21 modernen Baugesinnung sicher sein. , —er. Trotz diesen Schwächen, die nicht zuletzt ein Ausfluß der gegen wärtigen Situation in Rußland sein mögen, ist der Film gleich seinen Vorgängern ein gewaltiges Zeugnis für die Substanz des russischen Volkes und das lebendige revolutionäre Bewußtsein seiner Führer. Er enthält Momente und Ansichten, die unver geßlich sind. Einzigartig ist wieder die Kunst, mit der hier ent larvt wird. Eine Umwelt, die das selbstverständliche Zubehör der voraufgegangenen Generationen bildete — sie ragt übrigens in die' heutige noch gehörig hinein —, beichtet in diesen Bildern ihr Geheimnis. Es ist, als werde sie zum ersten Male mit wachen Augen gesehen. Kerenski schreitet die große Barocktreppe hinan: das Treppenhaus bezichtigt sich selbst als eine dem absoluten Herrscher Zugeeignete Schöpfung. Sind aber die Fassaden und Ge mächer einmal denunziert worden, so kann man naiv in ihnen nicht mehr wohnen. Aehnlich verhält es sich mit den Trachten, oder doch jedenfalls mit gewissen Eigenheiten des bürgerlichen Aufzugs, die durch die Art ihrer Darstellung im Film nahezu unmöglich gemacht werden. Der Wunsch steigt auf, es möchte Herr Eisenstein mit seiner Kamera einmal nach Westeuropa kommen, um dort sein optisches Herbarium Zu erweitern. Das Volk spielt mit. Man ^sht Soldaten, Arbeiter, Ma trosen, in deren Mienen M Erde und Himmel begegnen. Von ^Das neue Frankfurt.^ Die von Ernst May und Fritz Wichert herausgegebene Zeitschrist: „Das n eu e Fra n kfu rL" (Englert L Schlosser, Frankfurt) — sie wird seit einiger Zeit von I. Gantner geleitet — ist binnen kurzem zu einem Sammel- ort geworden, an dem sich alle Bestrebungen auf dem Gebiet der modernen Raumgestaltung gespiegelt finden. Sie dankt den Auf schwung der Tatsache, daß sie sich in unmittelbarer Fühlung mit dem neuen Bauleben entwickelt, das durch Stadtbaurat May und seine Mitarbeiter in Frankfurt eingezogen ist. Der Geist, der in den Mayschen Bauten zum Ausdruck gelangt, verleiht auch der Zeitschrift sein Gepräge: ein Geist der schmucklosen Sachlichkeit, den man schon um seiner Sauberkeit und (auch wirtschaftlichen) Aufrichtigkeit willen anerkennen wird, selbst wenn man ihm viel leicht nicht immer unbedingte Gefolgschaft leisten mochte. Daß er bis zu einem gewissen Grade Gemeingut der europäischen und amerikanischen Gegenwart zu werden beginnt, geht aus den Hef ten selbst hervor, die in jeder Nummer unter dem Titel: „Um die neue Gestaltung" ausländische Bauten der gleichen Gesinnung verzeichnen. Wie bei uns, so entstehen auch in Frankreich, der Schweiz, Rußland, Holland und Amerika, Architekturen, bei denen von einem einheitlichen Stil zu sprechen nicht verwehrt ist. Die Hefte — jedes einzelne ist in glücklicher Weise einem Hauptgegen stand gewidmet — behandeln im übrigen nicht nur die baulichen Erscheinungen, sondern greifen auf sämtliche Nachöarkünste über. Bühne, Film, Radio werden berücksichtigt; sehr interessant die (in Nummer 3 erfolgte) Zusammenstellung neuer Photographien. Auch das Schaffen einzelner Künstler — so Oskar Schlemmers und Willi Baumeisters — wird gewürdigt. Eine besonders hübsche Idee ist die Einführung kurzer Bilderberichte; Adolf Behne besorgt sie aus Berlin. Mit dem soeben erschienenen Heft 5 be ginnt eine Reihe von Publikationen über die neueste Bau tätigkeit der Stadt Frankfurt. Eingeleitet wird dies Folge durch einen Rundfunkvortrag Stadtbaurat Mays über das soziale Moment in der neuen Baukunst. Diese und die kommenden Veröffentlichungen dürfen der Anteilnahme aller Anhänger der erhört. Er wird daraufhin natürlich FremdenlegionLr. Die Legio närsszenen sind noc scheint wenigstens „Blutsbrüderfchaft" darf man freilich nic Schwalben spielen eine gewisse svmbolMs Rolle. k L a a. s Der FremdenlegionLr. In dem Glo ri.a-Palast läuft ein Film: „Wenn die Schwalben heiwwärtszieh'n", der das deutsche Dorf und die Wüstensonne ipl einen volkslied haften Zusarnmenhang bringt. Dorothea Wieck ist die Lore am Brunnen vorm Tore und Gustav Fröhlich ein junger Sonnenbursch^ dem die Lore das Herz bricht, weil sie ihn nicht Der Gisenstern-Jikm. Der Eisenstein-Film „Zehn Tage, die die Welt er- schütterLen" ist ein offizielles Revolutionsfestspiel. Man merkt es ihm an, daß er von der Sowjetre-gierung in Auftrag gegeben worden ist, um die Geschichte jener denkwürdigen Tage in Städte und Dörfer zu tragen. Er erteilt genehmigten Geschichts unterricht. So waren Kerenski und Kornilow, und so waren wir. Hier Zogen die Bürger und dort standen unsere Leute auf Posten. Es ist zu sagen, daß es sich die Illustratoren für unser Gefühl mit der Geschichte manchmal Zu leicht gemacht haben. Muß Ke- renski ein solcher Feigling, sein? Müssen die Junker Löffel stehlen? Von uns aus gesehen erscheint die Unterstreichung derartiger Züge als eine unnötige Herabsetzung der eigenen Sache. ch Der Film ist der letzte in dem Zug der großen russischen Revo lutionsfilme. Die Kraft, die den „Potemkin", Mutter", „Das Ende von St. Petersburg" emporgetrieben hat, ist.in ihm stellen weise kaum noch zu spüren. Stammten jene ihrer Komposition und ihrem ganzen Gebaren nach aus dem Undefinierten Zentrum revo lutionärer Erregung, dem der Verband der Bilder seine ge stalthafte Einheit dankte, so entspringen die Einzelheiten dieses Films zum Teil dem Begriff. Den pragmatischen Begriffen der russischen Geschichtsbehörden vom Gang der Ereignisse. Be weis hierfür ist vor allem die SZenenfolge, die nicht eine den imma nenten Gesetzen des Filmganzen entsprechende ZeitkonLinuität wahrt, sondern sich auf Grund von Rücksichten regelt, die außerhalb des Films gelegen sind. Statt daß die Bilder den Text überflüssig machten, ist ein Text bebildert. ch Leider herrscht in einigen Partien die Manier. Was vor dem unmittelbarer Ausdruck war, neigt jetzt dazu, fertige Form zu werden. So wird aus der Architektur das Letzte an Bedeutung herausgeholt und damit ihre symbolische Macht fast schon erstickt. Das Zarendenkmal fügt sich bei Beginn der Regierung Kerenskis selbsttätig wieder Zusammen. Jeder Zierat am Winterpalais gilt als Zeichen des alten Regimes. Eine starre, überdeutliche Emble- matik ist ersonnen worden, um die Lugenden und Laster zu ver sinnbildlichen. Hinter den schlechten Gewalthabern etwa tauchen Adler, Pfauen und NDoleonbüsten auf, und die Mahnung der Menschewiken zum inneren Frieden wird durch Harfenbilder ins Lächerliche gezogen. Die aus der Revolution hervorgegangene Re gierung schmückt den Triumphwagen mit Attributen, schleppt die Beute hinter sich her. — Ein Rudolf SchiLdkrauL-Film. Der Film: ..Der Land arzt" — er ist wohl schon'älteren Datums -^- wird in den B i e b e rba u - Li cht s,p i el en gezeigt. Rudolf Schild kraut spielt den menschenfreundlichen alten Arzt. Die von ihm ge schaffene Gestalt ist ergreifend. Ein Mann, aus dessen Gesicht die Freundlichkeit der Seele strahlt; der gleicherweise guten Essen wie Zu guten Handlungen neigt; der in einem kurzen Stirnrun zeln eine tausendjährige Lebenserfahrung -ausz vermach Wirklich ein Mensch; keine schauspielerische Figur. Ueörigens hat auch Cecil de Mille einige ausgezeichnete Regie-Einfälle. So ver gegenwärtigt er die Folge der Krankenbesuche dadurch, daß er hin ter den rotierenden Rädern des Arzt-Cabriolets- verschiedene Pa tienten fragmentarisch austauchen läßt. — Der andere Film: „Der Bandit" ist als Satire auf die Abenteurerstücke gedacht, ohne mit dem nötigen Witz durchgeführt zu sein. Sein Held ist Rod l a R o q u e, ein junger Prahlhans, der ein.böses Maul, körper liche Fähigkeiten und Kurage besitzt. . R u e a. Ihr Sinn geht merklich auf Repräsentation. Man hat das Haus errichtet, man bemalt seine Wände. Fest -- das Wort in seiner Bedeutung als Feier und in der anderen, d'ie Festigkeit meint, gilt für den Film. Er unterläßt es nicht, Fresko Gruppen von den Siegern und den Vertretern der erledigten Mächte zu stellen. Das noch unterjochte Volk hungert malerisch, die durch ein paar Argumente zur Revolution bekehrten asiatischen ! Regimenter führen einen schönen Waffentanz auf. So komponiert nur der Triumphator, den kein Zweifel mehr Plagt. Manche Gemälde erinnern fatal andre längst vergangener bürger licher Maler: an Uhde, an Naturalisten und Impressionisten. Sie sollen im Rahmen des Films wohl Ruhepunkte sein; sie sind tatsächlich eine Vergeßlichkeit, die sich aus dem Bedürfnis nach Ruhe herzuleiten scheint. ch das beste am Film, ein Teil der Bilder Algier gesehen zu haben. An den Film: cht zurückdenken. Es setzt Kabylenkämpfe, Durstgualen mit dem für den Film beson ders dankbaren Zauber der Fata morgana, ein Todesurteil, Zwangsarbeit und die endlich geglückte Flucht. Nach so vielen Abenteuern kriegt der Bursche dann zuletzt seine Lore. Die