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H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043380
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1923
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Laß man sich über sie entsetzen könnte. 
rae. 
Ein moderner Fabrik-Vemallungshsu. 
— An der Mainzer Landstraße erhebt sich seit kurzem daS rt:ue 
Verwaltungsgebäude der Peters Union. Es wurde 
errichtet, weil die gegenüberliegende Fabrik erweitert werden sollte 
und keinen Platz mehr für Büroräume bot. Die Ausführung des 
im Oktober vollendeten Gebäudes nahm die Zeit von anderthalb 
Jahren in Anspruch. 
Der Neubau, eine Schöpfung des Frankfurter Architekten A. 
Aßmann, ist ein mächtiger Block, der eine Rechtecksfläche von 
rund 1700 Quadratmetern bedeckt. In seinen fünf Geschossen, die 
sich um Zwei symmetrisch angeordnete Jnnenhöfe gruppieren, sind 
olle für die Verwaltung dienlichen Räume untergebracht; sie haben 
gleich so große Ausmaße erhalten, daß sie bequem das doppelte 
Personal bergen, können. Eine geräumige, wohlproportionierte 
Halle, in deren Mitte die breite Haupttreppe einmündet, empfängt 
den Eintretenden. Er mag von ihr zu Kasse und Buchhaltung aus 
der einen Seite, zum Stadtverkauf und zur Ersatzabteilung auf der 
anderen gelangen. Im ersten Obergeschoß liegen die Dtrcktorenzim- 
mer und nach hinten zu der große Sitzungssaal, der mit einem Be 
ratungszimmer in unmittelbarer Verbindung steht. Büros und 
Lagerräume, alle hell beleuchtet, fügen sich in den verschiedenen Ge- 
jchofsen dem Grundrißschema stets ohne Gewaltsamkeit ein. Zu- 
höchst befindet sich die ausgedehnte Reklameabwilung mit einer 
eigenem?kleinen Druckerei und das Kasino für -Beamte und Ange 
stellte, das durch die Speiseausgabe mit einer elektrisch eingerich 
teten Küche zummmenhängt Von seinen Fenstern aus genießt man 
einen schönen Blick auf die Gleisanlagen des Hauptbahnhofs. 
An daS Verwaltungsgebäude schließt sich ein niedriges, lang 
gestrecktes Lagerhaus an, das schon bestehenden Schuppen vor 
gebaut ist und mit dem Keller drei Geschosse umfaßt. Die Güter 
wagen fahren dicht an die Laderampe vor, sodaß die Verladung 
ohne Schwierigkeit erfolgen kann. Später^sollen nach dem Hof zu 
Wetter uttd Retter. Dia Neue LichLbühne hat in dieser 
Spielwoche für ein ausgezeichnetes Programm gesorgt. Da 
läuft ein FÄm: „Die närrische Wette des Lord 
Aldin g", der an die besten Opera der -leide-r -Angegangenen 
SLuact Webbs-Serie erinnert und so Linomäßig ist, wie man 
nur immer wünschen mag. Warum? Weil er nirgends eine 
für ihn ja doch nicht faßbare Wirklichkeit vortäuscht, sondern 
sich um ein reines Nichts dreht, das nun Zu einem sehr span- 
N-enLen und sehr unwahrschmrEchen E.was aufgebauscht wird. 
An dem Beispiel dieses Stückes ließe sich recht gut die noch 
ungeschriebene Metaphysik des Films entwickeln. Es Zeigt 
nämlich, daß echtes Kinospisl die Aufgabe hat, durch Ueber- 
steigerung der Unwirklichkeit -unseres Lebens seine Schein- 
haftiakeiL zu ironisieren und derart auf die wahre Wirklichkeit 
hinzudeuten. Lord Alding, ein bekannter Sportsmann, wettet, 
daß er sich drei Monats liang als Vagabund herumtreiben 
könne, ohne daß ihn jewapd erkenne. Nun kommt es natürlich 
zu Verwechslungen von unwiderstehlicher Komik. Eine exzen 
trische amerikanische Milliardärin etwa wettet ihrerseits, daß 
sie den Lord-Vagabund vor Ablauf der Frist rekognoszieren 
und heiraten wolle, weil er „«in Mann" sei. Sie erwischt — wie 
wär? es auch anders möglich? — den Falschen, indes der rich 
tige Lord sein Geschick an eine exotische Prinzessin aus Naomi 
Land tettet. Nur gegen Schluß spukt die Wirklichkeit gespenstisch 
herein, soll doch der angebliche Mörder des Lords elektrisch 
j hingLLichtet werden. Aber sie zerplatzt gleich wieder wie eine 
! Seifenblase, denn der fixe Gentleman befreit auf eine seiner 
würdige Weise in letzter Minute den armen Schelm. Autos, 
Ozeandampfer, W aff erfliugzenge, Waljenkratzer 
svielen in diesen Affäre eine wesentliche Rolle. Die tiefere 
Bedeutung des amüsanten Scherzes besteht darin, daß er die 
Nichtigkeit einer Welt -enthüllt, die sich um einer Nichtigkeit 
willen in Bewegung setzen läßt und das Gelächter über ihren 
vorher entgifteten Ernst heraufbeschwört. Daß man diese 
Bedeutung g-arrncht merkt, ist vielleicht das Beste <rn dem har 
monisch verklingenden Ulk. — Zugespitzte Karikatur ist auch 
-die amerikanische Groteske: „Jiwmy Aubrey als Retter 
der Unschuld." Sie parodiert die menschliche Beweglichkeit 
so übertrieben, daß jede Natürlichkeit schwindet und alles aus 
Zauberei zu beruhen scheint. Das Kommen und Gehen der 
Menschen wird unglaubwürdig Md keine Norm findet mehr 
.den Zusammenhalt der Mieder. Man lacht über die Drastik 
der Menschen-Automaten, die zu wenig wahrscheinlich ist, als 
der Zwischenwand wieder in ihrer alten Schönheit «riehen, 
zum anderen erhielte Frankfurt kostenlos eme Musterung« 
Schau von Skulptnrenaus der Blutezert des dmtscheu § 
-Kunstschaffens. Da man die Bildwerke m den ScnenMfen 
unterbrinaen könnte, bliebe außerdem das brerte Ävtiel,chrff, 
das über taufend Personen faßt, für Portrage, Konzerte usw. 
sederzeit frei verfügbar. , 
Wir besitzen in Deutschland noch kem großes Museum 
mittelalterlicher Plastik. Umso weniger sollte man m Frank 
furt die seltene Gelegenheit verpassen, die sich letzt für eme 
Verwirklichung bietet. Der Gedanke, daß em derartiges 
Museum, das die Versenkung in die Meisterwerke der. deutschen 
Vera-MMuhAt ermöglicht, mit Muz geringen ^ltteln sich 
schaffen läßt, müßte alle Hindernisse zurückdrängen, die simer 
Gründung etwa entgegenstehen. __! 
noch mehrere Garagen in ihm Unterkunft finden. 
Der zweckmäßigen Organisation des Grundrisses entspricht die 
Güte und Gewähltheit der Architektur. Es versteht sich von 
selbst daß sie auf prunkvolle Entfaltung verzichtet und sich ganz 
chlicht gibt. Wahl des Materials und manche architektonische Fein 
heiten tragen dazu bei, daß daS Aeußere trotz dieser Einfachheit 
reizvoll wirkt. Erdgeschoß, Fenstergewände, Gesimse und andere 
ausgezeichnete Bauteile sind in einem geblichen Tuffstein ausge 
führt, von dem der grüne Putz angenehm absticht. Der oberen Ab 
schlußlinie des mit einem flachen Dach versehenen GebäudeS ver 
leihen die konsolartigen Ausbuchtungen des Hauptgesim^s eine ab 
wechslungsreiche Gestalt, wie überhaupt die guten Prosilierungen 
der umlaufenden Bänder und Gesimse das Ganze beleben und 
klangvoll machen. Das häufiger wiederkehrende Dreiccksmotiv. das 
sich mit den Spitzbogen der oberen Fensterreihc wohl vertragt, blicht 
die Starrheit der Horizontalen und erzeugt eine leichte Bewegtheit der 
Fläche. Der wenig« Schmuck sammelt sich über der Fassadenmittc, 
der «in von Pfeilern getragener Balkon im Erdgeschoß vorlagcrt. 
Er wird von zwei liegenden männlichen Gestalten bekrönt, die sich 
der Architektur richtig einfügen und ihr einen wesentlichen Akzent 
verlcih-n. Sie sind das Werk des Bildhauers Ohly, der auch den 
Sturz über der Eingangstür sehr glücklich ornamentiert hat. Beab 
sichtigt ist noch, auf der Mitte des Hauptgesimses die Bronzeplcstrk 
eines Bärs des bekannten Rcklam-ezeichens von Peters Unron, an- 
zubringen. Doch auch ohne dieses Tüpfelchen auf dem I vermag 
das Baumafliv zumal von der Einfahrt in den Hauptbahnhos her, 
die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. 
Die Innenausstattung steht hinter dem Aeutzeren nicht 
zurück. Vornehm wirkt vor allem die mit geblümtem Jura-Hrkl«Z> 
' bete Eingangshalle, die architektonisch einwandfter gelost ck. Wam>. 
schränke sind vielfach eingebaut, alle Nischen praktrfch a^mutzt.- 
Iusammengehalten werden sämtliche Räume durch Lee einfache 
Formensprachs, die den Decken, Möbeln, Beleuchtungskörpern rhr 
Gepräge verleiht. - 
Bezirkstag des Bundes Deutscher Architekten. 
kr* Frankfurt, 15. Dezember. 
Heute nachmittag fand im Verwaltungsgebäude der Peters 
Union die Jahresversammlung des Bundes Deutscher 
Architekten, Landbezirk Hessen und Hesse n-N a s s a u, 
statt. Vertreter aus Mainz, Darmstadt, Offenbach, Worms, Wies 
baden nahmen an der Sitzung teil. Der Vorsitzende P:of. von 
Löher, hielt die Eröffnungsansprache, in der er die Hoffnung 
ausdrückte, daß auch für den bedränaten Architektenstand bald 
bessere Tage nahen und künstlerische Gesichtspunkte wieder mehr 
in den Vordergrund rücken möchten. 
Ueber die kommend. Aufhebung der Zwangswirt 
schaft im Bauwesen sprach Architekt Aßmann. Er nahm 
zunächst Bezug auf folgerte Resolution, die der Bund Deut 
scher Architekten auf seiner Tagung in Hannover gesüßt 
hat: „Es darf festgestellt werden, daß die Erkenntnis von der Not- 
-- xDie Skulpturen des Ttraßburger Münsters.? Knapp 
vor Weihnachten läßt die Frankfurter Verlags-Anstalt A.-G. noch 
ein besonders kostbares Werk: „Gotische Skulpturen des 
Straßburger Münsters" erscheinen, das die Fülle der 
Münster-Bildwerke in bisher nicht erreichter Vollständigkeit zur > 
Abbildung bringt. Herausgeber der beiden mächtigen Bandr 
ist der Frankfurter Kunsthistoriker Otto Schmitt In einer 
feinen, den herrlichen Lichtdrucktafeln vorangeschickten Text 
studie schildert er Werden und Schicksale des bildnerischen 
Schmucks, der, wie der Münsterbau selber, vom frühen 13. Jahr 
hundert an bis Zu den Tagen der Reformation langsam herauf- 
wächst. Der historische Ueberblick wird von stilkritischen Unter 
suchungen begleitet, die den Wesensunterschied zwischen den 
leidenschaftlich bewegten deutschen Münsterskulpturen und ihren 
formvoll geglätteten französischen Vorbildern scharf heraus ¬ 
arbeiten Die 276 Tafeln, die den gewaltigen steinernen 
Makrokosmos erschließen, sind chronologisch angeordnet und 
kommen dem Verständnis dadurch sehr entgegen, daß sie stets die 
Eingliederung der Skulpturgruppen in den baulichen Gesamt- 
organismus veranschaulichen. Durch alle Sphären erstreckt sich 
diese Welt der Statuen; sie steigt an von dem Bereich der Un- 
geschöpfe, spiegelt das kreatürliche Sein tausendfach wieder und 
erhebt sich Zu den Wesenheiten der Uebernatur, deren Wirklichkeit 
sie in viele Gestalten einzubannen sucht. Zeitlich voran geht die 
QuerschniLLplastik mit den berühmten Figuren der Ecclesia und 
der Synagoge, es folgt ber Lettner, von dem nicht mehr allzu- 
viele Figuren auf uns gekommen sind, und als zweite? Höhepunkt 
plastischen Schaffens der Skulpturenreichtum der Westpsriale. 
Hinzu gesellen sich die Statuen des Innern am „Engelspfeiler" 
und in den Grabkapellen, die Friese und Wasserspeier der Fassa 
den. die Entwürfe Zum Fassaden-Zwischenbau, der Balustraden- 
Zyklus am Turmoktogon usw. eine lange Reihe, die mit den 
unerhörten Büsten des Nicolaus von Hagenau um die Wends 
des 15. Jahrhunderts ihren Abschluß findet. Kaum Mt sich ein 
erschöpfenderes Kompendium mittelalterliche? Geschichte denken i 
als dieses Werk, dessen Figuren-Manni^alLlyke.L sich wundersam 
M? suMML rundet. Seine Herausgabe ist einer friedlichen 
! WiedererMrung des uns verlsrengegangenen Münsters gleich zu 
Wachten, ja, sie MArt uns das verlorene so zurück, datz wir es 
nun M-Hx als ftLMr zu besitzen vemögen — Die dem T^L bei 
gegebenen Abbildungen französischer Skulpturen und die An- 
mervmgerr zu -m Tafeln erhöhen den Wert der BLnd^ ilLr.
	        

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