot m den Jndustriebezirken hatten Streiks zur Folge, die in den letzten Fahren vor dem Krieg eine erschreckende Höye eichten Nach e^ner Darlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse.Rußlands wah rend d:s KriegS ging der Redner auf die Zustände umer der Sowietherrschast ein und kennzeichnete kurz die Verfuge, die von hen jetzigen Machthabern zum Wiederaufbau der ganzlrcy zer- rüttet-n Wirtschaft unternommen werden. , DrÄ weMtücher als eine vorzeitige Industrialisierung ist es, daß Rußland srq zunächst i duf b-r Stufe des Ackerbaus konsolidiert, um möglichst schnell w'.edcr exportieren zu können. Deutschland hat, so memt Weber, was sein Verhältnis zu Rußland betrifft, zur^ Zeit nur die eine Aufgabe, sich nicht in die innere Politik dieses Landes rinZumischen. Als zweiter Redn-r sprach Pros. A Kraus über „Landbau und Landbaugebiete Rußlands An einer Reihe von Karten, die im Lichtbild °r- Stterte er die Bodenreformen und ine klimatischen Veryaltnrsse .iiitt,- lands, um sodann auf die agrarischen BetriebSweffen und die Anbaumöglichkeiten einzugehen. Nach seiner Ansicht wird infolge der derzeitigen extensiven Boden-wirtschaft m Rußland mit einem ' tzrvort von Getreide, Flachs usw. sobald nicht zu rechnen sem. Wie es schon bei den bisherigen Veranstaltungen der Fall, war, so geftllten sich auch an diesem Abend wieder Zu den wissciffchaft- l.chen' Verträgen künstlerische Darbietungen. Der gut geschuue Frankfurter a eapellL-Chor brächte unter Leitung von Gustav März geistliche Lieder von BorinianM und russische Psü'sliedcr zu Gehör, in deren eigenartigen Weisen die Seele des russischen Volkes sich Ausdruck verschafft. IraEmLer Kngeksgsnßeitw. Aussprache-AbLnd über §peng!er. Daß der von der Abteilung für Geschichte des Deutschen Hoch- Hstes ausgehende Gedanke, in Gemeinschaft mit der Historischen ^Gesellschaft und der hiesigen Ortsgruppe des Preußischen PhiLoLo- zgenvereins Zwei Ausspracheabende über SprngLers Werk: e r' -RnterganL des Abendlandes" Zu Veranstalter;, einem ^Bedürfnis enrgegenkommt, bewies am Dienstag der Andmng des DuNikunls in der Universität, der stark genug war, um die Verlegung per Sitzung in den großen Hörsaal notwendig Zu machen. Nach Pm Einleitungsworten von Protz Küntzel hielt Protz Gräntz ^Lin längeres wohldurchdachtes Referat, in dem er hauptsächlich als jBisloge Zu Spenglers Wer? Stellung nahm. Zunächst legte per Vortragende die Grundgedanken des bekannten Buches dar, um sodann vsm biologischen Standpunkt aus Spenglers Voraus sagen Üoer das Schicksal unserer Kultur, seine Auffassung des Organismus, sein V-erhältms Zur Idee der Entwicklung und die ^Ungenügende Berücksichtigung, die bei ihm die vitalistische Richtung ßn der modernen Biologie gefunden hat, einer kritischen Betracht 'tung zu unterziehen. Auf den philosophischen Gehalt des Werkes eingehend, zeigte er. Laß Spengler, wohl infolge ein^ Mangels - sn Intuition, einen unhaltbaren Relativismus vertritt der die! innere übersinnliche Einheit verschiedener Kulturen seinem Blick entgeht. Die Ausfühmng.en des Redners gipfelten in der Fest- cheLung, dich Spenglers Gedanken im Zeitlichen befangen bleiben/ in der Mehnuna der fatalistischen Grundhaltung Spenglers, M sich durch eine tiefere Kritik nicht rechtfertigen laßt. den schwierigen mathematischen GchM des Werkes dem HorerrreLS klarzmeZen. Er rügte, daß Spengler nirgends seinen Begriff-der magischen Mathematik zu voller GntMnng bringt, feine Behauptung von der unterschiedlichen Wesens-, oeschafjenhsit der den verschiedenen Kulturen ungehörigen Mathe- maaken letzten Endes nur auf die Untersuchung der antiken und der abendländischm Mathematik stützt. Ihm gegenüber hält der Referent den Glauben an eine stetige Entwicklung der Mathe« matck fest und meist vor allem die ProphezeiunMn Spenglers über den - Untergang unserer abendländischm Mathematik zurück. Ars Letzter Redner des Abends sprach Pros Rauschen bergen der Spenglers Wer? wohl als Dichtung gelten läßt, a^er einen miffenschaftlichen Wert nicht ZuZuerkennen vermag. Aucy er verurteilte, wie die Vorredner, den Relativismus Spenz ers, beleuchtete seinen Schicksalsbegriff kritisch und gab seiner UebeTMgung Ausdruck, daß Spm,gler die Bedeutung "der Raffe a.s d-s Lragers der Kultur nicht gebührend gewürdigt habe. Trotz ihrer vorwiegend ablehnenden Haltung dem Werke ge genüber waren aber sämtliche Redner darin einia, daß viele Anregungen von ihm auSgehsn nud datz eS manche neue Einblicke m d'.e geistigen Zusammenhänge der Weltgeschichte eröffne. Wann setzn Aussprache-Abend stailfindet, wird noch bekannt ge- Rudolf Steirrers GeisteSwiffeuschast. Die amthTSpo- ssphische Be'Wegung^ deren HaupLstützpunkL in Deutsch land zur Zeit Stuttgart ist, beginnt auch nach Franks u r L über- zugrerfen. Auf SrranLassnng der hisstgen anthLoposophischen Ge sellschaft „GoeLhezweig" hielt Herr Arenssn aus Stuttgart in der Ge schlechte rstube vier Verträge, die der Einführung in die sogenannte ^GListeswissenschafL" Rudolf Steiners dienen sollten und offenbar darauf abzielten, der Bewegung auch in unserer Stadt weitere Anhänger zu gewinnen- Der starke Besuch, dessen sich die Abende erfreuten, zeugte immerhin davon, welch' tiefes Bedürfnis nach einer HeilSlehxe, die Erlösung aus der Not und der Sinnlosigkeit unserer Zeit verspricht, in den. Menschen heute lebt» Man wird freilich sehr bezweifeLn Müssen, datz gerade die Lehre Steiners dazu geeignet sei, diesem Bedürf nis Sättigung zu verschaffen, und wird sich zu fragen haben, ob ihre Ausbreitung nicht im Gegenteil eine Erfahr bedeutet. Es ist schon bezeichnend, Last sie ihre Anziehungskraft zumeist auf die Scharen der verworrenen und haltlosen Gemüter ausübt. Der Redner entwickelte die aus der einschlägigen Literatur be kannten anthroposophischen Anschauungen vom physisch-sinnlichen Leib- dem Lebensleib, dem EmpfindungsLeib, von der Seelen- Wanderung, von den Aufgaben des Ichs zwischen zwei Ver körperungen usw.^ wobei er ausdrücklich hervorhob, datz die „GeisteswissenschafL" eine strenge Forschung sei, die jeglichen MysLiZismus ablehne und sich überall auf den gesunden Men schenverstand zu stützen versuche. Indessen vermochte dieser ge sunde Menschenverstand doch nicht alle Wege nachzugehen, die der „Gcistesforscher" wandelt. Mit Organen., die den gewöhn lichen Sterblichen fehlen, gewahrt der Geisteswissenschaftler z. B», datz von dem Körper des schlafenden Menschen' sein eiaenMcbes Ick» und sein Astralleib sich loslösen und eine Art von Doppelwirbel bilden, der sowohl in den Kosmos wie in den Körper sich hineinerstreckt, um diesen mit kosmischen Kräften neu zu speisen- Vor allem die Mitteilungen, die der Redner über das Verhalten des Ichs nach dem Tode machte, waren dazu an getan, die Frage nach den Quellen solcher Erkenntnis Laut wer den Zu Lassen, und es beruhigte nicht wenig, als man vernahm, daß alle diesbezüglichen Aussagen sich auf direkte Wahrnehmun gen der vorgeschrittenen Gcistcsforschsr gründen. Besonders der frivole Selbstmörder mag es beherzigen, dass fein Ich sich nach > dem Tode in einer fatalen Lage befindet, da es sehr darunter leider, so „plötzlich aus dem Körper ausaesperrt Zu sein und sich erst allmählich, nach vergeblichen Versuchen» wieder in ihn hineinzuLommen, von dem susgestanvsnen Schrecken erholt. Aus allen möglichen Religionen und Mysterien entnMlmt die Anthropsfophik ihre Erkenntnisse. Sie macht von der buddhisti- scheu KarmalelM genau so Gebrauch wie von den Ägyptischen i Kulten, der Gnosis und der deutschen Mysü?. Was aber einstens > erhabene SymKolir war, das macht fw jetzt M einem handfesten Gemenge von Aberglauben und Plattheiten Ss sehr auch bis deEche MernMert sich «auL ErMNna HrhnL von dem GtzRLMtLK-. , Mus-der GrrinL'M-en Lehre wird ihr da» Heil sicher Nicht ' Zs sei denn, datz SpengLeZ MchL hätte und das WHM land'tatsächlich niedergeht. De/