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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

kni krisch, - . 
§i) . iVl - ^ - /7c^,'>Ei>^, - - ¬ 
Die Mißet auf Deutsch. 
Zur Übersetzung von Martin Buber und 
Franz Rosenzw ei g. 
Von Dr. Siegfried Kraeauer. 
^Schluß.) 
Diese Schriftverdeutschung rührt die Gegenwart nicht auf. 
Sie ist ohne Aktualität; zum Unterschied von der Lutherischen, 
die in ihre Zeit als revolutionäre Erfüllung eingebrochen ist. Die 
Abgelegenheit der Sprache verrät die der Gehalte; nicht in 
den vergriffenen Worten einer jüngst vergangenen Epoche, deren 
soziologische Struktur unschwer zu durchschauen gewesen wäre, 
teilt die Wahrheit sich mit. Erkannt hätte werden müssen, in 
welchen Bereichen zu sprengen heute ihr obliegt. Während die 
Lutherbibel genau an dem entscheidenden Punkte angegriffen 
hat, Liegt die Verdeutschung Bubers und RosenzweigZ von 
der Öffentlichkeit unseres gesellschaftlichen Daseins ab ins 
Private. Der Bibeltext, der den Alltag aufzureißen be 
stimmt ist, wird durch sie aus dem Alltag entfernt und zur 
Unterlage eines imaginären Bühnenweihfestspiels gemacht. 
Nur als solche mag dieses Deutsch einmal beschränkte Geltung 
besessen haben; ein Ausdruck des realen Bedrängtseins, ein 
Mittel der Erkenntnis ist es nie gewesen. 
Seine RückständigkeiL gibt der Haltung, der es ent 
wächst, einen reaktionären Sinn. Indem ste die 
Profansprache meidet, verdrängt sie das Profane; indem ste 
aus dem Gebiet der ordinären Oeffentlichkeit sich aufschwingt, 
verläßt sie die Notdurft, mit der es die Wahrheit hält. Gewiß 
ist dieses Gebiet das der Äußerlichkeit; aber an ihre Aenderung 
ist die Erhebung des Innern geknüpft. Das Vokabularium 
der Schriftverdeutschung beweist, daß sie verbindlich zu Einzel 
menschen reden soll, deren soziale Bezüge nicht mitgedacht sind. 
Sie entwendet der Äußerlichkeit den Bedeutungsakzent und 
wird damit Zu einem gegen die Bewährung der Wahrheit ge 
richteten Instrument. Das von ihr angesprochene Privat-Jch 
muß sich selber durch seine Scheinerhobenheit den Weg in die 
Oeffentlichkeit verstellen. Seine Irrealität enthüllt der roman 
tische Gestus der Usbersetzung. Ihre ästhetische Wirkung kenn 
zeichnet sie als ein Symptom der Flucht und das Private als 
Refugium. Welche Folgen, auch in politischer Hinsicht, der 
Rückzug zu ihm haben mag, geht aus dem völkischen Tonfall 
einiger der neubiblischen Manifestationen hervor. 
Die grundsätzliche Kritik der Übersetzung ist gefordert, 
weil ein fester Begriff der Wirklichkeit ste trägt. Buber 
entwickelt ihn m sM vor einigen Jahren erschienenen 
religwnsphilosophischen Buch: „Ich und Du". Er scheidet 
hier die „Du-Welt", in der das Ich und das Du als Gesamt- 
personen in einer ungegenständlichen Beziehung zueinander 
stehen, von der „Es-Welt", in der die Menschen ihr Gegenüber 
versachlichen und damit in ein abstraktes VerhÄtnis zu den 
von ihnen abgeschiedenen Objekten treten. Während in jener 
alles Geschöpfliche durch seine innere Verbundenheit zur Wirk 
lichkeit gelange, erstarrten in dieser die Zeugnisse wirklichen 
Lebens zu Bekundungen uneigentlicher Art; in sie herabzu- 
sinken sei Menschenlos, unizukehren aus ihr uns aufgegeben. 
Die Wahrheit kann sich also nach Buber dort nur eröffnen, wo 
der Mensch sie mit seinem ganzen Wesen ergreift, verschließt sich 
dagegen einer jeden theoretischen Betrachtung, die sie als etwas 
Gegenständliches in abstrakter Form zu haben wähnt. Diese 
Auffassung, die das Wirkliche wider das Unwirkliche, das 
Konkrete wider das Unkonkrete ausspielt, ist einem Teil der 
geistigen Führerschaft zu einer um so willkommeneren Ideo 
log i e geworden, als sie formal im Recht sich befindet. An 
gesichts der sozialen Verhältnisse sind die Bildungsstände 
darauf angewiesen, gerade die an sich unverfänglichen An 
schauungen als Rettungsgürtel für ihr Gewissen zu benutzen. 
Der Dubersche Wft nimmt sofort ideologischen 
Charakter an, wenn etwa eine inhaltlich nicht mehr existente 
Wirklichkeit die. Ueberlegenheit über eine Theorie behaupten 
möchte, bei der trotz öder richtiger: wegen ihrer Abstraktheit 
die Aktualität heute ist. Der bündige Beleg für eine solche 
Praxis ist die Schriftverdeutschung; die Art ihrer Wirklichkeit 
wird durch die Sprache denunziert, deren poeüsierende Weise 
wirklichkeitsfremder ist als so manche weitläufige Prosa. 
Buber vergißt — viele vergessen es mit ihm —, daß die Wahr 
heit selber von Punkt zu Punkt, von Sphäre Zu Sphäre 
wandert und daß sie zu einer Zeit sehr wohl dazu genötigt sein 
kann, in den profanen Bereichen zu attackieren, in denen die 
wie immer abstrakte soziale Kritik mehr zu Hause ist als eine 
WirMchkeitsbesinnung, die sie überspringt. Diese Bereiche find 
gegenwärtig ihre wesentliche Durchbruchsstelle. Buber gibt sie 
preis, wenn er sich in seine Du-Welt Zurückzieht, wo er, um in 
seiner eigenen Terminologie zu reden, nur ein „Es" anzu- 
treffen hoffen darf. 
Läßt aber die Wirklichkeit allein auf dem Weg durch die 
„UnwirktiM des Profanen hindurch sich erlangen, so ist 
die Schrift heute nicht zu übersetzen mehr. Schon die Absicht 
ihrer Verdeutschung entfernt sich von der Wahrheit,, sofern sie sich 
vermißt, das Wort in seiner ursprünglichen Gewalt ungebrochen 
zu vermitteln. Die Situation Luthers ist nicht die mnsrige, 
dahin die Stunde, in der bis deutsche Sprache, in der irgend 
eine Sprache chie Wahrheit der Schrift legitim zu bergen ver 
mochte. Sie muß, für uns, in der Luther-Uebersetzung bewahrt 
bleiben, oder sie ist nicht mehr. Denn durch ste, und nur durch 
ste, ist die Schrift zu einem bestimmten Zeitpunkt unserer Ge 
schichte in die Wirklichkeit getreten; auf sie auch bezieht sich 
die Tradition, die sie in jener Wirklichkeit noch halten mag, 
nachdem aus den theologischen Sphären das Profane sich aus 
gesondert hat. Ihm entspräche einzig eine textkritische 
Ausgabe, die etwa den Kautsch auf den Stand 
der modernen jüdischen Schriftforschung brächte und, wie man 
zu sagen pflegt, allen berechtigten Ansprüchen der Wissenschaft 
genügte. Zwischen der philologischen Exegese und der Luther- 
Uebersetzung besteht kein Raum für ein drittes Unternehmen. 
Nicht den geringsten Zweifel duldet, daß ein Kommentarwerk, 
das, aus der Historistischen Gesinnung unserer Zeit heraus, den 
Urtext nur klären und konservieren wollte, den Geist der von 
ihm bewußt in Stummheit eingesenkten Schrift getreuer durch 
die Zeiten trüge als der romantisch-willkürhafte Versuch 
Bubers und Rosenzweigs, der ihn unzeitig zum Reden zwin 
gen möchte. 
* 
Die Problematik der Uebersetzung ist die der „reli 
giösen Erneuerung" überhaupt. Bewegungen, Kreise 
und Gruppen haben, gebannt durch das Wort von ihr, sich 
^regt und, im loseren oder engeren Anschluß an die positiven 
Bekenntnisse, einen Wandel des Seins zu bekunden getrachtet. 
Die Schriftverdeutschung, nicht zu trennen von ihrem Bestand, 
enthält einen Hinweis auf die Gefahren, denen sie ausgesetzt 
sind. Es könnte geschehen, daß sie bei ihrem „Gang in die 
Wirklichkeit" das Wirkliche der sichtbaren Äußerlichkeit faktisch 
versäumten. Es könnte geschehen, daß ste mit ihrer Existenz 
einzutreten meinten und faktisch das öffentliche Wesen sich 
selbst überließen, um privat sich zu retten. Es könnte ge 
schehen, daß sie der Wahrheit Zu dienen glaubten und faktisch 
sie in ihrer Aktualität nicht zu finden wüßten. Denn der Zu 
gang zur Wahrheit ist jetzt im Profanen. 
jMmLerstürme wichen...1 In der Zeitschrift „Der 
Zwiespruch", einer „Unabhängigen Zeitung der Jugendbewegung", 
findet sich folgende Geburtsanzeige: 
„Am Frigga-Tag, dem 26. 
Lenzings, wurde unsere 
blonde 
Herrat 
zum Lichte geboren." 
(Es folgen die Namen der Eltern.) 
In Eschwege a d. Werra. f 
Mir wünschen den licht-vollen Beteiligten auch die Sonne! 
im Herzen. D. Red.) : 
d n/ eeß,, 2.F- ' 
-a>c. kiLL-ir 
WrLtbrmd für Freimdschastsarkert 
der Kirche«. 
Frankfurt, 27. April. 
Der deutsche Zweig des Weltbundes für inter* 
nationale Freundschaftsarbeit der Kirchen 
hat bereits dreimal getagt: 1922 in Herrnhut, 1923 in Nürn 
berg, 1924 in Stuttgart. Die jetzige vierte Tagung gewinnt 
eine besondere Bedeutung dadurch, daß sie gewillt ist, die 
Arbeit des Weltbundes für ihren Teil innerhalb der von der 
Stockholmer Konferenz ausgestellten Richtlinien fort- 
zusetzen. 
Die Tagung wurde durch eine Morgenanda-cht von Pros. O. 
Rade (Döarburg) eingeleLLet. Es folgte die Reihe der Be 
grüßungen. Prost Litius lBcrlm) sprach für den Deutschen 
Evangelischen Kirchenausschuß, die Regierung zu Kassel und 
Wiesbaden hatte Regierungsrat Ufer Zur Begrüßung entsandt. 
Prost Embden als Vertreter der Frankfurter Universität drückte ! 
die Ueberzeugung aus, daß die Aufgaben der Wissenschaften denen I 
der Kirchen parallel tiefem Erwähnt sei noch, daß Senior O. 
Bornemann die Glückwünsche der Evangelischen Landeskirche 
zu Frankfurt üb erbracht e. Stadtrar Hitler hieß den Kongreß 
namens der Stadt Frankfurt willkommen» Aus Oesterreich war 
Prost Beth (Wien) gekommen, der im Auftrag, des Zweig 
verbandes grüßte. Wie er, so erklärte auch der Präsident d'Ls 
Evangelischen Kirchenamtes Wiesbaden Dr. The inert, daß 
unter den Massen des Kirchenvolkcs immer noch Hemmungen 
gegen die Ideen des Weltbundes verbreitet seien. Aus dem Aus 
land hatte Bischof SoederLtom schriftlich Grüße entboten. 
Der Vorsitzende der deutschen Landesvereinigung, Präsident 
D. Spiecker, gab seiner besonderen Genugtuung über die Be 
grüßungsworte des Regierungsvertreters Ausdruck und erstattete 
sodann über die Ereignisse des verflossenen Jahres Bericht/ Stütt- 
gart und Stockholm wurden von ihm ausführlicher besprochen.. 
Das Verhandlungsthema des ersten Tages lautete: 
Die soziale Erneuerung der Menschheit 
als Aufgabe des Christentums. Der Referent Geh. Rat Prost 
Titius (Berlin) Hing aus von der einen Aufgabe des 
Christentums: der Aufgabe der Erlösung. Man habe sie verlassen. 
Ehe man nicht Zurückfinde zu ihr, sei Erneuerung unmöglich. Was 
die soziale Erneuerung im besonderen betreffe, so Me man auch <
	        

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