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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

hält; und ist Höchstleistung auch die Norm, so werden doch, gerade 
aus Gründen der Zweckmäßigkeit, die Kräfte des Durchschnitts- 
mLeiters nichts Mer Gebühr in Ansvruch genommen. Vor allem 
aber: Spezialisierung und Rationalisierung korrigieren ihre etwai 
gen schädlichen Wirkungen dadurch selber, daß das Interesse der 
BetriebswirtschastW das sie hervorruft, zugleich auf hohe 
Entlohnung und Reduktion der Arbeitszeit dringt. Denn: 
Menschlichkeit macht sich bezahlt — so lautet der erprobte Grund 
satz Talors und auch Fords, der längst die fünftägige Arbeits 
woche eingesührt hat. Nicht aus Barmherzigkeit — „7 Kate 
sagt Ford —, aus rein praktischen Erwägungen vielmehr, und 
darum sicher verankert, werden also in dem wissenschaftlich organi 
sierten Betrieb alle Vorkehrungen (Heimstättensiedlungen, Hebung 
der Allgemeinbildung, WerkZeitungen usw.) getroffen, die dem 
Arbeiter in s^ner Freizeit ein menschenwürdiges Dasein ge 
währen, dieselbe rationale Gesinnung, die den Herstellungsprozeß 
atomistert, gelangt offenbar dazu, die irrationalen Forderungen 
der Humanität zu erfüllen, wenn sie nur folgerichtig zu Ende sich 
denkt. Das aber umso mehr, als sie auch in objektive^ Hinsicht 
durch mechanisierte Mmaenherstellung und Vereinheitlichung der. 
GebrauchsgegLnständs, nicht Zuletzt der Häuser und Wohnungs 
einrichtungen, die Lebenshaltung in steigendem Maße verbilligt. 
Herr Borst schloß mit einem Ausblick auf die kommende ganz - z 
Ämro Mcher gewirkt, die beide in der ihm eigentümlichen Leistung 
zu neuer Einheit sich verknüpfen. Er war der Nachfahr' Hegels, 
^»^»Erdmann gewonnen haben mochte, und so mußte er 
FA°s Bewegung erfahren, die sich 
vollzieht. Aber er war auch, vor 
wiegend wohl auf Grund seiner von Haupt und Leo anaereaten 
Phrlologrschen Studien mit dm Traditionen der Klassik gesättigt 
die den einzelnen Individuen ureigene Freiheit maestarü,' 
wilMn^S^^ "ib Freiheit der geisteSgeschichtlichen Ent- 
wiLlung. diese einander scheinbar entgegengesetzten Prinzipien 
der- neueven Philosophie "einen 
beiden Gerechtigkeit widerfahren läßd Das Be- 
: die aus Freiheit schaffende individuelle 
- sattste?" ^e. widmet jedem 
R^d L von Desoartes bis Hegel einen eigenen 
lewerlige System rein aus sich selber Le- 
enEsipH ^sprungspunkt aufspürt, von dem aus es sich 
entfalten laßt. sind diese individuellen Gestalten aber 
ernzrg, hängen sie darum nicht nL" imig 
zusammen. S»e stellen gleichsam Knotenpunkte einer 
Entwicklung dar, bezeichnen die Krisen in der 
Rre Systeme werden gesetzmäßig vor» 
sind auch die Wirkungen, dis diesen 
„Nur eben ihre besondere Leistung selber, 
die Epoche bildet, sottet empirisch-kausaler Ableitung, sie ist ein 
einmaliger Einbruch in die Zeit;, der nicht Ohne Rest aus dem 
Vorangegangenen sich erklären läßt. Die Werke Kuno Fischers 
die von einer so gearteten gMichtsphilosophischen Einsicht ae- 
^as«-- werden, sind durchweg dem neuzEtchen DeL 
wlt Descartes anhsbenden Epoche der abend- 
ländilche» Phrlofophis, die, entgegen dem früheren, religiös ge 
bundenen Denken, von der Autonomie des Erkenntnis-subjekts ihren 
Ausgang nimmt. Fischer umfaßt sie in ihrer Ganzheit und indem 
er die einzelnen Systems würdigt, die ihr angehören und sie be» 
stimmen. Lebt er die eniasn individuellen Akte der Vernunft her- 
als entscheidende Krisen der Gesamtentwicklung anzu- 
wrechen sind. Der Höhepunkt der Epoche, und damit, der Philo- 
N<e überhaupt, weint ihm die Philosophie KantS; und, dem 
Redner zufolge, ist die Darstellung Kants zugleich der Höhepunkt 
lemes eigenen Schaffens, von den Späteren nicht erreicht! ge- 
sckrwerae denn üLertroffen. 
- Nicht zuletzt würdigte Pros. Hoffmann das Menschentum 
Kuno Fischers. Die neue Philosophie, deren Geschichte ex schrieb, 
sie prägte auch sein Wesen, gab ihm Kraft der Gesinnung und 
ermutigte ihn zu Meck Kampfe gegen theologische Traditionen, 
ANE?" rkolge ihm 1853 die venia lexencki entzogen wurde. 
der Persönlichkeit und Gehalt des Werkes hinterließen bei dm 
Mitlebenden einen bedeutenden Einbruch Und die Besten der 
Zeit: Alexander v. Humboldt und David Friedrich Strauß 
erkannten freudig an, daß in ihm ein Geisteshistoriker großen 
Stils erstanden war, der das Ererbte wahrhaft zu besitzen lehrte. 
Die TagNW des Deutschen WerkbundZ. 
LLr Karlsruhe, 24.-26. Juli. 
Während der diesjährigen Werkbund-Tagung, der da? gast^ 
freundliche Karlsruhe den schönen Rahmen schuf, erörtert 
man mit der Leidenschaft der Betroffenen ein Faktum, das gerade 
die im WerkLund zusammen geschlossenen Kreise zu unmittelbarer 
Stellungnahme zwingt: die Tatsache des Am erikanismus, 
dessen Vordringen sich mit Naturgewalt zu vollziehen scheint. Man! 
ging insofern aufs Ganze, als man sogleich die geistige Gesamt-- 
Haltung erfragte, die dem Prozeß der Zunehmenden, Jndustrieali- 
sierung zugeordnet ist. Trotz der Gründlichkeit freilich, mit der 
man den Gegenstand angriff, vermochte die Aussprache nicht auf 
den Grund zu dringen. "Der Werkbund ist- wie. Gch -Nat Bruck 
mann ausdrücklich erklärte, eine durchaus unpolitische Vereinigung, 
und so mußten die ökonomischen und politischen Voraussetzungen, 
auf denen die Rationalisierung des Wirtschaftslebens beruht, rm 
wesentlichen unangetastet bleiben. Immerhin trat - und ^dos 
war Gewinn — die Erscheinung selber von der dre ^earl 
heM wehr M Nchr LMlWi wird, so schroff und. UMwerdeung 
hervor, daß ihre Ansehnlichkeit jede Romantik im Keim schon 
zerstörte. 
Als Parteigänger der von Taylor erdachten und orgamflerten 
wissenschaftlichen Betriebsführung erwies sich ein Führer deut 
scher Wirtschaft, der Direktor der Bosch-Werke Hugo Borst, der 
in seinem Vortrag die Frage aufwarf und — verneinte, ob mecha 
nisierte Industrie-Arbeit im Gegensatz zu freier Arbeit Mensch 
und Kultur gefährde. Seine Argumente waren von einer Sach 
lichkeit und unbeirrten Konsequenz, der niemand sich verschließen 
konnte; ihre Einseitigkeit bestätigte die marxistische Erkenntnis, 
die gewiß richtig ist, wenn sie nur undogmatisch genommen wird: 
daß die ökonomischen Zwangsläufigkeiten die Struktur des Welt 
bildes bedingen. An die Spitze seiner Darlegungen stellte Borst 
die These, daß der Taplorismus uns vor dem Verhungern schütze. 
Am auf dem Weltmarkt uns zu erhalten, sind wir zu äußerster 
WarenverbM genötigt, die wiederum ein-e Intensivierung 
der deutschen Betriebe -- nicht der industriellen allein, sondern 
auch der landwivtschaftlch — erforderlich mache. Das eigent 
liche Bemühen Borsts galt nun dem Nachweis, daß die Mechani 
sierung aller Verrichtungen garnicht ein solches Schreckgespenst 
sei, wie man in Deutschland noch vielfach befürchte. Gewiß, der 
Arbeitsvorgang wird bis ins kleinste geregelt, doch mag diese Ent- 
seelung der Tätigkeit — nach seinen Erfahrungen wenigstens — 
menschlichen Bedürfnissen nicht durchaus Widerstreiten, zumal der 
geistig Regsame Möglichkeiten des Anstiegs in dem Betriebe er 
automatische Maschine, diV den Menschen zum MaMnen- 
beherrscher machen toerdr, und bekannte fich damit als Anhänger 
5!^r . Utopie, die a^ dem Zwang zur Mechanisierung in un- 
dmanischer Gradlimgkeit die Befreiung des MenschmoesM 
yervorg-hen läßi. — 
Man empfand den scharfen Wind, der, wie der Vorsitzende Pros. 
Rremerschmid bemerkte, aus diesem Vortrag anwehtze, ohne 
Laß man gesonnen war, sich von ihm treiben zu lassen. Beschränkte 
Redezeit gestattete nur stichwortartige Erwiderung, die aber den 
amerikamkiLn Perspektiven aus gewichtigen Motiven der Einsicht 
und des Willens sich widersetzte. Der Stetliner Museumsdirektor 
' e tz ler etwa machte geltend, daß neben dem Rhythmus der 
MaschE sich stets der „Rhythmus des Blutes" behaupt-, und darum 
Kunst und. Lebendigkeit, die dem gewiß notwendigen Mechanisie- 
rungsproz-n ,uh verweigerten, mitnichten sinnlos seien oder gar 
vergewaltigt werden dürsten. Ihm zur Seite ging Herr v. P ech- 
Verfasser des in der Frankfurter Societäts-Druckerei 
M erschienenen Buches: „Die Qualitätsarbeit"), der an manchen 
Symptomen aufwies, daß in Mropa, zumal in Deutschland, der 
Peinlichkeit viel zu tief wurzle, als daß man ihn je, 
, Mst bei der Stvase des Verhungerns, in der Arbeit und ihren 
PEktm pr-isgeb^ Herr Tarnow als Vertreter der 
Gewerkschaften erklärte sich mit der Jndustrialisieung nur einver- 
sEden wenn ihren Gefahren für das soziale Widerstandsvermöaen 
durch kräftige Arbeiterorganisationen begegnet werde, und der 
-toaeordnete Wienbeck setzte sich in entschiedener 
Weise für das Handwerk ein, das in ländlichen Bezirken vor allem 
durchaus zu den Lebensnotwsndigksiten gehör«. 
--Ar formvollendete Schlußvortr-g" des badischen Kultus 
ministers Prof Hellpach der aus echt humanistischer Gestn- 
nung heraus den amerikanischen Da^or-umete-Geist begriff und 
bekämpfte, suchte die Rolle zu bestimmen,, die Deutschland als dem 
Lande der Mitte rn der Auseinandersetzung zwischen westlicher 
Zivilisation und östlichem Menschentum angewiesen sei.- Seine 
A reichen, durch historische und soziologische Exkurse unterbauten 
Ausführungen erbrachten eine treffende Kritik der Psychotechnik 
und mündeten in die Erkenntnis ein, daß der Tavlorismus das 
Arbeitsproblem nicht zu lösen vermöge. Er stellt die Arbeit neben 
Mbt sie organisch in das Leben mit einzubeziehen. Was 
ist die Folge? Die Arbeit wird entseelt und entsittlicht, und das 
scheinbar freMgebene Leben weiß nichts mit sich -anZufangen, es 
repr0'dM»ert s ^wiegend im Sport und sinkt auf eine anima- 
ufH? Stufe herab. Dieser für das europäische Bewußtsein un 
erträglichen Tendenz zum anorganischen Zerfall entgegenZuwirken, 
^.vornehmlich die deutsche Aufgabe der nächsten Zukunft sein. 
Die Au.omaüsierung der Maschine kann hier nichts fruchten, da 
ste dem Menschen zwar Handarbeit abnimmt, ohne jedoch seinen! 
Wärterdienst zu beseelen.._Gviindleaend? w/nsniüfbi' sich! 
'schon einsetzt, und dafür sorgt, daß ganze Menschen, nicht Spe- 
zialisten nur, herangebikdet werden. Die von dem Minister em- 
zelsitete Reform deZ badischen Fachschulwesens erfolgt w 
diesem Sinne: sie gewährt den allgemeinen Bildungsfächern breiten 
Raum und erstrebt die Befriedigung des religiösen Bedürfnisses. 
Durch solche Maßnahmen hofft Hellpach den Primat der Sittlichen 
in der FaLrikarbeiL Zu erzielen und die der RMonaWerung 
Unterworfenen zur Mitbeteiligung an der Produktion zu befähigen. 
Freilich, so richtig auch die Einwände des Ministers gegen die 
von Taylor oder Ford behauptete prästabilierte Harmonie zwischen 
Humanität und Rationalismus sind, und so gewiß man prinzi 
piell mit der Erziehung zu beginnen hätte, der Zweifel regt sich 
doch, ob seine positiven Anregungen wirklich zu dem gewünschten 
Ergebnis führen. Zum mindesten bleibt die Frage offen, ob sie 
allein die Anarchie der Wirtschaft aÄZuwenden vermögen. Der 
Versuch aber muß gemacht werden, denn auch der stille Weg hat 
neben anderen fein Recht. 
* 
Das Zweite HaupLLHema der Tagung: Die künstlerische Bedeu 
tung des Spielfilms, ward nur gerade angeschnitten, ohne voll 
herausgeschält, geschweige denn bewältigt zu werden. Man ver 
nahm einen Vortrag, der an Hand einer Reihe von Filmfragmenten 
vergeblich sich mühte, einige.Gesetze der noch ungeschriebenen Dra 
maturgie des Films zu entwickeln. Die wenig klaren Erörterungen 
waren nicht dazu ungetan, eine Klärung der Meinungen herbeizu- 
führen. Merkwürdig genug verhielt man sich im allgemeinen, vielleicht 
aus tiefwur^elnden Vorurteilen heraus, dem Problem des Films 
gegenüber mel befangener und stimmungZmaßiger als dem Faktum 
der Mechanisierung, obwohl doch beide Phänomene: der Amerika- 
nismus und die FilmkomposiLLon durchaus der gleichen Sphäre des 
Oberflächenlebens angehoren. Der Vortrag hatte immerhin das 
Gute, daß man die Frage des Films in ihrer ganzen Schwere er 
faßte und zu dem Beschluß gelangte, ste bald einmal gründlicher 
aufzurollen. —
	        

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