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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

marbasse.' 
NLC. 
Ausstellung der »Frankfurter künsklerschüfk 1924«. 
--Die Ausstellung der „Frankfurter Künstlerschaft 1924" im 
Frankfurter Kunst verein wurde Mittwoch vormittag durch 
eine kurze Ansprache von Stadtrat Meckb ach eröffnet. Der 
Redner entbot den Willkommensgruß des leider am Erscheinen 
verhinderten Oberbürgermeisters, in dessen Namen er der Genug 
tuung darüber Ausdruck gab, daß die verschiedenen Künstlergruppen 
sich zu dieser Ausstellung zusammengeschlossen hätten. Hier wie 
überall sei ein gemeinsames Vorgehen die beste Bürg 
schaft für eine gedeihliche Entwicklung. Auf die bedrängte Lage 
der Schaffenden hinweisend, sprach der Redner weiterhin die Er 
wartung aus, daß die Fr.ankfurter Burgerschaft, alter 
Gepflogenheit getreu, auch diesesmal für die Kunst und die 
Künstler etwas übrig habe. Der neue Modus einer Abstim 
mung durch das Publikum sowohl wie durch drei berufene Sach 
verständige wergl. hierzu unsere Mitteilung: „Das Publikum als 
Jury" im Stadt-Blatt vom 4, Juni) werde gewiß dazu beitragen, 
das Interesse an der Ausstellung zu belebenauch könne der Ver 
gleich zwischen den durch die Kenner und die Laien prämiierten 
Werken nur äußerst lehrreich sein. Wir werden über die Aus 
- stellung selber noch an anderer Stelle unseres Blattes berichten. 
Lr. 
Die andere Gattung ist der Gelegen heitsleser, den 
Rousseau ebenfalls an Hand eines amüsanten Beispiels schildert. 
Alle wahren Leser gehören dieser Gattung zu, sie wissen auch die 
Kunst zu üben, nichtzu lesen, wenn ihnen die erforderliche Stim 
mung fehlt. Für sie gilt das Gleiche wie für den Schriftsteller, 
von dem Thomas Mann einmal sagt, daß er der Mann sei, dem 
das Schreiben besonders schwer falle. 
In der Praxis kreuzen sich die Typen, und derselbe Leser mag 
Wohl auch beide zugleich vertreten. So Kant: für gewöhnlich las 
er planmäßig, aber über der Lektüre des „Lmiw" vergaß er seinen 
Mittagsspaziergang, der unter normalen Umständen so pünktlich 
erfolgte, daß man die Uhr danach stellen konnte. 
Den richtigen Leser vorausgesetzt: läßt sich nicht allgemein be 
stimmen, was er in lyrischen Stimmungen, also etwa während 
seiner Ferien, lesen solle? Ganz vage darf man vielleicht sagen, 
daß sich jene Werke, die speziell als stille Lektüre gedacht sind: also 
Romane, Biographien, Briefe, Reisebeschrei 
bung e n usw. besonders gut für die Erholungszeit — natürlich 
nicht für. sie allein — eignen. Wir haben einen großen 
europäischen Roman; genannt seien nur die Namen 
Stendhal, Flaubert, Balzac, Manzoni, Dostojewski usw. 
Alle diese Romanwerke liegen in deutschen Sammlungen vor, die 
eine gute Auswahl treffen, eine Auswahl, die auf die geistigen 
Strömungen der Gegenwart Rücksicht nimmt und den Bedürfnissen 
des heutigen Lesers entgegenkowmt. An die aktiveren Naturen, 
die mehr den Rohstoff schätzen, wenden sich die Reiseschilderungen, 
die Biographien wie überhaupt die persönlichen Kundgebungen, zu 
denen unsere Zeit einen starken Zug besitzt; sie werden auch von 
den bekannten deutschen Buchverlegern gepflegt. Verzeichnet zu 
werden verdient in diesem Zusammenhang, daß die Memoiren der 
galanten Zeit hinter denen der Renaissance und der französischen 
und deutschen Klassik heute stark zurücktreten. Lr.' 
Friderieus Rex, Der zweite Teil des in der Neuen 
Lichtbühne vorgeführten Films illustriert im wesentlichen das 
Elend des Siebenjährigen Krieges bis zu der Schlacht von Leu- 
then, die den Umschwung bringt Eingestreute Episoden geben 
das Zeitkolorit, geleiten an die Höfe von Frankreich und England 
und bemühen sich vor allem, die Gestalt Friederichs in die 
Sichbarkeit zu zwingen. Abgesehen von der hie und da etwas gar 
zu reichlich beigemengren Sentimentalität, die nun einmal in der 
Sphäre des Films gefordert ist, gelingt es auch wirklich, das 
Genie des Königs durch die Schlaglichter anekdotenhafter Si-s 
tüationen zu erhellen; seine Einsamkeit, seine Macht über Men 
schen und widrige Umstände, seine dämonische Beharrlichkeit wer 
den aber umso glaubhafter, als der treffliche Darsteller ihn mit 
Geist und bedeutender Attitüde auszustatten vermag. Ihm zumal 
ist. es zu danken, daß der Film nicht zum Tendenzstück entartet, 
sondern beinahe so etwas wie die notwendige Tragik des genial- 
beroischen Menschen erfahren läßt., Das glückt in diesem be 
sonderen Falle, weil der historische Nimbus, der Rausch volkstüm 
licher Namen und Situationen der nur bildhaften Wiedergabe 
des Seelischen zu Hilfe kommt. Die inneren Schicksale Friederichs 
wirken sich in weltgeschichtlichen Handlungen aus, deren sinn 
fälliger Zusammenhang optisch durchaus zu bewältigen ist, und 
überdies in einer dem Allgemeinbewußtsein vertrauten Weise auf 
jene in ihn eingegangenen Schicksale hindeutet. So kann das 
Seelische mitgenommen werden, ohne daß es von stch aus die 
Handlung erzeugen muß. Leider bildet der Film die guten An 
sätze nicht vollends durch. Er vertraut zu wenig der Logik der 
bloßen Bildimpressionrn und überschüttet mit Texten, die zum 
Teil eine tendenziöse Färbung zeigen- Das Wort „die Preußen 
marschieren" entfesselte wieder den gewohnten stürmischen Beifall. 
Gerade aus dem Film selber aber könnte man lernen, daß Fried 
rich alles andere eher denn ein Gefühlspolitiker war und nichts 
inniger haßte als den Phrasenschwall unverantwortlicher Bra 
Ueber Lesen und Bücher. 
Zur Eröffnung einer Sonderausstellung, der Buchhandlung 
Baer L Co., die derFerien- und Reisezeit gewidmet ist 
und gute Romane, Btographien, Reisebeschreibungen u. s. w. um 
faßt, handelte am Dienstag Dr. Martin'Sommerfeld in 
wrmschönen Ausführungen das Themck vom Lesen und den 
Büchernab. Die Causerie nahm ihren Ausgang von Schopen 
hauers bekannten Jnvektiven gegen den Leser, die den Anlaß zu 
der Frage gaben, ob das Verhältnis zwischen Autor und Publikum 
notwendig ein gespanntes sein muffe. Der Redner antwortete 
verneinend und erklärte, daß die Spannung lediglich eine 
historisch bedingte Erscheinung sei — eine spezifisch euro 
päische Erscheinung, die sich seit der Renaissance, zumal in 
Epochen des Epigonentums, in zunehmendem Maße bemerkbar 
mache. Noch um 1800 begegne man in Deutschland trotz mancher 
Wider ihn geführten Hiebe dem Leser im ganzen mit Achtung, 
wie etwa das Beispiel Jean Pauls beweise. Seit 1830 ändere 
sich die Tonart und die Gepflogenheit, den Leser zu verspotten, 
bilde sich immer mehr heraus; die Rede Nietzsches vom „lesenden 
Müßiggänger" sei für die Wendung bezeichnend. Die Zunahme 
des Kleinkriegs lasse sich besonders gut durch die Entwicklung 
der Vorreden verfolgen. Während die älteren noch den Leser 
sympathisch ansprechen und Betrachtungen mit ihm Pflegen, 
stellen die späteren mehr oder weniger bestimmte Forderungen 
an ihn, bis sie schließlich ganz fortfallen: ein Symptom dafür, 
daß das Band zerrissen ist. 
Es ist offenbar: die Fehdeansage der Autoren gilt dem 
schlechten Leser, dem verkappten Kritiker, der von außen an 
ihre Werke herantritt und sich zum Schulmeister aufwirft. Gegen 
ihn werden im 19. Jahrhundert, entsprechend dem wachsenden 
Hang zur Kritik, stets schärfere Mi^el verwandt, und die Ver- 
leidiger der kritischen Haltung haben ein schweres Spiel. 
Dem schlechten Leser steht der echte gegenüber, von dem der 
Vortragende ein gutes Bild entwarf. Dieser ideale Leser soll 
nach dem Worte von Novalis, der einmal eine „logische Pflickten- 
lehre" des Lesers schreiben wollte, ein „erweiterter Autor" sein. 
Ihm liegt es ob, das Einzelne aufzufassen und das Ganze rm 
Auge Zu behalten, das Werk zu zerschmelzen und gleichzeitig wieder 
aufzubauen. Oder, wie Hebbel charakterisiert: „Jeden bedeuten 
den Schriftsteller sollte man einmal lesen, um so weit zu kommen, 
daß man ihn lesen kann". Die Malerei hat diesen Mit- und 
Nachautor in den Darstellungen der Verkündigung verherrlicht; 
wenigstens darf man mit einigem Rechte behaupten, daß die lesende 
Maria, die als Lesende eine Gott wohlgefällige Handlung voll 
bringt, seine Ehrenrettung sei. Auch als tragikomische Erschei 
nung taucht übrigens der Leser in der bildenden Kunst des 
öfteren auf. 
Es schein ein hoffnungsloses Beginnen, die verwirrende Fülle 
der Wirklichkeit auf Grund der Jdealfälle zu typisieren. Dennoch 
spottet sie nicht durchaus der Gliederungsmöglichkeit, denn zwei 
Grundformen des Lesers kehren in ihr immer wieder. Die erste 
ist die des planmäßigen Lesers. Er liest mit Vorsatz und 
verwendet auf die Lektüre stets eine vorbestimmte Zeit. Rousseau 
erzählt von einem solchen Pedanten, der von Viertelstunde zu 
Viertelstunde sein Pensum wechselte, und es auf diese Weise freilich 
zu einem Meister der Wissenschaften brächte. Trotz seiner Beflissen 
heit wird der Dichter ihn schwerlich als den idealen Leser schätzen. 
_ 7- Dn Geisterseher. Das Textbuch des in derNeuenLi ch t- 
buhne gezeigten WnHückes stammt laut Ankündigung von 
Fried r.von Schiller und Hanns Heinz Ewers; als Bearbeiter 
des Filmmanuskripts selber gesellt sich noch ein weiblicher Autor 
Zu. den beiden illustren Namen. Dieses literarische Komp-ag w n r ie - - 
gefchaft rst dem geistreichen kriminalistischen Fragment Schillers 
nicht eben gut bekommen. Ewers und die besagte Dame — 
oder nur Ewers? nur jene Dame? — haben bei ihrem Raubzug 
dem Romantorso lediglich einige flüchtig aufgeraffte Motive 
entnommen und die Fetzen zu einer verstrickten höfischen Liebes 
intrigue ausgesponnen, die mit den Absichten des Originals 
wenig oder garnichts mehr gemein hat. Die jesuitischen Kabalen 
sind fortgeblieben. Das Maskenfest ist unterdrückt, und als ein 
zige Säule, freilich auch sie schon geborsten, zeugt nur noch der 
„Armenier" von entschwundener Pracht. Er tritt im Film als 
der „Fremde" auf, dessen geheimnisreicher Unfug eine sehr 
mäßige Spannung erweckt. Kurzum, man bat manches getan, 
um die Vorlage zu verschlechtern, und ein Ganzes geschaffen, 
das für den Film viel ungeeigneter ist als das halbfertige Kon 
zept. Wenn dennoch der ^echsakter stellenweise passabel wirkt, 
so ist dies den Aufnahmen zu danken, die Venedig, den Zwinger, 
Potsdam und höfische Interieurs in trefflichen Ausschnitten ver 
gegenwärtigen. — Das Programm wird vervollständigt durch 
eine entzückende amerikanische Groteske, in der „E r" als glück 
licher, oder richtiger: unglücklicher Ehegatte und Vater die 
Szene beherrscht. Die Art, in der „Er" Säuglinge behandelt, 
ist nicht vorbildlich, und auch seine Tapferkeit läßt zu wünschen 
ubrrg. Aber seine Laster sind glänzende Laster, und amüsieren 
mehr als korrekte Tugend.
	        

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