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H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043384
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1928
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

ü I / 2 -» ^7 
Ernst Lubitsch: „Alt-Heidelberg" im Ufa. 
Es lassen sich Einwände gegen den Film erheben, aber er 
ist entzückend gemacht. Das muß gleich zu Anfang gesagt 
werden. 
Man kann etwa fragen, ob es notwendig war, zu Wilhelm 
Meyer-Förster zu greifen, wo doch der Stoff auf der Straße liegt. 
Man kann fragen, ob es uns ansteht, das schwere Geschick eines 
- Fürstensohnes zu glorifizieren, während zahllose unbekannte Men 
schen ein viel schwereres erleiden. Es steht uns nicht an, und die 
Fabel ist tatsächlich trotz der zeitgemäßen Jronisterung ein Ana 
chronismus. 
Doch wie anfechtbar immer das Sujet sei, das Lubitsch 
seiner Popularität wegen gewählt: er hat es mit einem Witz 
und einem Sinn für zarte Wirkungen gestaltet, über die heute 
nur ganz wenige Filmregisseure verfügen. Man halte die üblichen 
Erzeugnisse der gegenwärtigen deutschen Produktion daneben, um 
den Unterschied Zu bemerken. Schon in „Lady Windermeres Fächer" 
hat Lubitsch gezeigt, wie sehr er sich auf Nuancen versteht und 
aus geringfügigen Gesten die Bedeutung herauszuholen vermag. 
Er stammt noch aus der alten psychologischen Schule; das ist 
nicht immer und gewiß nicht bei ihm ein Schaden. 
Nun hat er, ein höchst merkwürdiger Fall, in dem amerikanischen 
Hollywood eine versunkene deutsche Wirklichkeit wieder.erweckt. 
. Es zeugt für ihn, daß er zum Zweck solcher Beschwörung keines- 
z Wegs das bekannte Theaterstück mechanisch in die Filmsprache 
l übertragen, sondern so weitgehend verändert hat, daß eigentlich eine 
neue Handlung entstanden ist. Ihr Gehalt begreift teilweise den 
des Romans: „Königliche Hoheit" mit ein. Wie in dem Werk 
Thomas Manns, so steht auch im Film der Lebenslauf des Prin 
zen im Mittelpunkt. Kaum zu erwähnen nötig, daß Lubitsch nur die 
Oberfläche abbildet, deren Scheinhaftigkeit Mann gestaltet. Aber 
immerhin, er übernimmt noch etwas aus der Sphäre des Buchs. 
Er führt den Prinzen schon als Knaben vor, der in einem Park 
hinter Gittern wie in einem Käfig gehalten wird. Er läßt ihn 
die Farce des Abiturientenexamens durchmachen und verwandelt 
Alt-Heidelberg in eine Episode dieses belanglosen Glanzlebens 
zurück, in die einzige Episode, die mehr ist als äußere Herrlichkeit. 
Ihre Bedeutung wird unterstrichen durch die ausführlichen Schluß 
szenen, in denen das höfische Milieu wie eine undurchdringliche 
Hecke um den Helden hochwächst. 
, Der Film hat einen bewußt spielerischen Charakter, den zahl 
reiche glückliche Einfälle festzuhalten und geschickt zu steigern wissen, j 
Reizend arrangiert ist am Anfang und Ende das Zylinder- 
geschwenke Lausender treuer Untertanen; eine gelungene Simpli- 
zissimus-Satire das Ballspiel des Knaben mit drei Lakaien; muster 
haft der leichte Spott, mit dem die zeremoniellen Ereignisse trak 
tiert sind. Lubitschs künstlerischer Geschmack sorgt dafür^ daß nir 
gends plump übertrieben wird. Stilsichere Assoziationen und Ueber- 
gänge verstehen sich bei ihm von selbst. Im Gegensatz zu den 
Durchschnittsregisseuren arbeitet er eben nicht mit festem Schema, 
sondern gruppiert von Fall zu Fall. Wie ausgezeichnet ist, um 
nur das noch zu erwähnen, der Endauftritt, in dem der Fürst an 
der Seite der hohen Gemahlin durch die Residenz fährt. Von der 
ganzen hohen Gemahlin ist nur ein Stück Kleid über den Knien 
zu sehen. 
Kompromisse und Nachlässigkeiten seien nicht verschwiegen. Hie 
und da ist die Sentimentalität knüppeldick; so hätte uns die Nacht 
wiese mit dem funkelnden Sternenhimmel darüber getrost erspart 
werden können. Das Corps Saxonia gibt sich zuerst ein wenig gar 
zu drastisch (dafür kommt freilich sein späteres Ersterben vor dem 
inzwischen zur Durchlaucht Aufgerückten um so besser heraus). 
Die Architektur des fürstlichen Krähwinkels ist nicht naturecht 
genug. 
Schwerlich wird es, einen charmanteren Karl Heinz als 
Ramon Novarro geben. Er ist ein bildhübscher, anständiger 
Junge, der den Mangel an außergewöhnlicher Intelligenz durch 
gute Manieren und unmittelbare Gefühle ersetzt. Auch der Dr. 
Jüttner Jean Hersholts ist porträtähnlich getroffen, während 
Norma Shearer als Käthi nicht durchaus überzeugt, so sehr ste 
, ihr Herz auch verloren hat. ; 
/ n n . 
Ein alter Douglas FairbankZ-Film. In der Neue« 
Lichtbühne wird ein vor vielen Jahren gedrehter Film: „D e r 
vierte Musketier" gezeigt, der nach dem Roman von 
Alexander Dumas fabriziert worden ist. Vielleicht hat er damals 
als Prunkfilm gegolten; heute ist er nur noch ein Mönches 
Kuriosum. Es handelt sich in ihm um verzwickte höfische Kabalen^ 
in deren Mittelpunkt der Kardinal Richelieu steht. Er wirkt wie 
ein Schmierenintrigant, und Adolphe Menjou, sein Gegenspieler, 
ist nun einmal trotz des angehefteten Spitzbärtchens kein König, 
sondern ein süffisanter Lebemann. Auch Bronnens längst verstor 
bene Barbara La Marr muß übrigens in der Geschichts- 
Maskerade herhaltem Douglas Fairbanks selbst hat inzwischen 
entschieden Fortschritt« gemacht; denn als vierter Musketier fM 
er zwar so trefflich wie heute, aber sein Auftreten ist von einer 
kaum zu Lberbietenden Tölpelhaftigkeit. — Der vorangehende 
amerikanische Kinderfilm — einer der vielen, in denen Laus 
buben sentimental glorifiziert werden — Wäre vielleicht zu er» 
tragen, wenn man nicht wüßte, daß» aus den Lausbuben später 
Amerikaner werden, die wieder solche Film« herstellen. 
stre».
	        

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