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H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
HS01316171
Title:
Rilke, Rainer Maria: Notizbuch T28 [Verschiedenes]
Document type:
Manuscript
Collection:
Manuscripts
Year of publication:
1919
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Language:
Deutsch
Französisch
Italienisch
Other titles:
Taschenbuch 28

Full text

die 
er und 
lieben den Erlöser als ihren Bräutigam und pflegen Verkehr mit 
dem Gemarterten. Auch entsteht in den Frauenklöstern eine 
reiche Erbauungsliteratur, die zu den schönsten Erzeugnissen der 
Hochgotik gehört. Für den fraulichen Geist, der sie beherrscht, 
ist es charakteristisch, daß die Texte vielfach Mosaike sind, „geist 
liche Blumensträuße", die man sorgsam Zum einheitlichen Ganzen 
zusammengebunden hat. Dieser Mosaikfpielerei sind u. a. auch 
die deutschen Predigten Meister Eckharts zum Opfer gefallen. — 
Auch an der Entwicklung der spekulativen Mystik nehmen übri 
gens einzelne Frauengestalten des 13. Jahrhunderts hervorragen 
den Anteil. Vor allem ist Mechtild von Magdeburqzu 
nennen, in deren Werk: „Das fließende Lickt der Gottheit* Ein 
flüsse der höfischen Poesie und der erotischen Bernhardinischen 
Mystik Zusammentreffen. Die ganze Terminologie der Eckharr- 
schen Mystik ist hier schon vorgebildst. Neben Mecktild kommt, 
abgesehen von einer gleichnamigen Schülerin, die sich dem Herz- 
Jssu-Kulr widmet, noch Gertrud die Große in Betracht, die 
sich dem religiösen Leben der Welt Zukehrt und von den Pro 
testanten als Vorläuferin des Protestantismus gefeiert wird. 
Spätere Frauengestalten haben im Vergleich mit diesen Vertre 
terinnen der deutschen Mystik keine Bedeutung mehr. 
Wenn die Frauen vorwiegend die Form der mystischen Vn- 
dachtsliteratur bestimmen, gibt das männliche Laientum, 
das mit den Anfängen des Bürgertums entsteht, den Anstoß zur 
häretischen Sektenbildung und bestimmt im wesent 
sich stärker und leidenschaftlicher aus als in seinen erst vor wenigen 
Jahrzehnten wieder entdeckten lateinischen Werken. Wichtig pno 
.zumal seine Verteidigungsschriften, in denen er die einzelnen 
Punkte seiner Lehre zu erklären sucht. Die Gedankenwelt Eckharrs 
ist eng begrenzt, sie geht nicht über das Gebiet der Religion 
hinaus und bezieht sich lediglich auf das innere Leben, das Ver 
hältnis des Menschen Zur Gottheit. Kirchliche Ueberlieferung 
und Sakramente bekämpft er Zwar nicht, aber sie sind ihm un 
wesentlich. Kern seiner Lehre ist die pamheistische GLerchsetzung 
der Gottheit mit dem 68ss pm um, dem reinen Sein. Dieses 
unendliche göttliche Sein ist die Negation alles endlichen Seins, 
das ja in Wahrheit nur ein Nichtsein ist und erst durch 
Gort Zum Sem erweckt wird. In einem kleinen Winkel 
der Seele, im ungeschaffenen „Seelengrund" vollzieht sich nach 
Eckhart die Berührung und Vereinigung der Kreatur mit Gott, 
und Ziel der Menschen ist es, diese "Geburt Gottes in der 
Seele zu bewirken. — Mit Eckhart bricht die Reihe der großen 
spekulativen Denker ab. Er selber hat sich noch am Ende seines 
Lebens gleich den ihm anhängenden Laiensekten gegen alle Gelehr 
samkeit gewandt, getreu seinem Spruche, daß ein Lebemeister 
mehr wert sei als tausend Lesemeister. Ihm folgen zum Abschluß 
der fraulich zarte Sense und der praktische Lebensreformer 
Tauler -- Gestalten» in denen sich ebenfalls Teilströmungen 
der mystischen Gesamrbewegung verkörpern. Zahllose im Volke 
umgehende Schriften und Kunstwerke bezeugen, daß Funken jenes 
Seelendranges, der die Gotik erfüllt hat, noch heute mit alter 
Kraft aufsprühen. ___ Lr. 
Sentenzen, die Thurneysen unter dem Titel: „Eine 
christliche Unterweisung" vereinigt hat, und ausge 
wählte Lutherbriefe aus den Jahren 1516 bis 1517 be 
zeugen denselben Geist, der auch in den Arbeiten Barths und 
Gogartens MM Ausdruck gelangt, und stellen gleichsam das Leben, 
zu dem die dort gegebenen Formulierungen hinzuleiten 
trach.cn, in seiner Konkretheit dar. Den Beschluß macht ein 
Ver:cbt über den 40. Kongreß für innere Mission, in 
den Merz die Haltung des Kongresses, an dem auch Jugendliche 
wilnahnr-en, kritisch beleuchtet. Das zweite Heft dieser Schriften-, 
folge, die aus der Flut der literarischen Tageserscheinungen sich 
einsam heraushebt, wird u. a. eine Auseinandersetzung mit dem 
Problem der Ethik bringen und die Beziehung zwischen Christentum 
und Sozialismus erörtern. ' Xr. 
lichen die Geistesrichtung der Mystik? Kirchliche und 
spekulative Mystik, desgleichen häretisches Sektierertum sie alle 
wurzeln im Neuplatonismus, der als Ziel des Menschen seine 
Rückkehr zur Gottheit lehrt, von der er ausaeströmr ist. Von 
Alexandrien her dringt der Neuplatonismus durch die Schriften 
des Dionys us Areopagitain das Abendland ein, wo 
seine Werke seit Mitte des neunten Jahrhunderts große Ver 
breitung genießen. Die häretischen Laiensekten, die rm 12. und 
13. Jahrhundert allenthalben aufkommen, knüpfen an die 
panrheistischen Lehren Amalrichs von Bena an, aus der sie 
auch Konsequenzen für die Praxis Ziehen, So die zur Zeit Eck- 
harts blühende Sekte der „Brüder und Schwestern vom 
freien Geiste", die als Laiensekte gegen die gelehrten Theo 
logen opponiert und von einem gesteigerten Selbstgefühl erfüllt 
ist, das sie sogar über die Heiligen sich erheben läßt. Die mit der 
Gottheit selber sich identifizierenden Glieder dieser Sekte lösen 
alle festen ethischen Begriffe auf, billigen Brüdern und Schwestern 
völlige Handlungsfreiheit zu und berätigen auch auf dem Gebiete 
der Geschlechtsmoral wie überhaupt des sozialen Lebens ihre einer 
übersteigerten Mystik entfließenden anarchistischen Grundsätze. 
Diese Züge prägen sich deutlich in dem System Meister 
Eckharrs aus, den die Brüder vom freien Geiste als ihren 
Propheten bezeichnen, obgleich er selber den Anarchismus abge 
lehnt hat. In den unter seinem Namen gehenden deutschen 
Schriften, die nur zu geringem Teil von ihm herrühren, gibt er 
Sle devWe Mystik des MMslallers. 
Der vonderGssellschaftderFreundeundFör- 
derer der Universität Fran k f u r t veranstaltete Vor 
tragszyklus nahm am Montag Abend seinen Fortgang mit einem 
der deutschen Mystik des Mitte lalters gewidmeten 
Vortrag des Priv°-Doz. Dr. A. Spamer, der es vortrefflich 
verstand, in der knappen Zeit em Gesamtbild der Epoche zu ent 
werfen und ihre wesentlichen geistigen Gehalte herauszuarbeiten. 
Zu Beginn seiner Betrachtungen kennzeichnete er kurz das Wesen 
der Mystik selber. Sie ist das Erleben Gottes und ihr Ziel die 
umo mvslms, d. h. das Aufgehen von Ich und Welt in der unend 
lichen Gottheit. Als menschliches Mgememerlebnis steht sie an 
der Wiege aller Religionen, wie auch letzte seelische DifferenZierL- 
heit in sie einmündet. Zur Herbeiführung der Gottesvereimgung 
bedarf es der Ekstase, die beim primitiven Menschen mehr äußer 
lich ist, während beim geistig hoch entwickelten Menschen an die 
Stelle der bloßen Besessenheit das innere Ergriffensein tritt. 
Die mittelalterliche Mystik blüht zur Zeit der Goti k, in einer 
Epoche ungeheuerster geistiger Spannung, sie umgreift alle Schich 
ten und Stände und stellt die höchsten Ansprüche an die Kräfte 
des Verstandes und des Gefühls. Eine innere Erregung wie da- 
mmls, weitergetrieben durch Askese, trifft man später in der deut 
schen Geschichte nicht mehr an. Angefachr und getragen wird die 
ganze Bewegung, die Zwischen einwandfreier Kirchlichkeit und 
ketzerischem Anarchismus schwankt, durch die Frauen und die Laien. 
Gleich an der Spitze der Bewegung stehen zwei Frauen des 
12. Jahrhunderts: H i l d e q a ro von Bingen und Elisa- 
het h von S ch ö n a u. Äeide wirken noch mitten im Welt 
treiben, sind bußpredigende Prophetinnen, die aktiven Anteil an 
den politisch-kirchlichen Kämpfen nehmen. Zahlreiche Legenden 
umspinnen die überragenden Gestalten, die noch heute das Volk 
als Wundertäterinnen verehrt. Im folgenden 13. Jahrhundert 
werden die Ekstasen in den Frauenklöstern zur Regel und es ist 
nicht zu leugnen, daß sie vielfach zu Autosuggestionen ausarten. 
Von Flandern urid vom Niederrhein her breiter sich die mystische 
Welle aus, die sich bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts 
hinein forrerstreckr. Viele Chroniken und Viren zeugen von dem 
Geiste, der die Nonnen zu jener Zeit beherrscht. Statt daß 
kirchenpolitische Visionen sie erfüllen, ist die Außenwelt 
für sie abgestorben, ihre EksLafsn bestehen in gewohn 
heitsmäßigen Uebungen, das Wunder ist ihnen zur Selbst 
verständlichkeit geworden. Während Flagellanrenzüge die 
Welt durchbrausen, verkehren sie nur noch miteinander und 
ihr einziges Ziel ist die Entkörperlichung, das Eingehen in die 
„Abgeschiedenheit", in die Vergottung. Bei alledem bleibt doch 
der Gestaltungsdrang erhalten, die erotische Mystik und d e 
Leidensmystik^des Bernhard von Clairvaux finden ihren 
Weg m die KMer. Die Nonnen spielen mir dem Ehristuskind, 
MitE Dergdor kurzem gegründete 
a r c a n --B lo ck - V e r l «I g IN Koln beginnt die Rolae seiner 
Esiöftm Gebiet sich bewegenden V'cröfftnt- 
W-s 
l'L PMcals und der E-
	        

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