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H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043383
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1927
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

siebsr sein.. 
Xr. 
Me verfikmien „Weber". 
Bei der Verfilmung von Gerhart Hauptrnanns „Weber" 
haben die großen Russenfilme: „Potemkin" und „Müller 
als Vorlage gedient. Schon Zur Uebernahme gewisser Stoff- 
molive bot das (für den Filmgebrauch abgewandelte) Bühnen- 
werk Gelegenheit. Der frühkapitalistische Fabrikant plagt die Weber. 
Seine Helfer: die Polizei, das Militär und der Geistliche, der die 
Ausbeutung als Gottes Gesetz mißversteht. Dem Gesicht der herr 
schenden Klasse werden die Elendsgestalten der schlesischen Heim 
arbeiter drastisch gegenübergestellt. Es kommt zum Hungera sstand, 
zur Plünderung des prangenden^Fabrikantenhauses. Die Neb llen, 
an ihrer Spitze der Urlauber stürmen gegen den Todfeind, die 
Maschinen, an. Der Haufen wird von einer Kompanie gestellt, 
die das Feuer eröffnet. Sie muß zum Schluß vor dem Anprall 
der Masse Zurück-weichen, der die Gewalt der Verzweiflung inne- 
wohnt. 
Wichtiger als die thematische Verwandtschaft mit den russischen 
Filmen ist die der technischen Durchbildung. Wie die Bild 
folgen geführt werden müssen, wie ausgewählte Einzelheiten die 
Totalerscheinung vermitteln können, wie mit Kontrasten zu arbei 
ten ist und verschiedene soziale Umwelten zu symbolisieren sind 
— das alles ist von den Russen gelernt. Zu sehen sind: ver 
kümmerte Glieder, alte Weiber und Männer, deren Züge ergreifen, 
eine verblödete Rübezahlsigur, ein holzgeschnitztcs Pietistengesicht, 
ein Hundebraten, die kleinen Katen, ein Staketenzaun. Ein armer 
Junge träumt in die Baumwipfel der Chaussee hinein und reitet 
auf dem Schaukelpferd des Fabrikantenkindes. Weberbeine schrei 
ten, das Massenhafte regt sich. 
Das ist vortrefflich gelernt. U-eberdies wirken erste Kräfte mit: 
Wegener, Theodor L 0 0 s, Dagny ServaeZ. Ein guter Film, 
gewiß. Dennoch erreicht er seine Muster nicht, und gerade das 
Wenige, das ihm fehlt, ist entscheidend. Hinter den Ansammlungen 
der armen schlesischen Hungerkünstler ist das Walten des geschulten 
Regisseurs zu spüren, der die Gruppen effektvoll stellt. Unentwickelt 
ist die Kunst der Raumbeherrschung, die den Russen eignet (wenn 
sie Militär marschieren lassen, dröhnt der Platz, während in dem 
deutschen Film die Soldaten nur marschieren). Schließlich sind die 
einzelnen Szenen nicht durchaus peinlich gegeneinander abgewogen. 
Es werden Reprisen ohne gehörige Steigerung vorgenommen — 
das wiederholte Läuten der Sturmglocken, das Hervorströmen der 
Aufständischen aus den Hütten —, es wird, wie im Falle der 
Plünderung, die Kleinmalerei viel zu ausführlich betrieben. 
Diese formalen Unsicherheiten sind das Merkmal einer Schwäche, 
Me tiefer liegt. Man hat, überschwenglich genug, dem Film den 
Ehrentitel des „deutschen Potemkin" verliehen. Er ist es nicht, 
denn er betrifft uns nicht mehr unmittelbar. Der Schiffsarzt aus 
dem „Potemkin" lebt noch heute, und der Fabrikant in dem Film 
^Mutter" stammt aus der Maschinenzeit. Die Empörung widex die 
N s r L t a i L1 DrwrderunT ist ein Draktat-über die 
Deciebunuen cwiseben Dunst und. Onado. tVesent- 
lieb aueb kür ibn, daL er die Dunst niebt auk 
Darstellung religiöser Vtokke besebranktt sie. also in- 
baltlieb in keiner tVeise kostlegen will. Vielmebr : 
»7816 Lielt auk Oott, sokern er der tragende Drsprüng 
aller Dorm und Llarbeit ist'k Dn 
klärt Naritain, in DebereinstiMmung mit Ooeteäu, 
„dak Oott keine .religiöse Dunst' oder katbolisebe 
Dunst' verlangt. Die Dunst, die ibm gskällt, ist die 
Dunst —. mit alt ibren 2äbnen." t . 
Dieses Dekenntnis kübrender krancösiseber Datbo- 
liken —eines Dbllosopbbn und eines Diobters-—ist 
immerbin geeignet,, die allcu primitive kukkaZsung 
cu beriebtigen, die in manobsn konkessionellen Dreisen 
Deutseblanäs sieb über das, angebliebe Zübordina-, 
tionsverbältnis der Dunst cur positiven lloligion ver- 
kestigt bat. Hiervon abgeseben, greikt der Äeinungs- 
austauseb in äie deutseben Vsrbältnisse niebt son- 
r r., 
durch beide Gestalten bezeichneten Herrchaftsverhält greift in ' 
die Gegenwart. 
Die „Weber" dagegen — der Film, nicht das Drama, für das 
andere Maßstäbe gelten — gehören ganz und gar oer Ver 
gangenheit an. Sie pielen in der Zeit des Uebergangs von der ' 
Manufaktur zur Fabrik. Die damals verübten Schändlichkeiten sind 
durch die Sozialpolitik und die Gewerkschaften erledigt, und jeder 
Arbeiter weiß nachgerade, daß die Machinenstürmerei eine .Kinder 
krankheit war. Das hat mit uns so wenig Zu tun wie der Bieder 
meierfabrikant, der Polizeiwachtmeister im Schnurrbart, der 
romantische König und das altmodische Militär Das ist so end 
gültig dahin, daß es nicht nur nicht revolutionär wirkt, sondern, 
im Gegenteil, veranschaulichen mag, wie herrlich sich die Zeiten 
verändert haben. 
Ein anständiger historischer Film; nicht mehr. Raca. 
Der IL«««tIsr «»S üer Velse. 7««« 
Doer 6 QA Drisf K-r /QreUös UarrtKM. 
./Qe<7ues 6'or- 
issA. ^4döur/7, Dr. SMno 9A 
Lsrtrn. De/r. §.69. 
Dieser in äsn käst durebwex überLeuKsnäen Ver- 
äeutsebunK' von Naria Libvlla Dabmen ersebienene 
D^stweebsel bat äie Dunstkreise in Drankreieb be- 
sebäitiZt. Dr wird aueb in DeutsManä interessiersn. 
äsan Ooeteau, äer Dreunä Dieassos unä 
Ltrawinskv s, von dessen Lebrikten und Ltüeken 
einige 2u uns berüber KeärunMn sind, ist vor 
wenden äabrsn konvertiert und damit in den 
Dreis äes ibm^ sebon krüber nabestebenden Naritain 
Mtreten, der den Dbomismus in Drankreieb erneuert 
nan. laul DIauäel Kenieb»t in diesem Dreise Ver- 
vsrstordons SuüIsLmno ^polliimirs M- 
bort^ ibm an. 
Das Lebreiben Doeteaus ist eine kraMnen- 
- Aosebiebte seines Daseins als Lünstler. Dr 
Meilt m äw Leit vor der Vekebrunx Mrüek: wie er in 
unter Dübrunk Dris Vati es 
nie iranLosisebe Musik -vorn V(aMerianismus-Lu be- 
suebts; wie er äsn jungen Raymond D a d i - 
äer, ibm vreMtarb — er nennt ibn. 
Mbu 'A^äsebub des Dimmel^ unä bemerkt: ,,0kt 
ruebt äsr Himmel - Aandsebube än, "um Uns berübreb 
.Tu können, obntz sieb cu dssebMutken^ wie er 
naeb HaäiMßts Doä sieb.äem Opium erxab, dessen 
V/irkunMn er wundervoll besebreibt. Dann kommt, 
unter dem Dinkluü von Döre 6barls8,Mie V^enäun^. 
das Deben des OiäubiMn. eindrinLt, 
desto nibbr sebernt sieb ibm alles cu verlanAsamen, 
V ^on dem DnMk- den dis prükenäo 
/ s Vu L a m u n aus jedem Din^ beraussprin- 
' "kä verÄerekt sein ^ukt^ mit den 
-^^?I?on6n, die unter, der Zeitlupe siebtbar werden. 
Dunst? ,,Die Dunst kürs Volk 
LblE ^Msebinaekt ^wie D'art pour I'art. äeb 
K^l.Knst^är. Oott." And^was will 
^on der Dunst? Antwort : „Dr verlangt wede r 
Dunst, noek katdolisebe 
smd einkaeb seine Diebtor, seine 
Maler, seine Nusiker, seine Dilmkünstler." 
«rÄS? ^IILLLL iLirä LeIÄesi- 
8<rZrskt. Versuch Äbsr äie mense^iie/ren bru^- 
pbnieiäensekKften dar/7eta?r sm ^4ntL§6mrrismrL§. 
^67r ^4-- no L d X u) e i /7. Ue-är-r. OustQP Drepsn- 
§69 LeiLeir. Oeö. ä9. 
Das ist oin anstäudiMS Vueb. äas es sied seliger 
lULeük. Ds deiLt Oalidan. Ei die Ldakospoars- 
Di.^ur dem Vsrkasssr als äis Verkörperung jenes 
Oruppsntrisds gilt, ant dessen Ueeknung er aueb äen 
^ntisomitisinus sstct. Dr nennt ibn äsn „Dikkoronc- 
LUokt", das ksiüt äsn ^kMt. äer äie Orupps cur 
bösartigen ^bkebung von anderen Oruppen kübre, 
unä meint, daL er von dlatur uns jeäsr Orupps so 
SIMS vüe äsr „2entralitätsakkskt". äureb äsn sis kiek 
stets in ibrer Nitte cu bebaupteu traobte. Mrnolä 
2veig ist ein Diebter, unä es ^vare unbillig, seine 
Dsrmino'ogis cu belasten. Mesentlieber als äie ange- 
strebts principielle DIärung ist Kev/iÜ äer Xieäer- 
seblag äsr konkreten Drkabrungen unä äis Darstel 
lung sinsr rsinllebsn Haltung, an äeren Xntstebung 
äsr Drieg seinen Enteil gsbabt bat. Nit ivobltuenäer 
Dnbeiangenbsit kennceiebnet ^v^sig äsn äsutseben 
Antisemitismus. Dr bebt seine versobiedenen 8piel- 
arten bervor, entbüllt äen pssuäo^vissensebaktliebsn 
Deberbau des Xkkekts und bemerkt init traurigem 
V/isssn, äaü niemand sob^erer äureb seine unge- 
broebens ^.usvürkung gssebädigt v/erde als äer äeut- 
scbs Obaraktsr selbst. Von geringerem Interesse sinä 
äis Detraebtungsn. die 2veig den Darteiungen der 
deutseben äuden vüämet. Imm7.rbin verdient erlabn t 
cu werden. daL er, dsr sieb kür Daiastina einsetct 
und auk die Rekonstruktion des jüdisebsn Volks ver 
traut, dein ^ssimiiantentum Oereebtigksit ^viäerrab- 
ren läüt Lind unsers nationaljüdisobsn Lürger 
... die Pianisten äer Ortsgruppen, die jüdiseb-natio- 
nalsn Akademiker, äis wandernden äuMnäbünde . . . 
viellembt weniger assimiliert als die ^.ssimil anten? 
Von ^Vüna aus betraebtet ist dsr Zebattisrungsunter- 
seblsd reälieb komiseb". Out beobaobtet sind einige 
Dsrormationen, dis dsr deutsebe äude äureb äsn ^n- 
tisemitismus erleiden mull: äis Dnbekangsnbeit äes 
Leins wird ibrn geraubt, eins neurotisobe Disposition 
verkestigt sieb in ibin. >Vird dsr Antisemitismus als 
Oruppenakkskt gedeutet, so liest dis ^useinanäer- 
sstcung niit dem psvebologiseb verwandten Natio 
nalismus nabs. In ibrem Vsrlauk seblägt der op- 
timistisebe Verkasser eins internationale Leauksieb- 
tigung der Dresse dureb den Völkerbund vor, um ten 
denziöse Dalsebmsldunsen und nationalistisebs Ltim- 
mungsmaebs cu verbäten, und bekennt sieb cur 
Dsmokratis. 2ur Debanäluns der ungezügelten Orup- 
penakkekte bält 2wsis eine Dberapie im Zinns 
D reu äs kür geboten; niebt umsonst ist das Dueb 
ibm cugeeignst. Ds vürd, dem ^.utor cukolM, daran! 
ankommen, die unerbelltsn Oruppentriebe unter dis 
Dontrolle des DswuÜtseins cu cvvingen. Dine ^.rt von 
analvtiseber ^nkklärnng sebwebt ibm vor, unä sis 
ist aueb vermutlieb äas eincigs Nittel. äas auk äis 
Dauer bilkt, vorausgesetzt, äall sie mit einer vernünk- 
ti^sn DsM^un^ des Oessllsebaktslebsns Hand in Danä 
rrsbt. -^— Der Dnbsbolkenbeitsn in" dem ^weiZseben 
Lueb sind visls, aueb verrät dis bauki^ cu MZpreicte 
Dbstorik die ^.nwessnbeit romantiseber Dsstände, die 
manebs 2uMn^s cur blanken Deälität verbauen, 
^b^r desunMaebtet dark das Dueb um seines Xsrnss 
willen dsr Lvmpatbie reälieb äenkenäsr Nenseben
	        

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