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Metadata: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Stadtv. Lang (Komm.) stellte demgegenüber den folgenden 
Antrag: 
„Wir beantragen, die Stadtverordneten - Versammlung wolle 
beschließen: 1. Die Unterstützung wird nach dem städtischen 
Index festgesetzt; sie beträgt mindestens zwei Drittel des Lohnes 
eines Vollarbeiters des jeweiligen Schlüsselgewerbes. 2. Den 
Erwerbslosen werden die Brotscheine, die Gasbeihilfe und 
der freie Milchbezug wie seither in voller Höhe weitergewährt. 
Außerdem werden den Erwerbslosen Gutscheine zum freien Bezug 
von Mittag- und Abendessen in der Volksküche verabfolgt. 3. Den 
Erwerbslosen ist eine ausreichende Beihilfe zum Kaufe von Kar 
toffeln und Brennmaterial zu gewähren. 4. Gegen 
Vorzeigen der Vormerkkarte ist den Erwerbslosen der billigste 
Fahrschein der Straßenbahn für die Fahrt vom und zum! 
Arbeitsamt zu bewilligen. 5. Die Aussteuerung der Erwerbs 
losen wird während der jetzigen krisenhaften Erwerbslosigkeit auf 
gehoben oder die Unterstützungsdauer auf 52 Wochen verlängert. 
6. Die sechstagige Karenzzeit wird aufgehoben." 
Der von Stadtv. Thomas (Soz.) begründete sozialdemo- 
kvatische Antrag, der Dezentralisation des Arbeits 
amtes fordert, hat die folgende Fassung: 
„Die Stadtverordneten-Versammlung möge beschließen, dem 
Magistrat dringend nahezulegen, in der Notstandskomwission die 
Frage der Notstand sarbeiten sowie der produktiven Er 
werbslosenfürsorge alsbald zu behandeln und sofort ein groß 
zügiges Programm hierzu vorzulegen. Der Magistrat wird ferner 
ersucht, die gegenwärtigen unhaltbaren Zustände im Arbeits 
amt zu beseitigen. Es soll sofort eine Dezentralisation des Ar 
beitsamtes derart stattfinden, daß in einzelnen Stadtteilen, wie 
im Volkshause Bockenheim Rundbau, im alten' Lokalbahnhof, in 
der Stadthalle. Kontroll- und Zahlstellen eingerichtet werden." 
- Stadtrat Dr. Sch^lotter erklärte, daß der Magistrat den 
Ausschußanträgen restlos Leitrete mit Ausnahme des Paragraphen, 
der den Fortfall der Karenzzeit fordere; in deren Fortfall werde 
die Reichsregierung niemals einwilligen. Magistratsrat Dr. Mater 
wies darauf hin, daß heute ein Zehntel der Frankfurter 
Bevölkerung öffentliche Unterstützung genieße und! 
betonte, daß eine schematische Unterstützung stets teurer komme als! 
eine Prüfung von Fall zu Fall. In der Abstimmung wurden die! 
> Anträge des sozialpolitischen Artsschusses gegen die Mänderungs-! 
und Erweiterungsvorschläge des Stadtv. Lang angenommen. Der 
- Antrag Thomas fand ebenfalls Annahme. 
Stadtv. Frb Dr. Schultz (Dem.) stellte folgende dringliche 
Anfrage: 
„Ist der Magistrat bereit, Auskunft Zu erteilen, was er mit dem 
Frau en s em i nar plant? Ist es richtig, daß der Magistrat 
beabsichtigt, dem Beschluß des Fachschulamtes Leizutreten, acht 
j Tage vor Eröffnung des Unterkursus, zu lvelchem bereits Schü- 
! lerinnen angemeldet und ausgenommen und teils unter Leitung 
des Seminars vorgebildet sind, zu schließen?" 
Gleichzeitig beantragte sie Eröffnung des Unterkursus ab 
1. Oktober und Ueberweisung der ganzen Angelegenheit an den 
Schulausschuß. Stadtrat Meckbach erwiderte, daß Kurse unter 
2-0 Teilnehmern — und um einen solchen handle es sich im vor 
liegenden Falles— zu hohe Kosten verschlängen. 
Stadtv. Frt. Bittorf (Soz.) verlieh ebenfalls ihrem Er ¬ 
staunen über das Vorgehen des Magistrats Ausdruck. 
Stadtv. Korff (Dem.) erklärte dem Magistrat gegenüber, daß 
man eine Spezialanstalt wie das Frauenseminar nicht auf eine 
Stufe mit anderen Anstalten stellen dürfe. Die Provinz stelle 
-ein starkes Kontingent der Besucher dieser Anstalt, schon darum 
könne man sie nicht ohne weiteres einschlafen lassen. Im übrigen 
schloß er sich dem Antrag, von Frl. Dr. Schultz an. Stadtv. 
Land grabe (Lib.) stimmte mit den Ausführungen des Vor 
redners überem. Der Antrag wurde angenommen. 
Stadtv. Kreß (Zentr.) beantragte, daß die Schornstein 
fegergebühren wieder wie früher durch die Schornstein 
fegermeister direkt von den einzelnen Metern Mngezo gen werden. 
Stadtv. Higler (Soz.) stellte demgegenüber den Antrag auf 
Kommunalisierung des Schornsteinfsgergewerbes. Stadtv. Wag 
ner, (Mittelstand) rügte in endlosen Ausführungen die geringe 
Arbeitsleistung und die Ueberheblichkeit der Schornsteinfeger. 
Stadtrat Dr. Schmude versicherte, daß die von Stadtv. 
Kreß gemachten Anregungen zurzeit in Erwägung gezogen wür-' 
den. Im Stadtv. Bouveret (Dem.) fand der angegriffene 
Schornstinfegsr seinen Verteidiger. Die Anträge gingen an den 
wirtschaftspolitischen Ausschuß. Kurz nach neun Uhr stellt die 
Presse die Berichterstattung ein. 
--- Die Frankfurter KutturLagung. In seinem Vertrag über die 
Wissenschaft und das Evangelium nahm Prof. Eugen j 
Ros^n stock das Wort Zur „WissenschastskrisD Er erklärte die 
seelische Abwanderung der Jugend von der Wissenschaft, insbeson 
dere! der Naturwissenschaft, daraus, daß diese nicht nur die Frage 
nach der Wahrheit, dem Sinn des Geschehens unbeantwortet lasse, 
sondern sich auch noch vermesse, mit Maß und Zahl die vor ihrem 
Forum gar nicht zuständigen Beziehungen zwischen den Menschen 
zu erkennen rmd zu regeln. Wie am Endo des Mittel-alters die 
Scholastik an der aufkonwrenden Natur-wissenschaft Zerbrochen sei, 
so Zerbreche heute die Naturwissenschaft an einer bereits sich an 
kündigenden neuen Wissenschaft, die sich der Wissenschaft von Gott 
und der Wissenschaft von der Natur als „Wissenschaft vom Menschen" 
anzu-gliedern habe. Die besondere Aufgabe dieser Wissenschaft, die 
etwas gewaltsam als Phase eines historischen Entwicklungsprozesses 
ausgedHm wutde. skizzierte der Redner dahin, daß sie zum Unter 
schied von der abstrakten Naturwissenschaft stets die konkrete 
.Situation zum Ausgang und Endziel ihres Fragens nehmen 
^müsse. Statt zu unwirklicher Objektivität sich zu verflüchtigen, 
dürfe sie niemals Ähren wirklichen Ursprung vergessen und die 
numMWe Mmeinschaft verleugnen, der sie entwachse und der sie 
zu dienen habe. E'ne solche Wissenschaft kann, dem Redner zufolge, 
nichr in einen Widerstreit mit dem Glauben verwickelt werden; im' 
Gegenteil, sie wendet nach seiner Ueberzeugung die Wahrheit des 
Evangeliums insofern auf sich an, als sie von ihren Jüngern nicht 
ein Absehen von ihrer Person, eine Entselbstung forderst wie die 
Naturwissenschaft es tut, sondern gerade das Eingeständnis ihrer 
„unendlichen Interessiertheit" an den Problemen von ihnen Heischt^ 
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Vu e st e n G n (8ä. 1), kerner äie Zestrilt Drok. 4^ r ist u r 
stkeste rtK : L e ist kr 1 ti 8 est e R st i! oso - 
p st ie ü sterstanpt in ö I I e st ?" (Rä. 4) unä Dr. 
NÄx pe 18: .A o W in e n i a r 2 n L a nts Rrv - 
I e ^ o nae n (Rä. 16). Mu stinLuMstorninen ist als 
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Hvr-8 se vsest aktliesten R Zieste Iox;ie" von 
Anna st üma-rst i n , äZs ääe Ornnälmten meiner äer 
stiMnari äe^ ^eelenlVstevs..Kereestt .weräenäen. vrissen- 
«vstAkEesten DKMstolOM, My sie rnerÄh von Möjste-Irn 
Dätste^ geloräeri ^vnräe, im 8inne äer sträisosten 
DstÄoKopstie Listen nniernMnrt. 
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Dein UsNA rurn O^LoItisnmK, äer kiest aps äen vsr- 
sestieäenKten Orünäen staute näe eine ^neste. 
stieilet stai, rüdlä eine 8ost«E von Reora Re z^er 8. st: 
,,I) e r O k- st n It 1 8 inns unserer sta e" (Leve- 
laer, stosopst Rerestei. 192 8.) eneiMKest unk äen I^eid. 
Das seiir voIst-stÜMstest MstMene Rüestchln Mstt einen 
De-sterWest üster äie inaniL^kaesten DrLesteinnnMkor- 
nren äes inoäernsn Oststnltisnins von äen ststeosopsteni 
unä ^ntstroposopste an stis st-eiast sn äen KpiriMtiKesten 
stsKestenKMelern unä NN es nir^enäs an strülii^sn 
dorten ^e^en Irrlestrer unä stetrü^srEeste MÄn-äer- 
tLter kestlen. Die Detraestiun^en M-sten von äeni 8tänä- 
punstt aus, äak äer OststultisinuK in allen sÄMn Lr- 
sosteännnMkorinen ein steinä äer Kirrste sei. — In äie- 
sern ^uKUMmenstanM sei anest äie Zesträkt äes Oiekener 
DmvatäoLenien Die. Dr. Keinriest Driest : „ ntstro- 
posopstiseste 8estau unä religiöser 
6 ILust e" (Ztreeste-r unä 8estiöäer, 8iuttMt) genannt, 
äie in Lnstrusttiv^r ^eise eine stvpoloM äes „sestanen- 
äen" unä äes „^läustiZen" Nensesten ent^viestelt. 
Die DnterZnestnnAen ^ipkeln in äeni stlaestweis, äaL 
RuäoR Kleiner ein nuk äie 8ostmr stinLielenäer 
OnostLster kiest von äern Bäusti^en Nensesten äarin un- 
dersesteiäet, äsL er äie Lestransten äer Lreatur ni-eäer- 
MreiAen traostbet, ääe ä-er DUnstiM Mnau innestLlt. ^uest 
wärä an äer Ilanä ^utLN8M^stlte.r Rele^e ^eseM, ä»^ 
i O oetste, an l äen sie st äie ZteMerLaner i nrnrer ru ste- 
- ruken pklexen, viel ester äem st^puL äer OstMstensnMN» 
Kosten LNMieostnen sei.
	        
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