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Verliner
I^icktspielkäuser
Die Lichtspielhäuser Berlins
sind nicht Kinos mehr, sondern
Paläste der Zerstreuung. Das
dier adgebildcte Ufa-Theater
Turmstraße in Moabit ist
als praktischer Zweckbau das
Muster eines solchen Palastes.
Eine geräumige Kapenhalle, um
fangreiche Parken- und Rang-
foners, deren Größe ausreicht,
um 1700 Menschen bequem die
Möglichkeit des Wartens vor
einer neuen Vorstellung zu
geben, eine große Konzeriorgel,
ojsei^s Orchester, vor allem aber
von ocn Zugängen getrennte
Abgänge für das Publikum
sind seine wesentlichen Vorzüge.
Der vor wenigen Wochen in
Betrieb genommene Gloria-
Pala st liegt am Eingang des
Kurfürstendarnms, dort, wo die
Lichtreklamen allabendlich auf
die K aiser-Wilhetm-Gedächtnis-
kirche ein General-Bombarde
ment eröffnen, unter dessen An
prall sie sich zusehends ver
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kleinert. Wie die Abbildungen
zeigen, ist in diesem Palast die
Rückkehr zum Theater voll
zogen, die — leider — von den
großen Berliner Lichtspiel
häusern allgemein angestrebt
wird. Der Zuschauerraum mit
samt dem Treppenvestibül und
den intimen Vorgemächern: das
alles atmet den Geist eines Resi
denztheaters aus dem 18. Jahr
hundert. Das den Rokoko
Kirchen entlehnte Motiv der in
die Wand eingebauten Herr
schaftslogen mehrt noch die
Exklusivität. Der Widerspruch
zwischen dem architektonischen
Gehalt und der Bestimmung
des festlichen Innern liegt am
Tag. Man erwartet Mozart zu
hören und erblickt — von den
seitlichen Plätzen übrigens ver
zerrt — amerikanische Film
grotesken, die aus der stilvollen
Gehaltenheit Herausbrechen. Der
Drang nach Theaterwirkung bei
der Raumgestaltung ist in ästhe
tischer Hinsicht ein Irrtum, wie
glänzend immer er sei. l^r