Is? UWtzs« der M« UM.
— Die Vs^ndung der Elen Alten Brücke ist von keinem
Huten Geschick boWnstigL. Zuerst war es der Krieg, der die
Bautätigkeit viele Fahre hindurch unterband, danach ge-
seMn sich als Hermnniffe der WeitevarLeiL alle die Schwierig
keiten hinzu, die in unserer trostlosen Wirtschaftslage ihren
Grund haberr — wobeü die Frage noch ganz offen bleiben
mag, os man nicht trotz dieser Schwierigkeiten schneller zum
Ziele hätte kommen können. Das eine läßt' sich jedenfalls
sagen, daß weder die Stadt noch die an den Kosten zu be-
teiligLnde preußische Regierung durch! die fortwährenden Ver
zögerungen gewonnen haben. Ganz im Gegenteil wäre man bei
intensiverer Förderung der baulichen Arbeiten weit billiger
gefahren.
Nachdem nun die Fundamente endlich fertiggestellt find, ist
die Stadt, wie es in einer von uns im Stadt-Blatt vom
1Z. ds. veröffentlichten Zuschrift heißt, zu der Ueberzeugung
gelangt, daß ihr die Aufbringung des auf sie entfallenden
Kostenanteils von rund 18 Milliarden für die Ausführung
des Brückenüberbcms nach dem ursprünglichen Projekt nur im
äußersten Notsall Mgemutet werden darf. Das Tiefbauamt"
ist daher in Erwägungen darüber eingetreten, wie sich Ein
sparungen an den Baukosten erzielen lassen. Drei Möglich-!
ketten hat es ins Auge gefaßt. Einmal denkt es an eine Ver-j
schmälerung des Brückenquerschnitts und eine Vereinfachung'
der Pfeilervorröpfe usw. Zum andern schlägt es vor, die in
der Breite von 19 Metern projektierte Brücke zunächst nur in
der geringeren Breite von rund 14 Metern ausgusühren,
schließlich regt es die Schaffung eines weiteren Provisoriums
in Gestalt einer neuen Fußgängerbrücke an, die nach der in
zwei Jchren Zu erwartenden Zerstörung dei bisherigen Holz
brücke an deren Stelle Zu treten hätte. Am Schlüsse der Zu
schrift heißt es dann, daß die vom Liefbauamt angestellten
Untersuchungen sich ihrem Ende nähern und Entwürfe und
Kostenberechnungen deumächst der Brückenbcnrkomwiffron und
dem Magistrat vor gelegt werden sollen.
In Anwesenheit der Brückenarchitekten Hellerer und
WH oven wurde gestern in einer Vorstandssitzung
der heefiMr Ortsgruppe des Bundes deutscher Archi-
LekteN M der Behandlung der Brückenfmge durch die Stadt
Stellung genommen. Es ergab sich hierbei, daß das neuer
dings von der Stadt -Angeschlagene Verfahren, Ab-
führungen Sie
„Zur Philo
v. 4. ds.) wird uns die folgende wertvolle Ergänzurlg ein-
gefandt: „Wie sehr Simmel durch Nietzsche fruchtbar beein
flußt war, ist bekannt und auch in jener Besprechung zum Aus
druck gekommen. Wie Nietzsche ist aber auch Simmel in hohem
Maße durch Schopenhauer beschert worden. Und gerade
Shopenhauer gebührt hinsichtlich des Nachweises oder der These
von der sekundErr Bedeutung des Denkens und seiner Begriffs
die Priorität und höhere Genialität gegenüber dem in jener
Besprechung mit Recht gewürdigten französischen Denker Ber^-
som Simmel selbst hat diese LePung Schopenhauers voll an
erkannt in seinen Verträgen über Schopenhauer und Nietzsche
! (als Buch erschienen m 2. Anst, bei Duncker und Humblot,
' München und Leipzigs. Zunächst urteM Simmel mit großer
Gerechtigkeit: „Und dies gehört zur Tragik der Erschernung
SchopenAmers, daß er mit den. besseren Masten die schleGe^
Sache verteidigt. Denn mit Nietzsche verglichen ist er KEAb
los der größere Philosoph/ ES. 1Z4 Daß Mr Me sekurHare
Dresden), in der zum ersten Mal-e das soziologische Problem
in den Zusammenhang der grundlegenden philosophischen Frage
stellungen des DaseinZ hmeingestellt wird.
Kracauers Buch wird damit besonders wesentlich. Es ist ein
Wendiger Widerspruch gegen unorganische ALowiflerung des Wissen-
ßHüstsbeLrisLes und ohne mit einem Satze die strengen erkenntniZ-
LiLischen Forderungen, die es an sich stellt, Preiszug eben, ganz auf
das letzte Ziel jeder Wissenschaft, hie Beantwortung der Frage
nach dem Sinn hingeordnet.
Hier t Her sofort der ganze Zwiespalt auf, von dem jedes
. Bedeutung dex Vernunft gerade von Schopenhauer, längst vor
Bergstm und tiefer als von diesem, hernusgecrrbeitet worden
ist, würdigt Sinrmel u. a. rrrrt folgenden Worten: ^Aber ande
rerseits emhaN diese Willensrnetaphtzstk eine Bedeutung,. die,
werM man auch ihre metaphysische Nebersteigerung ablehnt, noch
immer zu. den wenigen ganz großen Fortschritten gehört, die
dem Probleme des Menschenlebens überhaupt innerhalb der
Philosophie bisher beschrieben sind. Von . . . wenigen Einschrän
kungen abgesehen ... ist aller Philosophie vor Schopenhauer
der Mensch als ein Vernunftwesen erschienen Dieses
Dogma nun von der Vernunft als dem tiefsten . . , Wesens
gründe des Menschen hat Schopenhauer zerschlagen; und gleich
viel ob man Las andere, das er an diese Stelle setzt, annimmt
oder nicht, so gehört er damit in jedem Fall zu den großen philo
sophischen Schöpfern, zu den Entdeckern einer neuen Möglichkeit,
das Dasein zu deuten Schopenhauer hat sehr tief erkannt,
daß schon die Vorstellungsrnhalte und die verständesmäßigen
VM-ettungen als seelische Vorgänge eins Triebkraft voraus
setzen, die jenseits der bloß ideellen, bloß logischen Beziehungen
jener Inhalte lebt . . . auch der logische Satz Lmucht, um seelische
Wirklichst zu werden, einen Träger, der an sich mit Logik über
haupt nichts zu tun hat Schopenhauer hat den Mut zu
dem Radikalsmus, daß die Bewußtfeinsbildsr, in denen das
empirisch gelebte Leben verlaust, .die WiMchkeit unseres Seins!
nM srnschließen, sich überhauzst nicht mÄ ihr berühren können,
weil dieses Sein eben nicht des gleichen Wesens ist wie das
vernünftige BewuMern." (S. Mff.) Interessant ist, daß Mm-
mel in diesem Zusammenhang auch auf die Lurche Liefe Erkennt
nis .entstehende unerwartete Verwandtschaft zwischen Schopen
hauer urG Marx aufmerksam macht, auf die auch Masaryk,
Tugan-BaranÄvskh urch Tonnies hMgeWiefen haben. Doch
würde das hier zu weit führen. Es mag genügen, jene Be
ziehungen zwischen SnrmM und Schopenhauer in Erinnerung
gebracht zu haben/ Neinb. Weck»er
Soziologie als Wissenschaft.
Von Dr. Werner G. Thsnnarm.
Immer mehr charakterisiert sich die Soziologie als die in unserer
Zeit lebendigste und gerade von den Menschen denen'" gelehrtes
Streben nicht Selbstzweck ist, am heißesten umworbene Wissenschaft.
Die Sehnsucht der Lebendem aus den Ueversteigerungen des In--
dimdualiZmus Zu neuen Formen der Gemeinschaft zu kommen und
daZ Bemühen um die Erkenntnis der Wesens'grundlagen, auf denen
die sozialen Aggregale. der Menschen beruhen, spricht sich darin
Es. Die, letzten Jahrzehnte haben denn auch eine Fälle von
Untersuchungen soziologischer Art gebracht, die aber fast alle m
der Betrachtung konkreter Einzelfalle und in Ableitung von Regel-
haftigkeiten aus einer Summe von Tatsachen der historischen Er
fahrung stecken blieben, so daß mit Recht ernste Zweifel erhoben
wurden, ob die Soziologie überhaupt -als eine eigene Wissenschaft
anzuspvechen sei oder vielmehr die Teilgebiete anderer Mssenschafwn
bedeute, die im Hinblick auf die besonderen Ziele der betreffenden
Disziplin die Probleme der menschlichen GesÄschastsöildung zu er
örtern haben. Demgegenüber ML es als Rettung der Soziologie
den norumtiven Rang und den SeinsgeM ihrer Erkenntnisse M
begründen, sie also in den Bereich des Abpoluten M erheben. Die^r
Aufgabe, unterzieht sich Siegfried K r a c a ners bedeutungsschwere
— sGeorg Simmel und Schopenhauer-^ Zu den Aus-
egfried Kracaners Wer -Georg Simmel:
sophie in der Kunst- (im 1. Morgenblatt
änderungsvorschl äge für die Brücke durch das Tiefbauamt statt
.unmittelbar durch die mit dem Entwurf beauftragten Künstler
mffertrgen zuftassen, von einer gründ verkehrten Auf
fassung des Sinnes einer solchen Entwurfsarbeit ausgeht.
Schon einmal vor rund zwei Jahren mußte der Bund deutscher
Architekten dagegen protestieren, daß die Stadt die eigent
lichen Schöpfer des Brückenentwurfs zu umgehen suche. Da
mals erteilte der Magistrat die beruhigende Antwort, daß
davon keine Rede sein könne, daß vielmehr die Stadt bei allen
maßgebenden Entscheidungen selbstverständlich die Architekten
ZuZieheu werde.
Ist das dieses Mal geschehen? Wir haben allen Grund,
daran zu zweifeln. In der Sitzung erfuhr man, daß bereits
am 29. Märtz d. I. die Heroen Heberer und v. Hoden Hn.
Schreiben an die Bruckenbaukommission gerichtet
haben, in dem sie erklären, daß sie es für angebracht halten,
die Möglichkeit eines neuen Entwurfs zu einer sehr
vereinfachten Gestaltung in Erwägung zu ziehen.
Sie teilen in diesem Schreiben ferner mit, daß sie schon ver
schiedene Vorarbeiten zu einem solchen Projekt gemacht haben
und gerne bereit sind, es mit dem Brückenbaubüro des Tiefbau-
mnts weiter durchzuarbeiten.
Wem möchte es kaum glauben, und doch ist es so: das Schrei
ben ist bis heute unbeantwortet geblieben. Statt dessen
rückt jetzt das TieföauamL in Bälde gleich mit drei neuen Ent
würfen heraus, ohne daß die Architekten als die eigentlich Be
rufenen von diesen ganzen Planungen überhaupt in Kenntnis
gefetzt worden find. Wie drnkt sich eigentlich die Stadt ihre
Mitwirkung? Sollen die Architekten nachher, wenn das
JngenieurwaßM fesWegt, gleichsam die Dekoration des Ge
rippes übernehmen? Wer so entsteht niemals ein Bauwerk
was einem Gusse, die erste Planung obliegt vielmehr dem
Architekten, und dann erst hat der Ingenieur das Wort. Als
Thiersch die Frankfurter Festhalle schuft hat er
selber die großen Formen der eisernen Kuppel festgelegt, und
arrch Peier Bohrens bei feinen Bauten der hat
stets bestimmend auf die Gestaltung der technischen Ewzel-
heiten eingewirkt. Es Zeugt von einer nur schwer faßlichen
Verkennrmg des künstlerischen Schaffens, wenn man dem
Architekten die Führung zu entreißen und ihn zum Hanb-
lan-Mr des Statikers zu machen sucht, wahrend doch gerade
umgekehrt der Techniker feinen Ehrgeiz davem sehen sollte, den
Intentionen des Architekten möglichst getreu Folge zu leisten,
Welche Motive das TieföauamL dazu bestimmten, "irgendwelche
Pläne ohne Hinzuziehung der Architekten auszrrarbeiten,
wissen wir nicht, sicher ist nur, daß damit der Sache nicht
gedient wird, und, nebenbei bemerkt, durch solche Projektierun
gen auch Summen verschlungen werden, die vermutlich zweck
mäßiger zu verwenden gewesen wären.
Diese Gesichtspunkte wurden in der Sitzung mit Ent-
schiedenhett geltend gemacht. Man schritt dann zur Be-
sichffgMg eines neuen, wesentlich vereinfachten
Brücken ent Wurfs, den die Architekten Heberer und
v. Hoden in den letzter: Monaten aus g e a rbeitet haben. Dieser
Envmrrf plant die Brücke in B etonausführuna. auch
! KkWt er si< betrAMch schmaler, als ursprürrKH vorgeschen.'
Die ZeichrMgep wirken schr Werzeygend, vor allem erftevi
die EinsachLeit mrd charaktervolle BehandlMg sämLicher
Formen. Au wünschen wäre, daß der neue Entwurf bald der
OesfenTschkeit zugänglich gemacht werden könnte. Lr.