Der Film, an dem zwei Jahre gearbeitet wurde, übertrifft auch als Tonfilm die meisten neueren Erzeugnisse und gewiß alle deutschen. (Bei uns können natürlich auch nicht die Mittel auf gebracht werden, die hier zu Gebote standen.) Das liegt zunächst an der Wahl des Stoffes. Diese Negergemeinde war von vorn herein für den Tonfilm prädestiniert. Musik ist Lei ihr keine seltene Dreingabe, sondern gehört mitten in den Alltag hinein, und der Die Neger treten als Kollektiv auf. King Vidor hat sie nicht unter den Weißen gezeigt, er ist dort hingegangen, wo sie noch Lei sich selber sind. In den Baumwollplantagen des Südens leben sie als Stammesgemeinschaft, die zugleich eine religiöse Gemeinde ist. Das Schicksal eines einzelnen dient nur dazu, das der Gesamt heit sichtbar zu machen. Zeke, der so dunkel wie leidenschaftlich ist, erschießt in einer Kneipe versehentlich den leiblichen Bruder. Bei der Trauerfeier daheim widerfährt dann dem Reuigen die „Er- weckung". Er wird ein berühmter Wanderprediger und Zieht mit den Seinen durchs Land. Welche Szenen erstehen! Die Massen empfangen ihn, der auf einem Esel Einzug hält; sie lauschen mit allen Sinnen verzückt seiner Predigt; sie nehmen, weißgekleidet, scharenweise im Fluß die Taufe entgegen; sie feiern ein Fest, Lei dem sie ekstatisch tanzen, zucken, brüllen und taumeln. Noch nie viel leicht ist ein solcher Rausch der Leiber gekurbelt worden. Mitten aus dem Aufruhr der Wiedertäufer stiehlt sich Zeke mit der Dirne davon, die ihn begehrt, die er immer begehrt hat. Er lebt in der Fremde, er ist unglücklich, er tötet das Mädchen auf der Flucht. Dem düsteren Balladenende klappen, vermutlich der Publikumswirkung wegen, ein paar versöhnliche Bildchen nach, auf denen sich unser Held wieder mit seiner Familie vereint. Man merkt ihnen an, daß sich King Vidor zu dieser ihm abverlangten Fröhlichkeit nur ungern verstanden hat. Es ist alles andere eher als ein Zufall,-daß der Film in Photo graphie und Montage überraschende Aehnlichkeiten mit den Russenfilmen zeigt. Diese Aehnlichkeiten sind sachlich begrün det, denn hier und dort herrscht das Kollektiv, und hier und dort leben die Menschen in Verbundenheit mit der Landschaft. Ein Russe könnte die Baumwollernte gedreht haben, den Zug der schwarzen Landleute durch die Plantage. Die Uebereinstimmung folgt von selber aus den Gegenständen, die übereinstimmen, und aus der Hingabe der Regisseure an sie. Auch die Einstellungen sind einander verwandt. Wie ein einzelner, auf dem gerade der Akzent ruht, sich aus der Masse hebt, wie die von der Natur geprägte und in sie eingebettete Physiognomie benutzt wird, wie das vom Stand punkt der Gemeinschaft aus Fremdartige in ungewohnter Perspek tive erscheint — die Russen machen das alles genau so. Ich erinnere etwa an den Dowschenko-Film: „Erde". Der Vergleich mit ihm lehrt allerdings auch den Unterschied zwischen Leiden Welten er kennen. Die Menschen Dowschenkos wollen im Einklang mit der Erde leben, Vidors Neger leben aus ihr. In diesem Falle: primi tive Selbstverständlichkeit. In jenem: bewußte Konstruktion, ein nahezu pathetisches Bekenntnis zum Land. (Bei Gelegenheit der geschlossenen Berliner Aufführung des Dowschenko-Films habe ich seine ideologische Haltung zu enthüllen versucht. Vergl. den Artikel: „Die Filmprüfstelle gegen einen Russenfilm" im Abendblatt vom Mittwoch, dem 23. Juli d. I.) Es muß gesagt werden, daß das russische Bauernkollektiv bei Dowschenko längst nicht so echt wirkt wie das der Neger. Das Bewußtsein kann den natürlichen Bindungen entwachsen und sie kommandieren; sie neu anknüpfen kann es nicht. Kaileluj-Y. Berlin, Anfang Oktober. Die Sphäre, in der King Vidors jetzt endlich im Mozartsaal angelaufener Negerfilm: „Hallelujah" spielt, hebt sich an einer Stelle besonders deutlich ab. Gegen das Ende hin wird der Neger held aus dem Volksleben, das er mit seinen SLammesgenossen ge führt hat, in ein Holzsägewerk verschlagen. Solche Holzsägewerke sind vermutlich schon hundertmal veranschaulicht worden. Sie wirken in der Regel als normale Bestandteile des zivilisierten Le bens, über deren Anblick niemandem etwas einfällt; vorausgesetzt, daß sie nicht zu einem Triumph der Technik aufgebauscht werden, der uns erheben soll. Hier ruft das Holzsägewerk andere Empfin dungen wach. Es erscheint nicht als normales Zubehör unseres Lebens, sondern als eine Einrichtung von unheimlicher Leere. Und statt die Zuschauer technisch zu begeistern, gähnt es sie an. Die Zivilisation, die sich in ihm darstellt, bricht in die Fülle der Neger ereignisse nicht überlegen ein; vielmehr: sie unterbricht diese Fülle nur für ein Paar Meter und gleicht durchaus einem Nichts. (Ich glaube übrigens, daß sie auch aus einer anderen, uns gemäßeren Perspektive als der des primitiven Volkes einem Nichts gleichen wüßte.) PAHLAWL S weroe, lenen Masten, die mcht auf Arbeitsfreude sondern auk o^n vorhanden ist, wird den Kampf ae- gen dre Mastentultur aufnehmen, deren Herauflun^ Dr MZLM^L-LKä aussichtslos ser, steht keineswegs fest. aeir^?"^^nnt aus dem flüchtigen Ueberblick ungefähr wie xKSWTtSNL Press? Dan/b°^?^^-° Untersuchungen übe^ di? Presse. Dann hatte sie eme gute und nützliche Wirkung gehabt WMsMSML