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H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043387
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1931
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

bei 
gewesen, in der Zuckerwirtschaft und bei dem 
der 
die 
Glück und Elend der Oekonomen, und würzige Reime, die von 
schönen Unverblümtheit eines Dunghaufens sind, erklären ihm 
Galgen man die Krüppel band, 
wär" es auch der Fabrikant", 
Gegenbeispiel geschrieben. Ich bin auch 
und ein Ehrenmal wird die Verdienste feiern, die sie sich im Welt 
kriege erwarben. Wenn sie den Entwurf beurteilen könnten, hätten 
fle vermutlich nur ein Lächeln übrig für die Torheit der Dkenjchen. 
Da die Landwirtschaft in der Natur liegt, wird auch der Natur 
schutz eifrig betrieben. Ruhig und menfchenrein will der Jäger seine 
Wälder haben, wenn er die Hasen und Rehe schießt. Durch FotoS 
und Panoramen wird die Häßlichkeit übertriebener Papierkörbe 
entlarvt und das Unwesen aufdringlicher Hotelschilder und 
Streckenplakate einwandfrei an den Tag gebracht. Die Einbrüche 
der Zivilisation schänden die Ursprünglichkeit des grünen Reviers, 
und nur schuldbewußt erinnere ich mich daran, daß mir bei meinen 
Wanderungen einige barbarische Wegtafeln sehr willkommen ge 
wesen sind. Sie sind gegen das Interesse der Landschaft, in der sich 
der Großstädter von seinem Alltag erholen will, von den Straßen- 
kämpfen und von der Politik, die er leider auch im Plakatlosesten 
Gottessrieden immer wiedersindet. Die gesäuberte Natur in Ehren 
— aber wenn sie nicht bleibt, wo sie ist, sondern die Wohnungen 
überschwemmt, wird sie fürchterlich. Ich habe Geweihstühle an- 
getrofsen, auf denen sich zweifellos auch Hermann Löns nur mit 
Unbehagen niedergelassen hätte. Da haben es die emeritierten 
Kapitäne doch besser — ihre mit Liebe angefertigten Segelschiff 
modelle dienen wenigstens nicht zum Sitzen. Und die vielen Wald- 
und Wiesengemälde werden sich auf den für sie bestimmten Wänden 
ebenso unnatürlich ausnehmen wie die Butterbrotpapiere im Freien. 
Von der im übrigen glänzend arrangierten Ausstellung strömt 
die Grüne Woche nach Berlin herein Ueberaü begegnet man den 
Stutzenhütchen, den schmucken Forsteruniformen, den Pelzen, den 
knorrigen Stöcken. Sie füllen die Lokale, wallfahren über die 
Asphaltäcker und ernten die Vergnügungen, die ihnen in Berlin 
entgegengereist sind. 
Natur der Natur. 
„Am 
Wert 
steht unter einem 
den Honigbroten 
Alten Fritz, der in Büstenform den Seidenzuchtpavillon patronisiert, 
sehe mich aber außerstande, die verschiedenen, nur dem Einge 
weihten verständlichen Geheimnisse zu lüften, da ich noch viel 
weniger als Fritz Tiddelfritz weiß und mich unter keinen Umstiurden 
vor Onkel Bräsig blamieren möchte. 
Das heißt, bei den landwirtschaftlichen Tieren muß ich doch 
kurz verweilen. Sie sind ja nicht eigentlich fachwiffenschastlich, 
sondern gewissermaßen Allgemeingut — diese prächtigen Kaninchen 
mit den persönlich ausgebildeten Ohren, diese Bruthennen und ihre 
Kücken, diese Wasservögel aus dem Zoo, die sicherlich glauben, daß 
der für sie zubereitete Teich ein echtes Naturschauspiel sei. In 
einem Saal treten die Tiere gleich regimenterweise auf. Er hallt 
Wider vom Getose Zahlloser Kikerikis, das ich der Filmindustrie 
zur Aufnahme in ihre Wochenschauberichte empfehle, damit das 
Publikum nicht immer nur sich selber aus den Sporttribünen 
brüllen hören muß. Die dazugehörigen Hähne tragen ihre Lappen 
wie einen Kriegsschmuck und haben das selbstbewußte Auftreten 
von Generälen, gegen das die Tauben in der Nachbarschaft nichts 
auszurichten vermögen. Sie, die unsere Briefe durch die Lüste be 
fördern, sind von abgeklärter Dicke, gurren still vor sich hin und 
blicken mit franziskanischer Milde in die düstere Welt Erhaben 
über die menschlichen Wirren, helfen sie doch nach Taubenkräften, 
Grüne Woche. 
LLr». Berlin, im Februar. 
Ich bin durch die Grüne Woche gegangen, in den Aus 
stellungshallen am Kaiserdamm, und habe mich wie aus dem 
Land gefühlt. Wie auf dem Land? Wie in zehn Ländern zu gleicher 
Zeit. Es ist, als habe sich die Landwirtschaft vervielfacht und sei 
mit der Landwehr und dem ganzen Landsturm ausgerückt, um die 
Reichshauptstadt zu erobern. 
Da ist sie nun mitten in unserem Winter eingetroffen, und ich 
gestehe, daß ich ein solches Massenaufgebot von Ländlichkeit noch 
niemals erblickt habe. Scharen von Pflugscharen, Dreschmaschinen- 
gewehre und Aufzuchtapparate — welcher Großstädter hätte auch 
nur eine Ahnung von der Unsumme technischer Wunderwerke, die 
ihm zur Tafelbutter und zu seinen Eiern verhelfen? Hier dringt 
er ins Herz der Agrikultur, hier wird er belehrt. Gefällig un 
geordnete Tabellen unterrichten ihn auf statistischem Wege über das 
die eigentlich die Hersteller dazu veranlassen müßte, das LazM enä 
ihres Films unverzüglich Zu ändern. 
Für Ue Öffentlichkeit war der Film von vornherein nicht 
gedacht. Dennoch erklärt die Filmoberprüfftelle genau, weshalb er 
sich auch in der Öffentlichkeit nicht blicken lassen darf. Mag er im 
Dunkeln vermodern — schade wäre es Zweifellos, wenn einige 
ihrer Gründe nicht an die Öffentlichkeit kämen. So meint die 
Filmoberprüfftelle ckwa, daß die Zulassung dieses einen Propa 
gandafilms auch die anders gerichteter Propagandafilme zur Folge 
hatte; was dw Ruhe und Sicherheit in Gefahr bringen könne. 
Gewiß! Aber eine durch das Verbot jeder politischen Aeußerung 
erkaufte Ruhe ist ungleich mehr mit bedrohlichen Spannungen ge 
laden als eine, die vielleicht weniger »ruhig ist, aber' dafür Aus 
sprachen ermöglicht. Und wahrt denn die Filmoberprüfftelle wirk 
lich nach allen Seiten, hin ihre Parität? Sie hat den Nemarque- 
Mm verboten und das „Flötenkonzert von Sanssouci" zügelnsten 
— dieses nationale Eigengewächs, das in der Tat das deutsche 
Ansehen Lm Ausland schwer schädigte, wenn es überhaupt ins 
Ausland dränge. -- Ferner weist die Filmoberprüfftelle den Ein- 
wand ab, daß es nicht ihre Sache sei, den radaulustigen Elementen 
das Handwerk Zu legen, kapituliert also vor dem Herrn der 
Blindschleichen und weißen Mäuse. Sie scheint sich mit de*r Po 
liZei zu verwechseln, der es allein zrckäme das Publikum Zu 
b escI h c ü h t zenw . ill die Öffentlichkeit mit den übrigen, kaum stich 
haltigeren Begründungen des Verbotes verschonen. Niemand wird 
einer Zensur, die selber auf einer rational faßbaren politischen 
Willensüildung beruht, von vornherein das Recht absprechen, be 
stimmte, den einsichtigen politischen Zielen des Staates abträgliche 
Kundgebungen zu verbieten. Die Zensurmaßnahmen der Film- 
oberprüfstelle aber verleugnen den politischen Willen, maßen sich 
den Schein der Neutralität an und stützen sich aus windige Kon 
struktionen. Sie sind kulturreaMonär und begünstigen rings um 
uns einen Muff, den die durch sie eingeschüchterte Filmindustrie 
nur noch vergrößern wird. Es tut gut, um dergleichen zu wissen.
	        

Hinweis zur Vollständigkeit

Die Blätter 89 und 90 fehlen im Original.

Hinweis zum Volltext

Die OCR-Ergebnisse sind experimentell.

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