2.V 2^ - Amerika im Ulm. Das andere Amerika, nicht das wirkliche, das Sacco und Vanzetti hingerichtet hat, bietet sich gleich in zwei Lustspielschlagern des Capitals. Die Hauptperson des Films „Kaufhaus Pleite" ist Reginald Denny, der etwa den sympathischen jungen Amerikaner verkörpern soll, dem alles zum Guten ausschlägt, weil er lustig, dumm und sozusagen anständig in den Tag hineinlebt. Die Fabel des Films ist albern. Hübsch nur die Szene im Schaufenster eines Warenhauses, das von Denny und seiner Bande als Gelegenheit zum Uebernächten aus genutzt wird. Das Schaufenster enthält auch mechanische Figuren in Lebensgrößen, die verschiedene Bewegungen ausführen. Der Vorhang wird morgens 'hochgezogen, und der Bande in den Ph- jamas bleibt nichts übrig, als sich ebenfalls wie die mechanischen Figuren zu bewegen, um sich nicht vor dem Straßenpublikum zu blamieren. — Der zweite Schlager: „Ihr Spielzeug" ist ein Gesellschaftsfilm, in dem die blonde Laura La Plante als modernes Mädchen agiert, das eine großzügige Ehe führen will; wenn überhaupt. Der Ehefall tritt natürlich ein, ein sym pathischer Großkaufmann oder so etwas ähnliches, der stch auch wirklich chazu bequemt, dem Mädchen die Freiheit zu lasten. Die selbstverständliche Folge im Film ist erstens, daß die Gargonne in schlechte Gesellschaft gerät, die Erpressungsversuche ausübt, und zweitens, daß das Gareonne-Jdeal am Schluß desavouiert wird: echte Frauenliebe am heimischen Herd sei denn doch etwas an deres. Amerika is^-wieder einmal gerettet. Der Film ist im übrigen geschickt gedreht und zeigt ein paar gute Typen: vor allem zwei adlige junge Herren, Zwillinge mit Monokel, entzückende Pflanzen. Außerdem wird auf Landschlössern gelebt, geritten und Auto ge fahren. In dem Park des Landschlosses befindet sich ein Schwimm bassin, über dessen Mitte in der Längsrichtung lauter Taue hängen, an denen sich die Gargonne, die es gerne sein möchte, äffen- und sportartig fortbewegt, ohne das Wasser zu netzen. Uaca. / 2.6' ' Verfilmter Balzac. In den B ieb e rLau-Licht- spielen läuft der Großfilm: „Glanz und Elend der Kurtisanen" mit Paul Wegener in der Titelrolle. Wer den herrlichen Roman kennt, wird enttäuscht sein über die Ver filmung. Man hat ihn modernisiert: Collin alias Marquis Herrera rast im Auto davon, und die Bewegungen der Mädchen beine erinnern verdächtig an Jazz. Sämtliche Romanmotive sind verändert; Zu ihrem Nachteil, wie sich versteht. Lucien, der im Roman aus gekränktem Ehrgeiz Selbstmord begehen will, möchte im Film ins Wasser springen, weil er erfahren hat, daß seine Ge liebte Esther früher eine Dirne war. Andere Romanereignisse sind ebenso verquert wiederge geben. Das geht nicht, das ist völlig unmöglich, das heißt den großen Worwurf in die Sphäre des mittelmäßigen Gesellschaftsfilms herabziehen, wenn nicht gar tiefer noch Auch die Regie hat zu billigen Effekten gegriffen und zeigt stch dem Stoff durchaus nicht gewachsen. Der große Pariser Ball wirkt wie ein angestrengtes Provinzunter^ nehmen, die herzoglichen Gemächer sind gering, und sentimentale Großaufnahmen entstellen vollends den gewaltigen Zug der Fabel. Feine Nuancen sind nirgends zu sehen, grober Zuschnitt das Ganze; man hätte bester die Finger von dem Roman gelassen. Durch die Verballhornisierung des Stoffs und die mangelhafte Inszenierung werden naturgemäß auch die Schauspieler geschä digt. Paul Wegener muß sich auf lange Strecken damit be gnügen, als geschlitztes asiatisches Mannequin zu figurieren, und Werner Fütt-erer — nun, als eine Art von bayrischem Salonlöwen war Lucien de Rubempre von Balzac nicht gerade gedacht. Immerhin: wenn der Film dem Balzac-Roman Leser zuzuführen vermag, hat er eine bescheidene Mission erfüllt. Aaca. --- Die Warenhaus-Prinzessin. Dieser Ulm, der in der Neuen Lichtbühne läuft, nimmt Motive und Konstellationen des Films: „Das Mädchen aus d-er Konfektion" wieder auf, dem mit Recht Erfolg befchieden war. Sein Muster erreicht der neue Frlm nicht. Er bringt zwar gute Bilder aus dem Warenhaus 'ist aber zu arm an Handlung, ein Schaden, der auch dadurch nicht ^Egönmcht wird, daß eine wirkliche Prinzessin mit romantischen Gchrchalen als eine Art von Mannequin für die Reklame des Warenhauses sorgen muß. Sie ist nämlich in Not geraten, wird- aber dafür, weil sie eine Prinzessin ist, von dem Besitzer des Waren- und geheiratet; es war schon am Anfang zu ahnen. Hella Moja, die im Hut schön aussieht, verleiht der Prinzessin das geforderte damenhafte Benehmen. Ueber manche Längen hilft Paul Heide mann hinweg, dessen Mienenspiel des Charmes nicht entbehrt. Auch Paul Graetz als Rayonchef für Damenhüte sorgt für einige Unterhaltung. Hintergrunds-Figuren sind die Herren Paulig und Alöers; dieser versteht sich auf unsym pathische Rollen. Ua c a.