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H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043386
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1930
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

getreu zu übernehmen. Sie vollzieht sich Zum größten Teil in einem 
Gerichtssaal, dessen altfränkische Nüchternheit eine ausgezeichnete 
Folie ist. Der Regisseur Gustav Ucickh zeigt ihn in den ver 
schiedensten Perspektiven, sucht überhaupt nach Möglichkeit die 
Effekte der Sprache durch die filmischen zu ergänzen. So läßt er 
während mancher Reden von der Richterbank den Blick über die 
Zuschauermenge gleiten; unterbricht sinngemäß die Verhandlung 
durch Bilder von der Versteigerung; schaltet einen Lokaltermin 
auf schaukelnden Kähnen ein, der seine Komik rein aus der Bild 
montage herleitet. Wo die Mittel der Regie versagen, helfen die 
Darsteller weiter. Otto Wallburg stolpert wieder einmal über sämt 
liche Worte, Gustav Gründgens verkörpert den messerscharfen 
Staatsanwalt, Oskar Homolka präsidiert mit dunkler theatra 
lischer Würde dem Gericht und Kurt Lilien berlinert, daß man 
seine Freude daran hat. Die Favoriten sind Willy Fritsch und 
Lilian Harvey, die diesmal, eine niedliche Garbo-Imitation ist. 
Daß die schauspielerischen Leistungen einigermaßen gerundet sind, 
ist nicht zuletzt der außerordentlich vervollkommneten Klangfilm 
Apparatur zu danken, die zwischen dem Flüsterwort und der er 
hobenen Sümme neuerdings eine Menge von Nuancen gestattet. 
Auf dem Weg, den die Ufa mit „Hokuspokus" eingeschlagen hat, 
kommt man freilich nicht weiter. Denn dieser Film ist gar kein 
Film, sondern ein auf die Leinwand gezerrtes Theater. Seine 
Personen benehmen sich wie auf dem Podium, seine Szenenfolge 
gehorcht, von wenigen Montageeinheiten abgesehen, den Gesetzen 
der Bühne und seine Spannung entspringt dem Wort. Der Ton 
film aber kann nur Zu sich selber gelangen, wenn er sich die Mög 
lichkeiten des stummen Films zunutze macht, statt sie einfach bei 
seite zu schieben. 
Alte stumme Filme 
sind jetzt in Berlin wiederholt gelaufen. Da die neue Produktion 
fehlt, ist man gezwungen, mit der alten die Lücke zu stopfen. So 
wurden der unvergeßliche Film: „Zwei junge Herzen" von 
Paul Fejos und Fehders: „C rai n q u eb ille" aus der Ver 
senkung geholt. Der Vergleich mit ihnen fällt zuungunsten der 
Tonfilme aus. Wo ist der freie weite Bildraum hingekommen, 
den jene stummen Filme erschlossen, Wo steckt die anonyme Menge, 
die in ihnen sichtbar wurde, wo das Stadtlabyrinth, das sie 
durchschweiften? Es wird die nächste Aufgabe des Tonfilms sein, 
sich alle die Reiche zurückzuerobern, die wir vor kurzem noch im 
Kino besaßen. 
Lr Berlin, im IM. 
Am eritani scher Fusel. 
Ob der neue, jetzt ins Capitol eingezogene AlIolson - Film: 
„Sag' es miL Lied ern" genau so minder ist wie „Lonn^ 
oder gar noch weniger taugt, «wage ich nicht M entscheiden. Lieber 
möchte ich Zu erklären versuchen, in welchem Klima so ein Tränen- 
imd Sonnenerzeugnis überhaupt gedeihen kann. Seine unerläßliche 
Voraussetzung ist Zweifellos das New Wörter MenschMgewimmel. 
Es wird in die Untergrundbahnen gequetscht, von der Geschäftshast 
vernutzt und durch den Radau malträtiert. Da das äußere Leben 
diese Menge tagsüber aufreibt, verlangt sie Zur Entschädigung in 
den Mußestunden nach dem inneren. Abgespannt, wie sie ist, ver 
mag sie aber nur gerade seinen Ersatz zu genießen, mit dem sie sich 
um so eher begnügt, als ihr andere Tröstungen durch die Prohi- > 
bition verwehrt sind. Die Mission des Alkohols erfüllt der Fusel 
fürs Gemüt. 
Was dem Broadway recht ist, ist im Umkreis der Kaiser- 
MHelms-Gedächtniskirche zu billig. Der Film fängt zwar ganz 
nett damit an, daß Al Jolson Reklamelieder auf Autos, Seifen 
usw. ins Mikrophon singt, geht aber dann schleunig in eine Ehe 
geschichte von unerträglicher Rührseligkeit über, aus der er sich, 
nicht mehr herausfindet. In ihrem Verlauf wandert unser 
Publikums liebling unter anderem ins Zuchthaus, wo er unauf 
hörlich schluchzen und während des Schluckens singen muß. Ganze 
Lrünenbüche entstehen Damit sie nicht vorzeitig versiegen, muß 
noch der von früher her bekannte sonnzs sein Köpfchen in 
Großaufnahmen Hinhalten und mit dem Sümmchen krähen. 
Wurden früher die Kinder Zur Fabrikarbeit verwandt, so dient 
heMe ihre Unschuld den Erwachsenen als Rauschmittel. Kaum 
Kne Wochenschau kommt bereits ohne Babies aus. 
Noch dazu ist dieses heulende Elend schlecht hergerichtet. Offen 
bar hat die Inanspruchnahme Al Jolsens so viele Dollars ver 
schlungen, daß für die Aufmachung nichts mehr übrig geblieben 
ist. Im Vertrauen auf den Liedersegen am laufenden Band sind 
ein paar langweilige Hintergründe aufgebaut, vor denen sich die 
Kamera nicht vom Fleck rührt. Der für deutsche Ohren zu rasch 
gesprochene amerikanische Text wird durch sie nicht amüsanter. 
Ueberdies ist die Wiedergabe des Tons trübe und viel undeutlicher 
als etwa im jüngsten Ufa-Tonfilm: 
„Hokuspokus", 
der nun endlich den „Blauen Engel" aus dem Gloria-Palast ver 
trieben hat. Leider ist der Blaue Engel nicht unverzüglich in den 
Filmhimmel entschwebt, sondern hat seine irdische Behausung 
einige Schritte weiter am Kurfürstenkamm aufgsschlagen Wahr 
scheinlich ist er aber auch der einzige Engel, der den Kurfürsten 
damm unsicher macht. 
„Hokuspokus", nach dem oft aufgeführten Bühnenstück von Curt 
Goetz gedreht, ist ein sauberer, geschickt arrangierter Unterhaltungs 
film, der unstreitig Erfolgschancen bietet. Sie sind ihm mehr Zu 
gönmn als dem Henny Porten-Lustspiel: „Skandal um Eva", 
das trotz oder wegen seiner stickigen Atmospäre noch immer aufs 
Publikum wirkt. Bei Goetz kann man doch atmen. Der Hokuspo 
kus, den er treibt, besteht darin, daß die junge Frau eines Malers 
des Mords an ihrem Mann bezichtigt wird, der aber den Mord 
nur fingiert hat, um als vermeintlich toter Künstler seine Bilder 
besser loszuschlagen. Da das Stück nicht nur theatermäßig zuge 
schnitten ist, sondern auch die Hauptpointen im Dialog hat, der 
den Indizienbeweis harmlos verulkt, blieb den Manuskriptver 
fassern nichts anderes übrig, als die Bühnenhandlung ziemlich
	        

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