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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Zwischen den Nummern treiben die Clowns und Auguste 
ihren traditionellen Schabernack. Wenn sie hinter den Eisengittern 
knurren, lacht das Kind im Manne. Sie möchten auch elastisch 
und linisnhast sein, aber es will nicht recht, die Elefanten sind 
geschickter, man hat zu viel innere Widerstände, irgend ein Kobold 
macht einen Strich durch die ausgeklügelte Rechnung. Auf dem 
Kopf führt einer ein piepsendes Wägelchen mit sich. Sie sind so 
talentvoll, sie bemühen sich so sehr, und doch gelingt kein Zauber 
trick, es sei denn der unbeabsichtigte, den sie nicht wollen, die Ma 
terie stellt ihnen ein Bein, ihr liegt nichts daran, zu verschwinden, 
lieber erlustigt sie sich harmlos und denkt sich nichts weiter dabei, 
als daß sie eben vorhanden ist. 
Die Fauna bewegt sich rhythmisch Md bildet geometrische Mu 
ster. Da ist von Dumpfheit nichts mehr geblieben. Wie das 
Anorganische Zu Kristallen zusammenschießt, so fährt der lebenden 
Natur die Mathematik in die Glieder, und Klänge regeln die 
Triebe. Die Tierwelt auch bekennt sich zum Jazz. Unter Hackan- 
son PstolettiZ Schenkeldruck tanzt ein Vollbluthengst die Valencia 
und glänzt in Synkopen; obwohl er aus Hannover stammt. Die 
Elen-Antilope und das hochbeinige Guano co haben ihre 
SpringtalenLe ausgebildet. Jedes Tier wirkt nach seinem Ver 
mögen an dem Aufbau des Figurenreichs mit. Fromme Brah- 
minen-Zebus, schwarze tibetanische Kragenbären und Elefanten- 
wassivs: alle fügen sich den Gedanken, die sie nicht gedacht. Sie 
harren still auf Bütten als lebende Bilder, stellen die grade Linie 
dar, sammeln sich zum Punkt und rollen sternengleich auf. Das 
dickste Fell wird von der dünnsten Idee durchdrungen, die Macht 
des Geistes bewährt sich wunderbar. Mitunter scheint er die Natur 
nicht nur hinterrücks zu übsrwältigen, sondern in ihr selber offen 
bar. Die Seelöwen jonglieren, als seien sie von Vernunft beseelt. 
Ihre spitzen Schnauzen werfen hoch und fangen wieder, was 
immer sie von Kapitän von Borstel, ihrem Erzieher, erhalten: 
Fackeln, Bälle, Zylinderhüte. Dazwischen fressen sie Fische Zur 
Stärkung der Halsmuskulatur; durchaus vernünftig. 
Es bedarf der menschlichen Vermittlung, damit die zoologischen 
Kompositionen entstehen. Weiblicher Einfluß bewegt den Wüsten ¬ 
könig dazu, auf dem Rücken eines Gaules sein begrenztes Gebiet zu 
durchstiegen. Madame befiehlt, und er ist ihr zu Willen. Andere 
Großbestien sträuben sich schrecklich. Es widerstrebt ihren Instink 
ten sich im Kreis anzuordnen und gesittet zu springen. Hagen- 
öecks Dompteure aber triumphieren über das Element. Sie 
sind in die Landesfaröen der Tiere gekleidet und verständigen sich 
mit ihnen in ihrem Idiom. Langwierige Unterhandlungen ent- 
-vmnen sich oft. Dem ausdrucksvollen Brüllen und Fauchen wird 
uurch Zwilchenruke begegnet eine erregte parlamentarische Debatte, 
mie Pechche fährt als Präsidentenglocke dazwischen, und am Ende 
bilden sich die tierischen Schnörkel. Auch die menschlichen Leiber 
beteiligen sich mitunter an dem Legespieb Fred Petoletti steht und 
liegt auf wilden Rossen, die Möller Brothers scheinen Centauren, 
die Schwestern Carre aus der alten ZLrkusdhnastie voltigieren rosig 
auf den grauen Pferderücken. 
Die Welt im Stahlheluu Es ist psychologisch verständlich, 
daß die Besatzungsbshörden diesen Fox-Film im Rheinland ver 
boten haben. Sie können ihn ihren Truppen nicht vorsetzen, denn 
er ist gegen den Krieg. Er spielt in England, aber er 
könnte überall spielen. Die Heuchelei der Gesellschaft wird in 
ihm entlarvt. Zwei Offiziere, ein Hauptmann und ein Leut 
nant, lieben das gleiche schöne Mädchen. Sie treibt Schindluder 
mit den beiden und wird zugleich in den Zeitungen des Patrio 
tismus geziehen, weil sie aus Wohltätigkeitsgründen lebende 
Bilder stellt; für unsere Tapferen, draußen im Feld. Die Tan- 
Zereien, die sie in ihren Privaträumen in der Gesellschaft frag 
würdiger Oenüemen Veranstalter, kontrastieren mit den Front 
szenen, in denen es weniger gesellschaftlich zugeht; Die krasse 
Gegenüberstellung der Bilder ist eine unzweideutige Kritik, die 
legitim erbittert. Sie ist es um so mehr, als aus den Vorgängen 
im Feld jene oft vergessene Wahrheit hervortritt: daß an der 
Front selber die großen Worte und das falsche Pathos über den 
Alltagsdingen und den kleinen Wirklichkeiten des Lebens zu ihrer 
faktischen Nichtigkeit stets reduziert worden sind. Auch insofern 
ist der Film eine Kritik des Krieges, als er keine Schmähungen 
des Feindes, keine Verkündigungen eigener Herrlichkeit «enthält, s 
Man sieht Soldaten im Schützengraben, denen es dreckig geht, es - 
schießt und explodiert glaubhaft; das ist alles. Zwischen den; 
Trümmern und in den Baracken entwickeln sich dann die verschie 
denen MensMichkeiten. Aber hat es auch öfters den Anschein, 
als sei der Krieg nur die Staffage für das übliche Gesellschafts 
stück, so überwiegen doch die Bilder, die richtig demaskieren. 
Vor allem die Ereignisse im Feuer sind genau und überzeugend 
wiedergegeben. Einer der Leutnants enthüllt den Schein des 
Heroismus, der einer der schlimmsten Kriegsfassaden gewesen ist. 
In seinem Gesicht steht der Schrecken während der Beschießung, 
jede Geste versagt ihm, er ist ein armer junger Mensch, von dem 
inmitten dieser Wirklichkeit die Lüge abfällt. Wie der Wacht-; 
meister den Jungen zu beruhigen sucht, es Prägt sich ein. Der ' 
Film läuft in den „B i b e r - B au - Lich t s p i e l e n". 
Zirkus KagwöeE. 
Von Raca. 
Er ist mit seiner großen Menagerie in Frankfurt einge 
zogen; eine Internationale der Tiere. Unter der Zeltleinwauü in 
der Riesenmanege entfalten sie sich, nach ihren Arten geschieden. 
Pferde aus allen Zonen, in ecklen Farben, von Trakehuen bis Ära- ; 
bien ist nur ein Schritt, Alaska hat seine Seelöwec.- Lrige^eu. t, 
Indien Wasserbüffel und Elefanten entsandt. Aus Afrika die 
Dromedare, Kamele und Tigerpferde halten in der Fremde gute; 
Kameradschaft. Die BerLerlöwen und bengalischen Kömgstiger j 
sehen wie aus den Kinderbilderöüchern aus. plötzlich und furcht-; 
bar. Wo die Kontinente beisammen sind, dürfen die Pole nicht 
fehlen. Sie geben, auf einen Wink Amundsens hin, ihre Eis 
bären her und einen See-Elefant e n, der wie eine wabbelige 
Monumental-Schildkrote auf seinem Piedestal sich ausbreitet und 
in Melancholie versinkt Er ist durch eine eigene SüdpMr- 
Expedition nach Deutschland gebracht worden. Es gefällt ihm 
hier nicht. 
Die Jnftl der Traume. Diese Verfilmung des Rosen- 
haynschen Romans, der vsr kurzem in dem zu Frankfurt er 
scheinenden .Illustrierten Blatt" zu Veröffentlichung gelangte 
wird gewiß gerade in unserer Stadt ihre Anziehungskraft aus 
üben. Die Vorgänge sind dem Leserpublikum noch in Erinnerung; 
umso spannender, fie auf der Leinwand aöroSm zu sehen Man 
hat die Schaubühne nach Paris verlegt, das eben Mode P. Im 
übrigen ist dös Handlung ziemlich getreu reproduziert, Sie führt 
rn die große Welt mit ihren russischen Emigranten, den reinen 
Frauen und dem liebenden Amerikaner, der noch rechtzeitig er 
kennt, daß Reichtum nicht alles bedeutet. Harry LiedLke ver 
leiht ihm Smartheit und Zartheit, nur gen Schluß, wenn die 
Lrebe hervorbricht, verrät er berlinerisches Temperament. Es 
whnt sich, da Liane Haid seine Partnerin ist. Sie hat gute 
Momente, wenn sie blauinnig und entMoffen blickt. Wie sie die 
Trotts regiert, muß man sehen, da gibt es nichts zu lachen für 
die allrussischen Gäule. Alfons Fryland stellt den Kavalier 
von Gatten mit Noblesse, Anrüchigkeit rmd ein wenig Schnurr- 
bart in und außerhalb der Gesellschaft, der Typus ist richtig 
getroffen Auch die mehr oder minder fatalen Subjekte ringsum, 
die das Milieu charakterisieren, sind von einiger Echtheit; ein 
französischer Kellner zumal. Im Hintergrund werden russische 
Natronaltanze getanzt; das Schwarze Meer zeigt sich mit Recht 
nur verschämt. Die Ereignisse entwickeln sich Schlag auf Schlag 
und vermögen zu unterhalten. - Der Film wird in den Ufa 
spulen g^igt. Ferner gelangte gestern der Fuß 
aus dem Frankfurter Stadion Zur 
Erstaufführung. Dre 45 AN Zuschauer strömen inS Stadion, 
Spieler und BE werden unter die Zeitlupe genommen, die span- 
n.endsten Ereignisse des Kampfes zergliedert, Berlin erringt sein 
eines Tor Furth seine vier. Die Massen klatschen, winken, jubeln 
und wir stellen Mfriedeu fest, daß sich alles so zuFetragen hat, wie 
es dieser Film berichtet. 
Zu den höchsten Abstraktionen losen sich bis Menschen selber 
auf. Der Mann Heros ist die Kraft schlechthin. Sein gewaltiger 
Körper verflüchtigt sich zu einer physikalischen Idee, wenn er 
Kugeln rollt, die nicht aus Pappe sind. Er schleudert ein Torpedo 
mn die Höhe, hundert Kilo Gewicht, die Eisenmaffs droht 
auf sein Hirn zu fallen, aber blitzschnell beugt er den Kopf und 
empfängt die Last mit dem schwergeprüften Rücken. In den Lüf 
ten lebt sich die Alberty-Trupps aus. Sie ist eine einzige Kom 
bination von Schwüngen. Von Trapez Zu Trapez zieht sie astro 
nomische K u r v en durch den Raum. Eine Dame, Kopf nüch 
unten, ist der Fänger, in dem Festland ihrer Hände gelangen die 
Kurven zum Ziel. Erbhafter sind die arabischen Akrobaten, wenn 
sie auch die Erde nicht häufig berühren. Zehn an der Zahl, 
wachsen sie zu Pyramiden auf, bis mit zwei Beinen nur auf 
dem Boden stehen, und versachlichen sich schreiend zu Rädern. Die 
Seele wird zur Stereometrie. 
Zirkus HagenbeS in Frankfurt. 
Mitten in der Regenperiod« ist er zu unserer Freude Lei 
uns cingezogen, und da sitzt man nun schön trocken unter der 
Zeltleinwand, um die Riesenmannege herum, in der die vielen 
Wunderdinge geschehen. Zur Valencia wird die hohe Schule ge 
ritten, eine römische Zirkusphantasie ersteht, Seelöwen aus Alaska 
longl-eren Bälle und Zylinder, Kamele mit Höckern wie Vulkan 
kegel, feierliche Brahminenzebus, urweltliche Elefanten und Eis- 
oären, schwarze und weiße, machen ihre Evolutionen. Die ganze 
Natur gruppiert sich zu geometrischen Mustern, dank der hervor- 
mgenden Dressuren, die auch den Löwen dazu vermögen, auf einem 
JE nicht von Freiligrath — sein Gebiet zu durchstiegen. 
Seltene Tiere hat Hagenbeck mitgeführt: den Wasserbüffel, 
°en. See-Elefanten, Las Guanaco — man bestaunt sie, wie st« sich 
willig bewegen liegen und springen. Darüber schwingen sich die 
Luftkunstler, und Heros, der Kraftmensch, schwingt die 1VO Kilo 
über sich. Auf der B-arriere Ziehen die Clowns um, stören, unter 
halten, zerstreuen nach alter Zirkus weise. Schrecken verbreiten die 
Löwen im Kreis, aber der Dompteur beherrscht sie. Das Publikum, 
Kinder und Große, klatscht begeistert. In der Pause umgehen 
alle die Zelte und Wagen; hinter Zäunen Hocken die Inder im 
Regen. r-.
	        

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