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H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043385
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1929
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

der Reiz des Gesichtes oft rein durch. 
Raes,. 
. 
I Der Faschingsprinz. Wer ist der MMngsprrnz? Natürlich 
Harry Liedtke. Da er immer ein Faschingsprinz ist, benimmt 
er sich in diesem Film der Alemannia-Lichtspiele genau 
so wie überall: lächelnd, liebend, leichtsinnig, und im stillen 
Grunde, da schlägt das edle Herz. So rosenrot ist der Held vieler 
Magazingeschichten, so ununterbrochen mit Zärtlichkeiten beschäf 
tigt denken sich Operettenmelodien den idealen Mann. Dieses Mal 
hat er sich wenigstens eine reizende Partnerin zugesellt, das kleine 
Fräulein Winkelstern, das voller Charme ist. Man wünschte 
der jungen Dame einen Regisseur, der ihre natürliche Mitgift 
wirklich auszuwerten versteht. Hier wird sie überbeansprucht und 
zu künstlichen Exzessen der Mimik gezwungen. Dennoch schlägt 
Msphalt.I Der Film dieses Titels ist ein Musterbeispiel 
künstlich emporgezüchteter Kolportage. Ein Schupomann liebt eine 
Diebin: welch ein Thema für einen Kolportageroman. Was aber 
geschieht? Statt den Stoff, billig, mit der linken Hand, schmöker 
haft und rosa glänzend aufzumachen, wie es sich für das Thema 
gehörte, wird er aus der literarischen Unterwelt in die Beletage 
versetzt. Eine Großstadtstraße von über 400 Metern ist erstellt wor 
den, mehr als 23 000 Glühbirnen haben gebrannt. Und so ist 
auch.die Innenwelt Zur Dauerfeerie umgewandelt. Was ver 
schlossen bleiben oder nur als Ergebnis mitgeteilt werden sollte, 
wird mit Umstand psychologisch entwickelt; als handle es sich um 
eine komfortable Fabel und nicht um ein Geschehen, das sich nur 
dem raschen Zugriff der Kolportage ergibt. Jede Regung des 
Schutzmannliebchens ist so ausführlich in Großaufnahme darge 
stellt, daß man die einzelnen Wimpern sieht; von dem Schutzmann 
selber wird ein detailliertes seelisches RönLgenöild entworfen; und 
um noch etwaige Hohlräume auszufüllen, ist eine Unmenge von 
kleinbürgerlicher Moral hineingestopft. Eine solche Ueberhöhung ver 
trägt aber die ungewählte Handlung nicht. Gerade weil sie zu sehr 
gehoben und ausgebaut ist, scheint ihre Nichtigkeit überall durch, 
und das seiner Ansprüche wegen ungemäße Arrangement gibt sich 
zuletzt als kunstgewerbliche Verzierung zu erkennen. Dieses Ver 
sagen dem Gehalt gegenüber ist um so trauriger, als Joe May, 
der Regisseur, eine technisch vorzügliche Leistung bietet. Er hat die 
Finessen des Handwerks inne, er kann, was er will. Nicht viele 
Prosaisten vermöchten die Fahrt des edlen Paares m der Auto 
droschke so dicht zu erzählen wie er. Auch die Großaufnahmen sind 
stilsicher eingesetzt und durchgehalten, und die wandernde Kamera 
entschleiert äußerst geschickt das Miteinander der Menschen und 
Räume. Schade, daß wie so oft in Deutschland das technische Ver 
ständnis sich auf Kosten des Wissens um die geistigen Bedeutungen 
auslebt. Asphalt auch hier. — Albert Stein rück ist eine der 
Hauptfiguren. Der unlängst Gestorbene geht um, als lebte er noch, 
und kaum ist Zu fassen, daß man so erscheinen und zugleich tot 
sein kann. Gustav Fröhlich stellt den Schupomann: gute Phy 
siognomie und Gebärdenskala, gegen den Schluß hin psychisch 
zu ausgefeilt. Seine Partnerin Betty Amann ist für Mimik be 
gabt und leuchtet, dank auch dem Regisseur, nicht selten verfüh 
rerisch auf. 
lZ.ur Slufführung des Films in den Frankfurter Ufa-! 
Lichtspielen.), i ,, L»e». 
Der Mann mit dem Laubfrosch. Es ist schon ein Glück, daß 
sich nach und nach wieder die Detektivfilme anmelden, die seit 
. einiger Zeit reichlich vernachlässigt worden sind. Wenigstens 
spannen sie mehr als viele Gesellschaftsstücke, die es nur mit 
s Liebeleien zu tun haben. Der neue Film des Capitols spielt 
zur einen Hälfte in vornehmen Prunkgemächern, zur anderen in 
einem obskuren Hotelchen, in dem sich der übliche Mord ereignet. 
Zwischen beiden Hälften schlingen sich Fäden, und man hätte 
allen Grund, davor zu zittern, daß auch die Herrschaften in den 
Salons an dem Verbrechen beteiligt sind, wenn nicht der Mann 
mit dem Laubfrosch wäre. Heinrich George, dem Anschein nach 
ein kleiner französischer Provinzler aus Arles, zieht in der Tat 
mit einem Laubfrosch in das Hotelchen ein. Da der Laubfrosch 
Wasser braucht oder einmal davonhüpft, befindet sich sein Besitzer 
gewöhnlich auf dem Korridor. Ist er ein Detektiv, der die 
Schuldigen erwischen will? Oder ist er am Ende selbst der Ver 
brecher? Wir werden uns hüten, darüber Auskunft zu erteilen, 
und sagen nur soviel, daß mit diesem etwas unbeholfenen Pro 
vinzler Verwandlungen vor sich gehen, die in Staunen versetzen. 
Durch die Sicherheit und Plastik seiner Bewegungen überragt 
George die anderen Darsteller, als da sind: Junkermann, Evelyne 
Holt, Rilla usw. Der Film ist trotz der Zu großen Gedehntheit 
Eterhaltend, und George zu sehe i lohnt sich allein. kaca. 
-- .Harry Piel.1 Er ist <mf nette W-rse ein Held. Nicht 
einer, dem die Weiber zu Füßen liege», sondern mehr em Held, 
wie N» die Knabenphan^ste M ausmalü Ein Knobe ich <mcn 
Schmöker, lutscht dazu Bonbons und träumt^ nur Harry Pret 
kann seinen Träumen entsteigen. Er selbst hat etwas vom Knaben 
an sich mit seiner Freude am Basteln. In seinem neucn Film: 
„Die MLLternachtstaxe" hat er sich ein altes Auto aus 
geheckt, das noch die Lage der Pferdoherrjchaft erblickt haben muß, 
einen krummen, lahmen, holprigen Klapperkasten, den er mit 
rührender Liebe betreut. Wie reizend ist es, daß er nicht auf so 
einem schicken Ding in die Welt hineinvast, sondern sich der um 
ständlichen Benzinkutsche bedient, über die jeder gewitzte Chauffeur 
lacht. Indem er sich ihren Launen anpaßt, vermenschlicht er die Tech 
nik, statt sie wie die andern Zu vergöttern. Und es ist nur in der 
Ordnung, daß ihm die fossile Droschke doppelt zurückerstattet, was 
er ihr an Fürsorge zuwendet. Sie ist mit ihm völlig verwachsen, 
rumpelt, springt, Zögert, wenn er es will, und fährt ihn mitten 
in ein wunderbares Abenteuer hinein. Das muß man gesehen 
haben, wie Harry sich der Verbrecherbande bemächtigt, den Haupt 
schurken niederboxt und dann das Mädchen küßt, das schon mit 
geöffneten Armen seiner harrt. Beurteilt man die ganze Geschichte 
vom Erwachsenm-Standpunkt, so ist st« natürlich ziemlich blöd. 
Aus der Perspektive der Knabenlogik betrachtet, schließen sich aber 
die Ereignisse folgerichtig zusammen, und über allen Schmökern 
schwebt Harry als untadeliger Held. (Zur Aufführung in den 
Frankfurter Olympia-Lichtspielen.) 
Vaterlos. Wir haben über diesen Prunkfilm der Ewelka 
gelegentlich seiner Münchener Uraufführung bereits in der „Frankfurter 
Zeitung" berichtet. Karl Grüne hat die Aufnahmen geleitet. Es ist 
ein Jammer, daß dieser hochbegabte Regisseur, der seinerzeit Die 
Straße", einen der besten und Zukunftsreichsten deutschen Filme 
gedreht hat, nun Zu der Herstellung historischer Bilderbögen herab 
gestiegen ist. Denn um Geschichtsklitterung handelt es sich natur- 
lich auch in diesem Film. Wellington wünscht, daß die Nacht oder 
die Preußen kommen, Blücher sagt Vorwärts und Napoleon 
pflanzt auf Elba seinen Kohl. Lauter Anekdoten und dazwischen 
die Schlachten.-Eine Menge von Requisitenkammern müssen ge 
plündert worden sein, um die vielen Soldaten zu bekleiden, die 
durch die Wälder und Auen um München in Schlachtordnung 
aufmarsckieren. Was der ganze Zauber soll, ist nicht recht klar. 
Als Geschichtsunterricht in Bildern ist er ein Produkt des 
Dilettantismus. Dient er der Stimmungsmache für Kriege und 
nationale Heroen? Man weiß es nicht. Gewiß ist nur, daß der 
Film aus der Geschichte eine Anekdotensammlung macht und 
gerade jene Züge an ihr hecaushebt, die den Fortgeschritteneren 
unter uns heute höchst irreal dünken. — Das Talent Grünes ist 
ssgar bei der Durcharbeitung dieses nichtigen Stoffes unverkenn 
bar. Er hat immer neue Einfälle, um die Maßen zu arrangieren, 
arbeitet oft ausgezeichnet mit Beleuchtungsesfekten und versteht 
sich aufs Zeremonial. Aber was nutzt der Aufwand, wenn der 
Gehalt fehlt? Leer entfalten sich die Prachtszenerien, und der 
ernst gemeinte Pomp wirkt hohl. —- Otto Gebühr scheint eine 
- Inkarnation des alten Preußengeistes ?u sein Er stellt einen 
Film-Blücher arrf die Beine, der sich schen Lassen kann und die 
anderen historischen Größen bei weitem überragt. (Zur Aufführung 
des Films im Gloria-Palast.) 
' Das brennende Herz. Das ist eine Art von Liebesromanze, 
in der die Musik nicht nur inhaltlich eine Rolle spielt, sondern bei 
nahe die Inhalte gebiert. Jedenfalls ist die Handlung so unwahr 
scheinlich. daß sie höchstens als eine Illustration von Klangsolaen 
zu Recht bestehen könnte. Es geht um die Beziehung zwischen 
einem armen jungen Komponisten und einer armen jungen Sänge 
rin. Diese verheimlicht dem Geliebten, daß sie aus Geldnot ge 
zwungen ist, in einem großstädtischen Variete aufzutreten. Natür 
lich kommt der Geliebte dahinter und natürlich läßt er das Mädchen 
seiner Lügerei wegen im Stich. Wieder einmal einer jener Fälle, 
in denen die ganze Tragik vorn Verschweigen herrübrt Hätte die 
Sängerin nur einen Ton geredet, so wäre der KonM unmöglich 
gewesen. Da sie aber bloß singt, entsteht lauter Unheil, und erst 
am Schluß treffen infolge eines märchenhaften Glücksevrignisses dre 
Entzweiten Zusammen und sprechen sich endlich au^. Der Weg bis 
dahin ist mit Vorgängen gepflastert, die ein wenig kleinbürgerlich 
Mmmen: so wird etwa das VaristL als der reinste Sündenpfuhl 
geschildert. Ludwig Berger hat bei der Regieführung mit Recht 
auf einen allu großen Realismus verzichtet, ist aber dafür stellen 
weise in den Expressionismus entglitten. Außerdem hat er, offen 
bar in der Absicht, den Schein der UnwiMchkeit zu erzeugen, die 
Liebenden zu einem ausdrucksvollen Benehmen bestimmt, das 
weniger als die Frucht innerer Aufregung denn als Hast wirkt. 
Mady Christians, die Heldin, ist magerer als sonst und hat Augen 
Lücke, in denen sie ihre reiche Mitgift »an Charme voll entfaltet. Ihr 
Partner Gustav Fröhlich ist ein frischfrommfröhlicher Junge, 
her nur noch viel zu dick aufträgt. Am reizvoWen ist Jda Wüst, 
die in falschem Glanz daherrauscht; leider auf einer kleinen Neben 
strecke. (Zur Aufführung in den Bieberbau-Lichtspiele n.) 
H r, r^.
	        

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