wie Kunstgewerbe
rend für die mehr kulturellen Zweigs
Frankfurter Herbstmesse 1923.
--- Durchwandert man am Bortag der Messe Hallen und
Räume, so bietet sich noch ein chaotisches Bild. KWn und
Kasten stehen halbausgepackt umher, die meisten Maschinen
entwirren könne; indessen,
die Vorbereitungen sind in vollem Gang, und wie immer wird
Zu den (von uns bereits veröffentlichten) Anträgen deZ Haupt-
ausUusses über die Erhöhung der Wohnungsbaus
ab gäbe erklärte StMv. Nelles (Zentr.), daß seine Frak
tion der gleitenden Skala bei der Wohnungsabgabe nicht zustimmen
könne und beantragte dem entsprechende Abänderung der Anträge.
Stadtv. Lang (Komm.) bezeichnete die Wohnungsbauabgabe als
.Verbrechen am arbeitenden Volke und polemisierte Lei dieser Ge
legenheit gleich gegen die Wohnungspolitik der Stadt. StMv.
Wagner (Mittelstand) sprach sich gegen die Zwangswirtschaft
auf dem Gebiete des Wohnungswesens aus, die eine größere Ent
faltung der Bautätigkeit hindere. Stadtv. Heiß Wolf (Soz.)
suchte die Argumente des Vorredners zu widerlegen und plädierte
für Annahme der Anträge. Auch Stadtv. Landgrebe (Lib.)
stimmte der Wohnungsbauabgabe zu, weil sie das einzige Mittel
sei, die Bautätigkeit M beleben. Die gleitende Skala lehnte er
ebenfalls ab. Nachdem Stadtrat Schaumann die Notwendig
keit der gleitenden Sätze betont hatte, gelangten die Ausschuß
anträge unverändert zur Annahme.
auch dieses Mal in letzter Minute die richtige Ordnung her
gestellt sen. ' , -
Die kritische außenpolitische und wirtschaftliche Lage wirkt
sich naturgemäß fühlbar aus, wenn Wch, nach der Zahl der
Boranmeldungen zu schließen, mit einer beträchtlichen Abnahme
der Aussteller nicht zu rechnen ist. .Indessen beobachtet man,
daß, wohl infolge der Unsicherheit aller Verhältnisse, der Ge
schäftsmann sich mehr und. mehr mf kurze Fristen einstellt.
Oft entschließt er sich erst am Vorabsnst zum Besuch der. Messe
und steht sich dann durch die hohen Eisenbahn- und HotelMi.se
gezwungen, nur einen Tag zu bleiben. Da in Frauksurt MM
Unterschied von Leipzig sämtliche Messebautm auf einem Ge
lände vereinigt und die Branchen übersichtlich angeordnet sind,
ist ihm ja auch die Möglichkeit gegeben, seine Einkäufe in knapp
ster Zeit zu erledigen. Die Tatsache, daß, auf die VorauSbs-
tellung der Messekarten zumeist verzichtet wird, erLärt sich eben-
s falls aus,der allgemein empfundenen SÄMierigksit, Dispost-
rionen Ulf lange Sicht zu treffen.
M.« der für Frankfurt wichtige Verkehr aus dem be
setzten Geb te t sich gestaltet, läßt sich noch nicht beurteilen.
Vorerst steht nur sest, daß eine Reihe von Ausstellern weg
geblieben ist und andere Firmen ihre Wärest nicht Wer die
Grenze gebracht haben, wovon manche Schilder an leeren
Ständen, etwa im Hause der Technik, Zeugnis ablegen.
Von ausländischen Ausstellern haben doch
wiegend Oesterreichs!, Deutschböhmen und Tschechen sich ein
gefunden. Neu hmzugekommLN ist die Handelsvertretung der
Sochjet-Rspubliksn/ der im Obergeschoß des Wer?-
bundhsuses der große Mittelfaal eingeräumt wokdsn ist. Sie
führt hauptsächlich Rohstoffe', mist sich: Häute,. Felle, Hanf
usw. und legt etliche Berichte vor, > die u. a. über' ihre Wirk
samkeit im Rahmen der Leipziger Messen und über die große
Ausstellung > in Moskaus Auskunft erteilen. An .ausländischen
Käufern erwartet man Besucher aus Nngarn, Böhmen,
den nordischen Ländern, Holland und Schweig, sowie In
teressenten aus England und Amerika, das in Frankfurt über
dies durch verschiedene amerikanische EWkausAgefellschaften
verbeten ist. — Dis. Haup.trÄzießung^ wird. vwhl auch,
dieses mal Widder die-Textil-uns LsdermW. puSWen, väh-
Die Straßenbahntarif-Erhöhungen ab 14. September wurden
Wchiräglich genehmigt.
Die ErwerbslosemrnterMtzung.
' Die Anträge des sozialpolitischen Ausschusses lauten wie folgt:
I. Die Stadtverordneten-VersaM wolle den Magistrat er
suchen, bei der Reichsregierung dahin vorstellig zu werden, daß
1. sofort ein schnelleres Anpassen der Erwerbslosm
UnterstützungsM an die R eichs index Ziffer veranlaßt
wird, damit die Erwerbslosen noch in der laufenden Woche die!
Erhöhten Sätze bekommen;
2. Meßziffern festgÄegt werden, damit die Gemeinde
behörden selbst in der Lage sind, die Unterstützungssätze auszu-
rechnen. Bei der Festsetzung der Indexziffern ist die voraussicht
liche Entwicklung der nächsten Tage mit zu berücksichtigen;
3. die Grenze für Auszahlung der Unterstützung fallen
gelassen wird, da eZ niemand verantworten kann, einen ausge
steuerten Erwewslosen dem Nichts Zu überliefern;
4. die Karenzzeit in Fortfall kommt und die Er-
werbslosen-UnterMtzung sofort nach Eintritt der Erwerbslosigkeit
gewährt wird;
5. a) sofort seitens des Reiche der Länder und Gemeinden
großzügige Arbeiten in Angriff genommen werden, um die
Erwerbslosen produktiv Zu beschäftigen, d) die Förderungssätze
für die produktive Erwerbslosenfürsorge an die
Gemeinden erhöht werden.
H. Bis zu einer umfassenden Neuregelung der geldlichen Unter
stützung ist seitens der Gemeinde noch Zu sch u ß p o litik zu
treiben, Der sozialpolitische Ausschuß beantragt daher weiter, den
Magistrat zu ersuchen:
1. den Erwerbslosen mit Kindern den Bezug, von Milch
zu erleichtern; in der Regel sollen 50 Prozent Ermäßigung, in
Uusnahmefällen freier Bezug von Milch gewährleistet werden;
2. in bedürftigen Fällen (bei Krankheit, großer Kind erzähl,
Schwangerschaft usw.) Gas Leihilfen Zu gewähren. Die
Bedürftigkeit ist von Fall zu Fall festzusetzen; eine Begrenzung
der KubiLmeterZahl soll nicht stattfinden;
3. Brennstoffe an die Erwerbslosen seitens des Wohl-
fcchrts-Amtes Zu verbilligten Preisen und unter Erleichterung der
> -Abzahlung des Kohlenpreises zu liefern;
4. a) verbilligte Essenscheine an unverheiratete
Erwerbslose zum Essen in den Volksküchen zu verabfolgen,
d) das Essen in der S ch u lk i n d e r sp e i s u n g den Kindern
der Erwerbslosen unentgeltlich zu gewähren;
5. Erleichterungen in der Aufbringung der Kosten für Rep o-
raturenvon Kleidern und Schuhen durch die städtische
Bekleidungsstelle eintreten zu lassen;
6- in don Vororten Kontr oll st eilen einzurichte
-. Von vorläufigen E i n z s l e i, n dr ü ch e n sei, nyr wLüiges
festgchaltM. Dem Bedürfnis ° nach-'schneller' EffMguttg des
Shorts kommt', wie'sich seift gezeigt Hai, der im Früh
jahr eröffnete Güterbahntz of aufs beste entgegen, sein
Vorhandensein' gestattet, eine AdwirUnng- des Güterverkehrs,,
deren -Raschheit für die auSftellenden Firmen eine sticht zu
:stMrWtzende Ersparnis bedeutet. ..Fm Hau? der Technik
iwrrden übrigens die Wagen neuerdings mit einer elektrischen
sGMe anbefordert, die eine Lokomotive überflüssig macht.
Auch sonst hat dir Meffelsijmrg trotz der mißlichen Wirtschafts-.
läge im letzten Halbjahr-wieder etliche Neueinrichtungsn ge
schaffen, die zum Teil mit stnanM verbunden
waren'. Ss ist .das Erdgeschoß des Hauses Schuh und Leder
völlig geweißt worden, was erheblich zur Steigerung der
.Helligkeit in Kojen unÄ Gängen beiträgt, ferner hat es Er
gänzung durch eine Halle erfahren, die lediglich der Auf
nahme von Schuhmaschinen dient. Ein zweiter
Anbau erweitert die jetzt von der Straße aus direkt zugäng
liche Osthalls .4. nm fünf Meter; hauptsächlich die Herren
Modeartikel umschließend, ermöglicht er eine günstigere Glie
derung der Tcxtilwaren, die von Messe zu Messe breiteren
Raum in Anspruch nehmen. Lr. '
MUWWMMM-MsSNMNg.
Sitzung vom 25. September 1923.
Zu der Mitteilung, daß der Termin für die Neuwahlen
tzu den Gemeindevertretungen um d«rei Monate hinausgescho-
b e n worden sei, erklärte Stadtv. Lang (Komm.), daß dies eine
Vrüskierung des Volkswillens bedeute. Er beantragte, die Ver-
fammlung wöge von der Regierung die sofortige Durchführung
der Wahlen verlangen. Stadtv. Korff (Dem.) bezeichnete es
als abwegig, gerade in dem jetzigen Augenblick diesem Antrag
ftattzugeben. Stadtv. Heiß Wolf (Soz.) bedauerte die Ver
tagung, würdigte aber gleich dem Vorredner die .für sie sprechenden
Gründe, die zu einer Ablehnung des kommunistischen Antrages
Zwängen. Auch Stadtv. Landgrebe (Lib.) sprach sich in
ähnlichem Sinne aus. Nach gleichgerichteten Ausführungen des
Stadtv. Merken (Zentr.) wurde der Antrag Lang einstimmig
abgelehnt.
Eine Reihe von Ausschußberichten wurden ohne Anstanid er-
ledcht.
Stadtv. Nelles (Zentr.) fragte an, aus welchen Gründen
der Magistrat die Verlage betreffs Einsetzung eines Aus
schusses zur Abänderung der Sätze der städtischen Ab
gaben - Ordnungen zurückgezogen habe.
SLadtM Langer begründete die Zurückziehung damit, daß
der Hauptausschuß durch seinen Beschluß die Zahl der Magistrats-
witglieder zu einer Minderheit im Ausschuß habe herabdrücken
wollen. Der Magistrat zöge es darum vor, es Lei dem jetzigen
Zustand bewenden zu lassen. Stadtv. Heiß Wolf (Soz.) trat
dieser Auffassung entgegen. Gleich ihm bedauerte auch Stadtv.
Landgrebe (Lib.) das Vorgehen d-es Magistrats und erklärte
die Bereitschaft seiner Fraktion zu erneuter Beratung der Vorlage.
Oberbürgermeister Voigt begrüßte diese Anregung und recht
fertigte im übrigen das Verhalten des Magistrats. Die Debatte
zog sich noch länger hin mit dem negativen Ergebnis, daß der
Anregung des Stadtv. Landgrebe nicht stattgegeben wurde.