wähnung dem Entwurf des Architekten Fritz Epstein (Mit--
arbeiter: Gartenarchitekt W. Hirsch, Wiesbaden) Zusprechen
sollen. Dieses Projekt, das hinsichtlich der Friedhossanlage
einige Verwandtschaft mit Lern Roekleschen Projekt zeigt, ist
trotz seiner stellenweisen Unreife und mangelnden Ausge-
glichenheit doch im ganzen 'Line MLte, sehr begabte Arbeit, der
eine brauchbare Gesamtives zugrunde liegt. — Ueber die bei ¬
den sonst noch ausgestellten Entwürfe ist eigentlich kein Wort!
weiter zu verlieren. Der eine scheint ein Friedhofsgebäudes
mit einem Sportrestaurant und ein Gräberfeld mit einem
wohlassortierten Warenlager schlechter Grabsteine zu verwech
seln, und der andere erhebt sich kaum über die Leistung Lines
Hochschülers, der gerade etliche'Semester hi -e? sich hat. ,
/H-s
^7.
Zranktmtsr Angelegenheiten.
Kundgebung der kaufmännischen und technischen
AngesieMen.
Zu der Donnerstag abend im Hippodrom vorn Gewerk
schaftsbund der Angestellten (G. d. A.) und dem
Allgemeinen freien Angestelltenbund (Afa)
verunstalteten Demonstrationsversammlung hatte sich eine nach
vielen Tausenden zählende Menschenmenge eingeftmden. Da
der Saal nicht alle Teilnehmer fassen konnte, mußte eine
Parallelversammlung im Freien abgehalten werden. Die Kund
gebung galt dem Protest gegen die „Katastrophen^ des
Arbeitgeöerkartells und sollte den einmütigen Willen der in den
Angestelltengewerkschaften zusammengefchlossenen Arbeitnehmer
Zum Streik zum Ausdruck bringen.
Schawer vom Zentralverband des Afabundes berichtete in
kurzen Umrissen über die bisher mit dem Arbeitgeberkartell ge
pflogenen Verhandlungen, die bekanntlich zu keiner Einigung ge
führt haben. Der Schlichtungsausschuß der über die Gehaltsforde
rungen der Angestellten für die Monate August und September
Zu entscheiden hatte« fällte« wie man weiß, einen Schiedsspruch,
dem sich die Angestelltenorganisationen unterwarfen, während ihn
die Arbeitgeber Mehrtten. Wie der Redner ausführts, besteht
Grund zur Annahme, daß das Arbeitgeberkartell mit dieser Ab
lehnung in Wahrheit eine Verlängerung des seitherigen Einheits
tarifs erstrebt, den die Angestelltenverbände vom 1. Oktober ab
durch einen Gruppentarif (für Einzelhandel, Großhandel, Indu
strie und chemische Industrie) zu ersetzen wünschen.
Daß dem. in der Tat so sei, suchte der folgende Redner Geßner
vom G. d. A. durch seine Schilderung der vor dem Demobil-
machungskowmissar geführten Verhandlungen Zu erweisen, in denen
die Arbeitgeber auf eine Bindung auch für den Oktober hindrüngten.
Der Redner übte Kritik an dem Vermittlungsvorschlag des^De-
mobilmachungskomwissars, der ein Unterangebot gegenüber dem
Spruch des Schlichtungsausschusses darstelle und auch wegen der
durch ihn hinausgeschobenen Forderung auf Abschluß von Grup-
pentarifen für die Angestellten unannehmbar sei. Die Gedulds
probe der Angestellten habe nun ihr Ende erreicht, und es müsse
zum Streik geschritten werden. In den kommenden Tagen sollen?
nach der Anweisung des Redners in den einzelnen Betrieben
die Abstimmungen stattfinden und falls sich eine
Mehrheit von 73 Prozent für den Sirei? i
ausspricht, wird am nächsten Dienstagfrüh die Arbeits
niederlegung erfolgen.
Haueisen vom Werkmeisterverband und Myrrhe (Ber
lin) vom Bundesvorstand des G. d. A. bekräftigten noch in kurzen
Ansprachen die Darlegungen der Vorredner und ermähnten ein
dringlich zur Solidarität, die allein den Erfolg verbürge. Nach
dem Knese vom Transportarbeiterverband die Sympathie seines
Verbands für die Sache der Angestellten zum Ausdruck gebracht
hatte, erklärte der Versammlungsleiter Jordan, daß auch die
hiesigen G e w e r k s ch a f L s o r g a n i s a t i o n e n zur Unter
stützung des Streiks bereit seien und verlas eine Resolution,
die einmütig Annahme durch die Versammlung fand. In der Re
solution heißt es u. a.:
Das Frankfurter Arbeitgeberkartell trägt allein die Verant
wortung, wenn die Angestellten, durch die Not gezwungen, zu
den äußersten Mitteln greifen, und dadurch der Wirtschaftsfrieden
bedroht wird. Die Versammelten kennen keinen anderen Aus
weg, als durch Arbeitsniederlegung das ArÜeitgebertum zu einer
vernünftigen Haltung Zu zwingen und ersuchen die Leitung der
Angestelltengewerkschaften, alle Schritte eüMleiten, um den
Streik mit allem Nachdruck erfolgreich durchzuführen.
Nach Schluß der Versammlung vereinigten sich die Teil
nehmer zu einem mächtigen D em o n str a r i o n s z u g durch
die Straßen der Stadt. ___
" Gr°S-Fr-n!furt. Der große Frankfurter VergnügungZLau am
Myenheuner Tor, dessen Direktion bekanntlich auch die Leitung des
< ScoumanniheaterS übernommen bat, ist in den letzten Monaten einer
.burMreifenden inneren Umwandlung unterzogen worden, die sich auf
.nahezu alle Räumlichkeiten erstreckt. Nach des Umbau des sogs-
^anntm Brettls an der Sencksnbergstraße zu einem Musikcafe ist
.nunmehr das Zillertal seiner Gebirgslandschaften völlig entkleidet
AM em vornehm« Tanzpala st geworden.' In äußerst kurzer
Frist hat hier die Berliner Theaterfirma Hugo Baruch & E o.
wahre Zauberkünste vollbracht. Der neugeschaffene ovale Raum j
wird ringsum von einer Galerie umzogen, von der aus man be-'
quem das Treiben im großen ParkeLLsaals beobachten kann. Die
Beleuchtung ist sehr geschickt und apart ungeordnet. Hinter einem
niedrigen durchbrochenen Fries in der Höhe des Deckengesimses ver
birgt sich eine indirekt wirkende farbige Beleuchtung, die wohl
tuendes mattes Licht im Raume verbreitet, und von der Mitte der
kuppelartig gewölbten Decke selbst entsenden Scheinwerfer ihr
grelles Licht auf die Tanzenden. Die weißen und goldgelben Töne
der oberen Saalhälfte klingen gut mit dem Rot der damast-
bespamtten Wände unterhalb der Balköne zusammen und erzeugen
eine festlich-heitere Stimmung. An die Hauptgalerie schließt sich
ein kleiner, geschmackvoll ausgestatteter orientalischer Raum an,
dessen Wände Heinz Geilfus (Nauhsim) mit lustigen Bildern
belebt hat. — Das frühere Eafä an der Blechstraße wurde von
Prof. Cissarz zu einem vornehmen Weinrestaurant um-
gestattet, das zwar in seiner architektonischen Gesamtwirkung nicht
jedermann einleuchten wird, aber vortreffliche kunstgewerbliche
Einzelleistungen an Beleuchtungskörpern, Tischen, WanL-
dekorationen usw. aufweist. Im ganzen darf man wohl sagen, daß
> sich die großzügige Innenausstattung vorteilhaft gegen die Außen
! architektur abhebt und sicherlich ihre Anziehungskraft, zumal auf
j das Fremdenpuölikum, nicht verfehlen wird. __
^0^6
— Bom Osthafen. Wer das Osthasengebiet aufsucht, kann sich
leicht davon überzeugen, daß die leider immer noch sehr geringe
Bautätigkeit sich nicht nur auf Banken erstreckt, wie es wohl heute
leicht den Anschein hat. So sind hier z. B. Erd- und Baggerarbeiten
zur Erweiterung eines HafenbassinZ im vollen Gang. Auch die
Bebauung des noch brach liegenden Jndustriegeländes schreitet
mehr und mehr wor, ein Beweis dafür, daß das Wirtschafts
leben, allen Schwierigkeiten zum Trotz, sich auf die Dauer nicht
einschnüren läßt. Das jüngste Zeugnis wirtschaftlichen Ausdeh
nungsdranges ist das nach dem Main Zu gelegene Gelände der
Rhein stahl - Handelsgesellschaft, das im Mai vori
gen Jahres begonnen und kürzlich seiner Bestimmung übergeben
wurde. Man kann es nur begrüßen, daß hier wieder einmal, im
Sinne des Werkbundes, versucht worden ist, einen reinen Zweckbau
künstlerisch gut zu lösen. Das Reichere des von dem Düsseldorfer
Architekten Pros. Fahrenkamp entworfenen und von der Frankfur
ter Baufirma SchmidL-Knatz und A. Henß ausgeführten Verwal-
Lungsbaus zeichnet sich durch eine maßvolle Pfeilergliederung aus,
die kaum minder befriedigend wie die gediegene Sachlichkeit der Hel
len Büroräume wirkt. Vielleicht ist es nicht unnötig, darauf hinzu-
weiftn, daß alle Einrichtungen, insbesondere die freundlichen Woh
nungen der Hausangestellten im Obergeschoß, von dem Geist sozialer
Fürsorge getragen sind. Zur Aufnahme der verschiedenen Eisen
erzeugnisse der RheinsLahlwaren dienen zwei mächtige Hallen und
em großer, übersichtlich ungeordneter Lagerplatz. An dem ganzen
unternehmen tritt deutlich die natürliche Bestimmung des Ost
hafens hervor, die großenteils in der Vermittlung des Verkehrs
Mischen dem^Industriegebiet und Süddeutschland besteht.
4-
Das Haus Wsrkbund.
- Das Haus WerkLund verdankt seine Entstehung der Zu
sammenarbeit des Deutschen Werkbundes mit der Meffeleitung,
'die beide von der AbOA beseelt waren, in Frankfurt ein Aus-
stLÄungsgebäude Zu . fen, in dem nur hochwertige kunstge-
wsrbuHe Leistunge-^ geboten werden sollen. Die
'Bedeutung einest Mauses, das einem solchen Bestim
mungsZweck dient, läßt sich gar nicht hoch genug einschätzer^
und wundern mag man sich lediglich darüber, daß der ihm
'zugrunde liegende Gedanke erst so spat seine Verwirklichung
gefunden hat. Ist es noch nötig, der vielen Hoffnungen -aus
drücklich zu gedenken, die sich am dieses Haus Werkbund knüp
fen? Bor allem darf man wohl annehmen, daß die in ihm
nun endlich ermöglichte Vereinigung von Qualitätsarbeiten,
deren Güte durch eine besondere Jury verbürgt wird, zur
'Förderung des Sinnes für die bei uns allzusehr vernach
lässigte Geschmeckskultur betträgt. Die mannigfachen schönen
Gegenstände, denen hier eins freundliche Stätte bereitet ist,
werden nicht nur, mittelbar oder unmittelbar, auf das kau
fende Publikum eine erzieherische Wirkung ausüöen, sondern