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Object: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Die Jugend der Komgm Luise. 
Au diesem Terra-GrsMm hat Ludwig Berg er das 
Manuskript geschrieben. Ms Absicht maa ihm yorgeschwebL haben: 
darzustellen, wie Menschen im Zercmonial sich regen. In der Tat 
ist die Spannung zwischen den menschlichen Leidenschaften und 
Gefühlen auf der einen Seite und der stavren Etikette auf der 
anderen ein ausgezeichneter Vorwurf für den Film. Denn wortlos 
sichtbar ist sowohl das Gepränge wie das seelische Verhalten zu 
ihm das, um den vor geschriebenen Gebärden zu antworten, selber 
! Gebärde werden muß. 
Man hat die Jugendzeit der. Königin Luise^ hevausge- 
griffm — genau so gut, oder wahrscheinlich besser,-hätte ein 
anderer Stoff gewählt werden können. Der vc.rarbeilete ist etwas 
dürftig. Immerhin ist bei ihm mit sicherem Instinkt der Akzent 
auf die richtige Stelle gelegt: auf dcn Gegensatz nämlich zwischen 
<7eL. «L 6. 
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I^lsobsn rbnsN sntbMt. R r. 
— Harry Piel und der Tiger. Der Film „Panik" der 
Neuen Lichtbühne ist nicht hohe Filmliteratur, hat nicht 
einmal den Ehrgeiz, so etwas wie ein fröhlicher Weinberg zu 
sein, aber ich kann mir nicht helfen — er ist spannend und m 
manchen Teilen wirklich gut gemacht. Leute, die Angst vor der 
Kolportage und vor Raubtieren haben, sollten hübsch aufpassrn, 
wenn sie hineingehen, denn Harry Piel ist ein Schlimmer, der 
von unwahrscheinlichen UeLerraschungen nur so wimmelt, ob er 
nun als Maharadscha mit einer rhythmischen Lieblingsfrau er 
scheint oder im atlasgefütterten Frackmanteil als Halbgott., Aber 
eigentlich zu fürchten braucht man sich in seiner Gegenwart nie. 
Steht auch immer, wo er auftritt, eine gräßliche Gefahr zu er 
warten, so wird doch, streng genommen, die Gefahr nur herauf 
beschworen, damit er sie im letzten Augenblick abwenden kann. Die 
ses Mal soll eine Versammlung von Millionären auf die scham 
loseste Weise ausgeplündert werden. Also, man muß sehen, mit 
welch einer süßen Eleganz er des Hochstaplers Herr wird. Freilich 
hat er einen Partner, der ihm, Harry, mindestens ebenbürtig ist. 
Der Partner ist ein Tiger, ein schönes Naturexemplar, das sich 
so zutunlich zu Harry verhält, nun, sagen wir wie ein von einem 
Knaben abgerichtetes Haushündchen zu seinem Gebieter. Der rich 
tige Spielkamerad. Niemals würde Harry Liedtke mit einem 
Tiger spielen (höchstens mit seinem Fell); dieser Harry tut es 
und lächelt dazu noch obendrein wie Liedtke. Er frühstückt mit 
dem Tiger, nimmt ihn ins Hotel mit, schreckt und rettet mit ihm 
die Millionäre — ein reizendes Tigerlein, von einem Halsband 
umwunden. Nehmt alles nur in allem: Harry Piel hat sich in 
dem Film selbst übertroffen, und nächstens werden Tiger beim 
Zünfuhrtee die große Mode sein. Rein regiemäßig ist übrigens 
dieses aufregende Sensationsstück geschickt aufgebaut; die Intro 
duktion ist sogar ausgezeichnet. Zu den Mitspielern zählen außer 
verschiedenen erstklassigen Raubtierkräften unter anderem Erich 
K a i s er - Tietz, Albert Paulig und Henry Bender. 
winnt. Dafür wird es auch von CAy Feindt geritten. Es 
empfiehlt sich, nur von ihr zu reden, denn die FamULentragödir 
iw Hintergrund ist fürchterlich. Was sich eben so manchmal auch 
in Gutsoesttzerkreisen tut, mit mißratenen Brüdern, Zuchthaus, 
Zwang zum Ehcversprechsn usw. Also Cilly Feindt, kein Engcl 
ist so rein — wirklich, sie ist ein recht liebes Mädchen ohne 
Herrenschnitt im Herrensitz auf dem Gaul. Auch von ihren er 
staunlichen Reitkünsten abgesehen, arbeitet s« die ihr vorgeschriebene 
Figur bewußt und anständig heraus; Zum Unterschied von ihrem 
jugendlichen Partner, der nun schon gar nicht spielen kann. Dir 
übrigen darstellerischen Leistungen sind guter Durchschnitt- Manch 
mal befriedigt die Regie- manchmal weiß Ke nicht weiter. 
? Der FeldmarschaL. Es ist ein Perd, daS in dem neuem 
! Film der Saalburg-Lichtspiele ein großes U'Men He-r 
Artifie«. Meser Fibm der Capirol-Lichtspiele 
schlägt wieder einmal in das beliebte Airkusfach und gehört zur 
gleichen Familie wie der ausgezeichnete, jüngst in Frankfurt ge 
zeigte Film: Manege". Freilich reicht er an ihn nicht heran. Die 
Handlung schweift in angestrengt komische Episoden ab, der 
Zirkuszauber ist nicht straff genug gebannt. Es liegt eben immer 
sehr viel daran, ob die Regie nur über die übliche Routine veMgt 
oder ihren Stoff wirklich durchknetet, wie es in jenem Manege 
Film geschehen ist Die Hauptdarstellerin ist in beiden Stücken die 
gleiche: Mary Johnson, eine bsgaots Künstlerin, die nur in 
diesem neuen Film die mädchenhafte Unschuld mit zu großen 
Augen und zu dicken Gebärden aus-pmaunen möchte. Werner 
Fütterer als jugendlicher Liebhaber ist eine mittelmäßige Er 
scheinung. Niemand hätte in Ernst Deutsch gerade die hypnoti 
schen Kräfte vermutet, die er hier mit einem Ziemlichen Auswand 
an starren Blicken hergeben muh. ' I< aca. ! 
der Unbefangenheit eines jungen Mädchens, eben der späteren 
KönOn, und dem Glanz des höfischen Leberrs. Es gibt Zu 
sammenstöße, es komm! zu winzigen KonfWchen, aus denen der 
Film seine Nahrung bezieht. Zur Auffüllung wird noch die 
Maitreffe des Königs herbeizitiert, die sich zwar nicht, wie die 
Kronprinzessin, einen Verstoß gegen die Etikette erlaubt, aber als 
Maibreffe bereits der Verstoß in Person ist Für das "Dp^e! und 
Widerspiel, das nirgends in eine Tiefe'geht, die uns heute noch 
anzurühven vermöchte, ist der Film nur viel zu groß ausgemacht. 
Gedreht hat ihn Karl Grüne, dem im Umkreis der Terra 
die Hvsluft besser anschtägt als die „Straße", aus der er früher mit 
so schönem Ersolg begann. Er entwickelt in dem Film bcttächL- 
liche Talente Zu einem Oborzeremomenmeister alten Stets. Die 
Regelung des Prunks ist ihm vorzüglich gelungen. Das Leben am 
kleinen Darmstädter Hof, der hochzeitliche Fackeltanz zu Pots 
dam, der Hofball in der Spiegel-galerie; das alles such historische 
Miniaturen, die in Wirklichkeit kaum stilvoller verlausen sein 
werden. Auch gelangt die Differenz Mischen allen den glänzen 
den Requisiten und dem Mädchmmturell zu der erwünschten sinn 
lichen Wirkung. Einige unauffällige Momente, in denen dieser 
Zwiespalt ganz Bild wird, beweisen die Fingerlpchen des 
Regisseurs. Starke Schönheitsfehler stnd die dummen Modell 
bauten, die doch niemand glaubt. Das Brandenburger Tor in 
künstlicher Herrichtung ist eine Unmöglichkeit. Ebenso albern ein 
paar geknipste Gesechtsszenen und Landschaftshintergründe aus 
dem Atelier. Dergleichen leicht durchschaubare TäuAungen sollten 
naiv nicht mehr angewandt werden. 
EinM unmittelbaren potttifthen Effekt in reaktionärem Sinne 
will der Film nicht. Aus den ersten Blick hin werden so^ar die 
Galaereigniffe leicht verhöhnt, und die Sympathie ist durchaus 
auf Seiten der Darmstädter Prinzessin. Das heißt allerdings nicht 
viel. Dennoch: man muß a-uf der Hut sein. Was vielleicht als 
tendenzlose Historienmalerei gemeint ist, bestärkt manche Ten 
denzen. 
Erste Kräfte wirken mit. In der Prinützlichen Hauptrolle 
Mady Christians, die sich mit dem Charme _von heute in den 
alten Stilkleidern bewegt. Von einer phantastisch pompösen Wü'de 
Adele Sandrock als Obcrhosmeistwin. Hans Mierendorff 
hat die Dästigkeit Friedrich Wilhelms il. erstaunlich heraus. 
Hedwig Mangel und Jda W ü st-erteilen kleine psychologische 
Lektionen hinsichtlich der intimeren Seelenverfassung großer 
Staatsperlon en. 
Gchwejk im Film» In den Drexel s Lichtspielen^ 
wird zur Zeit ein Schwsjk-Film gezeigt, der ganz matt geraten 
ist. Man hat einige Teils des Buchs illustriert, aber die Illustra 
tionen geben so wenig, daß das Publikum (mit Recht) Wert mehr 
über die Titel lacht, die vorn Film unabhängig ünd^ Den 
Schweff versucht Karl Noll zu spielen. Er versagt gründ, rch, 
denn er stellt so eine Art von blödem Bierksmiker auf bieVeine, 
der sich viel Zu hastig bewegt und von der vertrackten Achwest 
Natur keinen Schimmer hat. Eine Verfilmung des Schwest- 
! Romans ist vielleicht nicht einmal unmöglich; ste könnte indeßen 
i nur Mcken, wenn man sich nicht unter Pckllenberg begnügte.
	        
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