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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Die große Unbekannte. Sie ist eine Prinzessin aus dem 
Lande Hespcrien, die mit dein väterlichen Exkönig unO dem Prinz- 
lichen Vetter des Landes vertrieben worden ist. Bas temperament« 
volle Trio schlägt sich im Haag schlecht und recht durchs Leben: 
der Papa schwerenötert nach älter Gewohnheit fort und fort, die 
Prinzessin tritt als Kunstreiterin auf, und das Vetterlein ein 
drolliger Bajazzo produziert sich als Zauberkünstler im gleichen 
Variete. So bliebe es bis an den jüngsten Lag, wenn nicht oer 
Prinz das große Los gewönne, das er bei der Flucht aus Hespe- 
rion in einem Bande des Konversationslexikons liegen gelassen 
hat. Dieser Zufall setzt die Handlung in Bewegung, und eine 
richtige Operette entwickelt sich, die Staatsaktionen travestiert, 
Todesurteile ins Lächerliche zieht und den Scheimrnst mit lustigen 
Episoden umrcmkt. G Alexander spielt den Prinzen als 
Hans iw Glück, dem alles zuerst mißlingt, damit es ihm nachher 
umso besser glückt, und Ellen Richter, die Darstellerin der 
Prinzessin, vereint spanische Grandezza mit biegsamer Verfüh 
rungskunst. Was beide auf der Suche nach dem Los in Hespe- 
rien erleben, ist garnicht zu sagen. Sie werden erkannt und ver ¬ 
urteilt, sie retten sich wieder, durchstreifen verkleidet das Land, 
finden das Los'und verlieren es von neuem: Kurzum die Verket 
tungen sind unerschöpflich, und um der Situationskomik willen 
geschehen die unwahrscheinlichsten Dinge. Nur nebenbei sei be- 
nnrkt, daß die Prinzessin einen der Aufrührer liebt, was dre Hand- 
lung'noch verwickelt, und daß das Eingreifen des Exministers, 
ernes gar niedlichen Schuftes (Karl Huszar), manche pein 
liche Zwischenfälle zeitigt- Die zweite Abteilung des in den U. 
T -Lichtspielen laufenden MnG, der wundervolle Land 
schaftsausnahmen aus Holland, Spanien, Portugal bringt, folgt 
dgsnäM Mast 
- ^.„f^otographische Ausstellrmg.l Im Frankfurt«! 
SMAeMerbemuseum wird zur Zeit eine Ausstellung zweier 
Leipziger Akademie für gra 
Phische Künste und Buchgewerbe vorzeführt. Die von 
Pros. Goetz geleitete Klaffe für Reproduktionstechnik 
»K «ne bis ins feinste durchgearbeitete große Wiedergabe deS 
Mnheimer Mars und Faksimiles englische Schabkunst- 
Matter, die völlig den Eindruck der Originale erwecken Grstaun- 
lich vor allem die farbigen Lichtdrucke nach einem Stammbuch 
öfs 18- ^Jahrhunderts, Matter von minutiöser Treue, die sogar 
die Rucksert« ihrer Vorlagen peinlich genau nachbilden und In 
nichts mehr an Photographien erinnern. Pros. Eugene Smith 
der Leiter der Klaffe für N atu r ph ot ograph te, bietet eine 
RZe -Mner Arbeiten dar, die eine sehr reizvolle (wenn auch 
Mcht unproblematesche) Verbindung von Technik und zeichne 
rischer Kunst sind. Dadurch, daß der Mater in diesen Blättern 
den Photographen taktvoll unterstützt, entstehen Aufnahmen, die 
das Vorbild «st zu ferner vollen Wirkung bringen und nicht selten 
den erregenden Zweifel wecken, ob er sich um die Wiedergabe 
eines Naturobsekts oder eines Gemäldes handle. Sämtliche Ar 
beiten bekunden den Sinn für zart« Zwischrntön« und model 
lieren noch der Hauch einer Rundung sorgfältig heraus Akten 
im Freie^auf denen d'.« Glanzlichter spielen, reihen sich Porträts 
aus der Münchner Gesellschaft und Künstlerwelt an, unter denen 
mm manche bekannt« Gesichter erblickt. Sehr lehrreich zu be- 
°b?°An, wie bei diesem Jneinandergrelfen des Technischen und 
Künstlerischen di« Wiedergaben einen stark subjektiven Hua er- 
KmS-n, und persönliche Auffassung jede Einzelheit des Bilde» 
prägt. Die Schülmarbsiten, die durchweg Qualttätsleistungen 
Znd- düngen -mß-r den Porträts einig- behutsam abgatönte 
Landschaften und Stilleben von guter illustrativer Wirkung. — 
Me Ausstellung soll von Frankfurt aus noch eine Anzahl deut- 
Mr Stadt« dMwmchW, M sie W .Heimatort zurück- 
Aeber die jüngste Dichtung. 
Das Antiquariat Baer u. Co. hatte am Donnerstag zu 
einem Vortrag Pros Dr. Hans Naumann über die jüngste 
Dichtung geladen. Eine leichte, schwunghafte Plauderei, die 
Verbindungslinien zwischen den Jahrhunderten zog und zeigte, 
wie das Gleiche sich immer wiederholt, ohne Laß die Wiederholung 
darum als Plagiat anzuspvschen wäre Der Redner begann da 
mit, daß er an Hand verschrerdener Analysen nachwies, wie die 
N om av^ik in der Dichtung der Mm zwei Jahrzehnts Merck 
halben Auferstehung feiert Echt romantisch ist etwa Hauptmanns: 
„Und Pippa tanzt", das die Erinnerung an Mörike herauf- 
beschwört, romantisch auch sein „FahrhundertfestspieL", deffen 
ironische SLoffbehanÄung fich aufs engste mit einem erst nach 
seinem Erscheinen aufgefundenen Stücke Rückerts berührt Thomas 
Mann wird man ebenfalls unter die Romantiker zu reihen haben. 
Wie bei der Bettina spM man hinter dem von ihm Gesagten immer 
seine Person hindurch, und der scheinbar leidenschaftslos geschrie 
bene Roman: „Die Buddenbrooks ist romantischer als der Lu- 
dolf Urslen" der Ricardo Huch, die viel eher in ihren großen 
GeschichMomanen nahe an die Romantik rückt. Romantisches 
Weltzefühl und Schellingscher Pantheismus machen sich auch bei 
Mombert und Morgenstern geltend. Besonders ausführlich ver 
weilte der Redner bei Hofmannsthal, den er Zwischen antikisierende 
Primitivität und Romantik einsteWe. Lehrreich war Zumal der 
Vergleich Mischen des Dichters „Lebenslied" und dem „MuM- 
sohn" Goethes, die beide, wie schon ihre Formgebung verrät, von 
dem gleichen Lebensgefühl beseelt find. Antike Stilelemente finden 
fich außer bei Hofmannsthal auch bei Rilke und George, in deren 
Werken nicht zuletzt etwas von der. keuschen Unberührtheit des 
Novalis lebt. 
Den „Sturm und Drang hat bewußt Hastncbever aus 
genommen. Bei ihm setzt sich der einsichtige Kampf gegen den 
Absolutismus als Kampf gegen die Familie fort, sein ganzer 
Rhythmus und der Radikalismus seiner Gesinnung gemahnen un 
willkürlich an die große Geste Schillers. Sturm und Drang atmet 
auch die neue Lyrik Diese Dichter, die alle zwischen zwanzig 
und dreißig Jahre alt find, rütteln an dem Bestehenden und er 
heben das Genie auf den Thron, das Genie, das Ausnahme, 
Kraft, Freiheit und Natur ist. Auf der Suche nach dem Mew 
scheu schlechthin erklären 'sie der Staatsgewalt und der Wissen 
schaft den Krieg, erhöhen den Sünder und verkünden das Evan 
gelium der Bruderliebe. Die Parallelen gehen bis ins einzelne: 
in Werfet lebt der junge Schiller auf und die Tiraden SchubaM 
kehren bei Hasenclever wieder. Auch die empirischen Schicksale 
find ähnlich. Die jungen Wortführer verstummen zumeist bald 
nach ihrem Auftreten und kriechen in anderen Berufen unter. 
Auch die Verwandtschaft mit dem älteren Barock drängt 
sich auf. Um Theodor Däubler zu verstehen, muß man bis Zu 
Hoffmannswaldau und Gryphius zurückgehen. Hier wie dort die 
gleiche Höhenlage der Empfindung, die gleiche Nebeneinandsr- 
setzung der Abstrakte! und Konkreta, der gleiche unaufhörliche Wech 
sel der Bilder. Man denkt auch an Rubens oder an Tintoretto, 
der bisweilen apokalhptisch'e Vorstellungen mit hinreißendem 
äußerech Schwung vereint. Werfels: „Christus am Aeserweg" 
etwa: das ist Tintoretto und Gryphius, mit allen Zeichen der 
Vergänglichkeit Mb Verwesung anMM Bezeichnend genug, 
daß "derselbe Werfet seit Jahrhunderten wieder die ersten Choräle 
schreibt, die lmmoyant dG Thema der VMeitelkeit anschlagen. 
— Dem Redner ward für den fesselnden Uebechlick lebhafte^ Bei 
fall der Hörer zuteil. Tb. ? 
SlZdwersrtz«elM-V§GWMWKg. 
Sitzung vmn 6. Ma^. 
Nach Eröffnung dr Sitzung trat man sogleich in die 
GeusraldebaLir 
zum Haushaltsplan ein. 
Stadtv- Heiß wolf (Soz.) hebt anerkennend Las Bestreben 
hervor, dem Etat, wieder eine feste Grundlage zu geben, betont 
abe:, Latz es richtiger gewesen sei, wenn man statt der verschieoe- 
nen Sonderfonds einen allgemeinen Rücklagefo nds 
geschaffen hätte, aus dem dann die einzelnen Bedürfnisse zu spn- 
sen gewesen wären. Die Praxis müsse Zeigen, ob das Verfahren 
des Magistrats richtig sei. Der Redner übte sodann Kritik an der 
ungleichmäßigen HeränZfthung der Zenfiten. Die Lohn- und Ge 
haltsempfänger müßten das Sieben- bis Zehnfache der früheren 
Einkommensteuer zahlen,, was bei den anderen Zenfiten keineswegs 
der Fall sei. Es müsse darauf gedrungen werden, Laß Jndustrie- 
unL Großkapital die gleiche steuerliche Belastung erführen wie die 
Festbesoldeten. In der Herabsetzung der Grundvermögen- 
teuer erblickte der Redner einen Beweis dafür. Laß der Ma- 
Üstrat die Bedenken gegen diese Steuer an erkenne. Die Gewerbe- 
teuer könne unzweifelhaft ertragreicher gestaltet werden. Die Auf- 
wärtsbewegung der städtischen Betriebe sei befriedigend, 
denn sie Zeuge davon, daß diese Betriebe bei stabiler Wähmng 
wirtschaftlich zu arbeiten vermögen. Sehr entschieden erklärte sich 
der Redner gegen ihre privatkapitalistische Aufziehung; das Bei 
spiel der Gasgesellschaft zeige, welche Gefahren man damit hemuf- 
beschwöre. Auch die Durchführung des Personalabbau 
Gesetzes unterzog er der Kritik; vor allem forderte er, daß bei der 
Kündigung der städtischen Angestellten die Familimverhältniffe zu 
berücksichtigen seien Man habe den Abbau viel zu schnell inZ Wer? 
gesetzt, und die Tatsache, daß 40 Prozent der Bevölkerung an'er- 
stützungsbedürftig sei, gebe sehr zu denken. Von Sparmaß 
nahmen bei der S ch u l Verwaltung müsse genau so abgesehen 
werden wie bei den sozialen Aemtern Die für die Schulkinder 
speisung etwa oder für die Reformschule eingesetzten Zitiern seien 
als Zu gering Zu bezeichnen; desgleichen gelte es den Wiederauf 
bau der Fachschulen energischer zu betreiben. Weiterhin drückte 
der Redner den Wunsch aus, daß auf dem Gebiet des Wohnungs 
wesens mehr als bisher getan werde; die Stadt Wien müsse uns 
in dieser wie überhaupt in sozialer Hinsicht ein Vorbild sein. 
(Bravo!) 
Stadtw Dr. HeilLrunn (Dem) wies zunächst die Finanz- 
bedürmisse der Stadt am. ^er Etat sei zu begrüßen als Versuch, 
wieder zu geordneten Verhältnissen zu kommen. Vor allem gedachte 
der Redner dankend des Stadtkämmerers, der Genugtuung darüber 
empfinden dürfe- daß endlich wieder einmal der S t a t a n f fe st e m 
G r.u n L ruhe. Freilich, Jubelhymnen über unsere Finanzlage 
dürfe man noch keineswegs anstimmen. Der Gemeinde ließe sich 
keineswegs einen Vorwnrf daraus machen, daß sie so spät zur Gold 
rechnung komme. Es sei übrigens sinnlos, die Zahlen des EratS 
von 1924 (71 Millionen Mark) mit den niedrigeren des Etats 
von 1914 (60 Millionen Mark) Zu vergleichen, denn die heutige 
Mark stelle einen viel geringeren Wert dar als die Mark in der 
Blütezeit Deutschlands. Hat man sich dies klargemacht, so muß 
man ohne weite zum Schluß kommen daß der jetzige Ver 
walt u NLs a ppa r atvi e l z u a roß ist. Er ist ein Raub-
	        

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