--- sELu PLlastiua-Buch.1 Bei der politischen Bedeutung, die Palästina mehr und mehr gewinnt, wird gewiß ein Buch will kommen sein, das ein anschauliches Bild von dem Land und dem Leben seiner Bwoohner verschafft. Das soeben im Verlag Ferdinand Ost erLag (Berlin) erschienene Palästina-Buch ist dank der in ihm enthaltenen Abbildungen vortrefflich dazu geeignet, den heutigen Zustand des heiligen Landes uns nahe zu bringen. Die Folge dwler gut auZgewählten 57 Abbildungen gibt eine unmittelbare Vor sehung von der Vielgestaltigkeii des Landes, das auf engem Raum c'Ie Gegensätze in sich birgt. Man begleitet, die schönen Photo graphischen . Aufnahmen durchblätternd, den Lauf des Jordans, d r bald durch Gebüsch, bald durch baumleers Steppen sich schlän- gelt, dann wieder ruht der Blick auf der breit gelagerten, märchen haften Silhouette Jaffas und den verlassenen Ufern des Liberias- „Zwecke Heimat." Zur Au s w an d eru n g Z-A u s st e Nun g im Frankfurter Haus WerkLund. Zu den mancherlei Unterlassungssünden, die das alte Deutsch land begangen hat, gehört wohl euch die mangelnde Pflege der B^iehungsn zwischen den Ausländsdeutschen und dem Mutter lands. Die Scharen der Auswanderer, die alljährlich Deutschland verließen, um sich in Amerika, Afrika oder den Ländern des Ostens eine neue Existenz zu gründen, gingen der Heimat bald verloren, man verabsäumte es, eine fortdauernde kulturelle Verbindung mit ihnen zu unterhalten. Kein Wunder, daß solche Passivität der Heimat die Auswanderer nur allzu häufig dem Lande ihrer Geburt entfremdete und in ihnen eine Gleichgültigkeit gegen die deutschen Interessen hervsrrief, über die man sich dann bei uns nicht immer ganz mit Recht beklagt hat. Mas fehlte, war das Bewußtsein innerer Zusammengehörigkeit des deutschen Volkes und des Aus» landsdeutschen, mochten diese nun in den eigenen Kolonien oder in fremden Staaten leben, war eine zielkrksiige Politik, die ihre vor nehmste Verpflichtung in der Rukm'chfunZ unzerreißbarer Fäden 'zzwflwen dsr Heimat und dm sHgespMerten VolMeilm erblickte. Die Anzrichen wehren sich, daß wir aus unseren Feülern zu lernen beginnen. Das deutsche Ausland-Institut in ^Stuttgart, eins von dem deutschen Reichswanderungsamt 'unabhängig Organisation, bie während des Krieges, hauptsäch lich dank der Mmühungen d'K Konsuls Wann er. ins Leben gerufen Wochen ist, bot sich di" Ausgabe gesetzt, dm Aus man j cherern mit Rat und Tat Zur Sei^e zu stehen und vor allem den Zusammenhalt der Deutschen in der alten und der neuen Heimat systematisch zu stärken. D-er Erreichung dieses Zieles soll unter anderem auch eine von dem Institut gefchafftns A u s- w a n d e r u n g s - A u § st e l l u n g dienen, die nun, als die erste ihrer Art, ihren Zug dwch die deutschen Großstädte antrrtt. Sie wsndrt sich nicht nur an die vielen Tausende, die ihre alte Heimat Zu verlassen gedenken, sondern auch an die Zurückblei Senden, denen ste Zeigen will, was deutsche Siedler in allen Ge- gend-en der Erde »wirtschaftlich und geistig geleistet haben. Zuc Zeit ist sie in der: schönen, wehldurchwArmten Räumen des Hauses WerkLund unterbracht, ergänzt durch Leihgaben des Senckenberg-JnsLiLuts, des VölkermuseumS, des Palmengartens und der SLcrdrgärtuerei. Um ihre Organisation und treffliche - Unordnung h^ Dr. Lüöbecke vom Frankfurter Meßamt sich verdient gemacht. .-Bei der nun einmal c.?.4csiLwmtcn dsuflehen Gründlichkeit vsr- peAt es sich nahezu von selber, daß die Ausstellung auch die Ge. laichte des deutschen ArOwanderumMVcftns in stch einbegreift ZM-yeiche PhstsMLphien und Modells veranschaulichen die Lei stungen deutscher Kolonisatoren aus der Vergangenheit, und wohl die msistM Besucher werden mit em'.M Beschämung entdecken, wie WNÜA ps von diesrm Teile der vairMMschm Geschichte wissen. Volks-LichLspieLe. Das Weihnachtsprogramm der Volks Lichtspiele in der Rotlintstraße enthält u. a. ein Filmwerk „C h r i- stü s", in dem die Passionsgeschichte von der Geburt bis zur Auf erstehung Christi sich entrollt. Die Schwierigkeiten, die eine Vor- Mhrung der heiligen Geschichte im Film begreiflicherweise mit sich /bringt, sind hier nicht restlos überwunden; insbesondere der Dar- fieLcr der Hauptrolle wirkt infolge seiner Mimik und seines ein wenig hastigen Geberdespiels viel zu irdisch, um die Wunder wirk lich faßbar zu machen Einige Szenen lassen immerhin das Thea ter vergessen und entrücken in eine anders Sphäre; ss die echt märchenhafte Anbetung der Hirten und die von Schauern um wehte Kreuzigung__ soes. Von der Einsamkeit des galiläischen Berglands wird man, m das Gewimmel einer orientalischen Basarstraße entführt, das Grab Nahels und andere geweihte Stätten tauchen in schnellem WeDel auf und zwischen Stadtbilder, in denen schon europäischer Einfluß sich geltend macht, drängen die uralten Moscheen, Tore und Gassen Jerusalems sich ein. Zugleich gewähren die Aufnahmen einen Einblick in das Treiben der Araber und Juden. Jüdische Bauern werden bei der Landarbeit gezeigt, und von ihren Nieder- lassunigen wendet man sich arabischen Dörfern zu, deren Bewohner in ihren malerischen Gewändern vorübergleiten. Den Abbildungen ist ein knappes Vorwort von M. Calvary vorangeschickt, das die Landschaft Palästinas schildert und der Hoffnung auf ein neues jüdisches Gemeinschaftsleben Ausdruck verleiht. IO. siöeben den wundervollen Architekturen in den baltischen Ländern, die eine Frucht kolonisatorischer Tätigkeit der Ordensritter sind, erblickt man die aÜM Niederlassungen in Palästina und den Kar paterMgenden und versetzt sich im Geiste, angEgt durch die Be trachtung mancher Abbildungen und Dokumente, in die Anfänge dsr deutschen Auswanderung nach Nordamerika zurück. Nicht ohne omm Anfluz von Rührung liest man einen an diese Zeiten er innernden .Brief des öhrenwerten Bürgers Pastoriuß. der im 18 Jahrhundert Germamown mitbegründen half und in seinem Schreiben die Nachfahren ein wenig pathetisch dazu ermähnt, der alten Heimat die Meue Zu hatten. Mus nüchterne, dafür aber umso lehrreichere Spracht reden die vielen Tabellen, die einen systematischen Usberblick über die Entwicklung der Auswanderung in den verschiedenen Ländern geben. Daß die auf diesen Gegen stand bezügliche historische Literatur vollzählig aufliegt, bedarf wohl nur dsr Erwähnung. Von der Beschäftigung Mit der Vergangenheit wendet man stch, den Rundgang fortsetzend, den dringlichen Fragen der Ge genwart zu. Wer immer sich mit AuZwanderungsgedanken trägt, wird sicherlich zunächst in Erfahrung bringen wollen, welche Beförderungsmöglichkeiten ihm zur Verfügung stehen und bei welchen Organisationen er zuverlässige Auskunft über das Land seiner Wahl erhält. Ein Besuch der Ausstellung verschafft ihm bald die gewünschte Aufklärung. An großen Modellen kann man dort den Bau eines modernen Schiffes in allen Einzelheiten studieren, und vergleicht man etwa die „Kron prinzessin Cäcilie" mit dm: alten Raddampfer „Washington", so überzeugt man sich mit Genugtuung davon, wie herrlich weit wir es zum mindesten in Dingen der Technik gebracht haben. Von besonderem Interesse sind die in Naturgröße Vorgesühr- . ten neuen Kabmeneinrichtungen III. Klasse des Norddeutschen Lloyd, die fortan zur Aufnahme der früher im Zwischendeck un- tergebrachtcn Passagiere dienen sollen; die auf ihre Ausstattung verwandte Sorgfalt, die sich bis auf die Anlage der Toiletten erstreckt, bekundet das erwachende soziale Gewissen unserer Zeit. Eine Fülle von tabellarischen Uebersichten bietet stch dem Rei fenden an, um ihn auf den rechten Weg Zu weisen, und Modelle der Auswandererheime in den Hafenstädten zeigen ihm schon iw voraus, wo er bis Zur Abfahrt Quartier findet. Indessen begnügt stch die Ausstellung nicht damit, den zu künftigen Kolonisten nur so lange Zu betreuen, bis das Schiff die Anker lichtet; sie begleitet ihn auch in die neue Heimat, unterrichtet ihn über deren Eigenart und teilt ihm alles Wissenswerte mit, dessen er Zur ersten Orientierung auf fremdem Boden bedarf. Eine geschmackvoll arrangierte Auswahl tropischer Flora und Fauna führt ihm die Umwelt vor Augen, die ihn in südlicheren Himmels strichen als den unsrigen empfängt. Eingehend befaßt sich die Ausstellung zumal mit Südamerika, das heute wohl das wichtigste Auswanderungsgebiet ist. Das Bild, das ste von den dortigen Verhältnissen übermittelt, ist nicht gerade verlockend; abschreckend wirken vor allem di-e grauenhaften Vl-echbaracken für Arbeiter in der Vorstadt von Buenos-AiLes. Auch über Rußland und Palästina ist in Weiser Voraussicht reiches Material zusam mengebracht worden, und welche Zustände der Auswanderer in den holländischen Kolonien arrLn'fft, wird durch eine Sonderschau der Niederländischen Handelskammer sinnfällig vergegenwärtigt. Zuletzt sei noch der mannigfachen p r ak L i sch e mWinke ge dacht, die dcn Kolonisten in der Ausstellung mit auf den Weg gegeben werden. Merkblätter machen ihn auf die physischen und psychischen Vorbedingungen aufmerksam, die er erfüllen muß, um sich m anderem Klima und in ungewohnten Lagen zu brwmw- ten. Er erfährt, wie er stch am zweckdienlichsten auszurüsten hat, lernt im Bilde die scheußlichen Zerstörungen des Mensch lichen Körpers kennen, die unter tropischer Sonne etwa von Fliegenmaden, Sandslöhen und Hakenwürmern hervorgerufen Werden, gewinnt zugleich Einsicht in die Mittel zu ihrer Ver hütung und vergewissert sich alles in allem dank des ihm erteil ten Anschauungsunterrichtes spielend über die. Vorkehrungen, die von ihm in jeder nur erdenklichen Situation zu treffen sind. Ein aus Zweigen und Laub angefertigter Pontock, der das Ent zücken jugendlicher Karl May-Leser bilden mag, verdeutlicht ihm etwa die Schwierigkeit des Reifens durch unkultivierte Gegenden, und auch sonst erhält er manche sehr -eindringliche JnsttuU-oncu, die ihn stumm davor warnen, die Zivilisierten Länder leichtsinnig zu verlassen. Zu dem überreichen Anschauungsmaterial gesellt sich stets die einschlägige Fächliteratur. Eine vollständige Samm lung der im Ausland erscheinenden deutschen Zeitungen weist darauf hin, datz die Kolonisten ein starkes Bedürfnis in sich ver spüren, durch Pflege der Muttersprache die geistige Fühlung mit der Heimat aufrecht zu erhalten. — So sorgt sich denn die Aus stellung wie eine Mutter um das Schicksal des Auswanderers. Durch Bild und Schrift bereitet sie ihn auf sein neues Leben vor, offenbart ihm alle Gefahren, denen er entgegen geht, und § ermöglicht es ihm derart, allein auf sich selber gestützt in der zweiten Heimat sich ZurechiZufinden. Niemand, der ste besucht ruird ohne Nutzen in ihr verweilen. Sie belehrt die Kolonisten, fesselt die Zuhause Bleibenden und stellt Zwischen den Deutschen im In- und Ausland unmerblich jene innere Verbindung her, deren wir heute mehr denn je bedürfen. Lr.