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H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043380
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1923
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

) Vevgl. Hochschul-Blatt vom 8. März. 
BehM Troeltsch gegenüber Weber taAn recht, daß er die 
Konstruktion von Sinnzusammenhängen an Wertungen 
knüpft, die eben nur nicht, wie er meint, im Rahmen wissen 
schaftlicher Betrachtung aus dein Relativen ins Absolute 
hinübergespielt werden dürfen, so behauptet Weber entgegen 
Troeltsch mit Recht die Relativität aller Wertentscheidungen 
Vom Standpunkt der Wissenschaft aus und irrt erst, 
wenn er ihrer entraten zu können glaubt. Das Ergeb- 
das nicht der Fall ist, beruhe« sie immer auf einem solchen 
„Wenn", da sie ja zur Darstellung eines beliebigen ideal 
typischen Sachverhalts die Ersahrungsmannigfaltigkeit zuvor 
notwendig Wimmten Bsdingungen unterwerfen muffen. Wie 
vollzieht sich nun mit Hilfe dieser idealen Konstruktionen die 
Erklärung der Wirklichkeit selber? Man gelangt nach Weber 
zu ihrem objektiven Verständnis dadurch, daß man den je 
weiligen Erfahrungszusammenhang mit der von ihm ab 
strahierten idealtypischen Konstruktion vergleicht, feststellt, in 
wieweit er mit ihr übeveinstimmt oder von ihr abweicht und so, 
unter steter Benutzung der eindeutigen idealthpischm Begriffe, 
allmählich den betreffenden Zusammenhang mehr und mehr 
entwirrt, was freilich immer nur annäherungsweise möglich ist. 
Aus Webers Grundposition folgt unmittelbar, daß er einer 
vorwiegend soziologischen Verarbeitung des Stoffes zudrängen 
muß, die, wie Troeltsch bemerkt, „ohne jede geschichtsphilo- 
sophische Konstruktion und Sinndeutung des Prozesses" ist. 
Tiefer ethisch unterbaute Verzicht auf große Geschichts- 
fynthesen, der seiner Einsicht in ihre Wertbedrnglheit ent 
springt, hindert ihn natürlich nicht daran, gewisse historische 
Entwicklungen als Jdealtypen zu konstruieren (vgl. seine Aü- 
Dandlung über „Die protestantische Ethik und der Geist des 
'-Kapitalismus"), vor deren Beimengung mit der Wirklichkeit 
er aber niemals zu warnen unterläßt. Was schließlich den 
Sinn der Wissenschaft anbetrifst, so weist er ihr eine durchaus 
dienende Rolle zu. Sie hat die technische Beherrschung des 
Lebens zu ermöglichen, Klarheit darüber zu schaffen, wie bei 
Verfolgung irgend eines Zieles am besten zu verfahren sei, 
und vor allem jede persönliche Wertentscheidung bis auf die 
weltanschauliche Position zurückzusühren, der sie entquillt, um 
derart den Wertenden zu zwingen, sich Rechenschaft über sein 
eigenes Tun abzulegen. Man erkennt leicht, daß sich aus dieser 
Einordnung der Wissenschaft in das Ganze des Lebens zu- 
Hleich eine gewisse Abgrenzung der Stoffunendlichkeit ergibt. 
Wie bei Troeltsch, so ist auch bei Weber zu fragen, ob es 
ihm gelingt, des Relativismus Herr zu werden und den An 
spruch der Wissenschaft auf Objektivität zu erfüllen. Sicherlich 
darf ihm zugestanden werden, daß er sich, seiner Absicht ge 
mäß, des Ausgangs von persönlichen Wertbehauptungen ent 
hält, und die Auswahl des Erfahrungsstofses wie der Jdeal- 
typen lediglich in Beziehung auf Werte vornimmt. Und doch: 
verwendet" er die Jdealtypen, die selber schon infolge ihres 
großenteils empirischen Charakters sehr fragwürdige Gebilde 
sind, in der geschilderten Weise zur Erforschung der Erfahrungs 
zusammenhänge, so zeigt sich früher oder später, daß er die 
angesirebte Objektivität cke kacto nicht zu verwirklichen vermag.! 
Da nämlich der Inbegriff aller eine gegebene Realität aus-! 
machenden Verknüpfungen schlechterdings unausschöpflich ist, 
müßte Weber zu ihrer objektiven Erfassung an den das Ver 
ständnis der Realität erschließenden idealtypischen Fall eine 
konstruktive- Bestimmung nach der anderen in unendlichem 
Fortgang anreihen. Es leuchtet ein, daß die völlige Durch 
führung dieses BestimmungsprozesfeS sich prinzipiell verbietet, 
daß sein Abbruch an irgend einem Punkte unvermeidlich ist. 
Wo er aber zum Stehen kommt, wo also das gespenstische 
„Wenn" der idealtypischen Konstruktionen auf daZ „Ist" einer 
Wirklichkeitsaussage aufprallt, das hängt ganz davon ab, wie 
der untersuchte ErfahrungSzusammenhang aufgefaßt und be 
urteilt wird. Mit anderen Worten: trotz aller Sicherungen 
schleichen sich, die immer von neuem hinausgeschobenen Wer 
tungen am Ende doch wieder ein, ein dauerndes Vorbeigleiten 
an ihnen, und damit an subjektiv bedingten Standpunkten, 
' ist unmöglich. So gleicht denn Webers Methode einer abschluß 
losen Hetzjagd im Schattenreich der Empirie, bei der er sowohl 
Verfolgter wie Verfolger ist; hinterrücks Überfällen ihn die 
Wertungen, die er ins Angesicht hinein verleugnet, während 
das Objektive, dessen er habhaft zu werden trachtet, vor ihm 
ins Unendliche flieht — und fliehen muß, da er in ihm ja, 
ergriffe er es je, das Absolute selber, wenn auch im Spiegel 
bild nur, gleichsam als Leerform, gewönne. Ein doppelt 
tragisches Schauspiel, diese mit einen: Furor ohnegleichen 
unternommenen Streifzüge: nicht nur, daß sie, auf vergeblicher 
Flucht und vergeblicher Suche, ins Uferlose entführen — in 
dem sie der Sinngebung des Geschehens entsagen, wird auch 
zuletzt ihr eigener Sinn problematisch. Weber stellt zwar 
ausdrücklich die Wissenschaften in den Dienst des Sich-Ent- 
scheidenden, der mit ihrer Hilfe die Erkenntnis des Ursprungs 
und der Folgen seines Tuns erlangen soll, die Frage ist aber, 
ob nicht gerade durch solches schrankenlose Erkennenwollen, das 
schließlich auch die Stoffabgrenzung zu einer Sache der Will 
kür macht, die Möglichkeit des Sich-Entscheidens unterbunden 
wird. Dies wäre lediglich die geheime Rache der Wertungen 
für ihre heroische Preisgabe um des Phantoms einer Objektivi 
tät willen, die ja doch nicht erjagt werden kann. 
nis ist, daß die Wissenschaften, insofern sie auf das Ver 
ständnis der geistigen Erfahrungswelt abzielen, dem Rela 
tivismus notwendig verfallen sind. Die unüberwindlichen 
Schwierigkeiten, denen im übrigen ihr Vorhaben begeg ¬ 
net', erftären sich, um auch das noch anzudeuten, aus 
der Unangemeffenheit der spezifisch wissenschaftlichen Kate 
gorien an den Stoff des geistigen Seins und Geschehens. 
Solange indessen die mit diesem Stoffe sich befassenden Wissen 
schaften sich M reine Wissenschaften konstituieren, können 
sie gar nicht anders sein, ÄS sie nun einmal sind, und 
es wäre ein durchaus verfehltes Bemühen, sie von inner her 
begrenzen zu wollen. Nicht von der Wissenschaft selber oder 
mit Hilfe philosophischer Spekulation vermag die durch das 
erwachte Gewissen der Jugend herausbefchworene „Wifsen- 
fchastskrisis" gelöst zu werden, sie erfordert vielmehr zu ihrer 
Ueberwindung den wiMchen Austritt aus der ganzen geistigen 
Situation, in der Wissenschaften wie die hier gemeinten in 
solchem Ausmaß überhaupt möglich sind. Tilgung des rela 
tivistischen Denkens, Sperrung des Blicks gegen die uferlosen 
Unendlichkeiten: das alles ist gebunden an einen in Wirk 
lichkeit vollzogenen Wandel des ganzenf 
Wesens — und vielleicht nicht einmal an ihn allein. Wie 
dann,,nach dem durch solchen Wandel etwa bewirkten Eingehen 
in das Absolute, das geistig« Geschehen sich darstellt und welche 
Begrenzung die feiner Erkenntnis gewidmeten „Wissenschaf 
ten" erfahren: das auszumachen, führt schon über Absicht und 
Möglichkeit dieser Betrachtung hinaus. j 
Ausstellung der Lunstgewerbe-Fachschule. 
--Die Kunstgewerbe-Fachschule an der Moltke. 
Allee ist in den letzten Jahren unter Direktor Walter stark 
ausgebaut worden. Wie die diesjährige Ausstellung der 
Schülerarbeiten beweist, freut sich besonders das 
graphische Gewerbe sorgsamer Pflege. In der Schule sind 
alle zur Herstellung des Buckes erforderlichen Werkstätten einge 
richtet : so die Stempelschneiderei, die Schriftgießerei, die Setzerei, 
die Buchbinderei, sodaß dieSchüler eine gründliche praktische Durch, 
bildung erhalten. Auf dieser gediegenen Grundlage bauen sich 
dann die höheren, mehr kunstgewerblichen Leistungen auf; also 
! etwa das Schriftfchreiben, der Plakatentwurf, die Flächenkunst 
mit ihren mancherlei Techniken usw. Schon in den LehrlingSkursen 
wird auf eine möglichst umfassende Ausbildung Gewicht gelegt; 
ihnen schließen sich dann die freiwilligen Abendkurse an, in denen 
Gelegenheit zur Weiterbildung in einer ganzen Reihe von Fächern 
gegeben wird, sowie als Oberbau die Tageskurse für die Fortge 
schrittenen. Einzelne Klassen — wir nennen nur die von A. 
Windisch geleitete — Weisen ganz vorzüqliche Leistungen auf. 
Von Ostern ab will man unter der Bezeichnung: Drucke der 
Frankfurter Gutenbergpresse ausgewählte Drucks 
herausbringen. Das erste Buch, eine von Pros. Ziehen mit 
Vorwort und Anmerkungen versehene Abhandlung Schopen 
Hauers, liegt bereits vor und soll binnen kurzem in einer Auflage 
von 2ö0 Exemplaren erscheinen. ES ist in einem von der 
Bauerschen Schriftgießerei gestifteten Ehmke-Schriftsatz auf 
handgeschöpftes Büttenpapier gedruckt. — Zu erwähnen ist noch 
die Abteilung für Schreinerei mit ihrer großzügig angelegten 
Lehrwerkstatt, in der unter der Leitung eines Schreinermeisters 
die einzelnen Möbelstücke von den Schülern selber nach eigenem 
Entwürfe angefertigt werden. Daß sich alle Abteilungen auf der 
selben Höhe hielten, wäre zu viel behauptet; so erscheint eher, um 
ein Beispiel Herauszugreifen, das Projektiynszeichnen als recht 
reformbedürftig. Es hängt hier eben viel von der Richtung des Lehrers 
ab, und ein gleichmäßiges Niveau wird sich Wohl erst nach und 
nach erreichen lassen. Insgesamt verfügt die Schule jetzt über 
fünfzehn Lehrwerkstätten, die sich zum großen Teil durch den Ver 
kauf der aus ihnen hervorgegangenen Arbeiten selbst erhalten. 
Eine wesentliche Erleichterung für die Schule bedeutet es, daß 
viele Materialien von Fabriken und Firmen kostenlos zur Ver 
fügung gestellt werden. Solchem Entgegenkommen verdankt z. B. 
die Zahnklinik, in der jedermann zum Selbstkostenpreis be 
handelt werden kann, ihre ausgezeichnete Einrichtung. Hervor 
gehoben zu werden verdient übrigens auch die Beweglichkeit, 
mit der man lich den verschiedensten Bedürfnissen anzupassen 
strebt. Neuerdings sind z. B. Kurse für Schüler vom 10. bis zum 
14. Jahre eröffnet worden, in denen die Möglichkeit, zum Frei 
handzeichnen, Zirkelzeichnen und Modellieren gegeben ist. Manche 
noch schlummernde Begabung wag hier rechtzeitig geweckt werdeW 
und sich selber entdecken.
	        

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