Groß-Frankfurt.) S. K^a c a u e r. in der scbmalen Baupt- der sicb ^.ütos und Laäe- sasiasen? KUSU Vor einigen Woche sah ich im Pariser Paramount-Theater einen reizenden kleinen Tonfilm. Auf der Leinwand ein gezeichnetes Orchester, das sich je nach der Laune des Zeichners verändert. Der Kapellmeister bläht sich etwa komisch auf, oder greift auf einmal in die Notenschrift, holt eine Note heraus und benutzt sie als Takt stock. Das Ganze eine optische Arabeske um ein paar nette englische Schlager. Wozu Millionen für Millionen? Sie sind unnütz vertan. (Zur Aufführung des Films im Frankfurter üfatheater Organ zutraut, zwängt dunkle, rauhe Töne aus dem Lautsprecher hervor. Aber auch rein ästhetisch ist die Einschaltung der Dialoge Lm allgemeinen vom Uebel. Sie halten den Fortgang der Montage auf Gesprächspartner, die sich soeben noch munter bewegten, be wegen auf einmal nur noch die Münder. Da der Zusammenhang von Bild und Wort nicht einsichtig ist, erscheinen diese Unter brechungen als Leerstellen. Um ganz davon zu schweigen, daß die reine Mimik den Inhalt der untergeschobenen Texte gewöhnlich viel vollkommener ausdrücken könnte. Schließlich erliegen die Tonfilme fast durchweg der Versuchung, eine musikalische Begleitung zu liefern, die mit dem Bildstreifen genau parallel läuft. Sie bekräftigen damit eine Tendenz, der schon die großen Kinoorchester huldigen. Jeder Phase des Bildstreifens entspricht eine gleichsinnige der Musik. Folgt auf der Leinwand einer Kußszene unmitelbar der Schlachtendonner, so machen ur plötzlich Trommeln und Pauken dem Flötensolo den Garaus. Aber die Musikchat nicht die Reihe der Bildeinheiten mechanisch zu repe tieren, sondern die Bedeutungen zu vermitteln, die durch jene Reihe getroffen werden sollen. Donnert die Schlacht in die Küsse hinein, so geht es weder um die Küsse noch um die Schlacht, sondern um ihr Jneinandergreifen, das allein Gegenstand der Vertonung zu sein, hätte. Es geht mit anderen Worten um die Zwischenräume, um die in den einzelnen MontageabschniLLen selbst nicht ausge drückten Gehalte. In den Anfangszeiten des Kinos duddelte oft ein Klavierspieler schlecht und recht ein Potpourri herunter, das sich den Bildepisoden nicht im geringsten anzupassen bemühte. Es führte sicherer zur Mitte des Geschehens hin als das so minutiöse wie stupide musikalische Mimikry der heutigen Illustratoren. Man kauft sie gesobäftsstralle, in gäste fortwährend miteinander vermiscken. Die Badegäste v/allen, vor allem vormittags, in berrlick leucktenden Bademänteln mit Bkantasie- mustern einker, Manckma! Öffnet sied der Mantel unten, und ein Baar entLÜckender nackter Beine käkrt arglos aus dem Dunkel kervor. Bekleidet und dock nickt bekleidet wandelt sicks an- genekm in dem sauberen 8tädtcken, dem kaum nock an^umerken ist, da6 kier einst Budwig XIV. Bock^eit geleiert liat. Xbgeseken von einigen kistoriscken Oebauden aus jenen Bugen und der 8oNne, die dem roi soleil deute nie damals Bkre mackt, bat sied inzwischen alles verändert. OroÜe Hotels sind entstanden, mit Olasveranden, in denen man abends die Oäste von auüen takeln aiebt. (Der 8moking ist nur bei Oula-Veranstal- tungen nock Vorsckrift.) Bs gibt aucb billigere Botels obns Olasveranden, Bensionen, Apparte ments und bübseb möblierte Villen, deren Ober- gesebosse durck kleine Brückcken unmittelbar mit der 8trandprom6nads verbunden sind. Ver- sckiedene Bestaurants erleicktern die Aufgabe, in ibnen Bauskult xu kübren; wäkrend die Oalös und Bars mebr das Bedürfnis nacb Blirt und ^peritivs befriedigen. In einem dieser Bokals bockt die grollbürgsrlicke dugend ^.bend für ^.bend in einem Klüngel Zusammen und Lüblt sieb als ecbte Boböme. Die ganLS Bebensv/eise ^vird durcb den 8trand bedingt, ^.ucb ^vo man ibn nicbt vor ^.ugen bal, ist er gegenwärtig. Bine gewaltige Bläcbe, auk der man trotL der un?äb!igen Beute und ^elte genügend leeren Baum um sicb findet. 8is folgt dem 2ug der Bissenbucbt, der gegen das offene Meer bin ein dünner Inselstreifen vorgelagert ist. 8o wenigstens scbeint es dem 8pL?iergänger, der vom erböbten 8trandweg aus das öfkentlicbe kanorama überblickt: unter ibm das undefinier bare bunte Oewimmel der Ladenden und im 2aint-FeLQ-ckS»Bu^ Binks die Byrenäen, reebts das Meer —- da« Lwiscben 8t, dean-de-Bu2. Bin netter, Kondor- tabler, 8ommer und Sinter besuchter Ort, LU dessen Zpesmlitäten eins bestimmte 8orte von Makronen gebört. Maccarons de 8t. dean-de-BuL- 8ie sckmecken wunderbar langsam und süll. Umkreis das Bund des Ufers mit dem Burm von Bainte-Varbe, Oiboure und dem alten Bort 8ocoa. Das Bild ist bald su erscbopfen und xum Aus wendiglernen bestimmt, ^.ber die ricbtige Ein stellung ist bier allein die borisontale. Dem Biegenden verscbwindet das 8cbema der Kon turen, die Bindrücke wandeln sieb ibm unauf- borlicb. Mit Kokosö! eingefettet, lang ausgestreckt und die Bände balb eingewüblt Lwiscben glatt gescbeuerten tlacben 8teincben erblickt er die anlaufenden V^'ogen, die sicb wie 8cbieler sebicbtenförmig von einander abbeben; Kinder in lotalansicbt und die unteren Körperbälften der Brwacbsenen; ^Vasserradfabrer, die sicb nacb dem Bormont su verlieren; das Ladescbiff Bskualduna mit seinen 8portvorricbtungen, das um Mittag einer vollbesetzten Brambabn gleicbt; flickende Kind ermüd eben auf 8tüblen, alte Berren in 8trobbüten, verlassene Bademäntel, 8trand- scbube, blauen Bimmel und Bunde. Die meisten scbwimmen nicbt nur, sondern spielen Ball, rudern, maeben Breiübungen und verunstalten einen DauerlauB 8ovie! Ossundbeit, wie bier produziert wird, ballt sicb sonstwo nicbt leiebt Zusammen. DrauLen stebt ein 8egel, scbwebt ein Blieger, surren Lwei Motorboote. 8ie verkleinern durcb ibrs Käserei die Bucbt Lum Bümpel und binterlassen eine breite 8pur, die wie eine nacb- träglicb erzeugte Bennbabn aussiebt. Von oben kritisieren die Binbeimiscben das der Brbolung gewidmete Brsiben. Den arcbitektoniscbsn Mittel punkt der gesamten Massersone bildet das im Vsrjabr erricbtste Kasino, aucb „Bergola" ge nannt; eine 8cböpfung des ^.rcbitekten Bobert Ma1!et-8tevens, die neue 8acblicbkeit mit Obarme vereint. Ibren bis ins Detail aufgelockerten Massen ist die Bukt nicbt Bukt, sondern ein fübl- bares Blement, mit dem sie sicb auseinander- set2sn. ^.uf der lerrasse spielt eine blegerkapelle und ein argentiniscbes Bango-Orobester; doppelte Besetrung 2U doppelten Breissn. Abends grolle ^Lgenauffabrt vor dem Vestibül und innen das aus den Oesellsobaktsfilmen bekannte Oesell- Lebaktsleben. Au dieser 8tunde ist der 8tränd» bummel scbön. Die Olubbirnenserren der Bergola strablsn leicbtkertig über der scbwarben Bucbt, und windige IrLmbabnlicbtcben gleiten an ibren Bändern entlang. Ueber dem okfiriellen OlanL der ^Vasser- perspektive drobt die Bandscbaft vernacblässigt 2U werden. Bs wäre scbade darum. In sie scbon einbeLogsn ist der Baken, ein etwas scbmuddeliges Bassin mit blaugesiricbenen Käbnen und Dampfercben. Maler, 8cbiffer und Angler bevölkern diese verlockende Binterbausgegend. weiter binaus ist das Band leicbt bügslig, offen, klar gegen den Bimmel abgesetst und mit kleinen 8sen gefüllt, die unmittelbar vor dem Meeres- uker anticbambrieren. 8traLen und 8cbienen- stränge verbinden die Badeorts miteinander, die sicb nacbmittags gegenseitig besucken. 8o kommen die Beute aus Bsndays nacb 8t. dean-ds-Bux, das wiederum seine Visite in Bendaye macbt. Dieses Bad an der franxosiscb - spaniscben Orenre ist der Bisblingsaufentbalt Bnamunos und seiner rubigen Bage wegen kür Brbolungs- bedürktige besonders geeignet, Bin Oleicbss gilt für Obetbary und Bidart. Die Orte sind aucb ^Vinterstationen und baben ein 8trandleben, das sieb von dem in 8t. dean-de-Bu? grundsäiL- lieb kaum unterscbeiden wird. Beberall werden Baskenmützen getragen und baskiscbe 8piele verunstaltet, bei denen das BäUcben Lwiscben einer ^.rt von 8cbleuder und einer boben Mauer ein sebr beweglicbes und prekäres Dasein fübrt. Baupt und Krone des ganzen Küstenbetriebs ist unLweifelbaft B i a r r i t 2. Auk den ersten Blick bin scbeint Biarrit? nicbts weiter als ein internationaler Hmtomarkt ^u sein. BranLÖsiscbe, engliscbs, amerikaniscbe Buxuswagen rollen unablässig über die Baupt- und Bebenstrallen, und der 8trallenübergang er fordert mindestens so viel Boutine wie etwa vor der Oare 8t. Basare in Baris. Die Beute geben bier nicbt baden, sie kabren baden; wie in dem bekannten Bilm Lüster Keatons, in dem Buster als melaneboliseber junger Beicber die 8trecke von seinem Baus sum Baus gegenüber im ^.uto 2urücklegt. Bewegen sicb die -^utos nicbt, so parken sie und verdecken das Meer. Bnerkind-