Zleöer Turmhäuser. Vor» Dr. S. Kracauer. in ein einziges Gebäude, beziehungsweise in eine kleine Anzahl solcher Hochhäuser, verringert den zur Abwicklung des geschäft lichen Verkehrs erforderlichen Zeitaufwand in erheblichem Maße und trägt dadurch zu einer besseren wirtschaftlichen Verwertung kostbarer menschlicher Arbeitskraft bei« Schließlich darf nicht vergessen werden, daß Turmbauten eine ganz andere A u s- nutzung des teuren Grund und Bodens als die seither üb liche gestatten, und daß, natürlich nur unter der Voraussetzung wirtschaftlichen Aufschwungs, eine Verzinsung des zu ihrer Herstellung verwandten Baukapitals auch bei dm heutigen Preisen möglich ^erscheint. Aus allen diesen Gründen sind in einer Reihe deutscher Großstädte Bestrebungen' zur Errichtung von Bürohochhäusern im Gang, denen städtische und staatliche Behörden im allge meinen wohlwollend gegenüberstehen. Da die schwebenden Projekte, die über das vorbereitende Stadium hinaus zumeist wohl noch kaum greifbare Gestalt angenommen haben, die Öffentlichkeit mit Recht stark beschäftigen, seien ein paar Ein zelheiten über einige von ihnen hier kurz mitgeteilt. In Danzig z. B. wurde — wie einem Aufsatz von Pros. Kohnke in der Zeitschrift „Der Industriebau" (Leip zig, Carl Scholtze, Verlag) Heft XII, 1920 zu entnehmen ist — im vorigen Jahr ein Jdeen-Wettbewerb zur Erlangung von Plänen Ur ein Lurmartiges Geschäftshaus unter Danziger Architekten ausgeschrieben. Bei ihrer schlechten Finanzlage ist es der vom Deutschen Reich abgetrennten Stadt nicht möglich, das dort herrschende Wohnungselend auf direktem Wege auch nur einigermaßen zu lindern. Dagegen rechnet man damit, daß Die unHveiwMge Muße, die nun schon Jahre hindurch den deutschen Architekten aufgezwungen worden ist, hat die Sehn» sucht nach großen Bauaufgaben in ihnen nicht ersticken kön nen. Die Unmöglichkeit, wirklich zu bauen, treibt Künstler wie Pölzig dazu, expressionistische Kinoarchitektur zu schaffen, während Schwärmer wie Taut glückspielende 'Glaspaläste und eins utopische Alpenarchitektur erträumen. Schließlich aber leisten noch so geniale Rabitz-Phantasien und literarische Produktionen dem Architekten kein Genüge; ihn drängt es danach, Bauwerke zu ersinnen und aufzurichten, in denen Men schen ein- und aus gehen, Werke von Dauer, die nicht einer Kuliffenwelt, sondern der Wirklichkeit unseres Lebens ange- «hören. Es scheint, als ob der Gedanke der Turmhäuser, ver gegenwärtig in Tageszeitungen, Zeitschriften und Fach blättern viA erörtert wird, dazu bestimmt sei, unsere Boumnst- ler vor «ine ihrer würdige und zugleich vor eine unserer Epoche gemäße Aufgabe zu stellen. Was bezweckt man mit der Errichtung von „Wolken kratzern" oder Turmhäusern? Eine vor wenigen Wochen durch die „P. P. N " verbreitet« Nachricht ließ die Meinung ent stehen, als handle es sich bei ihnen um besonders hohe Wohn- geüäude, durch deren Schaffung man der Wohnungsnot wirk sam zu begegnen hoffe. (Vgl. Morgenblatt der „Frankfurter Zeitung" vom 7. Febr.) Diese Meinung ist jedoch irrig. Ein ¬ mal nämlich hätte die Ausführung solcher Gebäude vermutlich gar nicht den erwarteten praktischen Erfolg, zum andern aber würde sie einen gewaltigen Rückschritt gegenüber unserer ganzen bisherigen Wohnungs- und Siedlungspolitik bedeuten und wäre darum aufs schärfste zu bekämpfen. Wo immer man heute in Deutschland den Bau von Wolkenkratzern beabsichtigt, -da plant man sie vielmehr durchweg als Bürohochhäuser, die hauptsächlich den Zwecken von Handel und Industrie dienen sollen. Die Vorteile derartiger Turmbauten liegen auf 'der Hand. Zunächst verspricht man sich von ihnen eine Ent- ^spannung des Wohnungsmarktes, da gegenwärtig in vielen Großstädten eine Unmenge von Büros in früheren Miet- , Häusern und Villen untergebracht sind, die nach der Schaffung von Hochhäusern ihrer ehemaligen Bestimmung wieder zuge führt werden können. Von großer Wichtigkeit ist es ferner, daß die Errichtung von Turmbauten eine Konzentration < des Geschäftslebens mit sich bringt, die unsere Wirt» ! schriftliche Entwicklung sicherlich in günstigem Sinne beeinflus- WN wird. Die Zusammenlegung möglichst vieler WirorAlme Die Bebauung des Aeskhallengeländes. l In dN Sitzung des Architekten- und Jngenkeur- vereinS am Montag stand die Bebauung des FesthallengelLn- Ves auf der Tagesordnung, ein Thema, dessen Erörterung einem langgehegten Wunsch der Frankfurter Architektenschaft entsprach. AIs erster Redner erläuterte Architekt Roeckle seine aus Grund eingehende? Studien des Geländes und seiner VerwendrmgSmZg- »Achtecken entstandenen BedauungsvorschlLgs, die in Broschürenform erschienen sind und seinerzeit auch in der „Frankfurter Zeitung" ihre Würdigung erfahren haben. Architekt Roeckle gab an Hand seiner LüMpläne Aufschluß darüber, was ihn zu? Annahme einer Konzertsaalgruppe, eines Stadions, FreischwimMbckwS usw. VLD» ^anlaßt hat und begründete vor allem seine Abweichungen von dem Thiersch - ZZmpelschen Entwurf, der andsre Eingänge sowie eine andere Ausgestaltung des Platzes vor der Festhalle Vorsicht und dieser auch den Konzertbau als Flügel unmittel bar an gliedert, was Roeckle vermeidet- Neuerdings hat eS der Medner versucht, den städtebaulich so ungünstig geführten Straßen- Zügen an der Feschalle leichte Korrekturen zu erteilen, so daß sie in direkte Beziehung Zu deren Baumassen gesetzt werden und Platz bilder von befriedigender Wirkung entstehen. Im Anschluß an die Ausführungen Roeckles jprach Architekt Doggen berge? übe? das von ihm entworfene und jetzt in Ausführung begriffene Werk» bundhaus, das in dichte Nachbarschaft des ^Hauses Offenbar? zu liegen kommt und zur Aufnahme von Qualitätsarbeiten wäh rend der Messe wie zur Beherbergung von Kunstausstellungen usw. in der übrigen Zeit dienen soll. Er gab einen kurzen Ueberblick Wer die Entstehungsgeschichte des vom Werkbund im Verein mit i der Messegesellschaft geplanten Baues und erörterte im besonderen s seinen aus einem Wettbewerb zwischen sieben Frankfurter Werk- z bundarchitekten siegreich hervorgegangenen Entwurf, der zahlreiche Progvammschwiertgkecken Zu überwinden hatte. Dann ergriff das Wort Geheimrat v. Thiersch, der Erbaue? der Fcsthalle, der mit seinem Mitarbeiter Dr. Lömpel auf Ein ladung des Architsktenvereins Zur Sitzung aus München erschienen war. Er bedauerte es, von dem Bau des Werkbundhauses nichts erfahren Zu haben und erklärte in UeLereinstwrmung mit Herrn Roeckle (wie auch allen folgenden Rednern), daß die Bebauung des westlich von der Festhalls gelegenen Geländes vorerst noch Zukunfts musik sei. Auf sein eigenes Projekt zurückkommend, beleuchtete s?! dessen praktische und künstlerische Vorzüge gegenüber dem Entwurf NoeckleZ, hob hervor, daß man, was das KonZerthauZ an- lange, zunächst eimnal die musikalischen Kreise FmnffurtS hören müsse und empfahl fü> die weitere Bearbeitung die Herstellung von Modellen. Die Diskussion gestaltete sich Z. T. zu einer Aus einandersetzung zwischen Architekten und M e f s e g e s e l l-j schüft. Der Messeleitung wurde vsrgeworfen, day sie eS ver säumt habe, rechtzeitig einen Wettbewerb für die Bebauung zu mal des Ostdreiecks auszuschreibem und daß sie jetzt planlos ihre provisorischen Hallen an Stellen errichte, die unter Umständen in der folgenden Bauetappe schon benötigt werden, pst diese Provisorien in den westlichen Teil des Geländes Zu- rückzuschieben. Mehrere Architekten betonten, daß zwischen der ersten und der zweiten Messe sehr wohl die Zeit dazu gewesen sei, ein ungefähres Programm her nächsten Raumbedürfnifle aufzustellen, das als Unterlage für einen Wettbewerb hätte dienen können. Durch einen einheitlichen Bebauungsplan wäre es verhindert worden, einen Ssnderbau wie das Werkbundhauß zu errichten, der nun, eben infolge des Mangels an großen Richt linien, ohne Rücksicht auf den spateren Gesamtorganismus ent steht. Direktor Modlinger von der Messegesellschaft erklärte, daß seine Gesellschaft infolge der drängenden Zeit im wesentlichen M? provisorische Bauten schaffen könne. Ein Programm für einen Wettbewerb ließe sich im Augenblick kaum mrfftellen, auch fehle es an Geld, massiv Zu bauen. Im Übrigen werde ja jetzt nach einem einheitlichen Plane verfahren. Der Vorsitzende, Baurat Dr. KZlls, gab in einnn Schluß wort dem Bedauern Ausdruck, daß kein Vertreter des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung trotz der an sie ergangenen Einladung erschienen sei. — Mehr als die Messegesellschaft trage ver Magistrat schuld an den von den Architekten gerügten Versäum nissen Auf Anreguna mehrerer Architekten des Vorsitzen den selber und GeheimraLS v. Thiersch ermächtigte die Ver- smmnlung den Vorstand zur Abfassung einer Eingabeanden Magistrat, in welcher der Architekten- und Jngenieurverein zu sammen mit der Ortsgruppe des B.D. A. den Magistrat Littet, Schritte dafür zu tun, daß das Bauprogramm der beiden Nord flügel der Festhalte im Einvernehmen mit den musikalischen Krei sen Frankfurts klargestellt und zur Grundlage eines Wettbewerbs Unter den Frankfurter Architekten gemacht wird . I<r. ^