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H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043378
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1921
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

/«/L 
Me der ZuZeKhbmekWg. ! 
In Frankfurt hat kürzlich eine von der hiesigen 
„Jugendbücherstube" veranMtete „Woche der Jugendbe 
wegung" stattgefunden, die in mehr als einer Hinsicht lehrreich 
war. Sie bestätigte zunächst, was Einsichtige freilich schon 
seit längerer Zeit wußten: daß nämlich die Jugendbewegung 
ülS Sonderöewegung einen gewissen natürlichen Abschluß 
erreicht hat. War die Jugend früher nur Vorstufe des Alters 
und bloßes Objekt einer ihren Bedürfnissen nicht cngepaßten 
Erzichung gewesen, so wird heute, zum Teil infolge des von ihr 
geführten Kampfes, ihr Anspruch auf Eigengeltung nahezu all 
gemein anerkarmt. Nach der Loslösung von den sie an ihrem 
Eigensein hindernden Mächten erwächst nun für sie die Ver 
pflichtung, das Errungene zu befestigen und sich irgendwie dem 
Ganzen des Lebens wieder einzugliedern. Spürbar 
wird diese Verpflichtung zumal der aus der Jugendbewegung 
hervorgegangenen älteren Generation. Sie fühlt, daß es nicht 
genügt, sich abseits von der nüchternen Lebenswirklich- 
krit eine kleine romantische Oase der Freiheit geschaffen zu 
haben, daß vielmehr gegenwärtig vor allem die Frage nach dem 
Sinn der Freiheit eine Antwort erheischt. Aus dem Stadium 
negativer Abmrhr ist so die Bewegung in ein Stadium getre 
ten, das positiver Meisterung der Wirklichkeit gilt, und hört 
eben damit auf, bloße Jugendbewegung Zu sein. Ueberall, wo sie 
bei ihrem Streben nach Einordnung mit dem konkreten Leben 
in Berührung kommt, stößt sie auf Fragen, die gar nicht Fra 
gen der Jugend allein, sondern solche der ganzen Volks 
gemeinschaft sind. Kein Wunder, daß über dem Ringen mit 
diesen pädagogischen, sozialen, kulturellen, politischen Proble 
men die sich entwickelnde Bewegung ihren ursprünglichen 
Charakter veAoren hat. Dir vielen Spaltungen, die heute 
innerhalb der Jugendbewegung herrschen, entsprechen ungefähr 
den weltanschaulichen Spaltungen und Parieiungen innerhalb 
des gesamten Volkskörpers, woraus Zur Genüge hervorgeht, daß 
das, was heute Jugendbewegung heißt, nicht eigentlich mehr 
ein Drängen und Wollen ist, das lediglich die Jugend als Ju 
gend betrifft sondern ein Kampf geistige Mächte, der unter! 
anderem auch in den Kreisen der Jugend ausgesuchten wird 
und dadurch allerdings seine besondere Färbung erhält. Das 
ist auch lo durchaus in Ordnung, denn die Jugend kann sich 
auf die Dauer nicht vom Volksganzen absperren Wenn sie sich 
aber nsrmalerweise in das. allgemeine Leben einzufügen sucht, 
so versteht es sich wiederum von selber, daß sie dann nicht mehr 
geschloffen als Partei der Jugend aufzutreten vermag. 
Pfarrer Dr Wilhelm Stählin (Nürnberg), dessen 
Vertrag den Auftakt der Woche bildete, führte sogleich durch 
seine scharfe, aber von inniger Liebe zu*- Jugend beseelte 
KrM an den Ausartungen der Jugendbewegung mitten in 
die schwerwiegende ProdLernatik unserer geistigen Gesamt- 
lage hinein. Seine Rede glich einer Zwiesprache des 
Erstellung von Neubauten'zu Zwingen, sowie auch Industrielle 
ßur Schaffung von Arbeiterwohnungen Zu veranlassen. Diese 
Maßnahmen erschienen dem Stadtv. Lang (Komm.) nicht durch« 
greifend genug; er beantragte statt dessen Unterstützung der 
„Bauhütte" durch den Magistrat und fernerhin Kommunaliste- 
rung der Baubetriebe. Stadtv. Bouveret (Dem.) forderte, 
daß die Baukostenzuschüsse nur an ortsansässige Handwerker ver 
geben Werden. Stadtrat Dr. Landmann betonte, daß Frank 
furt iübezug auf die Neubautätigkeit nicht zurückstehe, und hob 
als entscheidende Tatsache hervor, daß die Stadt nur mit den 
Bauzuschüssen arbeiten könne, die Gr von Berlin aus über- 
wiesen werden. Diese Zuschüsse sind nicht so hoch wie die in 
anderen Ländern bercitgrstellten Mittel. Von ihrer Höhe aber, 
die wiederum an die Wohnungsabgabe geknüpft sei, hänge haupt 
sächlich die zukünftige Neubautätigkeit ab. Die beiden Vorlagen, 
betreffend Beihilfen zum Wohnungsbau und Gewährung von 
Prämien füx freigemacht-e Wohnungen, gingen an den Hochbau 
ausschuß. 
Zur Beteiligung der Stadt an dem Rhein-Main 
Donau-Kanal führte Stadtv. Fleischer (Lib.) aus, daß 
die Rentabilität des. Unternehmens genügend gesichert seich 
Stadtv. Plewe (Unabh.) machte verschiedene Bedenken gegen 
das Projekt geltend und beantragte Verweisung der Vorlage 
an den wirtschaftspolitischen Ausschuß. Stadtrat Dr. Land 
mann bob ihm gegenüber den gemeinwirtschaftlichen Charak 
ter des Unternehmens hervor und empfahl Annahme der Vor 
lage. Diese ging an den Haupt- und wirtschaftspolitischen Aus 
schuß zurück. . . 
In einer Debatte über die durch den Magistrat erfolgte Ab 
lehnung des Beschlusses der Stadtverordneten - Versammle 
einen Betrag zu Gunsten der notleidenden Russen zu 
Lewilliarn, gaben die Stadtv. Plewe (Unabh.) und Lang 
(Komm.) der Entrüstung ihrer Fraktionsfreunde über die neuer 
liche Magistratsentscheidung Ausdruck. Oberbürgermeister Voigt 
begründete diese Entscheidung damit, daß die Not in Deuts^ 
land selber die beantragte Unterstützung der Russen unmöglich 
mache. Die Unterstellung des Stadtv. Plewe, daß der Magistrat 
sich von politischen Motiven habe leiten lassen, wies er energisch 
zurück. Gegenüber den Ausführungen des Stadtv. Lang er 
klärte er, daß der Magistrat nur seine verfassungsmäßigen Rechte 
ausgeübt habe. Stadtv. Heißwolf (Soz.) bedauerte eben 
falls den Mamstratsbeschluß und nahm ihn zum Anlaß., auf 
schnelle Durchführung des neuen Gemeindeverfassungsgeletzes 
zu dringen. Pros. Dessauer (Zentr.) schloß sich namens 
seiner Vartei aus menschlichen und politischen Gründen dem 
Bedauern über den Entscheid an und bat um nochmalige Prü 
fung des Antrags. In der Abstimmung wurde em Antrag 
L^ng auf Erneuerung des Beschlusses der SLadtverordneten- 
Versammlung angenommen. Das Mißtrauensvotum fand AL- 
^Die^Vorlage über die Herausgabe eines stLdN 
meindeblattes wurde nach längerer Debatte dem Aemsten- 
Ausschuß überwiesm. 
Die Kartssfelversorgung. 
Stadtv. Frau Fürth (S°z.) begründete einen Antrag ihrer 
Fraktion, den Magistrat zu ersuchen, zur Milderung der Rot der 
minderdMittelten Bevölkerung geergne e Maßnahmen^ zu trchen. 
Der Antrag fordert u. a. Erhöhung der Wmterhechrlfe, Verein 
barungen niit dem Kartosfelgroßhandel, Eindeckung der StM 
den ab'olut notwendigen Lebensmitteln und schärfste Anwendung 
des Wuchergesehes. Stadtv. Lton (lib.) erklärte, daß ferne Frak 
tion mit gewissen Aenderungen den Antrag in seiner Tendenz 
unterstütze. Sein Vorschlag sei, der Magistrat solle ber allen Le 
bensmitteln wie auch beim Heizbedars freie Vereinbarungen treffen 
und die KEsiionierung auf den gesamten LevenSmittelhandet 
ausdchnen. Wie Stadtrat Dr. Schmude betonte, hat sich die! 
Kartosselversorgung in der letzten Zeit erheblich gebessert. Er-! 
schwerend auf die Zufuhr wird freilich der Frastemtrüt und dre 
Vreissteigerung durch die Ausläufer wirken, ^rn ganzen schloß er 
M namens des Magistrats dem Antrag in seinem Gesamttenor an 
und versicherte, den Anregungen entsprechen zu wollen. Nach Aus- 
Mbrunmn des EÜabv. Lang (Komm.), bem Animg mchl 
weit genug geht, hob Stadtv. Goldschmi-t (Dem.) u. a. her 
vor daß das Publikum selber durch seine Angstkäufe einen guten 
Teil der Schuld an dem Empsrschnellen der Preise an der „Valuta 
kartoffel" trage. Die demokratische Fraktion sei mit dem Antrag 
unter dem Vorbehalt einverstanden, daß der Magistrat nicht ohne 
äußerste Not zur Bewirtschaftung von Lebensrnitteln schreite. Die 
unter dem Vorsitz von Stadtv. SZmakowski (Zentr.) vorge- 
uommene Abstimmung ergab einstimmig Annahme des Antrags 
mit den Abänderungsvorschlägen Lwn, für die sich in ihrem Schluß 
wort auch Stadtv. Frau Fürth (SgZ.) erklärte. 
Dem von uns auszugsweise schon veröffentlichten Bericht des 
Hauptausschusses über die Einführung neuer Steuern 
und Gebühren (Berichterstatter Landgrebe) folgte zu 
. später Stunde noch eine Debatte. Stadtv. Lion (lib.) bean- z 
tragte Erhebung darüber, ob Erhöhung der Wertzuwachssteuer bei - 
GrundstücksveMufen an Ausländer möglich ist, und forderte Er 
hebung der Gebühren nach den reinen Mieten. Gegen die erste 
Anregung des Stcdw. Lion sprach sich Stadtv. Dr. Heilörunn 
(Dem.) aus, der im übrigen beantragte, daß bei Verkäufen vor 
dem November s1921 die Steuern nach den alten Sätzen Zu Le- 
mefsen seien. Nach Ausführungen des Stadtv. Wagner (Mit 
telstand). der u. a. eine Erhöhung der Wertzuwachssteuer und die 
Schaufensterswuer ablebnte, befürwortete Stadtrat Dr. Langer 
die S ch a u f e n st e r ste u e r, die Bewilligung der von dem Vor 
redner gerügten Steuern, wandle sich gegen jede Beschränkung der 
vorgeschlagenm Gebühren und kündigte bereits eine neue Steuer 
vorlage an. Die Anträge des Hauptausschusses mit den Anträgen 
Lwn und Heilörunn wurden angenommen, dH Vorlage über die 
S ch a u f e nst e r b est r u e r u n g ging an Best HauptauZschuß. 
--- l„Goctho als Nrbckter und Sammler.Im UMm-« 
einer Vortmgsfolge über Goethe, die zum Besten des F r s «k. 
furter Goethe - Mus eums von dsr Log- „Carl zum Lini»e!'. 
berg" veiansialtet wird, entwarf dieser Tage Geh.-Rat Dr. W. vsn 
Oettingen ein anschauliches Bild von Goethes ArbeitStech Ä 
und Sammlertätigkelt. Seins Rede, die von einem echt hinnsrs« 
Geist durchweht war, geleitete die Hörer durch daS ganze Leben des 
LrchterS. Schon von Anbeginn an, so führte der Vortragende suZ, 
hat Goethe im elterlichen Hause das Arbeiten gelernt und fick über- 
dres an das ihni später unentbehrliche Diktieren gewöhnt. Besonders 
bezeichnend für feine Arbeitsweise war es, das; er bei allem, was 
immer er tat, auk unmittelbare Berührung mit den Dingen ssl'ü ?, 
drang. Als Staatsbeamter etwa regierte er nickt vom grüne« Tb-b 
aus, sondern überzeugte sich durch persönliche Anschauung von dem 
Stand auch noch der kleinsten Angelegenheit. Fleiß. OrdnunMiebe 
und unermüdliche Kleinarbeit ermöglichten es ihm, als Leiter tz-r 
wissenschaftlichen Anstalten und als Theaterdirekwr die ihm unter-' 
stellten Institute auf eine früher nicht erreicht- Höhe zu bringe«, 
-ein- dichterische Arbeitstätigkeit vollzog fich, wie der Rrdn-Z nn 
! einer Reihe von Beispielen nachwres, auf ganz verscknedenc LS- 
-Bald entsprangen seine Werke in sogleich vollkommenem Lust^d 
genialischer Einfalt, bald reiften sie dank, wiederholter DearbertAU« 
der uifprürglichen Entwürfe langfam und wohl auch sprunabatt 
, heran. Die Technik eigener Beobachtung bewährte sich zumal a"k 
!dcm Gebiete der Naturwissenschaften und der Sunstbetrachluna. 
Wohl begreiflich, daß das Sammeln bei Goethe unmittelbar mit 
I seiner besonderen Arbeitsweise verknüpft war. Seine Kunstlamwinu- 
igsn allein umfaßten ungefähr MOOO Gegenstände, die er te'ls an 
Hand von Katalogen bestellte, teils durch Agenten bei NEonEn 
.erwerben ließ. Sammclprinzip war bei ihm nicht die VoLns-ü:" 
reit, sondern Auslese des künstlerisch Wesentlichen. Jedes 
dieser oft vorgezeigren und zum Studium verwandten Sammkww-m 
hatte für ihn, fs hob der Redner am Schlüsse noch hervor nach 
seinen eigenen Wonen eins unersetzliche Bedeutung. ' Nr
	        

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