Theater in Aranksurt. Iw Schauspiethaus. ^Straße" von Elmer E. Riee. Eine dramatisierte Reportage über das Leben und Treiben in und vor einem New Uorker Mietshaus. Es liegt hinter Wolken kratzern und steckt voller Kleinbürgergraus. Thema: das Neben- und Miteinander mehrerer Mietsparteien im Souterrain, im Erd geschoß und im ersten Stock (Die höheren Etagen scheinen Blind fenster zu haben.) Es geschieht, was in einer solchen Hauskaserm zu geschehen pflegt. Oben wird ein Kind unter Schmerzen geboren, und unten flüstern sich junge Menschen Liebesworte Zu. Einer erleidet ein Schicksal, von dem andere nichts merken. Man haß: sich wegen der zu großen Nähe und erweist sich Gefälligketten, weil man sich nah ist. So ist das Leben. Warum wird es angepackt? In den alten naturalistischen Stücken wußte man, was gemeint war; dieser amerikanische Realismus von heutzutage ist in entscheidendem Sinn grundlos. Weder setzt er sich für eine bestimmte Tendenz ein, noch kristalli siert sich ihm irgendein Gehalt aus dem Stoff heraus. Stur be trachtet er die Tatsachen und stellt sie zusammen. Das ist die Welt, durch Photographien gesehen, die Welt in den illustrierten Beilagen, die das Untergrundbahnpublikum müd überfliegt. Doofe Aspekte, die ungedeutet bleiben und ohne Bedeutung sind. Von ungefähr nur regt sich in der Tiefe das Gefühl, daß dieses merk würdige Kaleidoskop eben das Leben sei. Der Mangel an einem Wohin und Wozu rächt sich durch den Mangel an jeglicher Komposition. Um das Stück über den ersten Akt hinauszutreiben — er ist bei weitem der beste —, müssen überflüssige Zwiegespräche als Füllsel eingestreut werden und zu fällige Passanten das Straßenleben illustrieren. Denn die Haupt- und StaatsaMon des Eifersuchtsdramas ist längst nicht Hand lung genug. Sie ist aus dem Gerichtssaal geholt oder entstammt einem Magazin. Eine ziemlich blöde Geschichte von einem Arbeiter, der mürrisch ist, weil er mürrisch ist, und seiner Frau, die sich aus Lebenshunger einen Geliebten hätt. Der Arbeiter erschießt das Paar, es knallt öfters, und die Polier behauptet das Feld. Der gleichen kommt in Mietshäusern gelegentlich vor. Hier kommt es vor, damit das Stück drei Akte lana dauern kann. Es bleiben die Typen und das Milieu. Die Hausinsassen sind genau photographiert und einzelne kleine Reportagen wohl gelun gen. Erwähnenswert die Dame vom Wohltätigkeirsamt, die eim Familie auf die Straße setzt; der Ostjude, der seinen Marxismus ^"^rkäuL; der Flirt zwischen jungem Angestelltenvolk, das man I den Romanen von Sinclair Lewis kennt: das charmante A nische Ehepaar: die treffend wiedergegebene Liaiwn von Gut- iNütigkeit und hämischem Tratsch. Der soziale Druck Lastet spürbar Frankfurter Schauspielhaus. „Straß e". — Das amerikanische Bühnenstück von Elmer E. Rice ist eine Reportage über das Leben in einem Mietshaus. Es wird geklatscht, «S wird geliebt, gehaßt, und die Ehe gebrochen, und zuletzt entwickelt sich ein dumpfes Eifersuchtsdrama mit Revolver» schüssen und nachfolgender Polizei. Ja, so ist das photographiert« Leben, das Leben in Niogazingeschichten und Gerichtssaalberichten- Jmmerhin: gut gezeichnet« Kleinbürgertypen und ein treulich kopiertes Milieu. Erschütternd Ta ub,e nach der Verhaftung. Das Bühnenbild Walter Dinfes wirkt durch die überdeütliche Bock- stetnsassode. Lebhafter Beifall am Schluß. ' Lr. -- Die Frau Lm Talar. Dieser Film der Alemannia-! Lichtspiele spielt in Skandinavien. Vielleicht greift er darum Ibsen Motive auf, dunkle Seelenkonflikte, die sich in kleinen Fjordhäus chen entwickeln. Eine Frau steht zwischen zwei Männern, ein gefälschter Wechsel kursiert, Edelmut und Rachsucht bekämpfen einander — das Gemisch setzt sich aus verschollenen Ingredienzien zusammen, und alles ist natürlich unter der Zeitlupe gesehen. Kortner ist ein alter weißhaariger Fbsenherr mit unterir- disckem Temperament, das gegen den Schluß hin sich vulkanisch entlädt. Ein Glück, daß er dabei ist, denn sonst wäre es in den kleinen Fjordhäuschen überhaupt nicht zum Aushalten. Trotz Zilzer und Aud Egede Nissen. R-aca. --- Fruchtbarkeit. Im Capktsk läuft dieser neue Van de Velde- Film. Ein Aufklärungsfilm, der in vernünftiger Weise Ne Geburtenregelung propagiert. Hier, wo es um die Verbreitung nützlicher Erkenntnisse geht, mag man sich damit ab finden, daß die eigentliche Spielhandlung ziemlich primitiv ist. Ein alter Arzt und ein junger, die beide inmitten einer Fabrik bevölkerung wirken, treten einander als die Exponenten zweier verschiedener Weltanschauungen gegenüber. Der alte Doktor steht auf dem Standpunkt: seid fruchtbar und mehret euch; der junge vertritt die Forderungen der Zeit und trägt, wie es nicht anders sein kann und soll, den Sieg davon. Ganze Kultursilmarchive müssen geplündert worden sein, um die zahllosen Aufnahmen aus dem Bereich der zeugenden Natur beizubringen, die allenthalben ewgestreut sind oder in Gestalt von Ueberblendungen spukhaft auftauchen. Wer der gute Zweck heiligt die plumpen Mittel. Raea. ? -- IBörsenfieber.1 In „GarganLua und PanLagruel" befragt ein Jüngling den weisen Panurg, ob er heiraten solle. Panurg ent wickelt ihm die Vorzüge der Ehe. Der bedenkliche Jüngling meint, das sei ja ganz schön, aber er habe schon so viel von der Untreue der Frauen gehört usw. Panurg bestätigt die Untreue und rät ihm nun von der Ehe ab. Aber der Jüngling möchte doch gar zu gern. Panurg rät wieder zu. Rät ab. Zu, ab. Bis in die Unendlichkeit. Wie hier der Ehe, so ergeht es in „Börsenfieber", einem hochnoblen amerikanischen Filmfabrikat, der Börse: man will aus Geschäfts interesse unbedingt ihre Sensationen und will sie aus Angst unbe dingt nicht. Da einmal beschlossen ist, dem Publikum Börsenfieber- kurven zu bieten, muß natürlich ein skrupelloser Fabrikant die Hauptperson sein. Es hieße indessen, den guten Ruf von Wallstreet gefährden, wenn man dem Jobber gestattete, ungestraft seine zweifelhaften Transaktionen in Kupferaktien vorzunehmen und - nicht^hnende kleine Leute ins Verderben zu stürzen. Also muß er zur höheren Ehre der Börse gebrandmarkt werden. Ist er jedoch ein schlechter Kerl, so kann er nicht der Held eines glorreichen Paramount-Filmes sein. Also muß er im Grund ein guter Kerl sein, ein Mann von Gemüt, der nur um eines Weibes willen zum Haifisch wird. Wenn er aber zu seelenvoll geriete, käme dabei wiederum die Börse zu kurz. Also muß ee... Und so fort, bis in die Unendlichkeit. Man wählt einen packenden Vorwurf und packt ihn nicht an, sucht sich feig aus einer Affäre zu ziehen, in die man sich couragiert verwickelt hat. Börsenfieber? Untertemperatur. Auch George Bancroft vermag dieser Echternacher Spnngvroze'sion nicht aus die Beine zu helfen. Er wirkt wie ein urtümlicher Dumm kopf, dem niemand den Umgang mit drei Tischtelephonen Zutraut, und jongliert mit seiner Boxergestalt hilflos zwischen Kupfer und Liebe. So watscheln Eisbären im Zoologischen Garten hin und her. Olga Baelanova, das Weib, für das er börsenfiebert, kann ebensowenig aus einer Rolle etwas machen, die keine ist. Eine frostige Angelegenheit. Das kommt davon, wenn man mit der ! Börse spekuliert, ohne einen Einsatz zu wagen. (Der Film läuft im ^Frankfurter Ufa-Theater.) Xr. Gesinnunq solcher Filme, die auf hoffnungslose Wunschlraume spekulieren,. istMrchaus verwerflich. Sie enthalten nicht nur dem Publikum die Wirklichkeit vor, die zu ändern wäre, sondern ver tuschen sie überdies, damit nur ja nichts geändert wird. Zu der schlechten sozialen Tendenz gesellt sich in unserem Falle noch die offenkundige Unmoral. Die Tatsache nämlich, daß die Lärvchen aus dem Modchaus sich im Hotel von fremden Herren beschenken Las sen, wird als harmloser Usus hingestellt; so daß man den Eindruck erhalten muß, dergleichen sei bei uns Sitte. Angestellte und übrigens auch Chefs sollten sich für diese Lustware bedanken. — Trusus van Aalten entfaltet als Lehrmädchen ihre starke Begabung zur Groteske. Freilich ist die Mimik Zu dick aufgelegt. — Phantasten aus einem Modehaus. Der Film: „I ennys Bummel durch die Männer" — er läuft in der Ca - mera und denBieberbau-Lichtspielen - will nichts weiter sein als ein Amüsement. Die Hauptpersonen find em Lehrmao- cheir, ein Mannequin und die Chefeuse nebst ihrem Farnllienan- hang. Man flirtet im Modehaus selber, man flirtet m schevemn- aen und in Spa. Ramensderwechslungen und sonstiger Jux, der i fustiq sein soll, ziehen das Spiel in die Länge; bis es am Ende. sicher in den Hafen der Ehe einläuft, die nach den vorangegan- aenen Erfahrungen allerdings schwerlich ungetrübt sein wird. Gut! also, ein leichtes Vergnügen ist den Zuschauern zu gönnen, und wir find gewiß nicht für lauter schwerbesrachrete Stücke. In diesem aber kautt mau die Leinen Ladenmädchen denn doch für zu naw. - Öder will man ihnen etwa einreden, daß es in großen Mode Häusern so heiter ist? Daß sich den weiblichen Angestellten das Paradies ösfnet, wenn sie nur einigermaßen hübsche Beine haben? j Daß st« in mondänen Hotels wie Fürstinnen leben können und > reiche Amerika/««: auftauchen, wo^ie nur neben und stehen? Diel