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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Kino in derWünzpaße 
wieder beginnt, -ist es Mit dem Schlummer vorbei. Rechts in der 
flitzt, und verlasse den Stall. Die Sonne scheint, aber- 
um richtige Pausen LinZuschalten. Wahrscheinlich dient das Dessert- 
manchmal als Mittags 
Albers setzt die Mutopartie genau an dem Punkt fort, an dem 
er sie abgebrochen hatte, Und rE den - Gipfelhöhen 
des llapM such entgegen. Ich warte nicht, bis er sie erklommen 
hat, sondern Mssierß wieder die Leinwand, anst,der er riesig,daW 
dir Kreise, diß ihn aufsuchen, genügend Geld haben, um sich schon 
vormittags zu amüsieren, - während das Publikum- in der' -Münz- 
««elw, E»° März. 
In der Münzgaffe hinter dem Alexanderplatz befinden sich 
Mehrere Tageskinos, die alle schön um 11 Uhr vormittags 
eröffnen. Um diese Zeit ist diß Münzsträhe so mit Passanten 
gefüllt, daß man sich ordentlich tzmchMngen Muß, um weiterzU- 
kommeü. Die Menge, die aus Arbeitern, Frauen/ KleinM 
Lhpm und in der Hauptsache aus jungen Burschen besteht, hat 
es nicht eilig. Langsam schiebt sie sich voran, man spürt, daß die 
Arbeitslosigkeit auf ihr lastet. Begrenzt wird der träge Fluß auf 
der einen Seite von Lebensmitttzlsuhrwerken, auf her andern von 
Straßenhändlirn, Geschäften und Restaurants, deren Schaufenster-' 
gerichte aber längst Nicht so viele Illusionen zu erwecken scheinen 
wie die Bilderwände der Kinos, Sie gleichen schönen Uferp^ 
ten, an denen sich-das Publikum staut. Vielleicht übertrifft auch 
wirklich der geistige HE 
Bei dem Anblick d ieser Kinos erinnere ich Mich des Pariser 
Paramount-Theat^ Nähe der Oper, das ebenfalls tags ¬ 
über in Betrieb ist. Ein lichtübergossener Prunkpalast, der lauter 
Novitäten bringt und dazwischen bunte Ensembleszenen. Obwohl 
er eigentlich mit den Lokalen um den Alexanderplatz nicht in 
einem Atem genannt werden darf, ist er ihnen doch darin VM 
wandt, daß er wie sie die Unterhaltungsb M von Leuten 
befriedigt, dis nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Nur daß 
ster der bösen Zeit vertreibt. Sie verwenden es wie eine Medizin, 
die man im Krankheitsfall schluckt. Ihre Hautfarbe ist schlecht, 
und das Bewußtsein der Nutzlosigkeit trübt ihren Blick. Manchmal 
zögert auch ein Pärchen vor den Bildern, das im Dünkel Ver- 
Dem Beispiel mehrerer Vorgänger folgend, entschließe ich. Mich 
trotz dem schönen Wetter Zum Eintritt. Nie in.jeüen verschollenen 
Zeiten, als noch diß Wme stum^ muß man 
einen Geruch aus,-an dessen Herstellung offenbar Generationen 
gearbeitet haben, und wimmelt von Menschen. Ich sehe sie nicht, 
spüre aber, daß sie Zu Klumpen zusammengeballt sind. Die Bilder 
auf der Leinwand sind schon ein wenig verregnet und sprechen so 
undeutlich, daß man kaum eine Silbe versteht. Liebesgeflüster 
klingt wie Gekeife, und schlichte MäNnerwM verwandeln sich in 
Alarmsignale. Gespielt wird ein älterer Tonfilm mit Hans Albers, 
der überhaupt der Favorit der Münzstratze Zu sein scheint, da er 
so ziemlich in allen KiNos auftritt. Bezeichnend für das Publikum 
sind die Stellen,, an denen gelacht wird. Besonderen Jubel löst 
eine kleine Szene aus, in der Albers seine Muskelkräfte 
Wert entwickelt. Er springt Zum schmächtigen Nühmann in die Bade 
wanne hinein und taucht ihn Mehrere Male unter. Es sind Er 
werbslose, die über den-rohen Spatz lachen, ausgeL'öotete Mensche 
denen jeder Ulk DanMrkeit abnötigt. Sie stehen außerhalb des 
Arbeitsprozesses und. verlieren dadurch allmählich das Unter 
scheidungsvermögen. Man dürfte es ihnen nicht einmal übel 
nehmen, wenn sie auch. die . glänzende Karriere beklatschten, die ihr 
Liebling Albers im Film gewöhnlich macht. 
Auf der Leinwand erscheint: „Fortsetzung folgt", und der Zu 
schauerraum erhellt sich. Ich habe mich nicht getäuscht, die meisten 
Reihen sind, dicht besetzt. Jacken und dünne Mäntel flüstern mit 
einander; ein alter Mann schläft. Nachher, wenn der Lärm vorne 
nach rechts Noch nach links und wartet. Sir ist in mittleren' 
Jahren, eine gowoW die nichts Zu tun hat.und darum 
einfach irgendwo am Straßenrand stehen bleibt. Wenn nicht einer 
Nische haust eine Art von Büfett, das. den. Räum Zum Waxtesaal 
vormittags zu amüsieren, - während das Publikum- in der -Münz- 
ß ra ß e e i nem er zwu ngenen Müßi gang f r ö n t. . _ stempelt. Er hat keine' Farbe'' mehr und" gleicht 'den Sälen der 
_ Arbeitsnachweise und Wärmehallen aufs Haar.. Wer den Kellner 
M an mer kt es ih m am Di e j u ngen Bu rs H en , di e v or d en für überflüssig hielte,.- der. in schmieriger, Schürze, Pfefferminz, 
Kinoeingängen herumlungern und kritisch die Photos betrachten, Waffeln und'Negetküsse MN irrte sich sehr. Seine Waren sind 
sehen alle mißmutig/aus. Der Zeitvertreib, der sich hier bietet, -stärker erfragt als in den feinen Kinos, die allerdings zu fein sind-, 
ist ihnen weniger ein Vergnügen als ein Mittel, das die Gespen- 
schwinden will. Oder ein Mädchen überlegt sich, ob es im Augen 
blick nichts Besseres anfangen kann. Das Risiko ist in der Tat 
tzt, un verlasse en ta . e onne scent, aber- 
nicht gering/'denn Erwerbslose zahlen gegen Vorzeigen ihres diese Menschen die Sonne an? Vor dem Kinoportal W 
Ausweises ganze K Pfennige, und die Zogen, oder was sich so Frau im imitierten Pölz' und kaut. Mutlos kaut sie, steht weder 
nennt, kosten gar 1 Mark. 
kommt und . sie ins dUnLß.AiNö mitnimmt, kaut sie sicher noch bis 
an der niederen Leinwand. vorbei in die Hintergründe des Zu- in die Nacht hinein anm.l und. die SostneMcht. M 
schauerraumes^ ein unermeßlich langer Schlauch ist. Er strömtverrichteter Dinge ab. ' 8.
	        

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