DLA Viewer Logo Full screen
  • First image
  • Previous image
  • Next image
  • Last image
  • Show double pages
Use the mouse to select the image area you want to share.
Please select which information should be copied to the clipboard by clicking on the link:
  • Link to the viewer page with highlighted frame
  • Link to IIIF image fragment

H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Access restriction


Copyright

The copyright and related rights status of this record has not been evaluated or is not clear. Please refer to the organization that has made the Item available for more information.

Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043385
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1929
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

-- Eine Nacht in London. Dieser Film der Vieberbau- 
Lichtspiele ist ein Vaudevillestück, das Lupu P L ck ganz nett 
arrangiert hat. In einem großen Londoner Hotel findet eine 
jener pikanten Verwechslungen statt, die den Anstoß zu einer Hand 
lung, geben, deren Abschluß die Verlobung ist. Das ganze feudale 
Getriebe kreist um Lilian Harvey, Die sich bemüht, ein Töchter- 
chen im Sinne der englischen Unterhaltungsromane zu sein. Eine 
Bagatelle, die zum Glück selbst keine anderen Ansprüche als die 
des Amüsements stellt. kaca. 
---. Sein Letzter Befehl. Es genügt, auf diesen bekannten Jan- 
nings-Film, den jetzt die Neu-e Lichtbühne zeigt, noch ein 
mal kurz hinzüweisen. Selten wird es ein solches Muster der Ge- 
Khlsöerwirrung gegeben haben, selten ein Stück, das sich mit 
solcher Gerissenheit zwischen der Scylla der Reaktion und der 
Charhbdis der Revolution durchzuschlängeln sucht Der russische 
Großfürst: ein brutaler Knoten, aber im Kern ein guter Mensch 
und noch besserer Hatriot. Die Revolutionäre: alle mit berechtigter 
Empörung geladen, aber ein wenig gemein. Im Grund hält es 
die amerikanische Firma, wie kaum anders zu erwarten, eben doch 
mit dem Großfürsten, der als Komparse in Hollywood endigt und 
mit einer Gloriole von Tragik umwoben wird. Seinem revolutio 
nären Gegenspieler, auf den nicht das geringste Licht fällt, bleibt 
am Schluß nur übrig, sich vor dieser Tragik Zu beugen. Ein 
Rattenschwanz von Konfusionen, die ein anderer auMren mag. 
Jannings ist die Hauptfigur dieses Spiels aus Lug und 
Trug. Schade, daß er und seine schöne Partnerin ihre Gestaltungs 
kräfte für einen so brüchigen Spekulatisnsbau vergeben müssen. 
Im einzelnen fehlt es nicht an gut aufgenommenen Szenen; in 
teressant sind vor allem die Hollywood er Details. Raaa. 
Fasching im Kino. LYaMara ist mit dem Film „Mein 
Herz ist eine IaZzband" im G l o ria - Pa Last einge 
zogen- Es ist Fasching, und jeder Unsinn ist erlaubt, wenn er nur 
lustig ist. An Unsinn fehlt es nicht in dem Film, aber wenigstens 
sorgt Lya Mara für die Lustigkeit. Sie ist, was man einen Racker 
nennt, mit ihrem jazzenden Herzchen und ihren Gir!s, die immer 
in karnerten Hosen auf- und abtraben. Sonst kommen noch 
LtraßencMchten von London vor (die jetzt an die Stelle der 
Pariser zu treten scheinen), Verbrecher, die ebenfalls rm mischt 
dendcn Augenblick das Herzchen auf dein rechten Fleck hab n, 
M-ifelhast-es Nachtleben und feudale Milieus. Der begabte 
rzrddrich Z«lnik hat die Szenen so heftig durcheinander 
geschüttelt, daß gar keine Zeit zum Nachdenken bleibt, und durch 
spritzige Einfalle ein paar nette Augenblickscffekt« erzielt. Alfred 
Abel frönt wieder einmal der Wehmut des alternden Mannes, 
2" - al - S a-m borski bewährt sich als Jongleur und 
Raimondo van Riel haut mit großer Kunst in die Fresse. Alles 
in allem Dgt sich der Film in den Fasching gut ein. Racs. 
An einen Schriftsteller. 
Brief der Feuilleton-Redaktion. 
Sehr geehrter Herr! 
Wir haben mit großem Interesse Ihre beiden Novellen 
gelesen und möchten Ihnen sagen, daß nach unserer Ueber 
zeugung eine starke Begabung aus diesen Arbeiten spricht. 
Wrr haben uns mit wirklichem Bedauern dennoch zur Ab 
lehnung der Manuskripte entschließen müssen. Aus folgenden 
Gründen. 
Die ALe Geschichte stellt einen krassen Einzelfall 
sozialen Elends mit ausgezeichneter sprachlicher Genauigkeit 
dar. Wir könnten uns diese Erzählung sehr gut in einem 
Sammelband denken, in dem sie durch andere Erzählungen 
'^MMruckÜch ergänzt würde; oder in einem Roman, der sie 
m einen größeren Zusammenhang einreihte. Geben wir sie 
der Zeitung, so beanspruchte sie damit sofort über das 
Künstlerische hinaus eine reale Geltung, die dem sonderlichen 
Einzelfall nicht zukommt. Mag das Ereignis ästhetisch an 
nähernd bewältigt worden sein, als außerästhetisches Ereignis 
rst es nicht so typisch, wie wir es wünschten. 
Die andere Geschichte hat etwa die gleichen Qualitäten 
wre die erste. Aber auch in ihr ist ein Daseinsfragment ver 
arbeitet, d-as eine aktuelle soziale Bedeutung hat. Da nun 
rn Ihrer Darstellung die Aktualität nur noch unterstrichen 
wird, meinen wir, daß man gerade einem Thema dieser Art 
durch eine sächliche Reportage gerechter geworden wäre als 
durch ein Prosastück von mehr oder weniger freier Erfindung. 
Verstehen Sie bitte recht: uns rühren die Gegenstände Ihrer 
Erzählungen (das Wohnungselend, die Not der Verstümmel 
ten) als Realitäten so an, daß wir sie, bei uns wenigstens, 
lieber in ihrer Faktizität schlicht reportiert als durch die j 
ästhetische Gestaltung vermittelt wissen möchten. Das heißt 
natürlich nicht, daß die große dichterische Gestaltung das 
Grauen einer solchen Wirklichkeit nicht zu durchdringen und 
zu erhellen vermöchte; aber um eine derartige wirklich dich 
terische Gestaltung handelt es sich in Ihren Arbeiten nach 
unserem Ermessen eben nicht. Vielmehr herrscht das Stoff 
liche doch vor. Und da die Materie nun einmal nicht ganz 
poetisch gefaßt ist, quillt sie über, ohne andererseits sö rein 
stoMch wie in einer Reportage sich darzustellen. Wir ziehen 
aber, wie gesagt, der Besonderheit Ihrer Themen wegen 
den. Tatsachenbericht vor, wenn die Dichtung nicht 
erreicht ijtz ? ' 
Die schönste Frau von Paris. Von Paris ist leider in 
diesem Film des „Capitois" so gut wie nichts zu sehen. Dafür 
um so mehr von Elga Drink, die sich in allen möglichen 
Situationen und Toiletten als schönste Frau zeigt. Durch ore 
Schönheit glaubt sie das Spiel zu ersetzen. Freilich ist auch nicht 
viel zu spielen, da es sich um eines jener Stücke handelt, in denen 
Aristokraten, Hochstapler, Flirts und Hotelhallen sich wesenlos 
durcheinandermengen. Man weiß um die etwa zwischen ihnen zu 
treffenden Kombinattonen genau so Bescheid wie um die 
Struktur der wöchentlich wiederkhrenden Silbenrätsel. Werner 
Fnetterer und Rudolf Klein-Nogge lasten sich neben 
der Hauptperson hin- und herrücken. Der von I. und L. Fleck 
gedrehte Film kommt manchrnal nicht recht vom Meck. 
Indizienbeweis. Dieser Film der Alemannia- 
Lichtspiele soll angeblich die UnZulänglWeil des Indizien 
beweises erhärten. Aber Las ist nur ein billiges Lockmittel, ein 
Köder, der ausgeworfen wird, damit die Leute anbeißen. In 
Wirklichkeit zeugt er weder für noch gegen den Indizienbeweis, 
da die Verwicklung, der ein Unschuldiger fast zum Opfer fällt, 
so leicht zu durchschauen ist, daß kein Gericht ihr ohne weiteres 
Glawben schenken wird. Ueberdies ist es den Filmherstellern nicht im 
mindesten um eine Reform des Strafprozesses zu tun, sondern 
sie tniben die Handlung nur darum zu einem Prozeß vor, weil 
Aufnahmen aus Gerichtssälen die Spannung erhöhen. Sieht 
man von dem ethischen Klimbim ab, so bleibt ein mittelmäßiger 
Spielfilm übrig, der in Marseille spielt, von dem leider kaum 
! etwas zu sehen ist. Die Hauptdarsteller sind Suzy Vernon, Ruth 
! Wehher, Olaf Fjord und Henry Edwards. Sie verkörpern die 
j üblichen Leidenschaften in der Üblichen Weise. U 3 c a- 
Komödie einer Liebe. 
! Das ist ein ausgezeichneter Gesellschaftsfilm, der Lern Typus 
! oes Vamp auf den Leib rückt. Eine jener Nutten, die in Amerika 
l Goldgräberinnen heißen, weil sie gewerbsmäßig reiche Männer 
; ausbeuten, legt aus Las Oberhaupt einer, braven Mttelstands- 
familie Beschlag. Der, ein richtiger Babbit, hat sich durch einen 
Coup ein Vermögen gemacht. Ein biederer Mann mit der Pfeife 
im Mund, der sich natürlich leicht fangen läßt, wenn so ein MäL- 
chen ihm damit schmeichelt, daß er AehnLichkeit imt Napoleon 
; habe. Es geschieht, was in lausenden Fällen geschieht: der Babbit 
zerstört durch einen plumpen Seitensprung das übrigens allzu 
idealifch gezeichnete Familienidyll. Der Fall scheint in eine Tra 
gödie auszuarten, beabsichtigt doch die betrogene Famittenfrau sich 
von den: Dachgarten eines Wolkenkratzers herabzustürzeru Zum 
Glück hat sie eine tapfere ToKer, die den auf Abwege geratenen 
Papa in letzter Minute von der Gemeinheit der Nutte und ihres 
Kompagnons überzeugt und ihn sanft auf den Tugend- und Ge- 
Mftspfad zurückleitet. Die Familienharmonie ist damit, hoffent 
lich endgültig, gerettet. 
Kein Geringerer als D. W. Griffith hat diese hochmora 
lische Geschichte filmisch akzentuiert- Er kennt sein Handwerk und 
kennt die menschliche Sphäre, üm die es hier geht. Da in Deutsch 
land »heute Filme ähnlichen Inhalts meistens von Regisseuren 
gedreht werden, die nicht wissen, wie die Welt aussieht, die sie ab- 
uwen sollen, ist es ein um so höherer Genuß, die hier geleistete 
Arbeit zu verfolgen. Wie klug montiert Griffith Übergänge, mit 
welcher Oekonomie holt er seine Effekte heraus! Die falsche 
Eleganz der Bar etwa, in der die fatale Begegnung zwischen dem 
Rumpf der Familie und ihrem Haupt statt!irü>et, wird mit jeder 
erwünschten Vollständigkeit durch die abscheuliche Gefräßigkeit einer 
Dame in Abendtoilette charakterisiert. Besonders geglückt ist die 
Einschaltung eines winzigen Auftritts am Schlust, der still 
schweigend von der im übrigen betriebener! Anpreisung ungefähr 
deten Spießbürgertums abrückt. Dieser Austritt nämlich zeigt das 
Gaunerpaar in einem so lieblichen Tete-L-tete, daß kein vernünf 
tiger Mensch ihm düster grollen kann. So daß also doch noch die 
hundertprozentige Glorifizierunq der Babbits vermieden wäre 
PhyM Haver kennen wir bereits aus dem Film: „Chicago" 
als den Jdealtyp der Blondinen, die bevorzugt werden. Sie ist auch 
hier wieder in allen ihren unzähligen Gesten die vollkommene 
Puppe, deren temperamentvolle Leere schon beinahe dämonisch 
wirkt. So wie Jean Hersholt, der Dr. Jüttner in Alt 
Heidelberg, den Babbitmarm spielt, muß ihn Sinclair Lewis 
erträumt haben: die bebrillte Banalität in Person, gutmütig, ein 
beleibter Junge, der im Rohbau stehen geblieben ist. Don Alva- 
rads würde auch in Paris einem Zuhälter Ehre machen. Sally 
O'Nerl als Tochter hat im Ueberschwang jugendlicher Bravheit 
gute Momente. Auch die Mutter Belle Vennetts ist richtig 
angelegt. ^02-
	        

Hinweis zum Volltext

Die OCR-Ergebnisse sind experimentell.

Cite and reuse

Cite and reuse

Here you will find download options and citation links to the record and current image.

Manuscript

METS MARC XML Dublin Core RIS Mirador ALTO TEI Full text DFG-Viewer OPAC
TOC

Image

PDF ALTO TEI Full text Mirador
Download

Image fragment

Link to the viewer page with highlighted frame Link to IIIF image fragment

Citation links

Citation links

Manuscript

To quote this record the following variants are available:
Here you can copy a Goobi viewer own URL:

Image

To quote this image the following variants are available:
Here you can copy a Goobi viewer own URL:

Citation recommendation

Please check the citation before using it.

Image manipulation tools

Tools not available

Share image region

Use the mouse to select the image area you want to share.
Please select which information should be copied to the clipboard by clicking on the link:
  • Link to the viewer page with highlighted frame
  • Link to IIIF image fragment

Contact

Have you found an error? Do you have any suggestions for making our service even better or any other questions about this page? Please write to us and we'll make sure we get back to you.

What is the first letter of the word "tree"?:

I hereby confirm the use of my personal data within the context of the enquiry made.