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H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043384
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1928
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

6^ , o 
--- Ossi Osmalda Co. In dem Film: „Ein schwerer 
Fall" tritt ein ganzes Ensemble ausgezeichneter Berliner Schau 
spieler auf. Ossi Oswalda selbst, die kleine Hauptperson, bemüht 
sich, eine zweite Mary Pickford zu sein, aber die Pickford kann sich 
besser- Wen steht man nicht außer ihr alles in diesem Lustspiel, das 
sich so anstrengt, lustig zu sein, daß man fast über die Anstrengung 
lachen könnte! Da ist Henry Bender, Paul Morgan, Siegfried Arno 
und die Meröezirk — lauter Größen, die ihre Sache vortrefflich 
machen, nur eben ist die Sache zu winzig, und die rühmenswerten 
darstellerischen Einzelheiten ergeben keinen berühmten Gesamteffekt. 
Immerhin sei pflichtgemäß verzeichnet, daß das Publikum sich er 
heiterte. — Es läuft auch noch ein Wildwestfilm mit Jack 
Hoxie, der Tom Mix an Reitfertigkeit und Heroismus erreicht. 
Importierter Militarismus. 
Wo Fridericus Rex-Filme fehlen, stellen sich Kriegsma 
rine-Filme zur rechten Zeit ein. Wir haben keine nennens 
werte Kriegsmarine mehr, aber Amerika besitzt dafür eine um 
so größere. Seinen Marine-Propagandafilmen nach zu schließen 
hat der Militarismus, den es bei uns hat erschlagen wollen, dort 
trotz der harten Einwanderungsbestimmungen ein neues Asyl ge 
funden. Es ist nicht der schlechteste Witz der sogenannten Welt 
geschichte, daß wir ihn wieder aus dem gleichen Land importieren 
müssen, das seinerzeit so besorgt um seine Ausrottung war. 
Wir: das heißt hier der Ufakonzern. Er hat sich den Film: 
„Der Brand im Ostern" von drüben entliehen, der ein 
Ausbund unverfälschter militaristischer Gesinnung ist. Ist es ein 
Zufall, so doch ein geschickter, daß die Wahl des Zeitpunktes seiner 
Aufführung gerade der Zeitpunkt vor den Wahlen ist. Amerika 
hilft Lei der Propaganda mit, man braucht sie nicht einmal aus 
eigenen Mitteln allein zu bestreiten. 
In dem Film wird ein junger Mann Seesoldat. Er will es 
eigentlich nicht recht werden wird es aber eben darum um so mehr. 
Ein hübscher, frecher Bengel, dessen loses Maul ihm im Dienste 
Scherereien genug verschafft. Sein Sergeant treibt ihm die Im-, 
pertinenz aus und flößt ihm in den so entstehenden Hohlraum 
den Stolz ein, ein brauchbarer Seesoldat der amerikanischen 
Kriegsmarine zu sein. Lon Chaney spielt den Sergeanten als 
einen großartigen Landsknecht, wie er in den^riegsbüchern stchty 
inwendig voller Güte. Wir sind Zeuge der oft sehr handgreiflichen 
Instruktionen, die er seinem jungen Untergebenen erteilt, und 
wenn es dem Film nachginge, so sollten unsere Herzen bei den 
Rohheiten höher schlagen. Wenigstens wird alles getan, um die Ne, 
geisterung zu schüren Hinten dampfen die großen Schlachtschiffe, 
die Kanonen donnern, ein Boxkampf findet auf Deck des Schul 
schiffes statt, weil sonst nicht genug Kämpfe wären, die SeesoldaLen 
exerzieren in wundervollen Uniformen wie Bleisoldaten, und jeden 
Augenblick könnte ein neuer Krieg losgehen, bei dem jeder 
Bengel mitmachte... 
Er geht los, damit die Marinebilder einen Zweck haben. In 
China. Dort finden laut dem Filmtagesbericht „Unruhen" 
statt, die zu einer Gefährdung der Weißen führen. Unter ihnerx be 
findet sich ein Ansichtspostkartenmädchen, für das der Sergeant und 
sein Seesoldat ein besonderes Interesse haben; denn Liebe und 
Militär sind innig miteinander verquickt. Um die Ansichtskarte zu 
befreien, feuern die beiden Tapferen Mit ungemeinem Eifer in 
die Chinesen hinein. Ein gerettetes Mädchen, eine hervorragende 
Kriegsmarine, eine elende Chinesenbande: sollen unsere Herzen 
über eine so niederträchtige Propaganda nicht noch höher schlagen? 
Schlußbild: der gar nicht mehr impertinente Jüngling, der 
jetzt nur noch erprobter Seesoldat ist, quittiert den Dienst und 
heiratet das Mädchen. Auf seinem alten Kasernenhof steht er ein 
letztes Mal in Zivil und beobachtet traurig, wie der Sergeant die 
eben eingetroffenen Novizen anbrM. Er möchte wieder dabei 
sein, möchte selbst wieder angebrüllt werden. Immer und immer. 
Der Sergeant erblickt ihn, stellt ihn den Neuen als Vorbild hin. 
Eine einzige Trauer, kein Seesoldat mehr, nur noch privat mit 
dem Mädchen. Im Hintergrund dampfen die Schlachtschiffe. 
Morgen sind die Wahlen. 
Zu der Aufführung des Films irr den 
Frankfurter! Ufa- Lichtspielen. 
Koca. 
Onkel Tom's Hütte. Dieser nach dem berühmten Roman 
der Harrtet Beecher Stowe gedrehte amerikanische Grotzsilm, den 
die Ufa-Lichtspiele zeigen, ist als Handlung so überlebt 
wie der Roman, der bekanntlich seinerzeit eine gewaltige Wirkung 
ausgeübt hat. Man kann weder dis langwierigen Marterszenen 
auf den Plantagen noch den Überschuß an Sentimentalität recht 
ertragen; immer wieder Peitschenhiebe, grausame Farmer, gute 
Farmer und das Geplärr — es ist zuviel. Wider den Geschmack 
verstößt aber die Verfilmung des Romans vor allem darum, weil 
sie an den gegenwärtigen' Befreiungskampf der Neger in den 
U. S. A. erinnert, der nicht verfilmt ist. Solange die schwarze 
Rasse drüben als minderwertig angesehen wird, ist es eine Heuche 
lei von hohen Graden, die Zuschauer von heute einfach mit ver 
gangenen Taten zu blenden. Um ganz Zu schweigen davon, daß 
wohl nicht nur moralische Motive zur Aufhebung der Sklaverei 
drängten. — Im übrigen bietet der Film gute schauspielerische 
Leistungen und veranschaulicht realistisch die Erscheinungen jener 
Epoche. Man hat einen eigenen Raddampfer gebaut, der auf 
dem Fluß nach Süden zieht, seine beiden Schornsteine qualmen 
schwarz, und die Frühzeit der Maschinentechnik steigt leibhaft mit 
ihm herauf. Echte Lands-chaf'sbilder, echte Neger und brutale 
Farmertypen, die Angst cinzujagen vermögen. Der eine von ihnen,! 
der im Irrsinn endet, ist meisterhaft. Ein Kabinettstück der Komck z 
ist die Topstz-Szene. Topsy, von Mona Rah gespielt, ist ein- 
kleines Negermädchen, dessen Drolligkeit ihresgleichen sucht. Wie 
es den Kopf neigt, wie es die Augen mit der Schnelligkeit eincS 
Flugzeugs öffnet und schließt, wie es anschleicht. betrügt und 
weint das ist eine Spitzenleistung durchaus. Mit dem Einzug 
der amerikanischen Befreier läuft der Film in den Hafen des 
guten Endes ein. Auf den Negerfilm der Gegenwart wird man 
noch warten müssen. , Raca. 
--- „Spuk im Schloß " Dieser Film, der als zweiter — neben 
Liä" — in den Ufa - Lichtspielen läuft, ruft Sen 
sationen der Angst hervor, leicht gemildert durch etwas Humor. 
Paul Leni hat zum Teil großartige Jnszenierungsaröeit geleistet. 
Zwar flattern Zuviel Vorhänge in dem verwunschenen Schloß, 
aber manche Beleuchtungseffekte erschrecken wirklich, und vor 
allem sind die Sprünge von der Totalansicht zur fragmentarischen 
Großaufnahme beklemmend. Erreicht wird jedenfalls eine starke 
Spannung und jene angenehme Art des Gruselns, über die sich 
der Zuschauer zuletzt doch erhaben fühlt, da er genau weiß, daß 
sich am Ende alles klärt. Es war ein guter Einfall, gerade 
Laura La Planta zum Objekt der Spukvhänomene zu machen. 
Sie sieht so furchtlos und unberührbar aus, daß ihr Schaudern 
doppelt erschreckt. Auch die anderen Darsteller sind vorzüglich; 
die ä.tere Tante, die eine Hauptrolle spielt, ist das Muster einer 
bösartiger Schachtel. 
Sind Frauenherzen käuflich5 Natürlich nicht in einem sran- 
Mischen Film, der diese Frage stellt. Er ist nach dem Stück „Aue - 
äa 1a ?aix" gedreht und spielt wirklich in dieser Straße in einem 
eleganten Modesalon. Seine Heldrn ist Andree Lasayette, die 
als Mannequin von schönem Wuchs und unbezahlbarer Treue ist. 
Der edle Millionär kann jedenfalls ihre Preisgabe nicht'bezahlen 
und muß zuletzt erkennen, daß Liebe sich mit Geld nicht erzwingen 
läßt. Die Intrigantin im Modesalon ist Suzy Pie-son, eine 
schöne,, schwarze Erscheinung, die man gerne in einer größeren 
Rolle sehen möchte. Die Karikatur eines flegelhaften Amerikaners 
(Armand Bernard) beweist, wie befremdend das rüde Wesen 
mancher Leute aus U. S. A. gerade auf Franzosen wirkt. Geradezu 
reizend Fleur Des Champs als eine leicht grotesk unterlegte 
Gamine. Es ist dankenswert, daß tie Alemannia-Licht- 
spiele auch einmal einen solchen französischen Durchschnittsfilm 
Zeigen, den mit den üblichen deutschen Erzeugnissen zu vergleichen 
nicht uninteressant wäre. Aaea.. 
Nach einer kurzen, schweren Krankheit ist Max Scheler 
in Frankfurt gestorben. Mit dem erst Vierundfün^igjährigen 
verliert das gegenwärtige Deutschland — es ist zu sagen er 
laubt: Europa — einen seiner bedeutendsten und merkwür 
digsten Geister. Einen Mann, der schon allem darum nicht nur 
der Geschichte der Philosophie, sondern der umfassenderen Zeit 
geschichte angehören wird, weil er die Geschichte der Zeit in 
jenem doppelten Sinn des Worts mit-machte, der besagt, daß 
er an ihr gestaltete und ihr zugleich unterworfen war. 
Er war im nie verleugneten Ursprung ein dämonischer 
Mensch, ein Mensch, in dem sich chtonische Gewalten mit den 
Kräften der Kontemplation unzertrennlich verbanden. Die 
Leidenschaft, mit der er sein empirisches Leben lebte, 
brach in seine Erkenntnisse ein und riß sie stets wieder in 
das empirische Leben zurück. Er ist während des Krieges als 
offiziöse Persönlichkeit im neutralen Ausland tätig gewesen, 
er hat sich in den letzten Jahren in seinen Schriften, bei Kon 
gressen und internationÄen Veranstaltungen für eine neue 
Organisation der Wissenschaften eingesetzt und die politische 
Mentalität des Nachkriegseuropa zu beeinflussen gesucht. 
Dämonie ist Mischung, ist mehrfache Bestimmtheit des 
Wesens. Manche Wandlungen hat Scheler durchgemacht, und 
nicht nur einmal hat er spater verbrannt, was er früher rm- 
gebetet hatte. Aber er ist in eine Zeit der allzu großen, allzu 
nahen und überdeutlichen Ereignisse g^aten, in der kaum 
einer einen Kompaß besaß. Andere mögen stetiger geurteilt 
haben als er: sie sind nicht so gefährdet gewesen. Wo immer 
er umstürzte oder aufzurichten meinte, bat er M um die
	        

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