Neu
hoff-
junge Mädchen mit Pigment, die sich über den Sport unter
halten, den sie treiben. Alle treiben sie und strahlen vor Ge
sundheit; die Sonne. Wie strahlend der Sport die Menschen
macht, beweist die Geschichte des Herrn Müller. Als M. noch
Stubenhocker war, geriet er an einem Sommertag in ein Boot,
das während einer plötzlichen Windstille umkippte. Ein Mann
vom gegenüberliegenden Ufer sprang todesmutig in die Wogen
und rettete M. Er gehörte dem C.'er Schwimmverein Nassovia
an. Statt einer Belohnung nahm er dem M. das Versprechen
ab, der Nassovia beizutretem Heute ist M. eines der belieb
testen Mitglieder des bekannten Vereins und von seinem
Muckertum endgültig geheilt. Längst hat er seinerseits ein
Mädchen aus den Fluten gerettet und den Herzensbund mit '
.
wer-
seine
Sie halten internationale Wettspiele ab. Un
bekannte Ländchen erlangen durch einen Weltmeister, > der ihre
Bevölkerung bildet, zum ersten Mal öffentliche Beachtung.
In den Kulturfilmen bestehen sie aus Volksfesten von land
schaftlicher Schönheit und Stadions in einer Umgebung. Das
umgebene Stadion ist immer dasselbe, während die Atann-
schaften ihre Nationen vertreten. Da sie sich nur durch die
Farben unterscheiden, könnte man sie vertauschen, ohne daß
es einer von ihnen merkte. U. F. G. gälte dann als Berlin.
Auch die Bällchen haben eine Heimat. Ihrer eines, das sich
bei einem Entscheidungskampf in fernen Landen beteiligte,
kehrte mitten im Spiel nicht mehr zum Erdboden zurück, son
dern flog über den Ozean nach Hause. Ein einheimisches
Bällchen mußte eigens herbeigeholt werden, um in die Bresche
zu springen. Obwohl es nicht den letzten Schliff besaß, war
der Ausgang des Kampfes doch 3:2. Die Wettspiele bahnen
eine internationale Verständigung an, weil die Vertreter in
den Stadions sich kennen lernen. Sie schlagen sich friedlich,
die Zeit der allgemeinen Verbrüderung ist nicht, mehr fern.
Jeder Sieg wird als Nationalsieg gefeiert. Wenn sie wieder
einmal Krieg führen, kennen sie einander. Der Unparteiische
pfeift. *
Sie sparten.
Von Raen»
In der folgenden Groteske ist der unbegrenzte An
spruch des Sports und seine Phantastische Ideologie
gegeißelt- Aber seine unleugbare Bedeutung als ein
bestimmender Zug für die Physiognomie der Zeit scheint
uns durch die groteske Behandlung nickt abgestritten, eher
bestätigt. D. Red.
Alte sporten sie jetzt; Winters und Sommers in ihren
Kostümen. Auch im Herbst, man hört die Blätter nicht mehr
fallen. Die Sportsaisons, die zahlreicher als die Jahreszeiten
sind, werden von den Hotels im Zeichen prächtigen Sport
wetters eröffnet. Der Sport greift in die höchsten Kreise,
selbst die Könige wohnen rasensportlichen Veranstaltungen bei.
Das gewöhnliche Wetter ist abgeschafft. Seit der Sport so
epochal geworden ist, wissen die Menschen endlich, was sie an
fangen sollen. Es fliegen lauter Bällchen durch die Lust.
Jeder Sport hat seine eigenen Vereine, von denen er sich be
treiben läßt. Täglich werden neue Sportarten erfunden, für
die man sich innerlich entscheiden muß. Lehrreich ist der Fall
Ziegler. Dieser, Kommis in einem Engros-Geschäft zu A.,
wollte sich erst nach genauer Kenntnis sämtlicher Sportarten
zur Pflege eines bestimmten Sportes entschließen. Die Un
möglichkeit, einen vollständigen Ueberblick über sie zu gewinnen,
brächte seinen Geist in Verwirrung. Tragisches Schicksal
eines ehrlich Vegeisterungsfähigen. Was haben die Menschen
früher gemacht, ehe es einen Sport gab?
Den gewöhnlichen Geist haben sie durch den Sportgeist!
ersetzt, der volksgesunder ist. Die von ihm Erfüllten sind 'un
widerstehlich, wenn sie Fußarbett leisten oder Linke landen.
Auf die rohe Kraft allein kommt es nicht an. Ein einigermaßen
feinfühliges Bällchen merkt sofort, welcher Klasse die Leute
angehören, die es gerade bedienen. Am liebsten verkehrt es
mit Torwächtern, deren Technik von ganz großer Klasse ist.
-Jahrelang muß gearbeitet werden, bis die Bällchen richtig
fliegen. Die Sportgeisiigen beseelt der Wille zum Sieg. Da
sie nicht wissen, was sie besiegen sollen, suchen sie Rekorde zu
brechen. Auch die unterlegene Mannschaft hat sich wacker
gehalten, aber der gebrochene Rekord ist so traurig. Immer
möchten sie siegen, der Wettkampf stählt den Charakter. Ein
Sportsmann wird beim sonntäglichen Match unter allen Um
ständen Mut und Ausdauer bewähren, selbst wenn er aus
Sparsamkeitsgründen auf die Entfaltung dieser Tugenden im
-Privatleben verzichtet. Die erzieherischen Wirkungen des
Sports. Je -ernsthafter sich die Menschen um ihn bemühen,
desto stählerner werden sie. Der erst achtzehnjährige Tanz
sportler H. verzieht während der Ausübung des Charlestones
niemals den Mund zum Lächeln. Tagsüber wird er zu seiner
Schonung in eine Schachtel gepackt. Er lebt unter einer
Hornbrille seinem Beruf. Was haben die Menschen früher
gemacht?
regung di> Farben; nirgends findet es Ruhe Zehntausend
von Bällchen fliegen am Sonntag durch die Luft- Das Fliegen
ist auch ein Sport. Der Mittelstürmer ist "vor-r Kindheit an
Fußballspieler von Beruf, seine Augei sind wMnd. Warum
Loben dre Massen, eine Farbe muß doch . Keiner denkt
an das Bällchen. Die Kampfergebnisse der harrenden
Heimat drahtlos verkündet, sie hat ein Anrecht darauf. Radio
ist auch ein Sport; auf. allen Dächern stehen Antennen. Ge
ordnet strömen die Massen zu den Schwergewichtsringern in
die Stadt zurück. Die SLadioneingänge sind immer so breit,
daß sich der Strom nicht stauen kann. Nur das Schwimmbad
ist stets zu klein, es enthält mehr Menschen als Wasser. Das!
Liegen ist auch ein Sport Sommers und Winters liegen sie
herum, die Wiesen sind niemals frei. Wenn sie aufstehen,
schwimmen sie wieder oder begutachten ihre Haut, ob sie braun
ist. OHrre Pigment Kill keiner mehr leben. Es gibt so viele
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Seit sie alle sparten, möchten sie erfahren warum. Ihre
Lehrkörper haben sich ausgedacht, daß es für die prozentuale
Hebung der Volksgesundheit geschehe. Vorher war
das ganze Volk krank. Die Lehrkörper. Bereits die Säug
linge tragen durch Gymnastik zum Rückgang der Kindersterb
lichkeit bei. Jedesmal werden sie kräftiger und schöner. Nicht
Unrecht sind in den Schulen die Leibesübungen als Haupt
fach eingeführt, der Leib ist das kostbarste Gefäß, das wir be
sitzen. Sie üben so viel, daß die Gefäße blinken. Man kann
es einem jungen Paar schon von hinten ansehen, ob es fleißig
Sport treibt. Es geht ganz anders durchs Leben, so hoff-
nungsfroh. Am nächsten Sonntag tritt A. H. C.-Verlin gegen
N. F. G.-Lhon auf den Plan. Greife, die sich Zu ihren Leb-
Miten sportlich ertüchtigt hatten, werden von Jahr zu Jahr
Mnger. Niemand erbt mehr etwas, weil sie stets wieder ihren
Usd hinäusschieben. Greis Karl K. aus F. schwimmt noch
heute mit seinen Urenkeln an prächtigen Frosttagen um die
Wette; fünf Kilometer. Er bildet die Zierde sämtlicher
Hygiene-Ausstellungen, auf denen er sich besichtigen läßt. Von
den Gräbern, die ihm in Musterfriedhöfen unentgeltlich zur
Verfügung gestellt worden sind, gedenkt er in absehbarer Zeit
keinen Gebrauch zu machen. Wenn es so weiter geht, werden
sie unsterblich. Dann können sie immer sparten.
K
Beine. Der Grad der Berühmtheit wird nach Bruchteilen von
Sekunden gemessen, eine andere Unterscheidungsmöglichkett
haben sie nicht. Kein Glied ist zu gering, auch die Fäuste oder
die Tennisschläger können sich einen Namen erwerben. Der
Kopf fitzt einfach darauf. Man beabsichtigt zur Zeit, einen
Kopfsport zu erfinden. Wir denken noch zu viel. Ost ver-
hilft ein winziges Sportglied ganzen Mannschaften zu An
sehen. A. H. C. Die Meister werden nach dem jüngsten Sieg
von dem Präsidenten empfangen, der ihre Beine als leuchten
des Vorbild hinstellt. Das Bällchen wird im Museum auf
bewahrt. In den illustrierten Zeitungen sind sie vor einer
Innendekoration mit Kind zu sehen. Das Heim. Was ein
rechter Meister ist, hat ein photographiertes Familienleben.
Die illustrierten Zeitungen werden immer dicker, weil immer
neue Sportgrößen entstehen. Die berühmte Ellinor
Fischerlag noch bis vor kurzem ihrer stenotypistischen Tätig
keit ob. Niemand hätte in dem stillen blonden Mädchen die
werdende Springerin vermutet, die bei günstigem Schneefall
unablässig sich vervollkommnete. Eines Tages meldete Ellinor
sich krank. Der Chef, der, Erholung suchend, um diese Zeit im
winterlichen Hochgebirge verweilte, mußte in der Siegerin
einer gerade fälligen Springkonkurrenz seine kranke Angestellte^
erkennen. Unfähig, die Bedeutung des Sportereignisses zu!
würdigen, entließ er die neue Meisterin, statt sich ungesäumt
mit ihr zu verloben. Zu ihrem Glück; denn er machte bald
darauf betrügerischen Bankrott. Die schöne Ellinor aber
stürmte in der Gesellschaft eines reichen Portugiesen von
Punkten zu Punkten. Alle Rennbahnen sind für die Tüchtigen
frei. Die Koryphäen verdanken ihre Verbreitung der Tat
sache, daß der einfache Mann jedes Volkes Punkte abzählen
kann. Wenn die Schriftsteller mit den Sportgliedern dächten,
würden sie in Großaufnahme gezeigt. Was haben die illu
strierten Zeitungen früher obgebildet?
ihm geschlossen. Der Retter von damals geht bei den
vermählten aus und ein. Auch die junge Frau blickt
rmngsfroh in die Welt.
Ihre Körper machen Punkte, durch die sie berühmt
den. Je schneller einer läuft, umso weltbekannter sind
*
Sie haben Stadions angelegt wegen der Massen. Alle i
wollen sie dabei gewesen sein, der Präsident wird erwartet.
Die Autostraßen nach den Stadions sind schon am frühen
gesperrt; unser Verkehr. Das Autofahren ist auch ein
Sport, fvde Wagensorte verunstaltet ihr eigenes Klubessen
Die ganze Welt haben sie mit Bahnen überzogen, auf denen
sie rennen können. Der Präsident sieht vorzüglich aus, wäh
rend die Massen mit Genugtuung empfinden, daß sie anwesend
sind. Unter Zehntausenden tun sie es nicht mehr. A. H. C.-
Berlin und U. F. G.-Lyon kommen bei prächtigem Sport
wetter in Weiß und Orange hereingeeilt. Der Unparteiische
hat?s gut, er darf pfeifen. Das Bällchen verwechselt vor Auf-