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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

— Kairo—Kopenhagen. Der Ellen Richter-Film: „Die 
tolle Herzogin", den die Ufa - Lichtspiele Zeigen, 
ist eine internationale Hochstapleraffäre, wie man so spannend 
noch selten sie sah. Ein Spielsaaldirektor aus Kairo, eine Her 
zogin, ein Lord, ein erpresserischer Graf sind darin verwickelt, um 
von den Staffage-Figuren zu schweigen, die sämtlich dem Reper 
toire der Hotelhallen entstammen. Es geht um einen Geheim 
vertrag, und Liebe wird erheuchelt, um belastende Briefe in die 
Hand zu bekommen. Der Graf wird ermordet, was in Ordnung 
ist; nur waren es eben nicht die Personen, die sich der Tat schul 
dig glaubten. Ein Kriminalinspektor sieht sich endlich dem Mörder 
gegenüber; nur eben verhaftet er ihn nicht, obwohl er den Haft 
befehl in der Tasche hat. Der Mörder beginnt als Abenteurer 
in Kairo und wirkt in Kopenhagen als Chauffeur; nur eben ist 
er keines von Leiden, sondern ein Markgraf gar, dessen Sinn nach 
der Herzogin sieht. Dieser leiht Ellen Richter schwarze Ent 
schlossenheit und ein reifes Temperament, das zum Schluß seine 
Belohnung findet. Mehr zu verraten, hieße die Zuschauer um 
, Heberraschungen bringen, die zahlreich sind. Schöne Städte- 
ansichien bilden als Dreingabe die wechselnden Hintergründe. 
Die Regie hat die Scenen gut gemischt, und auch der Komik, die 
der Handlung die Schwere nimmt, ihr Recht eingeräumt. Die 
Erregung hält bis zum Ende an, der Zickzack-Kurs der'Gescheh- 
nisse vereitelt jede vorschnelle Kombination. Fazit: man sehe den 
- Film sich an, er gewährt die unverächtlichen Genüsse eines gehobe 
nen Detektivromans. — Das Beipro grämn: unterrichtet über die 
besonderen Sensationen des Trabrennsports und bringt in der 
Ufa-Wochenschau die üblichen Neuigkeiten aus aller Welt. 
schiedene Kreise und Berufe. Es entstehen im 18. Jahrhundert 
Sraatskalender, genealogische, historische und literarischeKalender, 
Theater-, Jagd-, Forst- und Garten-Kaender. Verbreitung finden 
vor allem die ! i t e r a r i i ch e n M' N.ujahrsgeschenken werden 
reizvolle Kalender für Da m en h . ..erichtet, zierlich eingebunden, 
mit mo ernen Kupfern und poetischem Inhalt. Eine Mode, die, 
wie alle Moden, aus Frankreich kommr, wo von 176Z an der 
„HImÄNüeK äe5 MU8S8" erscheint, der 1769 in Deutschland von 
Götter und Boje im Musen-Almanach nachgeahmt wird. 
Die Musen-Almanache, die dem deutschen Gemüt be 
sonders gut liegen, lösten ein Problem, das bisher unlösbar 
schien: wie bringt man das Publikum dazu, Geld für Gedichte 
auszugeben? Antwort: man macht Almanache, die den Damen 
geschenkt werden. Künstler, Dichter und Verleger haben dieses 
Verfahren weidlich ausgenutzt. Chodowiecki hat unermüdlich 
Kalenderkupfer gestochen Schiller hat seinen berühmten 
Musen-Almanach c egründet, weil, wie er in einem seiner ersten 
Briefe an Goethe sagt, diese Entreprise für seine ökonomischen 
Zwecke sehr glücklich war und seine Ünabhängi keit sicherte. Die 
Verleger fanden auf diese Weise unverhofften Absatz für Verse, die 
in den verschiedensten Einbänden und in allen Preisen zu Weih 
nachten auf den Büchermarkt kamen. So geschah es, daß 
Hermann und Dorothea" als Kalender mit Mode- 
kupfern erschien, was heute immerhin seltsam anmutet; zumal 
dann, wenn wir hören, daß zu der feinsten Ausgabe in gewirktem 
Seiden-Einband eine Schere und ein Messerchen beigegeben wur 
den, um das Buch von vornherein als Geschenk für den Nähtisch 
zu kennzeichnen. Noch absonderlicher vielleicht mutet es an, daß 
Schillers Geschichte des dreißigjährigen-Krieges drei Jahre hinter 
einander in kleinstem Format als Kalender für Damen erscheint. 
Bei diesen lirerarischen Almanachen tritt der Kalender selbst 
immer mehr Zurück. War „Hermann und Dorothea" 1797 noch als 
richtiger Kalender mit Monatskupfern herausgekommen, so fristet 
in der 1803 erscheinenden Ausgabe von Goethes Fragment: „Die 
natürliche Tochter" der begleitende Kalender nur noch ein 
kümmerliches Dasein auf dem Futteral. Ein Jahr später erscheint 
der „Tell" als Neujahrsgeschenk ganz ohne Kalender. Allmählich 
entwickelt sich so aus dem Musen-Almanach des 18. Jahrhunderts 
das T a s ch en b u ch, in dem im 19 Jahrhundert die Gedichte 
Zimmer mehr von Erzählungen in Prosa, von Novellen und 
Liebesgeschichten verdrängt werden. 
Kalender sind das verbreiterte Zeugnis der Buchdruckerkunst. 
Als Wandschmuck dem Augen stets sichtbar, als Taschenbuch täglich 
durchblättert, sind sie die gegebenen Verbreiter derReklame; 
vor allem der Wandkalender, der eigentlich ein Plakat ist. Die 
mittelalterlichen Almanache mit ihrem astrologisch - mythisch 
symbolischen Inhalt haben sich im 17 und 18. Jahrhundert zu den 
großen Staats- und Ratskalendern mit ihrem allegorischen und 
heraldischen Inhalt umgewandelt Aus diesen StaatsLalendern 
ist dann später der moderne Geschäfrskalender, der 
Reklamekalender, hervorgegangen 
§ Seinen beifällig aufgenommenen Vortrag schloß Herr Sond- 
heim mit dem Dank der Bibliophilen - Gesellschaft an Professor 
Schmidt. Die Ausstellung selber, die sehr reich beschickt worden ist 
und eine Fülle kostbarer Stücke aus allen Epochen enthält, wird 
noch eingehender gewürdigt werden kr. 
/V- 
— ^Jst das Theater noch lebensfähig^ In den Frank 
furter Kamm erspielen entwickelte gestern abend der Ber 
liner Theaterkritiker Dr. Kurt Pinthus seine theoretisch gut 
fundierten und durch praktische Beispiele hinreichend beglaubigten 
Ansichten über die gegenwärtige Krisis des Theaters und 
die Möglichkeiten ihrer Behebung. Vorwiegend an Berlin exem 
plifizierend, legte er mit Recht den Nachdruck auf die Struktur des 
heutigen Publikums: sein Ueberwältigtsein durch den Anprall der 
TaLsächlichkeiten, seine gegen früher unerhört gesteigerte Erregbar 
keit. Eine Situation, die dem Film besonders günstig ist. Der 
Redner grenzte ihn in einer ziemlich eingehenden Analyse treffend 
vom Theater ab, zeigte vor allem, wie der Film dank seiner Tech 
nik, die ihn zur Ueberwindung von Zeit und Raum, zur Dar 
stellung der faktischen und möglichen gegenwärtigen Realitäten be 
fähigt, den Bedürfnissen der Massen entsprechen kann. Das Thea 
ter hat sich ihnen nicht angepaßt. In einer Zeit, aus der ein Lava-. 
ström glühend hervorbricht, spielt es ein veraltetes Repertoire, 
traktiert es Probleme, die abgewirtschaftet haben. Die Kritik des 
Redners, die sich, auch auf die heutigen Intentionen Max Rein 
hardts erstreckte, wies im einzelnen die Unangemeffenheit der szeni 
schen Leistungen an die Grundgefühle der Gegenwart auf — eine 
Unangemeffenheit, die recht, eigentlich den finanziellen Niedergang 
der Theater erklärt Wie kann dem ab geholfen werden? Man habe 
den Mut, so formulierte der Redner, und fordere, daß dieses er 
starrte Theater sterben müsse, damit es in neuer Form auf- 
erstehe. Es gelangt aber nicht dadurch zur Aktualität, daß es sich, 
wie jetzt in Berlin, durch „Reißer" aufzuhelfen sucht, oder gar 
Film und Revue auf die Bühne verpflanzt, sondern lediglich durch 
die Besinnung auf die ihm selber angestammten Möglichkeiten. Im 
Kontrast Zum Film und im Kontakt mit der Zeit 
wird es sich zu entwickeln haben, um wieder den ihm gebührenden 
Rang einzunehmen. Me Richtung dieser Entwicklung deutete der 
Redner durch den Hinweis auf das russische Theater Tai- 
roffs und Mey erhold § an, das mit den Kunstmitteln arbeite, 
die dem Theater allein zugehörten, und in Tempo und Rhythmus 
der gemäße Ausdruck unserer Epoche sei. — Der aufschlußreiche 
Vortrag war leider wenig besucht. 
Die jüdische Gesellschaft. 
— Der Präsident der zionistischen Vereinigung für Deutschland 
Her, Kurt Blumen selch sprach über die Entwicklung 
der jüdischen Gesellschaft in Deutschland. Kein Vortrag 
eigentlich, sondern ein historisch-soziologisches Seminar, das über 
zwei Stunden währte, — eine abendfüllende Länge, die das Auf 
fassungsvermögen des nornialen Hörers überschritt. 
. Hon Blnmenfeld begann seine Skizze mit der Schilderung 
zcner Gejellschaft, in die ein geringer Bruchteil der Juden zur Zeil 
'der Emanzipation einlrat. Es war eine von kämpferischen: 
Rationalismus beseelte Gesellschaft, die von den religiösen Dingen 
ab gewandt lebte und im übrigen nicht die volle G ewißheit ihrer 
selbst hatte. Die wenigen Juden, die zu ihr stießen, wurden als 
Einzelne ausgenommen und anerkannt. Man achtete ihre kritischen 
Fähigkeiten, besuchte die Salons der geistreichen Jüdinnen, die in 
der Kunst des Gespräches excellierten, und gewährte den Juden 
Einfluß in der Polier, deren demol'ratisch-fdrtschritN Gesinnung 
der ihren entgegen kam. 
Der Optimismus, der damals die Juden erfüllte, schwand in 
der Zeit der Restauration. Ihr Out^io'rtnm deutlicher 
zu Tage und eine gewisse Zwiespältigkeit ihr^Z Wesens entwickelte 
sich, deren Prototyp Heine ist. Immerhin kam es nach 1848 zur 
Emgliederung der kleinen aufgestiegenLn Schicht in die Gesellschaft. 
Dre damals herrschenden materialistischen Ideen begünstigten die 
Assimilation. Der Antisemitismus blieb vorerst latent. 
1865 wurde die Judenfrage zum soziologischen Problem. 
Erngehend Zeigte der Redner, welche Folgen das starke Anwachsen 
der jüdischen Akademiker damals hatte. Es bildete sich eine jüdische 
Oberschicht, die in zahlreichen Broschüren einen Teil der Juden 
von sich abstieß, um sich selber gesellschaftlich zu managen. Die 
Oberschicht war zugleich eine solche des Mäzenatentums: noch 
jüdisch zwar, aber bereits ganz entjudet. 
Der seit 1880 immer stärker und offenbarer werdende Antise 
mitismus rief mehr und mehr jüdische Organisationen auf den 
Plan, unter denen der 1893 gegründete C e n t ral - V e r e i n 
eine hervorragende Stellung einnimmt. Ein großer Teil der Juden 
freilich sperrte sich zuerst gegen die durch solche Organisationen 
beton e Absonderung; er ging in die Parteien, um Gleichberech 
tigung zu erwirken, vor allem in die liberale, ohne freilich sein 
Ziel zu erreichen. Die seltsame Bestimmung aller jener Organi 
sationen ist nach dem Urteil des Redners, daß Juden in ihnen 
als Juden für die Aufhebung der Unterschiede zwischen Juden 
und Christen eintraten. Trotz des Optimismus, der sie beherrschte, 
stand die Tatsache fest: daß die Juden infolge des Anschwellens 
jener über die ganze Welt sich erstreckenden antisemitischen 
Welle aus der Gesellschaft, ausgeschlossen waren. Ein Fakmm, 
das dazu führte, daß nach 1900 immer mehr Angehörige der an 
fänglich sich Zurückhaltenden jüdischen Oberschicht in die eigenen 
Organisationen hereinftrömten. Der Zwang dazu hing auch mit den 
wirtschaftlichen Veränderungen Zusammen. Mit der Zu 
nehmenden Vergesellschaftung des Kapitals gewann ^das immobile 
Kapital mehr an Einfluß: Schwer-Jndustrie und Grok-Grundbesitz, 
Mächte alio, denen dir Juden nicht Zugchör'en, stiegen empor. 
Lauter Erscheinungen, die auf die gesellschaftliche Position der 
Juden ungünstig wirkten. 
Gegen den Schluß seines Vortrages charakterisierte der Redner 
noch d-is-SEnug der Juden in der G e g e nwar t, in der Restau 
ration und Reaktion wieder herrschen. Ihre Stellung hat nach ihm 
etwas Unmögliches: werden doch feiner Auffassung Zufolge die 
Juden heute in ein Sonderleben gedrängt, d< sie aber lediglich 
in der Tendenz führen, sich mit den andern w .eines Tages zu 
identifizieren. Sie verhalten sich imitati , mnerhalb ihrer 
separaten Zirkel, die sich, als Anhängsel freilich nur, in der Regel 
auch ein jüdisches Programm Zugelegt haben. 
Mit dieser soziologischen Interpretation der Stellung des deut-' 
scheu Judentums innerhalb der Gesellschaft verband der Redner 
einige kritische Auslassungen: so auch an der „Frankfurter 
Zeitung", der er ein widerspruchsvolles Verhalten den Deutsche^ 
Südtirols und den zionistischen Juden in Deutschland gegenüdv 
vovwarf. Es erübrigt sich, auf diese flüchtig vorgebrachte 
Haltungen einzugehen, da zu diesem Gegenstand bereits das Nötige 
gesagt
	        

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