i xcMchke iviederholt sich avf amerikäMchem Boden, der Mm- rönkg wird zum Petrus, die Filmdiva zur Maria Magdalena, und, glossiert von den Riesenafstchen der Zeitungen^ verehrt von der halbverstehenden Mass«, verfolgt von den kirchlichen und weltlichen Machthabern, vollendet der Neuerstandeiie seinen Weg. Das Ganze geschickt als Traum eingekleidet, s eins Ab- Mt nach voll reinen Strebens, in der Durchführung sür euro- Direktheit und gänzliche Unbeschwertheit durch die Erfahrungen voraufgegangener Geschlechter. Und es kennzeichnet sicherlich' nur die geistige Gesamtverfassung seines Landes, wenn er. wähnt, die Welt beginne mit ihm von vorne und ihre Formung! sei rein dem menschlichen Ermessen anheimgeyeben, wenn ihm ÄS weltansthaulic^S Fundament seines WW«W ei« banales! Gemenge aus pragmatischer Lebensphilosophie und profanem RatronÄrsmus genügt und wenn er in der Ebene des Irdischer und Sozialen mit gläubiger Zuversicht das Böse ganz ins Gute kehren möchte. Dem Bewohner des alten Kon- tments, der um die menschliche Bedingtheit weiß, stellen sich dre Dinge nicht so einfach wie dem voraus- jetzungslosen Weltverbesserer dar, und er fragt, halb hoffend, halb zweifelnd, ob die wundervolle Gesinnung dieses Dichter- Aevolutionärs die babylonische Wirrnis dereinst zu durch- vernrag, ob sie von sich aus dazu fähig ist, dem neuen Erbtest Gesetz und ordnende Mitte zu bringen. Menschen Sinclair gegenüber wollen allerdings M solcher Art nichts besagen, seine reine, unzweideutige Existenz ist jeder Fragwürdigkeit enthoben. In einem auto biographischen Roman: „Der Liebe Pilgerfahrt" (Gustav Kiepenheuer, Potsdam, 1922) enthüllt er ein Stück I^cr inneren Entwicklung. Das ganz untendenziöse Buch fetzt sich mit dem von dem Dichter erlebten Problem der Frühehe auseinander, berichtet ausführlich über seine Bekeh rung zum SozialismuS und enthält, zum Unterschied von den ^meisten anderen Werken, eine Reihe individuell geschauter Ge stalten. Nicht nur das ideale Streben des jugendlichen Sinclair, die Unbedingtheit und Unbeirrbarreit seines Wesens -gibt sich in dieser SelbBarstellung kund, auch fein Hingerissen- !iE von den Schöpfungswundern, fein Mitgefühl mit aller ^Kreatur wird aus ihr offenbar. Von den äußeren Schicksalen wäre etwa zu erwähnen, daß der in B a l tim ore Gebürtige vier Jahvs an der Universität Columbia studierte, 1906 bis 1907 Äs sozialistischer Kandidat für den Kongreß ausgestellt wurde und eine Zeit lang als Redakteur einer Zeitschrift für Körperkultur wirkte. Neben dem literarischen Schaffensdrang — schon der Knabe schrieb Verse — ging stets das ^Bedürfnis nach praktischem Eingreifen in das Leben einher; so orga nisierte er an den Universitäten eine sozialistische Vereinigung und gründete im Staate New York die sozialistische „Helicon- Home-Kolonie". Kompromisse waren und sind nicht die Sache -dieses Mannes. Weder hat er sich, wie sein jetziges Eintreten für Rußland bezeugt, vorbehalüos den jeweiligen politischen Interessen der sozialistischen Partei verschrieben, noch ist es seinen mächtigen Gegnern je gelungen, die ihnen unbequeme Stimme zum Schweigen zu bringen. Er beschreibt selber in -seinen Büchern, mit welchen Mitteln die Gesellschaft das von ihm ausgehende Wort unterdrückt hat, nachdem sie einmal das ; Vergebliche ihres Bemühens, ihn an sich zu locken, erkennen mußte. Da es heute bereits soweit gekommen ich daß Verleaer -und Buchhändler seine Werke boykottieren, läßt Sinclair 'sie neuerdings im Selbstverlag auf einfachem braunem Papier er scheinen, um sie den Masten zu möglichst billigem Preise l.SMlgliH M Mchr». Mij die « Mtj, vereint der Dichter sein eigenes Los, dem Wandel ihres Ge- lkchicks gilt das opfervolle Leben der Bewährung, das er lebt. Dr. S. Kracauer. Was ist Kultur? --- Den von der „Vereinigung von Freunden und Förderern der Universität Frankfurt" verunstalteten Worwagszyklus über Frugen der Weltanschauung eröffnete Pros. Georg Burckhardt Montag Abend mit einem Vortrag, der die Entfaltung des Wesensder Kultur zum Gegenstand HMe. Zunächst ver folgte der Redner den Bedeutungswandel des Begriffs „KMur von den Griechen an bis auf.unsere Zeit, wobei er stets die Kul- turauffassnng einer jeder Epoche, und damit ihren ganzen geMgen Habitus, durch einige knappe Stichworte treffend zu charakteri sieren wußte. Die Renaissance z. B. kennzeichnete er als eine Periode der Weltfreudigkeit, die, entgegen den: christlichen Mittel- Mer wieder die Rechte einer unid Men weltlichen Bildung gel- lend'machte. Von iener Zeit an ^egaM man unter Kultur vor allen: die Nationalisierung des Dc nS zu verstehen und glauM, daß durch solche Rationalisierung das Glück der Menschyeü her- öeigeführt werde. Die Lehre vom natürlichen inneren Licht im Menschen beherrschte' dann die folgenden Jahrhunderte und feierte Hre Triumphe im Zeitalter der AuMrung, in M) der Mensch im Vollbesitz seiner intellektuellen Mundrgkeü führte. Wie sich die Griechen von den Barbaren, die Ehristen des Mittelalters von den Heiden geschieden hatten, so hob sich damals der Euro-! Päer vom WW en ab. Rousseau erst lenkte den Blick der europäi ¬ schen Welt auf die Entartungserscheinungen dieser Kultur und s trug durch seine Schriften dazu bei, daß man in Deutschland der Neberschätzung des Intellekts Absage erteilte. In der klassi schen Epoche zwischen Herder und W. v. Humboldt nahm der Kulturbegriff eine universale Bedeutung an, erfuhr Verinnerlich- ung durch seine Verquickung mit der Humanitätsidee und wurde scharf von dem Begriff der Zivilisation gesondert. Die Romantiker führten dann spater den Gedanken eigenartiger Natio^ nalkulturen ein und erblicken das Wesensmerkmal der Kulturzeiten in ihrer inneren Lebens fülle, die sie von den Zeiten erstarrter, toter Konventionen tief unterscheide. Auf die Romantik, die nur ! die Grenze zwischen zwei Zeitaltern bildete, folgte die Epoche der ! Naturwissenschaften. Kennzeichen dieser technischen päische Begriffe allzu naiv, geradezu und kahl. Es steckt eine eMNÄulliche Tragik darin, daß die Rsmamverks des Dichters in demselben Maße an innerer Wirkung verlieren. Äs er um seiner Miffiomstätigkeit willen ihre rein künstlerische Gestaltung vernachlässigt. — Beinahe sÄbstverständlich, daß ein Schriftsteller, der so sehr wie Sinclair nach einem Wandel der Dinge, einer Läuterung der Umwelt trachtet, zum Publizisten wird und, un- gebemmt durch die SÄbstgeseUichkeit des Kunstwerks, auch außerhÄb des Bereichs der Dichtung sich mitzuteilen sucht. In einem Buche: „Der Sündenlohn" mmmt er den Kamps mit der korrupten Presse seines Landes auf, in einer anderen Schrift: „ReligionundProfit" (gleich dem vorgenann ten Buche im Verlag „Der Neue Geist", Leipzig, in der Ueber- Ltzung von Pros. I. Singer erschienen) greift er die Kir chen an, denen er u. a. das Bündnis mit der Plutokratie zum Vorwurf macht. Wenn diese zumal gegen die katholische Kirche gerichtete Streitschrift auch, Abgesehen von manchen unrichtigen Angaben Wer europäische Verhältnisse, das eigentliche Wesen der Kirche verkennt, muerwelkiches und überweliliches Er lösungsstreben ohne weiteres ineinander mengt und in jeder Hinsicht über das Ziel hinaus schießt, so ist sie doch aus einer glühenden und eifernden Seele geboren, die den Spuren des revolutionären Tuns in der Geschichte der Religionen folgt, und sollte gerade darum den Vertretern der Kirche selber etwas bedeuten. — Den Büchern der Abwehr läßt Sinclair neuerdings ein Werk des Aufbaus folgen, in dem er die Summe seiner Erfahrungen zieht. Der erste Band: „Das Buch des Gei stes" (Malik-Verlag, Berlin, 1922) liegt bereits vor; die wei teren drei Bände, die von dem Körper, der Liebe und der Ge sellschaft handeln, werden in Kürze erscheinen. Das ganze Werk ist Äs eine Art von Popularphilosophie, Äs eine Lebens-kunds für die arbeitende Bevölkerung gedacht und verbreitet sich in zwangloser Form über alle möglichen Fragen des Daseins, immer in der Absicht, aus den Erörterungen eine Richtschnur für das praktische Handeln zu gewinnen. Es bedarf nicht vieler Worte über diese oominou ssnss-Philo- sophie. Sie setzt ein unbändiges Vertrauen in den Intellekt und den Fortschritt der Wissenschaft, lehrt eine' Moral der Solidarität, die auf gesunder, natürliches Lebensweise beruht, und überantwortet, ohne des religiösen! Untertons ganz zu entbehren, dem freischöpferischen Menschen allein die Gestaltung der Welt. Ihr Bestes besteht noch darin, daß sie mit einer gewissen Ehrfurcht von dem Geheimnis des Lebern redet und frei von jeglichem Parteidoktrinarismus ist. Im ganzen gehört das Buch jener didaktischen Literatur an, die sich von den Abfällen einer in den höheren Regionen schon längst fragwürdig gewordenen Weltanschauung nährt und ob ihrer peinlichen Flachheit unerträglich wäre, wenn nicht doch i wieder der redliche Wille aus ihr hervorleuchtete, hilflos auf-i strebenden Kräften die erste Hilfe zu leisten. Wie jede geistige Erscheinung, so muß auch Sinclair ( aus der Situation begriffen werden, in der er steht, s Er ist Amerikaner unter Amerikanern: diese sehr wesent liche Tatsache bestimmt sein Denken und seine Haltung.; Welche Beschaffercheit aber die Umwelt aufweist, die M wan-i deln Aufgabe seines Lebens ist, das erfährt man am ehestem, aus seinen eigenen. Büchern, deren Einseitigkeiten, Verzerrn»--! gen und die Wirftichkeit überschneidende Perspektiven nicht all-, zuschwer korrigierbar sind. Amerika erscheint in ihnen —-! I um nur die besonders wichtigen Züge des Bildes hervorzuhchem j— Äs Hooi der jäh und regellos emporgeschoffenen Finanz--^ und Jndustriem-agnaten, die, zu Interessengruppen vereinigt,', brutal das große Spiel um die Macht miteinander spielen; und sich der ungeheuren, aus aller Herren Länder sich immer! neu ergänzenden Menschenmassen zur Erreichung ihrer Zweckes ! bedienen. Mag das nun stimmen oder nicht, richtig bl-eWt doch! wohl, daß es in diesem riesenhaften „Schmelztiegel" noch gärt! von ungegliederten, amorphen Kräften, daß hier das Leben noch! keine Ordnung hat, weshalb auch, im großen und ganzen ge sehen, der Wert der Quantität an die Stelle einer Hierarchie! der Werte trift, und daß bei einem derartigen Mangft an Ab- geftuftheit und Zwischentönen hart Licht neben Schatten wohnt.. Die amerUanißche Menschheit ist nicht, sie wird, ihr fchft das^ Erbgut, auf dem sie ausbauen konnte, und so dehnt sie sich, nicht! belastet zwar durch lichmende Traditionen, aber auch arm an. Träumen der Vergangenheit und von alterS her gestifteten Bindungen und Beziehungen, einer Zukunft entgegen, von der. sie alle die Erfüllungen fordert, die reifere, wissendere Völker! gerne in das goldene Urzeitalter zurückverlegen. Der Unaus-i geglichenheit der Gegensätze, der unbegrenzten Zukunstsgläubig-l keit und der ebenso unbegrenzten Aktivität einer solchen vorerst »»geformte« und beziehungslosen Welt entsprechen naturgemäß' ihre geistigen Gestaltungen. Rücksichtslosem Machtstreben wnd> ! Heller Idealismus entgegengesetzt, Güte haust dicht bei Ver-' worfenheit: das alles gleichsam in ungebrochenen Grundfar-H ben, gradlinig und primitiv, woran auch zivilisatorische', Glättung der Oberfläche nichts andern kann. Man ver-! steht von hier aus den Optimismus SinclairS, seine naive,