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Full text: Lesebuch für österreichische Volksschulen : Ausgabe in fnf Theilen. - 2. Theil.

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erblickte sie oben auf einem Breétte den Honigtopf. Sie 
streckte sich, so sehr sie konnte, den Topf zu éerreichen 
und tupfte mit dem Zeigefinger bhinein, um Honig 
zu schlecken. Allein plötzlich zwickte sie etwas gan⸗ 
entsetzlich in den Finger; und als sie schreiend und 
weinend die Hand herauszog, hieng ein grobher Krebs 
daran, der den Finger mit seiner Schere gepackt hatte 
und ihn gar nicht mehr loslassen wollte. 
Die Mutter hatte nämlich den Honig vor ein paar 
Tagen verkauft, und weil der Topf eben léer stand, 
einige Krebse darin aufhewahrt. Gretchen hatte aben 
davon nichts gewusst. Auf ihr Geschrei sprangen alle 
Leute im Hause der Speisekammer zu. Das naschhafte 
Mädehen trug nicht nur einen blutigen Finger davon, 
sondern es schämte sich auch seiner Naschhaftigkeit. 
Nach Chr. Schmid. 
418. Sei bescheiden und genügsam. 
Zur Zeit einer Theuerung lieb ein reicher Mamn die 
ärmsten Kinder der Stadt in sein Haus kommen und 
sagte zu ihnen: „Da steht ein Korb voll Rrot ; jedes 
von euch nehme eins davon! Alle Tage dürft ihr kommen 
und euch ein Brot holen, bis Gott hessere Zeiten schickt.“ 
Die Kinder fielen über den Korb her; jedes wollte 
das schönste und gröhte Brot haben; sie stritten und 
zankten um dasselbhe. Endlich giengen sie fort und 
vergaben sogar zu danken. 
Nur die kleine Hedwig blieb abseits stehen, nahm 
das kleinste Laibchen, das im Korbe blieb, küsste dem 
Manne die Hand und gieng dann still nach Hauseèe. 
Am andern Tage waren die Kinder ebenso unartig, 
und die arme Hedwig bekam diesmal ein Laihchen, das 
kaum halh so groß war als die ührigen Brote. Sie
	        
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