besser nicht wünschen kann.
ZWbZrMO.
Versteht man unter Zauberei die Beschwörung von Gei-
stern,-die Verwandlung von Menschen in schreckliche Tiere, so ist
W einte achtend, --atz diese schwarze Magie in unseren fortgeschrit
tenen Zeiten nichts mehr Au suchen hat. Wer wollte m erner
Epoche der Eisenbetonbrücken und des Rundfunks dem Manns
mir der spitzen Mütze und dem Zauberstaö noch Glauben schenken,
wenn er seine Kreise zieht und in ihnen unerklärliche Phänomene
ProduAert? Nein, er begegnete der Skepsis überall und seine
Künste vermochten Zivilisierten Menschen nur ein Lächeln Zu ent
Locken.
Bestünde die Zauberei auf jenem alten Hokuspokus, sie wäre
füglich erledigt. Indessen, sie hat sich modernisiert, sie halt mit dem
Zengeist Schritt- sie ist zur Technik geworden. Obgleich es als
Widerspruch erscheint, daß das Hexen ohne Hexerei vor sich gehen
solle, so ist ihm doch nichts übrig geblieben, als der modernen Ün-
glärKigkeit Rechnung Zu tragen und sich genau so zu vollziehen
wie "irgend ein industrieller Prozeß. Nur eben mit einer sollen
Geschwindigkeit, daß man de einzelnen Phasen deZ Prozesses
nicht verfolgen kann, und lediglich das glorreiche Endergebnis der
ManLpulaüonen erfährt. Dieses Ergebnis ist wahrhaft wunderbar,
rind diese Geschwindigkeit ist die moderne Hexerei. Sie rein
als Technik Zu bezeichnen, wäre frivol; wie jede hohe technische
Leistung beansprucht sie bereits den Rang der Kunst, und der Name
Handkunst bezeichnet sie gewiß am genauesten. Wer weiß,
auch die Circe war lediglich eine Handkünstlerin, und die in sie
verliebten Genossen des Odyffeus bildeten sich nur ein, als
Schweine herumzuwühlen. Irgend ein Trick wandelte ihre Phan
tasie, und das Gegrunze rührte am Ende gar nicht von ihnen selber
«er. Heute jedenfalls beruht die Zauberei durchaus auf der Ge-
Mlcklichkeil in der Anwendung ratioM einsichtiger Mittel und der
Intellekt wundert sich nur über seine eigenen Wunder.
Au solchen und anderen Betrachtungen gab die Zauber-
Pr isat-S o L re e Anlaß, die am Mittwoch Abend von der
Frankfurter Sektion des magischen Zirkels Leip-
ßig veanstaltet worden war. Man versammelte sich in einem
ELMen von besche denen Ausmaßen, und daß man den Künstlern
— I.-Das schöne DaS von Alexander Koch
herauSgsgedene Werk: »Das schöne Heim" ist jetzt in einer
zweiten verbesserten Aussage erschienen, die den knapper zusammen-
g-efaßten Stoff um praktische Winke bereichert. Den Zeitschriften
und ALbildungSbLnde» der Kochschen Verlagsar.Mt gesellt sich
dieses Buch als literarisch er Ratgeber bei. Die man-
nigkachsten Autoren begleiten in ihm das Werden des Eigen»
Hauses von seinem embryonalen Zustand im Kopf« des Bau
herrn an bis zu seiner vollendeten räumlichen Existenz. Nichts
wird hier ausgelassen, kein Stadium Übergängen. An die Er.
ört«rung des Bauprogramms schließen sich methodische Er
wägungen über die Gestaltung der einzelnen Räume, Beleuchiungs-
und Heizungsfragen werden ebenso eingehend gewürdigt wie
d-e Aufstellung von Kunstwerken im Heim, und auch di« hausfrau
lichen Dings, die Anlage des Gartens, die Vorkehrungen für
Körperpflege finden sich in den Kreis der Überlegungen ein
bezogen. Den Bauluftigen mag das Kompendium gute Dienste
leiste». Dir Eigentümer eines Heims wag es anleitsn zu seinem
BM- , Tr.
-- s„Armes, klemes Mädchen."^ Der Deulig-FiluE
„Armes, klemes Mädchen", der jetzt in Frankfurt (in der Nmen
LichtLühne') vorgeführt wird, gehört zu jenen heute noch seltenen
Kompositionen, in denen das Wesen des Filmes eins reine Ges
staltung findet. Die Fabel gibt Andersens Märcken von dem
kleinen Mädchen her, das im Winter auf den Straßen Schwefel
Hölzer verkauft und zuletzt erfriert, während die Seele empor«
geleitet wird in lichtere Gefilde- Der Film übersetzt diese HandZ
lung in Bewegung, in eine Folge von Licht und Schatten, einen
Reigen dn Gestalten im Schnee, ein stummes Hasten auf Treppen
und an Brückengeländern, eins rhythmische Verdichtung aller Sicht«
barkeiten, die ohne Worte Zu sprechen beginnen. Erscheinung um
Erscheinung gleitet vorbei, das äußere Leben in seiner Mannig«
fMgkeit stellt gleichsam selber sich dar — ein unaufhörlich flutender
Strom peripherer Begebenheiten, aus dem e improvisier* die
Handlung erwächst, ein Gewebe von Au len, das Schicksal,
Seele. Wunder hindurch Schimmern läßt. Niddy Jmpekoven,
das kleine Mädchen, ist die klagende Melodie in dieser Polyphonie
aus Hell und Dunkel. Kahl -an Geste wie die abgebröckelts
hockt sie in der Dachkammer, ein frierendes Etwas, so wandert sie
durch das drohende Berlin, flehend wie ein Lichtrefler im Schnee«
geftöber spricht sie den Kastanienverkäufer und den Autogast an,
und ihre Wicke irren angstvoll umher, zurückgedrängt von d^n
HauZwanden und der Leere zwischen den Menschen. Am Ende
entzündet sie ein- Schwefelholzchen, sich Zu wärmen, und stehe: die
Wirklichkeit der Wendstraße verwandelt sich unwirklich in die
andere Wirklichkeit — ein Weihnachtssaum erstrahlt. Lebkuchen«
männer umtanzen eine knusperige Gans, die sich selber tranck-ieck,
und dann tut eine wunderbare Tr^pe sich auf. di» gradweas in
den Himmel führt, und die kleine Niddy tanzt die Stuten hi an,
dis Kleid ersetzen fallen ab, und schwebend wallt sie hinüber. Deh
arme Körper aber versinkt im Schnee» Tr.
auf die Finger sehen konnte, erhöhte noch den Genuß an iärer
Fertigkeit, die trotz der Kontrolle wieder und wieder erstaunte.
Es begann mit Bällen, die ein junger Zauberlehrling, Herr
Gutelli, nach Gutdünken auftauchen und verschwinden ?etz,
ohne daß man wußte wohin. Ein beruhigendes Intermezzo führte
dann sozusagen ins natürliche Leben zurück: Herr Elf e'n-
heimer zeichnete Karikaturen, oder vielmehr, die Karika-
tuoen flogen von selber auf das Matt, kaum daß er mit der Kohle
oarüber fuhr. Wußte man auch woher, so wußte man es dock erst
nachher, da das Ganze schneller als ein Gedanke Zu Ende geriet.
Zauberkünstler Lamari. der Veranstalter der Sitzung, Le-
gleitete mit munteren absichtsvollen Reden Wunderwerke der
Hexerei. Kein Wort fei verloren über Zauberhafte Nichtigkeiten,
die mir zum Spiel, zur Uebung gewissermaßen unternommen wur
den: also etwa das Hervoclocksn von Geldstücken aus der Weste
des ahnungslosen — eine bene'bensw^ e Fähigkeit,
Leren Besitz jede andere eigentlich unnötig machen sollte oder
die Verwandlung einer Karte in eine andere. Wesentlicher schon
ist eine Produktion wie diese: man steckt in einen Lampeuryflnder
aus Was drei Tücher --- ein rotes in die Mitte und rechte und
links davon je ein grünes. Dann schlenkert man den Zylinder ein
Wenig, und siehe, oder stehe nicht — das rote Tuch in der Mitte
ist sott. Einfach fort. Hexerei. Der Gipfel ist entschieden die
Verzauberung eines lebendigen Vögelchens, das in einem grünen
KäNa Vievü. Mich war es ersstent und fröhlich, nun eine Be-
z wegung, und der Käfig hat sich in Nichts sufgelE
nicht mehr existente Vögelchen räücht plötzlich Me^ Hut
einer fremden Dame wieder auf, piepsend, als ob nichts inzwischen
geschehen sei. Woher, wohin? Es ist entzückend, daß man darüber
nicht Nachdenken muß, sondern schlicht sich, sagen dsH, daß die
moderne Magie HanLkunst sich nennt.
Auch ein Zusä^uex und Dilettant Wrigens mMete sich
zu den Karten, ein Liebhaber freilich, der es .mir manchem
greifen, erfahrenen Zauberer es aufnehmsn magr Herr
Bruno Fürst, dessen Künste schlechterdings nicht SW-
rchwejgen zu üoergshsn sind. Er Waltet- mit den KartenfpiLten
unbeschränkt, und Klaubt man, vierzehn Karten sbgcZMr 'Ku
^aoen, srnL es in Wahrheit siebzehn gewesen, wovon man
flch Zu. fernem Leidwesen überzeugen muß. Herr Dr^ Fürst
YcU eben vierzehn in siebzehn verwandeln wollen, und. da er
pch niemLis irrt, hat man sich selber geirrt. Dar man Hon
früher rm Kopfrechnen schwach, so traut man m-Zukunft'M
simpelsten Additionen nicht wehr und Zweifelt ernsthaft Äran,
ob zwei mal zwei wirklich vier ergebe. Alles d^
Hexerer, dre vor lauter Logik die Gesetze der Lotzi! verwirrt.
Zum Schlüsse trat der Meister der Zauderer auf, Herr
srch l^eixier, der mir gutem Grunde VoZA. heißen
- - ' schmerzlich §S zu bekennen: dock er umstrahlte noch
terne Vorgänger, die ihm denn auch bereirwillig ihre Huldigung
erwreWN. Ern distinguierLer Herr, der mit nachlässiger'' Elecänz
R n oe f ch re l vl rche s erwirkte. Leichte Harr-bewegn n gen, einmal so,
dann wieder so und aus der Leere des Raumes blättert sich
-m ganzes Kartenspiel aus, legt sich auf den Tisch, wird von
neuem ergriffen und verliert sich im Leeren. Die Handfläche
ratzt me Karten nicht, auch auf dem Handrücken sucht man sie ver-
gebnch, und zwrschen den Fingern sie Zu vermuten, wäre ein
Wahn. Sre sind vochanden und doch nicht vorhanden.' Basta.
Dann wird em Beutelchen vorgewies-en, ein schwarzes BeuteMen,
von dessen Inhaltslosigkeit jeder sich überzeugen magi Nn
meiner ^hmS: und aus dem Deutelchen kriechen Bananen ber-
! ausgerechnet vier, es können auch fünf gewesen
- steht, naye dabei, man verfolgt die lockeren Gebärden,--ober
bleM daher, dre Bananen, die nicht sein -sollten, sind. Wun.
urbare und Kwecklose Ereignisse, die s-chr angenehm Lrü-Hren,
ryV mancher SfM dem Geiste der Technik entstammt.
Japan und Amerika. Weder um diplomatische Verwicklungen
noch gar um einen Konflikt Mischen diesen beiden Großmächten
handelt es sich, sondern um Zwei Filme, einen exotisch-östlichen
und einen technisch-westlichen, die im Skala- und im Ratio-
nallheater vorgeführt werden. Jener: „Lotosblume"
genannt, ist ein NaturfarLenfilm, der in teilweise ausge
zeichneten farbigen Bilder die rührende Geschichte einer Keilen
japanischen Madame Butterfly erzählt. Anna May W sn g, unter--
stützt von dem Kinde Moran, spielt die Hauptrolle in diesem er
greifenden Drama, das sich langsam, langsam entfaltet und sehr
traurig zu Ende geht. Alles verliert diese edle Blume des Ostens -
an dem Europäer, der sie geliebt und verlassen hat: ihr Herz und Z
bM Kind, und nun bleibt ch? nichts M der T^. Ein herz-!
zerbrechendes Schicksal voller Groß- und Wehmut, das freilich
allzuMeppend sich gestaltet. — Fixer im Tempo ist der Film:
Maud Rockfellers Wette", ein entzückendes Lustsmel
aus der amerikanisierten Welt, in dem Lokomotiven und Börsen-
Manöver entscheidend mitagieren. Stich Kaiser - Tietz, Be
sitze? einer LokomöLivenfabrik, erweist sich als Techniker von Ge
blüt. Die spannende Handlung nimmt ein Ende, wie man es sich