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H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043385
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1929
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Das groke Verdienst Nannkeims ist. eine ak 
tuelle Drkenntnisbaltung Lu Dnde gedackt Ai 
kaben, die als Uögliekkeit in der jüngsten Bkase 
unseres Denkens bereits angelegt war. 8ie wird 
von einem Bewußtsein bestimmt, das sieb aller 
absoluten und siatiseben Kaktpunkts ledig weiß. 
Nb voEgliober Klarkeit weist Nannkeim die 
kistoriseks Degitimität dieses kreigesetLten Be 
wußtseins naob und versickert sieb der ikm m- 
gänglioken Bositionen in der Oegenwart. Drei- 
uek ist es trot^ der sekark-sinnigen Vorbekalte 
mekr frei von als frei kür etwas. Oewiß entgekt 
es der Bekangenkeit in beliebigen Ideologien, der 
Fixierung an m.ytkologiseke Komplexe, aber es 
beLablt die Däkigkeit des Liekselbstkabens mit 
Normalität. Leins jeweiligen Lvntkeseu sind 
Sin Brogramm, und da es kaktiLok nie naob einem 
Der Heidelberger Brivatdoxent Karl Kann- 
beirp verökkenilickt ein Bück: „Ideologie 
und Utopie" (Band III der von ^lax Lckeler 
begründeten und jetÄ von Karl ^lannkeim ker- 
ausgegebenen ^odrilten E Bkilosopkis und Lo- 
^iologie". Driedriok Ooken, Bonn. 256 Leiten.) 
Äetkodlsck vor allem an dem Denken Nax We 
bers gesckult, uns,lasiert er in ikm unsere gegen - 
wärtige Lituation. Wioktig ist nickt nur diese 
^nal^se selbst, sondern mekr nock der Ort, von 
dem aus sie erlogt. Din entm^tkologisiertes Be- 
wußtsei-n nimmt sie'vor. Und es weiß Mob einer 
entm^tkologisierten 2eit gegenüber. 
NannKeim gebt von dem Ideologiebegrikk aus, 
und Lwar Wigt er in einem interessanten Dx- 
kurs, daß die üblicke marxistiscke Brägung des 
Begriffs der Ideologie die Bmcbt einer Dntwiok- 
lung die bei der Lenuktsem-spbd an- 
bebt und über den Historismus kinweg allmäblick 
7^1 den Dormulierungen von Narx kükrt. klonte 
nun, SO meint er, ist auck diese marxistiseke 
bassunZ der IdeoIoFienlekre überkoit. vureb 
die ständige Lonirontiernn^ der versokiedenen 
Ideologien nämlwk sind wir naeb ikm xu der 
Drbenntnis vorZedrun^en. d^S es andere «is 
stLndpunbibeLO^ene „Kiekten" ukerkaupt nickt 
§idt. Marx Kai die kür^erlioken Ideologien de- 
strniert; aber die kd^e seiner Destruktion ist, 
dM auok wesentkeke Vestandstüoke der marxisti- 
seben Ikeorie sink als Ideologien entkÄen. Mt 
anderen dorten: das mensoklioke VewuLtsein 
ka-t laut Nannkeim einen Zustand der keile er- 
reiekt, der es ikm ermögliokt, die kelation 2wi- 
soken den versekiedenen (socialen und politi- 
Voken) Denkgekiiden und der jeweiligen 8eins- 
wirkli-ekkeit ikrer (kollektiv-) Träger 2U durek- 
sokauen. ks gibt kür dieses DewuAsein Keine 
absoluten Denkgebilde mekr, sondern nur noek 
Erkenntnisse, die in Veriekung m einem so oder 
so besekakkenen (soÄalen und poktiseken) 8öin 
sieben. Die ^nnakme einer soleken generellen 
DeLÜglieb keit vorn lebtet n atürbek auek den ^n- 
spruok auk ein statisokes ^bltbild und läkt 
nur ein wissen geltem bei dem von vornkerein 
einkalkuliert ist, dak es seine bestimmte 8teile 
im dMsmiseben Dro^eL bat. ^us der Ileberreu- 
gung Keraus, daü alle ^.spekte leilaspekte sind, 
fordert Nannbeim eine ^VissenssoLiolo- 
g i e, der er die ^ukgabe Lusokreibt, „wertfreie' 
Ideologienkorsekung Lu treiben und derart den 
Mok auf die 1'otalität der kelationen frei 
maoben. CVVie sieb von selbst versiebt, bat der 
Ausdruck „wertfrei" bisr nur eins relative Ls- 
deutunZ, und Nannbeim weiL im übrigen sebr 
wobl xwisoben einem kalsoben und einem riob- 
tigen Vewuktsein m untersebeiden.) Von dieser 
DisÄnlin verspriebt er sieb eine (stets.neu. Lu 
sebakkende) soiriologisobe 2eitdia- 
Znos e, d. b. einen >8ituationsberiebt, der niobt 
dem Dann der einen oder anderen Ideologie 
Menjou als Maharadscha. Die Neue LichLbühnZ hat 
ein gutes Doppelprogramm. In dem Film: „Der Maharad 
scha von Domelanien" (warum so blödsinnige Titel?) tritt 
Adolphe Menjou in der goldstrotz enden Uniform eines indi 
schen Fürsten auf, die ihm freilich nur als Revue-Statist zukommt. 
Er eignet sie sich aber auch als Ausgeheanzug an, um durch ein 
imponierendes Auftreten das Herz einer schönen stolzen Frau 
(Evelyn Brent) zu erringen. Ganz reizend das Gemisch aus 
Hochstapelei und chevalereskem Benehmen, mit dem er die Unnah 
bare schließlich betört. Auch die Theater- und Gesellschaftshinter 
gründe sind geschickt arrangiert. -- Der Film: „Das gewisse 
Etwas", der in einem amerikanischen Warenhaus spielt, ist 
geradezu als Wunschtraum kleiner Ladenmädchen konzipiert. Die 
niedliche Verkäuferin mit dem inneren Anstand, die nach vielen 
Wirrungen endlich den gewaltigen Chef ergattert, der ebenfalls 
über einen nicht geringen inneren Anstand verfügt — mehr läßt 
sich zunächst kaum verlangen. Die Hauptperson des nicht ohne Witz 
ausgemachten Stücks ist die wirklich charmante Clara Bow. 
— „__ Kaca, 
Äs Nkdertmchi hmgest-llt wird. Der Estische P°ttz°^n«ml 
Retter des Vaterlandes — so wert hatten w^ es alp gluLuch 
wieder gebracht. Man muß die Gesinnung olcher Prunkte est- 
naoeln sonst fressen sie sich nach und nach immer tiefer cm und 
betören das Publikum. Es erhöht nur die politische daß 
der Mm gut gemacht ist. Die Regle hat rn der Montage von den 
feindlichen Sowjetfilmen gelernt und brmgt einige vorzügliche 
Szenen zuwege. So ist das Tanzfest von i°.dem wünschenswerten 
Prunk, und die Troikofahrt am Schluß ist wirklich verteusettes 
Unternehmen. Unter den Darstellern dre »um Teil Rüsten sind 
ist ein großartiger alter General zu rühmen; desgleichen AUxander 
Gran ach als dunkler Verschwörer- 
unterworfen ist, sondern die maximale Erweite 
rung der Kiekt erstrebt. 
Die ^rt der Liebt bestimmt den poNiseken 
Vollem Ks ist daber durobaus konsequent, daL 
Mannbeim aus der den Ideologien Lugewandten 
VVissenssoNologie eine politisobe 8 o 2 ioIo- 
g i e entwickelt, die naob ikm den ^Veg mr poli- 
tiseken knisobsidung xu bereiten bat» Ibrs 
Kauptverpflioktung wäre, die leilkaktigkeit der 
polmsok gebundenen Dart-ikularerkenntniTse auk- 
LUweisen und von Kall Lu kall eine Zusammen- 
sekau der versokiedenen poNisobsn Denk Struk 
turen Ai leisten, ^obei es sieb, wie Nannkeim 
ausdrüokliok kervorkebt, keineswegs um ein in 
der Kontemplation verkaktetes sebematisobes 
Ordnen kandeln darf, das gar niobt bis in« In 
nere der Ltrukturen dringt, vielmekr allein um 
eine konkrete Orientierung, die aus dem Willen 
rair Aktion kervorbriokt. 
Was bedingt Mietet den poNtiseben Willen 
und erteilt ikm die kiobtung? Die „Dt 0 pi e". 
80 nennt Nannbeim jene seinstrans^endenten 
Vorstellungen, die mm Dntersekied von den 
Ideologien die lendens kaben, unsers Wirklieb- 
keit 2u wandeln, xu sprengen. Dr untersuokt die 
versobiedenen idealt^pisoben Gestalten, die, von 
dem Okiliasmus der Wiedertäufer an bis rum 
Kommunismus und Dasoismus unseres läge, 
die Dtopien im Dank der Oesobiokte angenom 
men Koben, ^.uf Orund dieser Dntersuobungen, 
die ein Daradigma so^iologisober O-eistesgesokiokte 
darstellen, gelangt er ru einem äkmioken Kobluü 
wie bei den Ltrukturanalvsen der Ideologien, ^u 
dem Lekluk nämliek, daä das reike DewuAtsein 
der Oegenwart siok der blinden Dniertänigkeit 
unter die Ideologien ebenso ru entxieken neige 
wie der unter die Dtopien. Wir überblicken keute 
das Nebeneinander von Ideologien und von Uto 
pien. 8ie überblicken keiüt aber notwendig sie 
entkräften. In der lat lautet NannKeims Dia 
gnose dakin, dak das Dtopisobe küblbsr sokwinde. 
(^sieben kierkür: dis neue Lacklicbkeit, oder 
etwa die Nanier, M-gunsten der Bewältigung 
konkreter Wnxelkragen auf jede OesamtÄckt xu 
verdickten.) Will man ikm glauben — die Dr- 
eignW'Stz lassen ibn nickt unbestätigt — so drängt 
eine Bewuktseinskaltung berank, vor der sieb 
alle Ideen blamieren. Dine Welt sekeint fertig 
Lu werden, blur nock xwei Mckte, so bebaup- 
tet Alannkeim, Sueben ibrs Lpannungslosig- 
keit bmtan^ukalten: die niobt arrivierten prole- 
tariseken 8ckiekten und — dis kreisekwebenden 
Intellektuellem 
Die kreisekwebtzndenlntelltzktutzl- 
I sn'! Kie bilden bei Nannbeim eine relativ 
klassenlose Orupps kür sieb. lind eben diese kort- 
gesekrittenste Orupps wird ibm i^um Deib und 
Träger des kortgesokrittensten Bewußtseins. Kie 
wird u. a. Ideologienkorsekung 2u übernekmen 
kaben; sie mag die Dörersekakt der Docksckule 
bilden, an der die von ikm postulierte politisoke 
KoÄologie betrieben wird; sie soll die Lpannung 
Mr Biopie bin waebkalten. Dr möobte dieser ln- 
telligen2, die darum social verkältnismäkig un 
gebunden ist, weil sink alle socialen Ltrömungen 
m ikr vereinigen, das gute Oewissen geben, 
möckte sie davor bewabren, sieb vorseknell ein- 
Luordnen und das saorikiÄo dell' inteketto 2U 
bringen. Indem er sie rur Drgründung der Ktruk- 
tursituationen, xu K^ntkesen in seinem Kinne auk- 
kordert, sekeint es ikm, als vertrau6 er ikr eins 
eigens Wssion an: die, „Wäekter xu sein in 
einer sonst allLu finsteren l^ackt".
	        

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