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H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043383
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1927
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

sind. Mitunter wird uns Zeit Zum Aufatmen in prunkvollen 
Tropenhotels vergönnt. Alles in allem: es läßt sich leben auf 
dieser Welt, wenn man genügend Geld hat und sie nicht gerade 
aus der Perspektive eines "Kohlentrimmers sehen muß. Der Film 
ist darum zu loben, daß er zum Hintergrund die ungestellten 
Dekorationen einiger Kontinente hat. Seme Handlung, nun ja, 
sie ist eben der Vordergrund der Dekorationen, und enthält immer 
hin ein Paar n-ette Episoden. Warum schließlich sollte man sich 
nicht mit närrischen Leuten einlassen, wenn man auf diese Weise 
ohne viel Kosten die Welt und ihre Städte besichtigen kann. 
K a eL. 
, s 5 ' 
Der Sohn des Scheich. Rudolf Valentins, der Held 
dieses in der Neuen Lichtbühne gezeigten Films, ist vor 
wenigen Jahren gestorben. Aber noch immer entzückt er auf der 
Leinwand wie zu seinen Lebzeiten der Welt. Seine Rolle ist den 
Rollen von Douglas Fairbanks verwandt; sie zeigt ihn als einen 
edlen Menschen, der aller Gefahren Herr wird und ein kühnes 
Stückchen nach dem andern liefert. Aber wo Fairbanks unverstellt 
männlich ist, gibt er sich Zart, wo jener sich beherrscht und aus dem 
Willen heraus handelt, schmiegt er sich an und folgt dem Instinkt. 
Ueber das Stück ist nichts weiter zu sagen, als daß es in der 
Wüste spielt, geschickte Milieuszenen vorführt und eine höchst 
romantische Handlung, in der Valentins nach Herzenslust posieren 
kann. Zum glücklichen Ende bringt. Die internationale An 
erkennung, die der Film gefunden hat, ist zu verstehen. — In 
dem zweiten Hauptfilm: „Bräutigam auf Abbruch" 
gerät Raymond Griffith in unglückliche Situationen. Er ist 
der vollkommenste Gentleman Amerikas, und ein komisch-zauber 
hafter Glanz geht von ihm aus. Fast könnte er ein Franzose 
sein, so graziös, quecksilbrig und elegant tritt er auf. Witzig besiegt 
er das Mißgeschick, das ihn verfolgt, weil er es sucht. 
— Reinhold Schünzel im Ufa-Theater. Wer diesen Film: 
„In der Heimat, da gibts ein Wiedersehn!" er 
funden hat, verdient mit Strafe belegt zu werden. Kaum ist je 
ein schlimmeres Gemisch aus Verlogenheit, Irrealität und rühr 
seliger Mache über die Leinwand gezogen. Der Krieg — un 
nötig, ein Wort über ihn in diesem Zusammenhang zu verlieren 
— ist hier zur Zimmerdekoration gemacht worden, zum Hinter 
grund und Vorwand für das Auftreten von spaßhaften Leuten 
mit ihren privaten Liebesgeschichten. Solche Filme wären zu 
verbieten; sie schänden das Andenken des Ereignisses, das im 
Gedächtnis aller Lebenden steht, sie beschmutzen die Trauer und 
vernichten die Größe. Nahezu unbegreiflich ist, daß ein demrtiges 
Machwerk rn den Kinos austauchen kann, ohne einmütige Erbit 
terung heworzurufen. Wir schätzen ReinhM S ch ü n z e l als den 
ausgezeichneten Darsteller einiger Typen, die auf dem Berliner 
Asphalt gedeihen; als den Soldaten Gustav Knospe schätzen wir 
rhn nicht. —-Herr Schünzel war gestern persönlich erschienen, 
sprach etlrche Worte, und durfte den Dank des Publikums quit- 
tleren, der wohl im wesentlichen auf die Rechnung seiner besseren 
Rollen von ernst zu setzen war. ir-eu 
Hludokf Kaßner über UMogrrounk. 
DannsLavt, M. Mai. 
Die Darmstadter Gesellschaft für freie Philosophie hatte gestern 
abend zu einem Vortrag von Rudolf Kaßner geladen. Der 
bekannte Wiener Denker entwickelte die Grundgedanken seiner 
Physiognomik, die er in mehreren Essaybänden medergelegt 
hat. Ihn Zu hören, war gerade für den Kenner seiner Werke 
ein Gewinn; in den Prägungen der mündlichen Rede gab sich 
unmittelbar, was die eigenwillige Diktion der Schriftsprache ara- 
Leskenhast aufzuzeichnen strebt. 
Aum Unterschied von der aristotelischen Physiognomik, die, 
statisch durchaus, jedem Einzelzug der menschlichen Gestalt eine 
Eigenschaft zuordnet, erfaßt die Physiognomik Kaßners den. Men 
schen in der Bewegung. Ihr geht es um die Auswertung von 
Spannungsverhältniffen, nicht um gegeneinander abgesetzte Eigen- 
schrsten, die ihr nur Grenzfälle sind. Während die Antike, indem 
sie an dem Einzelnen haften bleibt, ihre Zugehörigkeit zur 
Raumwelt erkennen läßt, ist das moderne Denken, das nach 
dem Vorgang Newtons und Leibniz' die Bewegung ergreift, 
in die Zeitwelt eingebrochen. Jene hat den Mythos geschaffen 
und besitzt Größe; diese drückt sich im rhythmischen Leben aus und 
hat Tiefe. 
Die Welt der Physiognomik im Sinne Kaßners erschließt sich 
der Deutung. Es ist eine Welt der bewegten Gestalten, deren 
Sinn durch die geschulte Intuition ergriffen werden mag. Gleich 
viel, ob diese Methode der Deutung theoretisch einwandfrei ist oder 
nicht: die Beispiele Kaßners bezeugten seine außerordentliche Gabe. 
als praktischer Physiognomiker. Er wies etwa auf die vielen mög 
lichen Beziehungen Zwischen Kinn und Stirne hin und kennzeich 
nete das mit der jeweiligen Spannung beider Gesichtsteile Gemeinte. 
Schlagend auch seine Beurteilung des Verhältnisses von Auge zu 
Mund. (Bei den Franzosen, die noch am meisten ein Raum 
volk sind, befinden sich diese Elemente in größerer Uebereinstim 
mung als bei dem Zeitvolk der Deutschen.) Die Nase ist ihm das 
Sinnbild der Artung der Raste. Auch das „Drama",, das sich 
zwischen den Lippen abspielt, wird von ihm interpretiert. Eine 
lehrreiche Feststellung: daß das Bild des Sokrates, de^ als« 
erster antiker Mensch den Mythos bekämpft, zugleich das erste 
„häßliche" Bild der Antike gewesen ist. Die wichtigste Spannung 
N für Kaßner die zwischen der Front des Gesichts und seinem 
Profil. Ernem guten Profit kann eine versagende Vorderansicht 
Leigegeben sein und umgekehrt. Me diese Beziehungen sind deu- 
tungsfayrg, und es war reizvoll genug, den Gedankenerperimenten 
A solgen, die Kaßner im nahezu mathematischen Spiel mit den 
Konstellationen vornahm. Seine Ausführungen gipfelten in dem 
Hinweis auf das gesamtmenschliche Gesicht, das Ohr-Augen-Ge- 
nach ihm total durch das Genie allein verkörpert wird. 
Als Ausnahme wurde das reine Musikergesicht Mozarts genannt, 
das nur Ohr zu sein scheint und als Ganzes das GesiM der MuLtev 
übernimmt. " , . 
Den Beobachtungen liegen Gedanken zugrunde, die Kaßnev 
wenigstens m Andeutungen durchschimmern ließ Der Statik der i 
griechischen Mythologie, deren Zeichen die zahlenmäßige Vereinze 
lung der interpretierbaren Naturzüge ist, entspricht nach ihm die 
Geschlossenheit des antiken Gesichts. Schwindet diese Geschlossen 
heit, so geht die Mythik nicht verloren, sondern was früher als 
äußere Ordnung sich darstellte, ist nun in den rhythmischen Span- 
nungsverhältniffen enthalten; sodaß, immer nach Kaßner, die 
heutige verwandelte Mythologie der Gegenstand der 
Physiognomik wäre. Die Physiognomik hat es nicht mehr mit dem 
Einzelnen zu tun, Her Zahl, sondern bricht aus dem in sich ge 
schlossenen Naturkreis heraus, um die immer neuen, nicht wieder- 
Holöaren rhthmischen Konfigurationen zu verstehen, die sich aus 
den unerschöpflichen Beziehungen zwischen Körper und Geist er 
geben. — So etwa lautet die Aufgabe, die Kaßner der Physiog 
nomik stellt. Ob seine Interpretationen mit der Statik des antiken 
Weltbildes bereirs durchaus gebrochen haben: diese Frage mag 
Zum Schlüsse noch aufgeworfen werden. Xr-. 
— Derby. Ein Fum mit Gestüt und Rennbahn, einer dann-Ni- 
schen.. Frau, einem Baron und — Otto Wallburg, der als Neu 
reicher in seiner Sportmütze und mit einem kleinen Schnurrbart 
angetan sich im Flug die Sympathien gewinnt. Der Film läuft in 
den A l e ma n.n i a-L icht sp i el e n. Die Handlung zu be 
richten, erübrigt sich, da sie in den gewohnten Bahnen verläuft. 
Genug, daß Pferdeliebhaber und Freunde des Trabrennsprtos auf 
ihre Kosten kommen. Manche nette Regieeinfälle sind zu verzeich 
nen. Voran geht ein guter Buster Keaton-Film, in dem 
Buster mit unerschütterlichem Phlegma Akrobatenstückchen verrichtet, 
deren eins schöner als das andere ist. X a e a. 
-- Die Frauengaffe von Algier. Dieser neue Film der Ufa 
tz sich tspieleist unter der bewährten Leitung von Dr. Wolfgang 
Hoffmann-Harnisch gedreht. Die Darsteller haben sich für 
die Außenaufnahmen von Marseille nach Afrika eingeschifft und 
dort einen großen Teil der Arbeit geleistet. Sie haben wundervolle 
Bildstreifen mit nach Hause gebracht. Alle landschaftlichen Hinter 
gründe — um die Hintergründe aber handelt es sich zunächst — 
sind aus charakteristischen Perspektiven erfaßt und vermitteln wirk 
lich eine Vorstellung der südlichen Natur. Die Meerfahrt von Mar 
seille aus, die afrikanische Küste und Fragmente des Hinterlandes 
prägen sich ein. Das gleiche gilt von den Städtebildsrn. Glück 
liche Einblicke in Basarstraßen mengen sich mit schönen Ueber 
sichten über die Hafenstadt, phantasieerregenden Treppensätzen, 
Sausdetails und Aufnahmen des Landungsplatzes. Die blendende 
Weiße der afrikanischen Architektur kommt greifbar heraus. Wer 
Marseille liebt, mag sich an den Ansichten des Alten Hafens er 
freuen. Die Handlung freilich, es muß gesagt sein, ist kolportage 
haft. Die Mutter eines jungen Mädstens führt ein Doppelleben: 
sie spielt eine Rolle in der europäisch-algerischen Gesellschaft und 
ist zugleich die ^Zesitzerin eines FreudenArufes in dem^ dunkelsten 
! Teil der Stadt. Mr wehren in die Geheimnisse des internationalen 
Mädchenhandels eingeweiht, beobachten dir Verschleppung 
der Opfer und einige Tricks. Von diesem Treiben darf die LoHttt 
nichts wissen. Camilla Horn stellt sie dar, sie ist sehr schön und 
unschuldig, ihrer Rolle gemäß. Das mütterliche Doppelleben führt 
zu seelischen Konflikten und zu rohen Eingriffen des Staatsan 
walts, der zugleich — welche Komplikation! — der Verlobte der 
Tochter ist. Es kommt zu einem Mord, und da keine andere Lösung 
übrig bleibt, opfert sich zuletzt die doppelte Mutter dem Glück des 
jungen Paars. Das ist eine grelle Handlung, in der es toll hergeht, 
aber wenn es nicht anders sein kann, nimmt man sie schließlich 
für die schöne Welt, in der sie sich abspielt, mit in Kauf. Einzelne 
Zwischenstücke sind gelungen, auch etliche Typen vortrefflich. Lydia 
Potechina ist eine famose komische Alte, Warwick Ward ein 
rumänischer Mädchenhändler eonnne L! kaut. X a c L
	        

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