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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Schlafwagen-Geheimnisse. Ein SchlafwagenkontrEeur ist, 
wie der neue Lustspielfilm: „Der Mann ohne Schlaf" 
der BieLerbau-Lichtspiele verrat, ein in LieLesdmgen 
bevorzugter Mann. An jeder Endstation erwartet ihn eine Braut: 
so kommt er in München zu Weißwürsten, in Berlin erwartet ihn 
Ausschnitt. Harry Liedtke scharmuziert zwischen beiden Me 
tropolen hin und her« Die etwas in die Lange gezogene Komik 
entsteht dadurch, daß Schlafwagen von jedermann benutzt werden 
können. Diese Tatsache nämlich hat zur Folge» daß Mizzi und 
Trude in demselben Mteil miteinander kollidieren. Um die Schwie 
rigkeiten des Schaffner-Gentlemans zu erhöhen, werden ihm auf 
unwahrscheinliche Weise Barmittel zu geführt, die ihm den Verkehr 
mit der hübschen Lebedame Hanni Weises gestatten. Neue Gefahren 
i des gleichen Schemas ballen sich, unerwartete Begegnungen ge- 
PHHeu, We Msgst erwartet wmtmn Die Mr d<S Arte Ende er 
forderliche Entwirrung bleibt nicht KS, und Trude spannt den 
Vielbegehrten in ihr vermutlich unsanftes Ehejoch Der Humor ist 
nicht sehr reichlich dosiert, immerhin ergeben sich eine Reihe lustiger 
Situationen/— Die beiden amerikanischen Grotesken des Bei 
programms bringen neue Streiche alter Bekannter. Monty 
Ban u s jagt einer Gans nach, die ihm den just benötigten Ver 
lobungsring entführt hat; er besteht entsetzliche Abenteuer auf 
Hauptgesimsen, um dieses Zeichen der Treue zu retten. Larry 
Semon seinerseits spielt Golf. So hat man Golf noch nicht 
spielen sehen. Die Bälle verwandeln sich unter der Hand oder 
verschwinden tückisch, und das harmlose Spiel wird zur aufregen 
den Verfolgung funktionalisiert. Was man verfolgt, ist ohne Belang. 
r2.cn. 
2-5" 
Oauds Dillisrs unvsr^LnÄiebsr Roman: 
orn 0 nLsL L 6 njamLn" ist in dsr sellmls^- 
VodsrsetMNK ^ossk Kotmillors der 
^Idsrt RanAsn (Nünedsn, 243 8. Osd. 4) sr- 
8eüion6n. Ria Vorwort von Rudvü^ Rkau lüdrL 
LUI LE6N6NIN6 IVsiss LN8 Llo^raullisells 61N. 
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2um 50. ^odsstas Rsrdinand Rrsill^ratlls 
Verlas Lssss u. Lscllsr (Rsiu^m. Ood. 
-A 4.5-0.) dw ansTsnMten WorLs dss viodtors in 
Einem kandlmllsn Lands derans^edraedt. VIs ^us- 
Mbs trä^t äsn 8tempe1: Rüv 8odule unä Raus. 
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In ssmsm Suod: IdkkimL t" (Vsrr^ZiI- 
dsrours, Ltutikart, 223 8. 6sb. ,//. 5) rsic^nst 
Rsvllin^ Raild und Reute der 8ellvmllisollen 
tteimutsenilderel, mit veraltetem „RUdsodmueir" 
^Hllers MÄart. Die voLsLundll ollen 
^.dsenmtts Lind das Loste. 
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Unter dem ^itel: „Xomi Lobes und R? axi- 
homlsedes" läüt der Verlag Quells u. Never 
(Rmmm. 133 8. Oed. 2) eine von O. Lrauo 
udsrtrnaons ^usivadl von Novellen D.sedeedo^s 
ersedeinen. Oie kleinen LrsadlunKen stammen aus 
der Früdreit des viedters. 
4- 
, „ Iw, KskmM ssiusr 8ammlE: ..vis Lltso VoLs- 
buoksr oruiKt 6sr ^Istsr-Vsi-Is.s (Lsindur«. 16S 8. 
Lnlbpsrs. 10) : „O i s Oesediodts von 
der Eob o n en UsIusins" naoll der ältesten 
deutsoNsn vrnoknusTLde von 1474 kür junK und 
alt, neu derausasaeben von Radon von ^odeltit^ 
und,^ ivie es deist mit sodonen Lildern verliert von 
Lroies-or Lruno Ooldsedmitt. 8ie sind x^ar niodt 
so sekon. ver Oruelr ist aut. dls Linküllrun^ nebst 
den ^nmerLun^su eins ervmnsebte Orein^abe. 
Neue Nu s Lrionbüobsr (Nusari on - Verln^. 
^uneben): ,vrsi NLrebs n" von Rbeodor 
d t 0 r m, mit lrubinistisollen Leder^siellnunaen Rolk 
v. Loersellellnunns; lerner: ..Redenden" von Leo 
lolstoi m der Lebertrumw^ von Re^a RNsoll 
mit SQlltumtisrt russi^ellen Vollensi eiellnun- 
^n Rarl Rossinis, vie ^us-valll und der nute 
Rruok der beiden Lüellsr smukslllsn sie als kreund- 
lmlle Ossellsnll^srlls. (Leids 104 8., jeder Ld. <;eb 
5.) 
Lin vnindersellones Illustre.tionsv^erll: „8121- 
ist bei R. Lruellmnnn (Nünellen, ^eb. 
r^.50) 6r8ellitzN6n. Rnnd8ell2.kt und Lunstdenllmäler 
bis Llsssina 2isllsn in über 120 aus^e- 
'sVLillten ^.bbildun^en vorüber; auell die unbellnnn' 
reren Orts erstellen. Vurell dis von Lu^o von L 0 k- 
mannstllal ^skü^ts LinleltunK erllält das Luell 
einen besonderen IVert. 
* 
— "^butselle VLellter kür duzend und 
V 01L . so nsnnt sioll eins bei M. 2wllke1dt 
(08törvvi6ell-Lar2, asb., je 1.50 bis 2) er- 
solleinende notztisolle Lollelltion. Illre Llatten sind 
Mmissllt : neben U ö r i ll e und 8torm werden 
^0 vsni^er bekannten, ^venn niellt anr unbellannien 
v. ^intsrkeld-vamsro^ unl Raul IV 0 l k 
in der Kwiellen ^ukmaelluns ^ereiellt. Rm sie alle 
iur „duaend und Volk" mund^ersollt 2u maellen, bat 
sie der rieraus^ebtzr Dr. L. 8ollnaü mit sin^än^i^en 
Iiteln assellmücllt: „Das Reben rinnt . . bei 
dtorm; mörieke last „Oold^loc-llsntone" ersollallen^ 
Lololls ^us^alllbände — auell Mllmlm v. 8ellol2 
und et^a Robert LoLllart treten auk sind 
eine L^veiielllakts Quelle kür den n euLeitliellsn 
Oeutsellunterrmllt, dem sie dienen möellten. 
^VolkheiLk Goethe! Mythos!^ Diese gellenden Inter 
punktionen sind der Titel einer Anzeige des „Börsenblattes für 
den Deutschen Buchhandel", in der Eugen Diederichs den Buch 
handel ermähnt, die „Keime des neuen Werdens zu betreuen". 
Man zittert für die von ihm gefundenen Keime, so wenig pfleglich 
begießt er sie hier. Sein Kampf in dem Ausruf geht gegen die 
Amerikanisiernng des deutschen Sortiments zugunsten Gottes. 
Dieser hat — doch möge das Inserat selber von ihm zeugen: 
„Das Lied von der Lammerstraat: „Jk kann maken, wat ik will", 
paßt nicht für eine Zeit, wo Gott ein Neue tellel upbarsin an 
die Wand geschrieben. hat." Was aber paßt in eine solche Zeit? 
Was wohl wird heute im Sinne Gottes sein? Die von Eugen 
Diederichs organisierten 
„r e l igiösen P r 0 p agandaw och e n". 
Zweimal schon haben offenbar diese unamerikanischen Wochen 
zarte Werdekeime vor der Ämerikanifierung behütet. Zu unserem 
Trost teilt Äe Anzeige mit: ,Am Herbst wird noch eine dritte 
religiöse Propagandawoche kommen, für die das Wort „M hth 0 s" 
das „Zeichen" ist." Stolze Wortballungen, deren Entdecker man 
gerne beglückwünschen mochte, lehnte er nicht die Verantwortung 
für sie ab. Wenigstens meint er bescheiden: „Alle solche Formu 
lierungen sind nicht von mir gewollt, sondern sie sind heraus 
gewachsen aus der Arbeit für inneren Aufbau seit dem Kriege, 
aus der Arbeit vieler schöpferischer Kräfte Deutschlands, denen 
gegenüber ich mir die Aufgabe gestellt habe, sie buchhändlerisch 
zu organisieren." Zu den unbewußt herausgewachsenen Formu 
lierungen gehören wohl auch die aus der Anzeige in allmählichem 
Uebergang herauswachsenden Titelprägungen: „Die Volcheit", 
„Gottnaturreihe", „Mythosgruppe", die den von Diederichs in 
Büchern organisierten inneren Aufbau und die schöpferischen 
Kräfte in sich begreifen. Mit Unterstützung der frommen Wochen. 
Zur Verhütung der Ämerikanifierung. Denn, wie das Inserat 
besorgt verkündet: „... wer aber gegen den Geist lebt, von dem 
gilt erst recht das Sprichwort: Der Krug geht so lange zum 
Wasser, bis er bricht." 
Wir lieben und schätzen Herrn Diederichs als einen unserer 
großzügigsten Verleger, dem wir viele wundervolle Ausgaben 
danken; nicht zuletzt die einzigartige Sammlung: „Märchen der 
Weltliteratur". Gerade darum möchten wir ihn gegen sich selber 
in Schutz nehmen.
	        
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