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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Zur Produktion der Jungen. 
Bei Gelegenheit zweier Bücher von Klaus 
Von S. Kracauer 
Mann. 
„Das Schreiben fiel ihm sehr leicht; so 
leicht, daß er diese Beschäftigung niemals 
völlig ernst genommen hatte“ (Aus „Treff 
punkt im Unendlichen“ von Klaus Mann.) 
. •. 
Klaus Mann ist noch nicht 26 Jahre alt 
und hat bereits einen Haufen Bücher geschrieben, 
die auch alle - gedruckt und besprochen worden 
sind. Jetzt sind gleich zwei neue auf einmal von 
ihm erschienen: eine Art Autobiographie: 
„Kind dieser Zeit“ (Transmare Verlag, 
Berlin. 332 Seiten) und wieder ein Roman: 
„Treffpunkt im Unendlichen“ (S. 
Fischer Verlag. 368 Seiten). Ergibt zusammen 
700 Seiten. Womit ist diese Unmasse Papieres 
gefüllt? Die Antwort hierauf veranlaßt mich zu 
wenig vergnüglichen Betrachtungen. 
Um bei der Autobiographie zu beginnen, die 
von der frühesten Kindheit an bis zum 18. Le 
bensjahre reicht, so bestätigt sie, was ich schon 
einmal an diesem Ort feststellte: daß Klaus Mann 
über ein natürliches Talent sich mitzuteilen ver 
fügt. Sie ist routiniert erzäh.t, enträt nicht des 
Charme und besitzt sogar einen gewissen doku 
mentarischen Weit. Er rührt in der Hauptsache 
daher,-daß ihr Verfasser der Sohn eines berü hm- 
ten Vaters- ist und oft aus der Schule, das heißt 
aus dem Elternhaus plaudert. Wer sich einen 
Spaßmachen will mag „Unordnung und frühes 
Leid" mit diesen .Erinnerungen vergleichen. Zu 
der Chance,, daß private Kindheitserlebnisse hier 
gleichzeitig literarische Pikanterien sind, tritt 
noch der Glücksfall bedeutender Zeitverhätnisse, 
der ebenfalls ausgenutzt wird. Man erfährt vor 
allem, wie der Krieg und die späteren, zum Teil 
aus nächster Nähe erlebten Wirren auf die „Her 
zogpark-Bande“ wirken; üben diese Ereignisse 
auch einen geringen unmittelbaren Einfluß aus, 
so greifen sie doch mittelbar in die Entwicklung 
der Kinder ein und verstärken von den Pubertäts- 
jähren an die exzentrischen Neigungen. Die Tat 
sachen, die nicht selten heikel sind, scheinen mit 
Aufrichtigkeit wiedergegeben zu sein; ihre Deu 
tungen dagegen sind überhastet und banal. Und 
damit komme ich zum Gebrechen des Buchs: 
unter seiner glatten Oberfläche ist weder Zwang 
noch Substanz zu spüren. Offenbar hat Klaus 
Mann so etwas gemerkt. Aber er läßt sich durch 
die von ihm selber möglicherweise geahnten 
Mängel nicht vom Schreiben abhalten, sondern 
sucht sie durch eine Vorbemerkung zu ver 
tuschen. Diese Vorbemerkung enthu It seinen Un- 
ernst und verrät, daß die erwähnte Aufrichtigkeit 
den Tatsachen gegenüber mehr modisch als un 
erbittlich ist. Denn statt sich in den einleitenden 
Sätzen allenfalls für sein frühes Erinnerung? 
unternehmen zu entschuldigen, rechtfertigt er es 
mit gespreizten Argumenten, die unerfahren sind 
und zu dem Buch gar nicht passen. Er erklär 
zum Beispiel: „Mich deucht aber, auch der 
Schriftsteller des ersehnten Kollektivs:aates wird 
nur fähig sein, für das Allgemeine etwas auszu 
sagen, solange er, als Beispiel und Gleichnis, das 
einzelne nehmen darf. Nicht Ueberwindung des 
Individualismus sei unser Ziel, sondern Einfü 
gung des individuellen Bewußtseins in ein um 
fassenderes, kollektiveres.“ Einmal sieht man 
dieser Formulierung schon an der Nasenspitze 
an, daß der in ihr enthaltene Gedanke schlank 
weg aus der Luft geholt ist, in der er liegt, und 
zum andern dient sie rein als ideologischer Auf 
putz von Kindheitsgeschichten, die faktisch nir 
gends über sich hinausweisen. Auch von der 
„Krise des Bürgertums“ ist natürlich in der Vor 
bemerkung die Rede. Ich weiß nicht, was schlim 
mer ist: der unerlaubte Umgang mit solchen 
Vokabeln oder ihre fixe Verwertung im eigenen 
Interesse. 
Man könnte milder urteilen, wäre nicht der 
zum selben Zeitpunkt erschienene Roman, der 
den angeblichen Gehalt der Autobiograpnie hätte 
erweisen müssen, einfach zum Kotzen. Einen der 
art drastischen Ausdruck zu gebrauchen, scheue 
ich mich um so weniger, als ihn der Autor selber 
in seinem Roman wieder und wieder verwendet. 
Gespräch zwischen einer Mutter und ihrem Sohn: 
„Sie erhob sich aus dem Plüschsessel, um zu ihm 
ansBett zu treten. ,Du siehst noch grün aus, wie 
Ausgekotztes," stellte sie angewidert fest und 
prüfte ihn aus zusammengekniffenen Aucen. — 
Na, bist noch nicht gerade rosig, mein Schatz," 
sagte er, wozu er kurz lachte.“ — Gespräch 
zwischen zwei jungen Liebenden, in Afrika na h 
dem ersten Haschischgenuß: „Kotzen! Fest 
kotzen!* bat er von Herzen. Kotz auf .den Bo-
	        

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