allen Reformversuchen auf dem
blieben. Er stellt lebende Bilder,
Gemäldeschinken eines Piloty
schrecklicheren Wirklichkeit. Man
die Theaterrequifltenräume und
Gebiet des Films unberührt ge-
die längst verschollenen historischen
werden in ihm von neuem Zur
hat, der Kulturgeschichte Zuliebe,
einige frei nach Lukas Cranach sind. Nach der Vorschrift des
albernen Manuskriptes wird das ganze Personal, dessen Verkleidung
jeder Untertertianer durchschaut, im vermeintlichen Zeitstil bewegt.
Da öffnet Hans Sachs ein Butzenscheibenfenster und schreibt mit
einem strahlendem Lächeln und echtem Gänsekiel sein Gedicht auf
die wittenbergische Nachtigall; da sitzt Kaiser Karl in Dürerwanrer
auf dem Thron und blinkt Hütten unzweideutig gepanzert die
Treppe hirvan; da erlebt der junge Luther buchstäblich eine
Vision. Sie ist "von einer Entsetzlichkeit ohm Inmitten
des auf der Leinwand spürbaren Geländes der Filmgesellschaft ist
eine altdeutsche Landschaft errichtet, die Jupiterlampen blitzen,
Wassernebel werden zerstäubt und durch den Naturaufruhr taumelt
der Reformator auf ein Kruzifix zu, das vom Kunstgowitter zer
trümmert wich, fallt selbst nieder, betet den Bildtiteln zufolge
die Vision einer verderbten Phantasie und eines ununterrichteLsn
Im siebenten Himmel. Der große Foxfilm, der jetzt im
„Gloria-Palast" läuft, nennt sich selbst einen „Liebesroman
von überirdischen Leidenschaften". Ueberirdisch ist der Film keines
wegs, aber leider auch nicht recht irdisch. Sämtliche Staffagen
sind nämlich gestellt. Von Paris sieht man ein Dachgewimmel,
das nach Alter riecht, und dahinter dir arg verzeichnete Kuppel
von Sacrö-Coeur, die in Hollywood unmittelbar neben dem Eiffel
turm Zu liegen scheint. Gestellt ist auch die Liebesgeschichte, deren
lang gedehntes Adagio einem Straßenkehrer und einem einfachen
Mädchen gilt, höchst sentimental, mit dem Krieg dazwischen und
einem gehörigen Schuß von amerikanischem Optimismus mitten
ins pseudofranzösische Milieu hinein. Janet Gaynor und
Charles Farrell, die Hauptdarsteller von Murnaus unseligem
Sonnenaufgang-Film, spielen das Paar. Die Gaynor ist ausge
zeichnet, „§lsbr" nur ein bißchen zu viel; ihr Partner eine durch
trainierte sympathische Erscheinung, der man aber den Straßen
kehrer nicht glaubt. Gute Nebenfiguren und geschulte Photographie.
Das Ganze im Ansichtspostkartenstil, gigantisch und süß.
Ra e a.
Aer Luther-Ailw.
Der von der Film-OöerprüMlle genehmigte Luther-Film liegt
Heute in einsr Gestalt vor, die jedenfalls den katholischen Voiks-
teilen zu einer besonderen Entrüstung keinen Anlaß mehr gibt.
Er zeigt zwar ein paar Meter lang den Ablaßhandel und stellt ein
Rom ins Atelier, das etwa dem Venusberg im Landhäuser ent
spricht, mit sündigen Kurtisanen und religiösen Pru
die -das fromme Volk beiseite drängen, aber die Art, in der die
Unsitten geboten werden, entspricht nur dem Verfahren rm ganzem
Es ist dumm, ahnungslos und monströs und sollte die allge
meine Entrüstung erwecken.
Was haben die Veranstalter dieses Film getan? Sie haben
eines der schwierigsten Kapitel der deutschen Geschichte aufgegriffen
und es nach den Methoden der üblichen Geschichtsklitterung
traktiert. Die Reformation auf der Leinwand fürs Volk. Ohne
Geist und ohne Verstand sind Szenen aneinandergereiht worden,
die den Anekdotensammlungen und Schullesebüchern entnommen
zü fein scheinen. Für den Wert der Informationen spricht unter
anderem die Behandlung der Bauernkriege. „Der Bauern
krieg bricht los. Fanatiker wollen das Werk der Reformation mit
Feuer und Schwert vollenden" — so steht es im offiziellen Pro
grammheft des „Film-Kurier" geschrieben, dessen Dext dem Film
kongenial ist. Die Reformation? Ein Geschäft.
Vielleicht ist es gar keines. Denn dieser Reformationsfilm ist von
Regisseurs. Wo Hat man dergleichen schon gesehen? Auf
'Schmieren. Auch Eugen Klopfer/der übrigens eine
ganz gute Luthermaske hat, wird notgedrungen zum DcrrflANZ-
dianten. Je technisch geschickter einzelne Szenen aufgebracht sind,
desto beklemmender winkt die Wandertruppenmache.
Gegen die UrrLildung der üblichen Filmproduzenten läßt sich
nichts tun, und für die Herstellung der durchschnittlichen Gesell
schaftsfilme reicht sie auch aus. Wenn sie sich aber an solchen Ge
genständen wie der Reformationsgeschichte vergreist, wird sie zum
überkonfessionellen Skandal. Sie sollte es wenigstens für alle die
Kreise sein, die sich noch nicht nach den Gesellschaftsfilmen bilden.
Baaa.
die Rüstungskammern ausgeplün ¬
dert, man hat die Schauspieler in Kostümpuppen verwandelt, deren
--- Spione. Der neue Fritz-Lang-Film der Nfa*
Lichtspiele —- wir haben über ihn schon anläßlich der Ber
liner Erstaufführung im Feuilleton des Hauptblattes berichtet
—- ist großartig gemacht und Zeigt die außerordentlichen Regie
fähigkeiten Längs. Die Handlung, die von der Art der Spannung
eines Edgar Wallace-Romans ist, entfaltet sich blitzschnell und bringt
wundervolle Großstadtaufnahmen, Eisenbahnunfälle und Telefon
tische — eine tolle optische Reportage, die zwar etwas zu viel
mit gestellter Staffage arbeitet, aber blendende Ausschnitte und
Uebergänge zeigt und mit einem kaum zu übertreffenden Geschick
zurechtgeschnitten ist. Schade nur, daß dieser selten begabte Re-
Meur mit Thea v. Harbou auch künstlerisch im Bunde steht.
Me bei den Nibelungen und dem Metropolisfilm hat sie wieder
das Textbuch geliefert. Es hat entschieden einen sensationellen
Inhalt, es ist nicht einmal untalentiert, aber eS ist zugleich so
minder, baß es jedenfalls für eine Verfilmung großen Stils nicht
taugt. Frrtz Lang, der seiner formalen Anlage nach hinter den
russischen Regisseuren wahrscheinlich nicht zurückstcht, muß, der
Autorin zuliebe, eine Spionagegeschichte dreyen, die weder Sinn
noch Verstand hat, und nur spannt, ohne wohin zu spannen. Er
hat es zu gut gemacht, die Bildfolgen übertreffen die Fabel so
sehr, daß man das Gefühl zurückbehalt, es sei ein glänzendes
Prunkgewebe um ein Nichts gesponnen. Ein Jammer, daß dieser
Regisseur nicht die Manuskripte findet, die zu ihm passen. Die
Darsteller — wir nennen nur Rudolf Klein-Rogge und
die pikante Gerda Mauru s --- sind durchweg vortrefflich. Baea.
VÄK ^AFSdALGL Ävr* M^ÄÄSr EZdrLVORL^t.
Boiiti^. Brterutm', ^eseiisc/rsfr irr Baris ron
—it§9A. Ins Beutse^s ÄbertrsAe-r Von 0?M
Ki^aik. /IrLZySWS/rir n?rd einLeibitsr Von ?srri
^isyieV. LfÄne^en, ^dert Ba-rsen. L^7 KbiLen.
Seö. 5.
Bas dsiULmtD la^sbued bat dureb dio vor Kur-
20m eriolKdo VeröKoudUobun^ von 2-oIa-Brioksn sins
srueuw HctualitLt M^ouusu. vor jotst' vor^olsAto
Land ist von Baul "MsÄor vorMalieb ausM^LM
und Lsleitst Cordon. Um die d^amon suiruLäblsu,
dis äsn Brüdern dsso^nst sind, müüts man sämt-
livüs 2oIedr1tätHn Branlcrsiods aus dsr ^siton
BMts des voriMN llabrbundsrts ta^dollarisod ver-
soiebnon. Baudot, Lainto-Bouvo, Bu^o, Blaubert,
Oavarni, — mir Mm ^nroir do8 Oaumong seion
sin paar dor ^röllton Konannt. Bas V^iodti^to an
der OdroniL sind vioRoiobt niobt einmal ibrs Hauod-
und LtaatLsebildorunMN. sondsrn doiläukiL^ Lomor-
bunM-n und Roll sxio neu, dio durob ain 8oitonpk8rt>
obon in dis Intoriours ionor Booobs oinkMrsn. Alan
orläbrt otva. in ^odensä^on Äoiedsam, bodoutsndo
BinMlboiton über dio dür^orlieb-s 'Wobnuna und dio
BWiobuE dor Insassen M ibr. Odor ss kindst siob
boi OolsMubsit Blaubortg sins so morb^ürdigo
Bsodaebtuna disss: „Biosog Bäronlobsn des
BobriiktstMoro im noun^obnisn llakrbundsrt ist solt-
sam, vorÄoiobt man es mit dem ^o-ssUsebaktliobsn
Bobsn der Bitoratursn im aebtLobnton llabrbundort
von Diderot bis ru Narmontsl. Das VürMrtum der
^eMnv'Lrtisen 7sit suebt nur dann don Bm^an^ das
ZedEsEers, -venn dieser Mnoiat ist. dis Rolls,
eines AVundertiers. eines Bossonroillors oder in der!
Bromdo eines Oiesrene Mi übornobmon." ^Vo das
Daseduod sied niedt mit den LtrelÜi ediern der
Blondlatorno dss:nü^t. sondern borübmts OsAon-
stände einer BauorbslouobtunK aussetZt, bietet es
krsiüob böobstons Bassadsn, nenn niedt Aar Moden-
an si ob ton dar. Bs kedlt rvar niodt an amüsanten
Anekdoten und nlastiseden Bssobroibunaon, aber im
eMemeinen werden dood die BsIdsnMZuräobo von
literLrisoden Kammerdienern vernommen. Bs bedarf
sodon der Werde der iiisspräodspartner, um den
fatalen Lindruod LU ver^isoden. den die HuiMob-
nunAen mitunter dinterlassen: daü nämliod dis
IInterdaltunKSQ bei Kodvmnneoko Aekildrt worden
seien. Broilieü lädt siod naed der ioiMndsn AeseA-
neten LetraodtunA kaum medr erwarten- ^.m W.
^UKust 1870 sodrsidt Ddmond säuderliod din: ,,^m
Labnbok Kaint-Daxars stelle iod ant eine druyoe
von et^va nvanÄA Agaven, den Dsderrest eines
Bataillons, das unter Nae-Uabon dämpkte. Niedts
ist so sodon, niodts so eindruedsvoü, so bildbakt, so
malsrisod vüs diese von einer Aodlaodt ersedöpkten
Nensoden. ^uk idnen lastet eine lodesmüdiAdeit,
^eit ab von jeder anderen NüdiAdeit, und idry IIni-
kormen sind adAenut^t. versodossen. kadl, als datten
sie die 8onns und den ReAen vieler dadrs in sied
au^Aenommen." Din daldes ladr vorder vmr der
Bruder dules Aestordsn. Wer seinen Baudelaire so
Aründliod miüvsrstedt> dem sind auod in 7aZe-
düodsrn Oren^en Mssdrd Lr.