Schlafwagen-Geheimnisse. Ein SchlafwagenkontrEeur ist,
wie der neue Lustspielfilm: „Der Mann ohne Schlaf"
der BieLerbau-Lichtspiele verrat, ein in LieLesdmgen
bevorzugter Mann. An jeder Endstation erwartet ihn eine Braut:
so kommt er in München zu Weißwürsten, in Berlin erwartet ihn
Ausschnitt. Harry Liedtke scharmuziert zwischen beiden Me
tropolen hin und her« Die etwas in die Lange gezogene Komik
entsteht dadurch, daß Schlafwagen von jedermann benutzt werden
können. Diese Tatsache nämlich hat zur Folge» daß Mizzi und
Trude in demselben Mteil miteinander kollidieren. Um die Schwie
rigkeiten des Schaffner-Gentlemans zu erhöhen, werden ihm auf
unwahrscheinliche Weise Barmittel zu geführt, die ihm den Verkehr
mit der hübschen Lebedame Hanni Weises gestatten. Neue Gefahren
i des gleichen Schemas ballen sich, unerwartete Begegnungen ge-
PHHeu, We Msgst erwartet wmtmn Die Mr d<S Arte Ende er
forderliche Entwirrung bleibt nicht KS, und Trude spannt den
Vielbegehrten in ihr vermutlich unsanftes Ehejoch Der Humor ist
nicht sehr reichlich dosiert, immerhin ergeben sich eine Reihe lustiger
Situationen/— Die beiden amerikanischen Grotesken des Bei
programms bringen neue Streiche alter Bekannter. Monty
Ban u s jagt einer Gans nach, die ihm den just benötigten Ver
lobungsring entführt hat; er besteht entsetzliche Abenteuer auf
Hauptgesimsen, um dieses Zeichen der Treue zu retten. Larry
Semon seinerseits spielt Golf. So hat man Golf noch nicht
spielen sehen. Die Bälle verwandeln sich unter der Hand oder
verschwinden tückisch, und das harmlose Spiel wird zur aufregen
den Verfolgung funktionalisiert. Was man verfolgt, ist ohne Belang.
r2.cn.
2-5"
Oauds Dillisrs unvsr^LnÄiebsr Roman:
orn 0 nLsL L 6 njamLn" ist in dsr sellmls^-
VodsrsetMNK ^ossk Kotmillors der
^Idsrt RanAsn (Nünedsn, 243 8. Osd. 4) sr-
8eüion6n. Ria Vorwort von Rudvü^ Rkau lüdrL
LUI LE6N6NIN6 IVsiss LN8 Llo^raullisells 61N.
ch
2um 50. ^odsstas Rsrdinand Rrsill^ratlls
Verlas Lssss u. Lscllsr (Rsiu^m. Ood.
-A 4.5-0.) dw ansTsnMten WorLs dss viodtors in
Einem kandlmllsn Lands derans^edraedt. VIs ^us-
Mbs trä^t äsn 8tempe1: Rüv 8odule unä Raus.
4-
In ssmsm Suod: IdkkimL t" (Vsrr^ZiI-
dsrours, Ltutikart, 223 8. 6sb. ,//. 5) rsic^nst
Rsvllin^ Raild und Reute der 8ellvmllisollen
tteimutsenilderel, mit veraltetem „RUdsodmueir"
^Hllers MÄart. Die voLsLundll ollen
^.dsenmtts Lind das Loste.
O
Unter dem ^itel: „Xomi Lobes und R? axi-
homlsedes" läüt der Verlag Quells u. Never
(Rmmm. 133 8. Oed. 2) eine von O. Lrauo
udsrtrnaons ^usivadl von Novellen D.sedeedo^s
ersedeinen. Oie kleinen LrsadlunKen stammen aus
der Früdreit des viedters.
4-
, „ Iw, KskmM ssiusr 8ammlE: ..vis Lltso VoLs-
buoksr oruiKt 6sr ^Istsr-Vsi-Is.s (Lsindur«. 16S 8.
Lnlbpsrs. 10) : „O i s Oesediodts von
der Eob o n en UsIusins" naoll der ältesten
deutsoNsn vrnoknusTLde von 1474 kür junK und
alt, neu derausasaeben von Radon von ^odeltit^
und,^ ivie es deist mit sodonen Lildern verliert von
Lroies-or Lruno Ooldsedmitt. 8ie sind x^ar niodt
so sekon. ver Oruelr ist aut. dls Linküllrun^ nebst
den ^nmerLun^su eins ervmnsebte Orein^abe.
Neue Nu s Lrionbüobsr (Nusari on - Verln^.
^uneben): ,vrsi NLrebs n" von Rbeodor
d t 0 r m, mit lrubinistisollen Leder^siellnunaen Rolk
v. Loersellellnunns; lerner: ..Redenden" von Leo
lolstoi m der Lebertrumw^ von Re^a RNsoll
mit SQlltumtisrt russi^ellen Vollensi eiellnun-
^n Rarl Rossinis, vie ^us-valll und der nute
Rruok der beiden Lüellsr smukslllsn sie als kreund-
lmlle Ossellsnll^srlls. (Leids 104 8., jeder Ld. <;eb
5.)
Lin vnindersellones Illustre.tionsv^erll: „8121-
ist bei R. Lruellmnnn (Nünellen, ^eb.
r^.50) 6r8ellitzN6n. Rnnd8ell2.kt und Lunstdenllmäler
bis Llsssina 2isllsn in über 120 aus^e-
'sVLillten ^.bbildun^en vorüber; auell die unbellnnn'
reren Orts erstellen. Vurell dis von Lu^o von L 0 k-
mannstllal ^skü^ts LinleltunK erllält das Luell
einen besonderen IVert.
*
— "^butselle VLellter kür duzend und
V 01L . so nsnnt sioll eins bei M. 2wllke1dt
(08törvvi6ell-Lar2, asb., je 1.50 bis 2) er-
solleinende notztisolle Lollelltion. Illre Llatten sind
Mmissllt : neben U ö r i ll e und 8torm werden
^0 vsni^er bekannten, ^venn niellt anr unbellannien
v. ^intsrkeld-vamsro^ unl Raul IV 0 l k
in der Kwiellen ^ukmaelluns ^ereiellt. Rm sie alle
iur „duaend und Volk" mund^ersollt 2u maellen, bat
sie der rieraus^ebtzr Dr. L. 8ollnaü mit sin^än^i^en
Iiteln assellmücllt: „Das Reben rinnt . . bei
dtorm; mörieke last „Oold^loc-llsntone" ersollallen^
Lololls ^us^alllbände — auell Mllmlm v. 8ellol2
und et^a Robert LoLllart treten auk sind
eine L^veiielllakts Quelle kür den n euLeitliellsn
Oeutsellunterrmllt, dem sie dienen möellten.
^VolkheiLk Goethe! Mythos!^ Diese gellenden Inter
punktionen sind der Titel einer Anzeige des „Börsenblattes für
den Deutschen Buchhandel", in der Eugen Diederichs den Buch
handel ermähnt, die „Keime des neuen Werdens zu betreuen".
Man zittert für die von ihm gefundenen Keime, so wenig pfleglich
begießt er sie hier. Sein Kampf in dem Ausruf geht gegen die
Amerikanisiernng des deutschen Sortiments zugunsten Gottes.
Dieser hat — doch möge das Inserat selber von ihm zeugen:
„Das Lied von der Lammerstraat: „Jk kann maken, wat ik will",
paßt nicht für eine Zeit, wo Gott ein Neue tellel upbarsin an
die Wand geschrieben. hat." Was aber paßt in eine solche Zeit?
Was wohl wird heute im Sinne Gottes sein? Die von Eugen
Diederichs organisierten
„r e l igiösen P r 0 p agandaw och e n".
Zweimal schon haben offenbar diese unamerikanischen Wochen
zarte Werdekeime vor der Ämerikanifierung behütet. Zu unserem
Trost teilt Äe Anzeige mit: ,Am Herbst wird noch eine dritte
religiöse Propagandawoche kommen, für die das Wort „M hth 0 s"
das „Zeichen" ist." Stolze Wortballungen, deren Entdecker man
gerne beglückwünschen mochte, lehnte er nicht die Verantwortung
für sie ab. Wenigstens meint er bescheiden: „Alle solche Formu
lierungen sind nicht von mir gewollt, sondern sie sind heraus
gewachsen aus der Arbeit für inneren Aufbau seit dem Kriege,
aus der Arbeit vieler schöpferischer Kräfte Deutschlands, denen
gegenüber ich mir die Aufgabe gestellt habe, sie buchhändlerisch
zu organisieren." Zu den unbewußt herausgewachsenen Formu
lierungen gehören wohl auch die aus der Anzeige in allmählichem
Uebergang herauswachsenden Titelprägungen: „Die Volcheit",
„Gottnaturreihe", „Mythosgruppe", die den von Diederichs in
Büchern organisierten inneren Aufbau und die schöpferischen
Kräfte in sich begreifen. Mit Unterstützung der frommen Wochen.
Zur Verhütung der Ämerikanifierung. Denn, wie das Inserat
besorgt verkündet: „... wer aber gegen den Geist lebt, von dem
gilt erst recht das Sprichwort: Der Krug geht so lange zum
Wasser, bis er bricht."
Wir lieben und schätzen Herrn Diederichs als einen unserer
großzügigsten Verleger, dem wir viele wundervolle Ausgaben
danken; nicht zuletzt die einzigartige Sammlung: „Märchen der
Weltliteratur". Gerade darum möchten wir ihn gegen sich selber
in Schutz nehmen.